Test LG HU85LS – Ultrakurzdistanz-Beamer mit 3-Channel-Laser
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UST-Projektor kann bereits aus einem Abstand von 5,6 cm eine Diagonale von 90 Zoll darstellen

Aufstellung Teil 2

Der LG HU85LS bietet dagegen außer seinen vier ausschraubbaren Standbeinen und einer elektronischen 12-Punkt-Verzeichniskorrektur keine Hilfestellung bei der Aufstellung.

Links: Screenshot Projektorausrichtung (LG-Handbuch); Rechts: Elektronische 12-Punkt-Verzeichniskorrektur (LG-Website)
Links: Screenshot Projektorausrichtung (LG-Handbuch); Rechts: Elektronische 12-Punkt-Verzeichniskorrektur (LG-Website)

In dem von uns beschriebenen Szenario ist das Einpassen der Projektion in eine Rahmenleinwand nach unserer Erfahrung irgendwo zwischen extrem mühselig und einem Ding der Unmöglichkeit angesiedelt. Die Gründe liegen dabei zum Großteil in der UST-Projektion an sich:

  • Minimale Veränderungen am Projektor haben gleich eine sehr große Auswirkung auf das Bild. Beispielsweise zeigt der Blick auf die Tabelle mit den Projektionsgrößen: 1 mm Abstand des Projektors von der Leinwand mehr oder weniger bedeutet, dass das Bild in der Breite 0,5 cm größer oder kleiner wird. Auch das Parallel-Ausrichten zur Leinwand ist buchstäblich Millimeterarbeit.
  • Umgekehrt werden bereits kleinste Unebenheiten oder Schiefstellungen bei der Projektionsfläche sofort unangenehm im Bild sichtbar.
  • Aufgrund des extrem flachen Einstrahlwinkels ist der flache, abgeschrägte Rahmen der Leinwand bereits im Weg. Sollen keine Pixel abgeschnitten werden, muss man mit einer Reduktion der maximal möglichen Bilddiagonale um einen 1 bis 2 cm breiten Rahmen rundherum leben.
  • Der Abstand verändert die Bildgröße und damit auch die erforderliche Projektorhöhe. Zumindest beim LG HU85LS wird zudem durch die Fokussierung die Bildgröße ganz massiv geändert. Beim Fokussieren sieht es so aus, also würde man das Bild von unten nach oben in die Länge ziehen.
  • Beim Ausrichten muss man also den Projektor mittig und parallel zur Wand ausrichten, die Höhe, den Abstand und ggfls. die Nivellierung und Neigung anpassen und das Bild am Drehrad fokussieren – und zwar am besten alles gleichzeitig, und das mit einem sperrigen, 12 kg schweren Projektor samt ziemlich harten Kanten.

Ein zufriedenstellendes Ergebnis ist uns auch nach vielen Stunden Aufwand nicht gelungen. Übrig blieb in jedem Fall eine sehr deutliche Einbuchtung in der Mitte oben – ähnlich wie in der Abbildung oben zur 12-Punkt-Korrektur.

Die Darstellung in der Abbildung von LG konnten wir in der Praxis nicht nachstellen. Mit der Edge-Anpassung lassen sich die zwölf Korrekturpunkte nämlich nur in Richtung nach innen anpassen. Eine Ausbuchtung nach innen konnten wir korrigieren, aber eben nicht nach außen.

Um sicherzustellen, dass diese Verzeichnungsprobleme nicht der Optik des LG HU85LS geschuldet sind, haben wir daher die Leinwand erst mal komplett abmontiert und das Bild stattdessen auf die vermeintlich völlig ebene Wand projiziert.

Testbild des LG HU85LS zur Edge-Anpassung bei Projektion an die nackte Wand (ohne Edge-Korrekturen)
Testbild des LG HU85LS zur Edge-Anpassung bei Projektion an die nackte Wand (ohne Edge-Korrekturen)

Zu 100 Prozent gerade sind auch hier die Linien nicht. Wir werten das Ergebnis aber zugunsten des LG. Trotz der sehr schwierigen Projektionssituation aus nur 5,6 cm Entfernung scheint im LG HU85LS eine hochwertige und weitgehend verzeichnungsfrei arbeitende Optik verbaut zu sein. Ob das tatsächlich so ist oder bereits ab Werk elektronisch nachgeholfen wurde, lässt sich für uns mit vertretbarem Aufwand nicht ermitteln.

