Test LG HU85LS – Ultrakurzdistanz-Beamer mit 3-Channel-Laser
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Subjektive Beurteilung

Punkten kann der LG HU85LS auf jeden Fall erst mal mit einer sehr natürlichen Farbdarstellung ab Werk im Kinomodus. Die HDTV-Norm wird sehr gut abgedeckt. Wünscht man sich bei UHD- und HDR-Filmen aber kräftigere Farben in Richtung Rec. 2020, kann der Projektor dies nicht leisten.

Originalfoto (Testbild)
Originalfoto
Foto von der Leinwand
Foto von der Leinwand

Zufriedenheit ist immer eine Frage der Erwartungshaltung. Die dürfte aber bei den meisten angesichts des Anschaffungspreises von 6.000 EUR schon recht hoch sein. Die Werbebotschaft von LG suggeriert nach unserem Eindruck zumindest eine einfache Installation. Wer das Gerät mal schnell hinstellt und das Bild an die nackte Wand im Designer-Wohnzimmer projizieren lässt, wird mit Sicherheit nicht restlos begeistert sein. Das dürfte wohl selbst bei einer Standardleinwand in einem vollständig abgedunkelten, aber hell gestalteten Wohnraum höchstwahrscheinlich noch der Fall sein.

Keine Frage: Bei vollständiger Abdunkelung des Raumes konnten wir Filme und Serien genießen. Allerdings gelang uns dies auch mit einem mobilen Kurzdistanzprojektor für knapp unter 1.000 EUR. Nun erwartet man bei einem deutlich höheren Preis auch eine wesentlich bessere Bildqualität, und dies konnten wir in der Praxis nicht ausmachen.

Schlechte Detailzeichnung in dunklen Szenen
Schlechte Detailzeichnung in dunklen Szenen
Kraftvoll in hellen Szenen
Kraftvoll in hellen Szenen

Verschiedene Einsatzszenarios führen zu unterschiedlichen subjektiven Einschätzungen. Während in dunklen Szenen ein merklicher Verlust an wichtigen Details zu beklagen ist, werden helle Szenen kraftvoll und dreidimensional dargestellt. Letzteres funktioniert an einem trüben November-Tag sogar mit seitlichem Fensterlicht noch erstaunlich gut. Dunkle Bildinhalte können bei diesem Szenario dagegen nicht überzeugen.

Die Lichtleistung des LG HU85LS ist aber trotz der Verluste durch den flachen Projektionswinkel auch am Tag spürbar. Filme mit durchweg hellen Bildinhalten können auch tagsüber in ansprechender Qualität dargestellt werden.

Natürliche Farbdarstellung
Natürliche Farbdarstellung
Die Licht-Power eines Drachen – fehlt nur noch der Kontrast
Die Licht-Power eines Drachen – fehlt nur noch der Kontrast

Bei einer Standardleinwand kann man zumindest mit lichtschluckenden Maßnahmen an Decken und Wänden in der näheren Umgebung der Leinwand die Bildqualität ganz erheblich steigern. Sein eigentliches Potenzial wird der LG HU85LS aber vermutlich erst in Verbindung mit einer CLR-Leinwand zeigen.

Großes Kino, aber erst mit der richtigen Leinwand
Großes Kino, aber erst mit der richtigen Leinwand

Leider lässt sich aber nicht alles, was wir angesprochen haben, mit einer CLR-Leinwand ausbügeln. Dazu gehört etwa das Thema 4K und Pixel-Shift. Die Auswirkungen des Pixel-Shifts sind sicher nicht immer so dramatisch wie in unserem Testbild zur Bildschärfe. Aber auch in realen Szenen sind sie durchaus zu sehen.

In der Netflix-Serie Versailles (Staffel 3, Folge 2, Minute 13:44) trägt der König zum Beispiel eine große, goldene Brosche am Hals. Solange er stillsteht, sind die feinen Details sehr gut zu erkennen. Sobald er sich bewegt, wird in der Brosche ein eigenartiges Flimmern sichtbar. Auch im Standbild zur Bildschärfe sieht man aus nächster Nähe ein deutliches Flimmern in feinen Strukturen.

UHD-Filme sehen auch auf einem Full-HD-Projektor in der Regel immer besser aus als (ältere) Full-HD-Filme. Das liegt einfach daran, dass 4K-Filme von vornherein hochwertiger produziert werden und solche Inhalte auch nach einem Downsampling mehr Details enthalten. Was dagegen bereits bei der Aufnahme nicht aufgezeichnet wurde, kann auch später von keinem noch so hoch auflösenden Endgerät wiedergegeben werden.

Der erwartete Wow-Effekt ist bei der Wiedergabe von UHD-Filmen mit dem LG HU85LS im Vergleich zu einem Full-HD-Projektor bei uns aber nicht so recht eingetreten. Das liegt aus unserer Sicht daran, dass es beim LG HU85LS eben schon ein wenig Szenen-abhängig ist, inwieweit der Pixel-Shift-Trick auch tatsächlich mehr Details auf die Leinwand bringt.

