Ausmessung und Kalibration
Wir haben im Folgenden den Acer S243HLbmii auf seine Farbechtheit hin getestet und ausprobiert, wie gut sich der Bildschirm kalibrieren lässt. Von Bedeutung sind die Ergebnisse primär für Grafik- und Fotobearbeitung – im Office- und Spielebetrieb dürfen sie getrost vernachlässigt werden. Bei derlei Anwendungen dominiert der subjektive Eindruck. Nachdem wir den Maximalfarbraum des TFTs ermittelt haben, ging es anschließend um den Vergleich mit dem Druckfarbraum ISOcoated und dem sRGB-Farbraum.
Farbraumvergleich
Das Zusammenspiel verschiedener Eingabe- und Ausgabegeräte im Endkundenbereich basiert auf dem Standard-RGB-Farbraum (sRGB) – er ist der kleinste gemeinsame Nenner. Auch Windows geht automatisch von sRGB aus, sofern kein Farbprofil zu einem Gerät oder einer Grafikdatei vorliegt. Dass viele Farbdrucker auf Normalpapier mit dem sRGB-Profil arbeiten, ist ein weiterer Grund, warum der sRGB-Farbraum im Gegensatz zum ISOcoated-Druckfarbraum für „Otto Normalverbraucher“ von Bedeutung ist. Damit diese sRGB-Kette ohne Farbmanagement funktioniert, müssen alle beteiligten Komponenten die Spezifikationen erfüllen, dürfen sie aber nicht überschreiten.
Die Grundausstattung eines Amateurfotografen von heute unterscheidet sich grundlegend von derjenigen eines Fotofreunds vor fünf Jahren. Bestand die Ausrüstung seinerzeit aus einer Kleinformat-Digitalkamera, finden wir heute in diesem Segment verstärkt digitale Spiegelreflexkameras – bessere Fototechnik ist bezahlbar und damit auch populärer geworden. Um ihren Kunden die Auseinandersetzung mit speziellen Farbräumen zu ersparen, haben auch Bilderdienste viele ihrer Belichtungsmaschinen auf den sRGB-Farbraum umgestellt.
Interessant ist der Vergleich zum ISOcoated-Farbraum des Offsetdrucks, der dem Mindesten entspricht, was aktuelle Tintenstrahldrucker bewältigen können. Viele moderne Tintenstrahldrucker und Druckverfahren decken darüber hinaus einen noch größeren Bereich ab.
3D-Farbraumvergleich
Wie gut die Farbräume tatsächlich umschlossen werden, kann aber nur die folgende dreidimensionale Betrachtung der Farbräume zeigen.
Erläuterung: In den 3D-Ansichten repräsentiert das schwarze Gitternetz den jeweiligen Standardfarbraum dar, das weiße Gittermodell den Monitorfarbraum. Der bunte Würfel kennzeichnet die Schnittmenge beider Farbräume. Ragt das schwarze Gitternetz aus dem bunten Würfel heraus, ist der jeweilige Standardfarbraum größer, als der vom TFT darstellbare Farbraum. Umgekehrt ist dort, wo das weiße Netz aus dem Würfel herausragt, der Monitorfarbraum größer als der jeweilige Standardfarbraum.
ISOcoated: 89 % Abdeckung
sRGB-Farbraum: 89 % Abdeckung
Die oben gezeigten Farbraumansichten stammen von einem ICC-Matrix-Profil, das während der Profilierung mittels ICC3D generiert wurde. Die Software berechnet für die grafische Aufbereitung eine Vielzahl von Stützstellen aus den vorhandenen Parametern, in erster Linie sind das die Normfarbwerte der Primärfarben und die Gradation für jeden Farbkanal. Durch die Kalibrierung auf den für den jeweiligen Arbeitsfarbraum empfohlenen – nicht zwingend vorgegebenen – Weißpunkt wird der Farbraum gegenüber der Werkseinstellung verändert, je weiter die Intensität der Farbkanäle reduziert werden musste, umso stärker.
Angesichts der blumigen Herstellerformulierung, der S243HLbmii sei zur Darstellung eines größeren Farbbereichs mit besserer Sättigung in der Lage, ist die tatsächliche Farbraumabdeckung etwas enttäuschend. Selbst im Vergleich zu anderen, hier getesteten TN-Panels sind die Ergebnisse mager:
Sowohl der sRGB- als auch der ISOcoated-Farbraum können jeweils nur zu 89 Prozent abgedeckt werden. Für den letztgenannten Farbraum errechneten wir gar nur eine 84,5-prozentige Abdeckung. Die Abweichung zu der im UGRA-Test ermittelten ISO-Abdeckung von 89 Prozent kommt dadurch zustande, dass die dort vermessenen Tonwerte im Hinblick auf ein DeltaE von maximal fünf ausgewertet werden. Deshalb ist eine hier ermittelte Abdeckung von beispielsweise 100 Prozent nicht gleichbedeutend mit der vollständigen Abdeckung des angegebenen Referenzfarbraumes.