Die noch im Bild zu sehenden Ungleichmäßigkeiten dürften auf jeden Fall weitgehend der Wand geschuldet sein. Auch eine Rahmenleinwand ist nicht aus einem Guss. Die Leinwand innerhalb des Rahmens hat trotz der dauerhaften Einspannung ebenfalls ein gewisses Spiel.

Bei Projektoren aus größeren Distanzen spielt das alles keine Rolle, da diese Abweichungen im Bild praktisch nicht sichtbar werden. Bei UST-Projektoren raten dagegen renommierte Leinwandhersteller selbst von ihren eigenen, teuren Motorleinwänden mit Selbstspannung ab. Die Option, am Tag einen Fernseher zu verwenden, der am Abend hinter einer ansonsten weitgehend unsichtbaren Leinwand verschwindet, hat man damit bei UST-Projektoren nicht.

Um das Bild dann doch noch auf unsere Leinwand zu bringen, sind wir wie folgt vorgegangen. Zuerst haben wir das Bild an der Unterkante ausgerichtet. Bei der Bildgröße haben wir uns an den seitlichen Rändern unten und der nach innen gebauchten Mitte oben orientiert, sodass diese Bereiche möglichst Leinwand-füllend eingepasst waren. Dass dadurch die Ecken oben über die Leinwand hinausgingen, haben wir zunächst ignoriert und dann über die Edge-Anpassung wieder ausgebügelt.

Anpassung in die Leinwand mit Edge-Korrektur – vorher
Anpassung in die Leinwand mit Edge-Korrektur – vorher
Anpassung in die Leinwand mit Edge-Korrektur – nachher
Anpassung in die Leinwand mit Edge-Korrektur – nachher

Das Ergebnis ist nicht perfekt, aber zumindest akzeptabel. Startet man mit einem UST-Projektor bei null, hat man es zudem schon einfacher. Hierfür gibt es spezielle Lösungen, die wir am Ende noch kurz vorstellen.

Zunächst wollen wir aber die Gelegenheit nutzen und im direkten Vergleich zeigen, was passiert, wenn man auf eine Leinwand komplett verzichtet. Die folgende Abbildungsserie zeigt jeweils links die Projektion an die nackte, rein-weiß gestrichene und verputzte Wand und rechts die Projektion auf unsere Rahmenleinwand.

Wir zeigen absichtlich eine ganze Reihe an unterschiedlichen Testbildern, da ja nach Bildinhalt andere Aspekte besser deutlich werden. Der Projektor ist auf den Bildmodus „Standard“ mit Lichtleistung „Mittel“ eingestellt. Bei der Kamera sind Belichtung und Weißabgleich für alle Aufnahmen identisch fixiert.

Testbild 1: Mainscreen (Links Projektion auf die Wand, rechts Projektion auf die Leinwand)
Testbild 1: Mainscreen (Links Projektion auf die Wand, rechts Projektion auf die Leinwand)
Testbild 2: Geometrie Schwarz auf Weiß (Links Projektion auf die Wand, rechts Projektion auf die Leinwand)
Testbild 2: Geometrie Schwarz auf Weiß (Links Projektion auf die Wand, rechts Projektion auf die Leinwand)
Testbild 3: Geometrie Weiß auf Schwarz (Links Projektion auf die Wand, rechts Projektion auf die Leinwand)
Testbild 3: Geometrie Weiß auf Schwarz (Links Projektion auf die Wand, rechts Projektion auf die Leinwand)
Testbild 4: Vertikale Graustufen (Links Projektion auf die Wand, rechts Projektion auf die Leinwand)
Testbild 4: Vertikale Graustufen (Links Projektion auf die Wand, rechts Projektion auf die Leinwand)
Testbild 5: Graustufenrahmen (Links Projektion auf die Wand, rechts Projektion auf die Leinwand)
Testbild 5: Graustufenrahmen (Links Projektion auf die Wand, rechts Projektion auf die Leinwand)
Testbild 6: Testbild Burosch (Links Projektion auf die Wand, rechts Projektion auf die Leinwand)
Testbild 6: Testbild Burosch (Links Projektion auf die Wand, rechts Projektion auf die Leinwand)
Testbild 7: Ausschnitt Testbild Burosch (Links Projektion auf die Wand, rechts Originaldatei)
Testbild 7: Ausschnitt Testbild Burosch (Links Projektion auf die Wand, rechts Originaldatei)
Testbild 8: Ausschnitt Testbild Burosch (Links Projektion auf die Leinwand, rechts Originaldatei)
Testbild 8: Ausschnitt Testbild Burosch (Links Projektion auf die Leinwand, rechts Originaldatei)

