HDR mit dynamischem Tonemapping
Die HDR-Pro-Technologie optimiert 4K-HDR-Signale und wartet mit einer faustdicken Überraschung auf. Der Befund unserer Untersuchung ist, dass BenQ im W2720i ein dynamisches Tonemapping implementiert hat. Damit projiziert das Gerät alle HDR-Spielfilme mit optimaler Lichtausbeute, weil jedes einzelne Bild analysiert und optimiert wird. Das ist in dieser Preisklasse eine echte Neuerung. Unterstützt werden die High-Dynamic-Range-Formate HDR10+, HDR10 und HLG. Auf Dolby Vision muss hingegen verzichtet werden.
Mit unseren Einstellungsempfehlungen laufen HDR-Spielfilme zur Hochform auf. Der zunächst vorhandene leichte Grauschleier, den wir schon bei HDTV-Inhalten in dunklen Szenen kritisiert haben, wird mit unseren Einstellungsempfehlungen quasi fortgeblasen, wodurch sich ein überaus plastischer Bildeindruck einstellt. Das dynamische Tonemapping lässt hierbei HDR10-Inhalte strahlend hell leuchten, wovon dunkel gemasterte Filme wie West Side Story extrem profitieren.
Tageslichtszenen sehen fantastisch auf. Wenn Maria mit ihren Freunden am späten Nachmittag durch New York tanzt und „America“ singt, leuchten die bunten Kleider prachtvoll im tief stehenden Sonnenlicht. Ihr roter Lippenstift, das gelbe Kleid und ihre schwarzen Haare werden sehr natürlich auf der Leinwand reproduziert. Die eingeblendeten Untertitel sind bestens zu lesen.
Da der W2720i HDR-Signale lediglich von 0 bis 1000 cd/m² darstellt, überstrahlen in Sully zahlreiche Inhalte ins Weiß (Clipping), weil dieser Film auf der UHD-Blu-ray Signale von bis zu 10 000 cd/m² aufweist.
Elvis liegt in HDR10+ vor und kann hingegen vollauf überzeugen. Im Gegensatz zu anderen Projektoren kann im BenQ W2720i die FI hinzugeschaltet werden, wenn Filme in HDR10+ projiziert werden. Dadurch wird die Bewegungsschärfe weiter gesteigert. Überdies können separate Anpassungen vorgenommen werden, um das Bild noch ein wenig anzuspitzen. Lediglich „Globale Kontrastverbesserung“ und „Lokale Kontrastverbesserung“ unter „CinemaMaster“ lassen sich nicht hinzuschalten, weil HDR10+ das dynamische Tonemapping anhand der hinterlegten Metadaten im Film selbst durchführt. Das funktioniert in der Praxis so gut, dass wir fast mit der Zunge schnalzen vor Begeisterung.
Bewertung
Lieferumfang: | |
Anschlüsse und Konnektivität: | |
Optik, Mechanik und Verarbeitung: | |
Aufstellungsflexibilität: | |
Betriebsgeräusch: | |
Stromverbrauch und Folgekosten: | |
Bedienung/OSD: | |
Farbdarstellung: | |
Bildschärfe: | |
Helligkeit / Schwarzwert und Kontrast: | |
Helligkeitsverteilung / Farbhomogenität: | |
Skalierung und Interpolation: | |
Eignung für Präsentationen: | |
Eignung für Unterhaltung: | |
Eignung für Heimkino: | |
Preis-Leistungs-Verhältnis: | |
Preis (inkl. MwSt. in Euro): |
ab 1.898,90 € *
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Gesamtwertung: |
4.6 (SEHR GUT) |
Fazit
BenQ hat den W2720i neu entwickelt. Mit zeitgemäß flachem Gehäuse, 6,4 kg Gewicht und der Stellfläche von 42 x 30 cm wirkt der Lichtwerfer wie ein kleiner Bolide. Das neue Design ermöglicht ein niedriges Betriebsgeräusch, das in höchster LED-Stufe mit 28 dB flüsterleise ausfällt. Die Leistungsaufnahme ist mit 137 Watt erfreulich gering, womit stundenlangem Filmspaß nichts im Weg steht.
Aufstellung und Installation sind angenehm einfach. Das 1,3-fache Zoomobjektiv hat eine Weitwinkelcharakteristik, um große Bilder in kleinen Räumen zu erzielen. So leuchtet der BenQ W2720i eine 2,50 m breite 16:9-Leinwand aus einer Entfernung von 2,50 bis 3,25 m vollständig aus. Darüber hinaus kann das Bild vertikal noch um ±5 % verschoben werden, was die finale Anpassung erleichtert.
Die bewährte 4LED-Lichtquelle besitzt eine Lebensdauer von 20 000 Stunden im Normalmodus und 30 000 Stunden im Eco-Modus. Die Lichtausbeute reicht für Bildbreiten bis zu 3,30 m. Farbblitzen (Regenbogen-Effekt) ist extrem reduziert – dank der schnellen LED-Schaltzeiten. Mit 28 dB(A) ist der Projektor überdies flüsterleise.
Google TV bietet Zugriff auf Smart-Funktionen und alle Apps, die wir von unserem TV-Gerät kennen. Dazu gehören bekannte Streamingdienste wie Netflix, Disney+, Prime Video, Paramount+ und Apple TV. Über den integrierten Chromecast können Inhalte direkt vom Smartphone kabellos übertragen werden.
Auf einen Spielemodus wird verzichtet. Trotzdem können Gamer den Projektor gut nutzen, weil der Input-Lag sehr niedrig ist: 6,5 ms mit 1080p und 240 Hz, 17,9 ms bei 4K60-Zuspielung.