Zu guter Letzt wäre da noch die teils zu beobachtende nicht optimale Detailzeichnung in dunklen Bereichen zu nennen. Das erste Bild oben mit der Drachenhöhle ist insgesamt derart dunkel, dass eine Kontrastminderung durch Rückreflexionen nicht die Erklärung dafür sein kann, dass man in den dunklen Bereichen nur noch Schwarz sieht. Mit Tuning-Maßnahmen ließe sich das eventuell in den Griff bekommen.

Einen Projektor in dieser Preisklasse sollte man sich im Fachgeschäft mit der passenden Leinwand vorführen lassen. Worauf man achten sollte, haben wir schon verraten. Den Aufpreis durch die Fachberatung ist es in der Regel immer wert. Eine gute und deutschlandweit vertretene Adresse dafür wäre zum Beispiel heimkinoraum.de.

Sound

Der LG HU85LS besitzt Lautsprecher mit immerhin 2 x 5 Watt Ausgangsleistung. Volumen und Klangqualität mögen zwar mit manchen Smart-TVs mithalten können, können aber darüber hinaus nicht vollumfänglich begeistern. Aus unserer Sicht gehört zu einem großen Bild auch eine entsprechende Klangkulisse. Der Hersteller empfiehlt dafür eine Soundbar aus dem eigenen Haus. Wir raten dagegen von vornherein, bei der Planung zur Aufstellung auch eine adäquate Mehrkanal-Surround-Anlage mitzuberücksichtigen.

Integrierte Lautsprecher mit 2 x 5 Watt hinter edlem Textil versteckt
Integrierte Lautsprecher mit 2 x 5 Watt hinter edlem Textil versteckt

Für die Sound-Unterstützung mit externen Audio-Geräten ist der LG HU85LS auf jeden Fall bestens aufgestellt. Dazu gehören der optische S/PDIF-Ausgang, die Möglichkeit der Verbindung via Bluetooth und die AV-Synchronisation im OSD.

Manuel Findeis

... beschäftigt sich beruflich wie privat seit über 20 Jahren intensiv mit den Themen und Entwicklungen in der IT-Branche. Als freiberuflicher Autor, Testredakteur und Fotograf, kennt er die Anforderungen an ein gutes Display. Für PRAD ist er seit 2013 tätig.

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10 Gedanken zu „Test LG HU85LS – Ultrakurzdistanz-Beamer mit 3-Channel-Laser“

  1. Hi,
    habe den HU85LS für günstig Geld geschossen und versuche mir gerade in der Welt der CLR & FRESNEL Leinwänden.

    Bei den CLR Leinwänden kommt es aber bei fast allen zu einem Blaustich. Hängt das an meinen Einstellung?

    Gibt es irgendwelche speziellen Einstellungen für die verschiedenen Modi?

    VG

    Antworten
  2. Sind die Leinwand wo getestet worden sind mit die normalen Gain 1.0 oder hab ihr da auch die speziell dafür vorgesehen UST-Leinwände wo das Licht von unten direkt nach vorne projiziert wird und die streulichte von der seite dann gedämpft wird.

    Antworten
  3. Tolles Review, vielen Dank!
    Ich bin Besitzer eines HU85LS und habe das Problem, dass das Bild bei sämtlichen Netflix Filme/Serien extrem ruckelt. Dies war beim vorgänger TV (Sony 47″) nicht der Fall.
    Die Verbindungseinstellungen haben sich dabei nicht verändert: Shield TV (2015) -> AV Receiver -> HU85LS

    Ist euch dieses Verhalten ebenfalls aufgefallen, oder liegt es eventuell an meine Einstellungen?

    Antworten
    • Ich überlege mir den Beamer auch zu kaufen. Verwenden Sie den Beamer als TV Ersatz, also auch bei Tageslicht? Wie zufrieden sind Sie ?

      Da ich den Beamer nicht besitze, kann ich Ihnen bei dem geschilderten Problem leider nicht helfen. Vielen Dank für die Antwort.

      Antworten
      • Hab zwar ein alte UST-Beamer von Phillips mit normale Leinwand wo ich als TV Ersatz benütze.
        Hab jedoch mal ein ein kleine LeinwandMuster bestellt wo extra für UST-Beamer ist und muss sagen, der Unterschied ist extrem. Jedoch ist der Leinwandfarbe grsu und nicht weiss. Was man Berücksichtigen muss.

        Hoffe konnte dir da was helfen.

        Antworten
        • Vielen Dank für die Antwort. Ich konnte den LG schon in Action bestaunen, aber Langzeitanwendungen sagen mehr als der Kurzaufenthalt beim Händler. Das ich eine Hochkontrastleinwand benötige ist mir bekannt. Hab mich sehr intensiv damit auseinandergesetzt. Trotzdem Danke.

          Antworten
    • Hallo Marco, abgesehen von den im Test geschilderten Problemen beim Start der Streaming-Anwendungen: nein. Wenn sie sich aufrufen ließ, lief die Netflix-App im Test ausgesprochen gut und performant. Hast Du es schon mal mit der Netflix-App des Beamers dirket versucht?

      Antworten

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