Manuel Findeis

... beschäftigt sich beruflich wie privat seit über 20 Jahren intensiv mit den Themen und Entwicklungen in der IT-Branche. Als freiberuflicher Autor, Testredakteur und Fotograf, kennt er die Anforderungen an ein gutes Display. Für PRAD ist er seit 2013 tätig.

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10 Gedanken zu „Test LG HU85LS – Ultrakurzdistanz-Beamer mit 3-Channel-Laser“

  1. Hi,
    habe den HU85LS für günstig Geld geschossen und versuche mir gerade in der Welt der CLR & FRESNEL Leinwänden.

    Bei den CLR Leinwänden kommt es aber bei fast allen zu einem Blaustich. Hängt das an meinen Einstellung?

    Gibt es irgendwelche speziellen Einstellungen für die verschiedenen Modi?

    VG

    Antworten
  2. Sind die Leinwand wo getestet worden sind mit die normalen Gain 1.0 oder hab ihr da auch die speziell dafür vorgesehen UST-Leinwände wo das Licht von unten direkt nach vorne projiziert wird und die streulichte von der seite dann gedämpft wird.

    Antworten
  3. Tolles Review, vielen Dank!
    Ich bin Besitzer eines HU85LS und habe das Problem, dass das Bild bei sämtlichen Netflix Filme/Serien extrem ruckelt. Dies war beim vorgänger TV (Sony 47″) nicht der Fall.
    Die Verbindungseinstellungen haben sich dabei nicht verändert: Shield TV (2015) -> AV Receiver -> HU85LS

    Ist euch dieses Verhalten ebenfalls aufgefallen, oder liegt es eventuell an meine Einstellungen?

    Antworten
    • Ich überlege mir den Beamer auch zu kaufen. Verwenden Sie den Beamer als TV Ersatz, also auch bei Tageslicht? Wie zufrieden sind Sie ?

      Da ich den Beamer nicht besitze, kann ich Ihnen bei dem geschilderten Problem leider nicht helfen. Vielen Dank für die Antwort.

      Antworten
      • Hab zwar ein alte UST-Beamer von Phillips mit normale Leinwand wo ich als TV Ersatz benütze.
        Hab jedoch mal ein ein kleine LeinwandMuster bestellt wo extra für UST-Beamer ist und muss sagen, der Unterschied ist extrem. Jedoch ist der Leinwandfarbe grsu und nicht weiss. Was man Berücksichtigen muss.

        Hoffe konnte dir da was helfen.

        Antworten
        • Vielen Dank für die Antwort. Ich konnte den LG schon in Action bestaunen, aber Langzeitanwendungen sagen mehr als der Kurzaufenthalt beim Händler. Das ich eine Hochkontrastleinwand benötige ist mir bekannt. Hab mich sehr intensiv damit auseinandergesetzt. Trotzdem Danke.

          Antworten
    • Hallo Marco, abgesehen von den im Test geschilderten Problemen beim Start der Streaming-Anwendungen: nein. Wenn sie sich aufrufen ließ, lief die Netflix-App im Test ausgesprochen gut und performant. Hast Du es schon mal mit der Netflix-App des Beamers dirket versucht?

      Antworten

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