Der BenQ W2720i ist ein Ein-Chip-DLP-Projektor, der via XPR-Shift-Technologie bis zu 3840 x 2160 Pixel sequenziell projiziert. Vor Auslieferung wird der Beamer kalibriert. Die Farbräume Rec. 709 und DCI-P3 werden zu 100 % respektive 99 % abgedeckt. Während ein besserer Schwarzwert durchaus wünschenswert ist, sorgen digitale Helferlein dafür, dass ein Grauschleier regelrecht vom Bild gezogen wird.
HDR Pro unterstützt das angesagte High-Dynamic-Range-Format HDR10+. Weiterhin besitzt der Projektor ein dynamisches Tonemapping, um auch die statischen HDR-Varianten bestmöglich darzustellen.
Plus
- Langlebige 4LED-Lichtquelle
- Kalibriert ab Werk
- Sehr scharf
- Exzellente Farbdarstellung
- 4K via XPR-Shift
- HDR10+
- Dynamisches Tonemapping
- Google TV
- Alle beliebten Streamingdienste
- Modernes Design
- Vollständiges Farbmanagement
- 100 % Rec. 709 und 99 % DCI-P3
Minus
- Besserer Schwarzwert und Kontrast wären wünschenswert
Hinweis in eigener Sache: PRAD erhielt den W2720i von BenQ zu Testzwecken. Herstellerseitig gab es weder eine Einflussnahme auf den Testbericht noch eine Verpflichtung zur Veröffentlichung oder eine Verschwiegenheitsvereinbarung.
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Und hier noch der Vergleich im verdunkelten Wohnzimmer mit weißen Wänden.
Links das mattweiße Studiotek 100, rechts die Phantom-Kontrastleinwand.
https://rehders.de/wp-content/uploads/2018/11/15-Stewart-Studiotek-100-Phantom-Screenshot-Schanzenviertel-Wohnzimmer-ohne-Tageslicht-Foto-Michael-B.-Rehders.jpg
Vielen Dank für den detailreichen und sehr informativen Test.
Ich überlege, den W2720i mit einer Kontrastleinwand zu kombinieren (eine Deluxx Darkvision mit Gain 0,8). Ist das bei diesem Projektor sinnvoll, oder ist auch bei „normal-“ weißen Leinwänden mit einem ausreichend hohen Kotrast zu rechnen? Da der W2720i kalibriert „nur“ auf ca. 1500 Ansi Lumen kommt, bin ich nicht sicher, ob ein 0,8er Tuch ausreichend hell ist.
Aber ein guter Schwarzwert ist mir schon wichtig (geschaut wird im sehr gut abgedunkelten Wohnzimmer mit weißen Wänden/ Decke).
In einem abgedunkelten Wohnzimmer mit weißen Wänden bietet eine Kontrast-Leinwand grundsätzlich Vorteile, weil das Streulicht im Raum weniger Einfluss auf das Schwarz im Bild nimmt. Der Kontrast wird dadurch weniger reduziert als mit einer mattweißen Leinwand.
Zur Deluxx Darkvision mit Gain 0,8 kann ich nichts sagen, da ich dieses Modell nicht getestet habe. Grundsätzlich neigen aber alle Kontrastleinwände mit grauer Grundfläche und aufgetragenen lichtverstärkenden Partikeln zum Glitzern – und zu einem Hotspot-Effekt, ob der Lichtbündelung.
Alternativ funktioniert auch eine Gain 2,8-Leinwand in mattweiß, weil diese die Lichtausbeute um 280 % erhöht. Die Nebeneffekte (Glitzern) sind aber auch hier vorhanden, weil die „Lichterhöhung“ durch Lichtbündelung und durch „Silberpartikel“ erfolgt.
Ich kenne aber auch Heimkinonutzer, die sich ob der Verringerung der Lichtausbeute und der Nebenwirkungen einer Kontrastleinwand nachträglich für eine mattweiße Gain 1,0 – 1,3 Leinwand entschieden haben.
Meine Empfehlung ist: Sich eine Kontrast-Leinwand vorab im Fachhandel anzuschauen und zu prüfen, inwiefern das Glitzern als Störend empfunden wird – oder eine mattweiße Leinwand sogar „besser“ geeignet ist.
Hier mal ein Vergleichsfoto meines TEST einer Stewart-Leinwand – Studiotek 100 vs. Phantom bei kontrolliertem Tageslichteinfall:
https://rehders.de/wp-content/uploads/2018/11/14-Stewart-Studiotek-100-Phantom-Screenshot-Schanzenviertel-Wohnzimmer-mit-Tageslicht-Foto-Michael-B.-Rehders.jpg
Ich hoffe, dass meine Ausführungen hilfreich sind.
Viele Grüße
Michael B. Rehders
Vielen Dank für die ausführliche Einschätzung!
Meines Wissens nach hat die Deluxx Darkvision keine lichtverstärkenden Partikel auf der Oberfläche, was einerseits gut wegen möglichen Glitzereffekten wäre, andererseits dann eben etwas (zu) dunkel sein könnte.
Deluxx gibt ja auch eine Empfehlung für Leinwandgrößen und entsprechend nötige Lichtstärken, da sind die kalibrierten 1500 Ansi Lumen des w2720i gerade noch am unteren Ende für eine 110 Zoll Leinwand angegeben…
Nochmals Danke auch für die Vergleichsbilder. Im abgedunkelten Raum kommt mir der Unterschied in den Schatten gar nicht sooo groß vor. In den Mitten und Lichtern ist die weiße Leinwand schon strahlender mit mehr Zeichnung.
Ich fürchte tatsächlich, dass ich um den Test in einem Laden fast nicht herum komme 🙂