Graustufen und Farbverläufe
Die Graustufen wirken beim LG HU710PW völlig neutral. Auch in feinen Grauverläufen konnten wir keinerlei Farbschimmer oder Banding-Effekte feststellen. Die hellsten Stufen sind vollständig und die dunkelsten bis einschließlich Stufe 11 zu erkennen. Letzteres ist nicht sonderlich gut, aber bei Projektoren durchaus normal.
Bei komplett die Projektionsfläche ausfüllenden Testbildern sind natürlich auch wieder die Schwächen bei der Bildhomogenität zu sehen. Schaut man den Verlauf in der Bildmitte an, wird aber deutlich, dass das kein Problem der Graustufen-Darstellung an sich ist, sondern nur die Randbereiche betrifft.
Farbwiedergabe
Richtig beeindrucken kann der LG HU710PW bei der Farbdarstellung. Bereits bei unserem ersten Testbild ist gut zu erkennen, dass der Proband sehr kräftige Farben produzieren kann. Das gelingt dabei bei den Primär- wie auch bei den Sekundärfarben gleichermaßen gut.
Zum Vergleich: Während der BenQ TK850i bei Gelb nur ein fades Ocker darstellen konnte, war beim ViewSonic PX748-4K zwar ein Gelb zu erkennen, aber nur ein sehr blasses. Der LG HU710PW dagegen kann alle Farben so leuchtkräftig auf die Leinwand bringen, dass die Darstellung schon mit einem selbstleuchtenden Monitor mit erweitertem Farbraum vergleichbar ist.
Allerdings zeigen sich auch Defizite im Farbverlauf, die erst im zweiten Testbild offenkundig werden. Im Bildmodus „Standard“ können bei Rot und Blau mit sehr viel gutem Willen auch in der Mitte – nahe der maximalen Sättigung – noch alle Farbabstufungen erahnt werden. Bei Grün geht jedoch die Differenzierung über einen relativ großen Bereich vollständig verloren. Noch dramatischer fällt das Zusammenfallen aller drei Primärfarben in den Modi „Lebhaft“ und „Sport“ auf. Da zeigen sich die Probleme bereits im ersten Testbild. Am besten gelingt die Farbdifferenzierung in den Modi „Kino“ und „Filmmaker“. Im Gegenzug ist hier aber auch der Farbraum sichtbar reduziert.
Bei den Graustufen gibt es dagegen keine Abstufungsprobleme. Der Gammaverlauf scheint ganz in Ordnung zu sein. Moiré-Probleme konnten wir ebenfalls keine feststellen. Hellere Hauttöne wie hier im Testbild wirken vielleicht etwas kräftiger, bleiben aber sehr natürlich.
LED-Projektoren sind generell für kräftige Farben bekannt. Beim LG HU710PW kommt aber erstmals das neue hybride Lichtquellensystem von LG zum Einsatz. Die Primärfarben Rot und Blau werden dabei wie gehabt über LEDs erzeugt. Zur Erzeugung von Grün wird aber ein blauer Laser mit einem vorgeschalteten gelben Phosphor-Chip verwendet. Das soll laut Hersteller für eine verbesserte Helligkeit und Farbdarstellung sorgen und ermöglicht auch die Funktion „Adaptiver Kontrast“. Dabei wird die Laserleistung dynamisch an die jeweilige Szene angepasst.
Laut Hersteller kann der LG HU710PW den DCI-P3-Farbraum zu 95 % und mit 1,073 Mrd. Farbabstufungen (10 Bit) wiedergeben.
Der LG HU710PW bietet zahlreiche Presets (Bildmodi) an, die wir uns alle angeschaut und vermessen haben. Den größten Farbraum finden wir im Modus „Lebhaft“ – gefolgt vom Modus „Sport“ und dem Standard-Modus. In diesen Modi wird der Farbraum der HDTV-Norm annähernd vollständig umschlossen und teils noch deutlich übertroffen.
Um das zu erreichen, wird in allen drei Modi eine Farbtemperatur verwendet, die mit über 12 000 K schon mehr als deutlich auf der kühlen Seite liegt. Die folgende Grafik zeigt den Projektorfarbraum (weißes Dreieck) im Vergleich zu DCI-P3 (schwarzes Dreieck) im Modus „Lebhaft“.
Die Bildmodi „Kino“ und „Filmmaker“ und überraschenderweise auch der Modus „Spiel“ orientieren sich dagegen eher am Farbraum der HDTV-Norm und sind in den Farben daher im Vergleich deutlich eingeschränkt. Das Gleiche gilt für die beiden Experten-Modi. Zwischen dem Filmmaker-Modus und dem Modus „Experte Dunkel“ konnten wir dabei mit freiem Auge beim Umschalten keinen Unterschied ausmachen. Auch messtechnisch sind die Unterschiede minimal.
In diesen Modi werden die Eckpunkte der HDTV-Norm bei Rot und Blau zwar einigermaßen gut getroffen, bei Grün ist der Farbraum des Projektors aber deutlich größer und etwas nach links verschoben. Bei Grün und Magenta gibt es auch deutliche Abweichungen bei den Sättigungspfaden, die hier ansonsten noch recht gut eingehalten werden.

Im Standard-Modus hingegen passen die Sättigungspfade generell nicht zur HDTV-Norm. Im Vergleich zur UHDTV-Norm mit DCI-P3 sieht es etwas besser aus. Aber auch hier liegen die Sättigungspunkte bei Rot lange Zeit zu niedrig (von der Mitte ausgehend).
Auffällig im Standard-Modus sind auch die Verbindungspunkte der Primärfarben. Sie verlaufen nicht als Gerade, sondern sind bei den Sekundärfarben nach außen ausgebeult. Das haben wir so noch nicht zu sehen bekommen. Möglicherweise hängt das mit dem Einsatz der hybriden Lichtquelle zusammen.
Während uns die Farben im Standard-Modus, die insgesamt merklich über die HDTV-Norm hinausgehen, subjektiv eigentlich überwiegend besser gefallen haben, kann nur der Filmmaker-Modus beim Helligkeitsanstieg und Gammaverlauf wirklich überzeugen.
Die Farbtemperatur liegt im hier mit 7100 K auch noch einigermaßen nahe bei der D65-Vorgabe. Allerdings muss der LG HU710PW hier ebenfalls bis ca. 40 % Helligkeit erst einmal ordentlich Anlauf nehmen. Darunter ist die Farbtemperatur deutlich wärmer.
Im Standard-Modus wird dann wenigstens ein einigermaßen konstantes Niveau erreicht – wenn auch ein sehr kühles. Im Filmmaker-Modus dagegen ist der Verlauf der Farbtemperatur auch danach noch ziemlich unruhig.
Beim RGB-Niveau zeigt sich auch eine Erklärung für den sichtbaren Rotstich im Schwarzbild.
LG hat die „Energiesparen“ getaufte Regulierung der Lampenleistung unter dem Hauptmenüpunkt „Support“ versteckt. Ein Herunterregeln der Lichtleistung hat bei manchen Projektoren auch unerwünschte Auswirkungen auf die Farbraumfähigkeiten und die Farbtemperatur.
In den Modi „Standard“ und „Filmmaker“ bleibt die Farbtemperatur zwischen maximaler und minimaler Lampenleistung aber nahezu identisch, und der Farbraum schrumpft jeweils nur geringfügig.