Wie die Grafiken erkennen lassen, kann der Acer S243HLbmii keinen erweiterten Farbraum darstellen, darum finden die Farbräume AdobeRGB und ECI 2. im Rahmen dieses Tests keine Beachtung. Am wichtigsten für Normalanwender ist die sRGB-Abdeckung, AdobeRGB ist hingegen für Fotografen und Grafiker von Interesse, ECI-RGB 2.0 ebenso.
deltaE Abweichung
Erläuterung der Abweichung deltaE: Die Abweichung der Farbwerte wird in deltaE 94 (dE) angegeben, wobei deltaE das Maß für den empfundenen Farbabstand ist. Gemessen werden mehrere Grauabstufungen, die primären (RGB) und die sekundären (CMY) Grundfarben. Der kleinste Farbunterschied, den das menschliche Auge üblicherweise wahrnehmen kann, entspricht einem deltaE-Wert von eins.
Viele Menschen erkennen Unterschiede bei den Farben erst ab einem Wert von drei. Eine Ausnahme bilden Grüntöne: Weil unsere Augen für sie besonders empfindlich sind, nehmen wir hier bereits kleinere Unterschiede wahr. Die empfohlene durchschnittliche Abweichung wird mit drei dE beziffert, das Maximum sollte kleiner sein als zehn dE, noch besser: kleiner als sechs dE. Bis zu einem Wert von zehn deltaE haben zwei Farben jedoch noch genügend Ähnlichkeit zueinander.
Der Acer S243HLbmii bietet drei Voreinstellungen, die Text, Grafik und Spielfilm bezeichnet sind. Zusätzlich können vom Anwender getroffene Einstellungen unter dem vierten Preset, Benutzerdefiniert, gespeichert werden. Im Rahmen unseres Tests verwendeten wir die Werkseinstellung „Standard“, weil viele Benutzer davon ausgehen dürften, dass sie dem sRGB-Standard am nächsten kommt.
Vergleich der Werkseinstellung mit dem sRGB-Standard
Werkseinstellung | sRGB-Standard | Erreicht |
Weißpunkt / Kelvin | 6500 | 6574 |
Helligkeit / cd/m² | 120 | 241 |
Schwarzpunkt / cd/m² | 0,00 | 0,32 |
Kontrast / x:1 | Nativ | 752 |
Gamma / Durchschnitt | sRGB (~2,2) | 1,39 |
Die Bildqualität unseres Testgeräts leidet, wie die vieler seiner Artgenossen, unter den typischen Schwächen der Werkseinstellung: Gemessen an der Vorgabe ist die Helligkeit doppelt so hoch und das Gamma zeigt sich ziemlich instabil. Sein deutlich zu hoher Schwarzwert lässt den Acer die herstellerseitige Angabe des Kontrastverhältnisses (1.000:1) sichtlich verfehlen. Einzig der Weißpunkt weicht so gut wie gar nicht von der sRGB-Vorgabe ab.
Die helleren Grauabweichungen stechen durch die von der Vorgabe (Gamma: sRGB) stark abweichende Gradation heraus, während sich die Abweichungen der Primär- und Sekundärfarben – bis auf den überdeutlichen Ausreißer der Farbe Grün – auf vertretbarem Niveau bewegen. Die durchschnittliche Farbabweichung von 4,1 liegt jedoch noch im akzeptablen Bereich.
Vom Gesamteindruck her liefert unser Testgerät mit der „Standard“-Einstellung nur ein durchschnittliches Bild: Besonders Grün ist überbetont, gefolgt von Rot. Da die Werkseinstellung als Ausgangspunkt für die meisten Benutzer sehr wichtig ist, haben wir mit Hilfe von HCFR eine noch genauere Darstellung aufbereitet.
Anhand der Screenshots aus HCFR wird u.a. ersichtlich, dass sich die Grauachse des Acer S243HL nicht neutral verhält. Zudem zeigt sich das Gamma problematisch.
Um ein Arbeiten nahe den Vorgaben zu ermöglich, bieten viele Hersteller ein vorgefertigtes sRGB-Profil zur Auswahl an. Weil unser Testgerät jedoch nicht über dieses Farbprofil verfügt, entfällt die diesbezügliche Messung.