DreamColor Calibration Solution
HPs DreamColor Calibration Solution lag zum Testzeitpunkt in der Version 2.2.0 vor. Die Software wird von X-Rite lizensiert und erlaubt in Verbindung mit dem Dreamcolor Z27x nur eine Softwarekalibration. Anfallende Linearisierungskorrekturen werden also im Farbprofil gespeichert und in die LUT der Grafikkarte geladen. Das unterstützte Messgerät wird von HP vertrieben – es handelt sich um ein i1 Display Pro von X-Rite in OEM-Ausführung (HP DreamColor Calibration System).
Selbst im erweiterten Modus kann das Kalibrationsziel nur wenig angepasst werden. So beschränkt sich die Auswahl der Tonwertkurve auf zwei Gamma-Gradationen (1.8 und 2.2). Gleichzeitig kann die Kommunikation via ADC, das den Benutzer von Einstellungen am Gerät entbinden soll, entweder nicht etabliert werden oder die Einschränkungen des OSD – beispielsweise keine zugänglichen RGB-Gain-Regler – nicht aushebeln. Da das Kalibrationsergebnis durch eine völlig verzogene Tonwertkurve aber ohnehin unbrauchbar ist, fällt das schon nicht mehr ins Gewicht.
Ein Blick auf das aktuelle Datenblatt zum Bundle aus Messgerät und Software bestärkt aber den Verdacht, dass HP eigentlich eine ganz andere Software für die beiden neuen Dreamcolor-Monitore vorgesehen hat. Der hier erwähnte zweite Datenträger bleibt jedoch unauffindbar. Auf der Homepage von HP verliert sich dann die Spur – keine Hinweise, kein Download.
Wir fühlen uns an das Handbuch für fortgeschrittene Benutzer erinnert, das wichtige Informationen zur XML-gesteuerten Kalibration liefern sollte. Im Zusammenspiel mit einer nachgeschalteten Charakterisierung wäre das aufgrund der mutmaßlich umfangreicheren Zieldefinition eine mögliche, wenn auch umständliche Alternative zur reinen Softwarekalibration.
Wir haben HP kontaktiert und hoffen auf eine schnelle Klärung dieser diffusen Situation.
Einbindung in ICC-Workflows (Nachtrag 24.10.2014)
Für den HP Dreamcolor Z27x wird es keine angepasste Version der DreamColor Calibration Solution geben. Um eine vertretbare Integration in farbmanagementfähigen Umgebungen zu ermöglichen, könnte (!) zukünftig nach Durchführung von Kalibration und Validierung ein ICC-Profil auf dem USB-Stick gespeichert werden, das dann manuell auf Betriebssystemebene eingebunden werden muss.
Anders die Situation beim Dreamcolor Z24x: Da eine monitorinterne, rechnerlose Kalibration hier nicht möglich ist, hat HP eine Software entwickelt, die auf der eigenen Programmierschnittstelle basiert. Nach Abschluss der Kalibration erzeugt sie ein ICC-Profil, das die aktuelle Monitorcharakteristik beschreibt. Derzeit wird nur das OEM i1 Display Pro von HP unterstützt (DreamColor Calibration System). Aktuelle Versionen enthalten bereits die neue Software.
Monitorinterne Kalibration
Der HP Dreamcolor Z27x unterstützt eine autonome Kalibration. Das Messgerät wird hierfür an einen speziellen USB-Eingang des Monitors angeschlossen. Nach kurzer Zeit erscheint ein Menü, das den Benutzer durch die Kalibration samt Zieldefinition leitet. Nach Abschluss oder Abbruch des Prozesses ist ein erneuter Aufruf nur durch An- und Abstecken des Messgerätes möglich. Hier wäre eine Integration in das normale OSD sinnvoll.
HP wendet sich mit dieser Funktion vornehmlich an professionelle Benutzer im Videobereich, die eine definierte Farbreproduktion in nicht farbmanagementfähigen Anwendungen benötigen. Das zeigt auch die Unterstützung hochwertiger Messgeräte, wie etwa Spektralradiometer von Photo Research. Ambitionierte Heimanwender werden auf das im vorigen Abschnitt erwähnte DreamColor Calibration System auf Basis eines X-Rite i1 Display Pro zurückgreifen.
Der Benutzer entscheidet sich zunächst für die Anpassung oder direkte Neukalibration eines existierenden Ziels. Im ersten Fall stehen diverse Farbräume zur Auswahl. Eine individuelle Definition ist via OSD leider nicht möglich. Anschließend werden Weißpunkt, Tonwertkurve und Leuchtdichte festgelegt. Die Einstellungen sind mäßig umfangreich. So stehen nur vier Gamma-Gradationen – die sRGB-Tonwertkurve kann nur durch Neukalibration der entsprechenden Voreinstellung erreicht werden – und feste Weißpunkte zur Auswahl. Die XML-gesteuerte Kalibration dürfte hier Abhilfe schaffen.
Die Farbraumemulation basiert auf einer linearen RGB-Transformation. Zu diesem Zweck werden eingehende Tonwerte zunächst über eine vorgeschaltete LUT linearisiert, um nach erfolgter Transformation über eine weitere LUT gemäß der Panelcharakteristik gammakorrigiert zu werden.
Dieser Ablauf ist für einen Monitor durchaus geeignet, allerdings bleibt ein definiertes Gamut-Mapping zwangsläufig aus. Bei der Emulation von Farbräumen, die außerhalb des Bildschirmfarbraums liegen, kommt es also zu erhöhten Abweichungen auch von In-Gamut-Farben.
Nachfolgend haben wir die monitorinterne Kalibration in Verbindung mit dem DreamColor Calibration System eingesetzt, um sRGB und AdobeRGB zu simulieren. Die Messungen gegen den jeweiligen Arbeitsfarbraum werden ohne Farbmanagement durchgeführt. Ein CMM kommt also nicht zum Einsatz.
Vergleich der sRGB-Emulation mit sRGB
Vergleich der AdobeRGB-Emulation mit AdobeRGB
Die Farbraumtransformationen werden präzise umgesetzt. Das ermöglicht eine definierte Darstellung auch abseits von Abläufen auf Basis von ICC-Profilen, sofern der gewünschte Farbumfang vom Bildschirm abgedeckt wird. Die Graubalance ist einwandfrei.
Colorimeter sollten aufgrund ihrer Eigenschaften – die Spektralwertkurven des Normalbeobachters werden über die Kombination aus realen Filtern und Empfänger(n) nur in Annäherung nachgestellt – im Hinblick auf das vom konkreten Monitor emittierte Spektrum korrigiert werden. Die Display-Engine greift für das DreamColor Calibration System auf die passende, spektrale Monitor-Charakterisierung (EDR) von X-Rite zurück. Die Weißpunkt-Abweichung liegt in Bezug auf das von uns eingesetzte i1 Pro bei dE = 3. Das liegt absolut im Rahmen.