Bildqualität
Auch beim 65EG9609 bleibt nicht verborgen, dass die OLED-Technik immer noch in den Kinderschuhen steckt – zumindest, was die Subpixel-Fehler und Einbrenneffekte angeht. So fallen aus kurzer Distanz einerseits tote, also nicht leuchtende Bildpunkte auf und andererseits hinterlassen statische Motive mit der Zeit ihre Spuren.
Während der Fernseher in Standbildern die Auswirkungen durch stetiges Herunterdimmen der Dioden eindämmt, strahlen sie bei bewegten (TV-)Szenen jedoch in der eingestellten Intensität weiter, wodurch unter Umständen die Konturen des Senderlogos auf dem Display verbleiben – sofern stundenlang der gleiche Kanal läuft.
Die Leuchtreserven fallen mit bis zu 436 Candela pro Quadratmeter recht üppig aus, wobei der zugrunde liegende Bildmodus „Spiel“ deutlich zu kühl abgestimmt ist. Das Preset „isf Expert 1“ hingegen zeigt ein angenehm warmes und vor allem farbneutrales Bild, schafft dafür aber nur 345 Candela.
Die Farbreproduktion lässt keine Wünsche offen: Weder die Farben an sich noch Graustufen weisen mit Delta-E-Werten von 2,2 beziehungsweise 1,5 nennenswerte Abweichungen auf. Selbst schwierige Nuancen wie Hauttöne wirken sehr natürlich. Allerdings könnte die Sättigung etwas höher sein. Am schnellsten Abhilfe schafft hier das Umschalten des Farbumfangs von „Standard“ zu „Breit“, wodurch vor allem Rot und Grün sichtbar an Brillanz gewinnen.
Leider schießt der LG 65EG9609 damit in normalen Kinostreifen etwas über das Ziel hinaus, weshalb mehrere Effektstärken wünschenswert wären; Animations- und Zeichentrickfilme wie zum Beispiels „Cars“ oder „Die Schlümpfe“ kommen hingegen perfekt zur Geltung.
Schade nur, dass aus seitlicher Perspektive deutliche Farbverschiebungen auftreten: Zum Beispiel zeigt Weiß bereits bei 40 Grad einen Cyan-/Blaustich und Gelb driftet in Richtung Grün ab. Darüber hinaus begünstigt das Curved-Design Verzerrungen, was den 65-Zöller nicht gerade für größere Zuschauerkreise prädestiniert. Dafür bleiben die Helligkeit und der Kontrast weitgehend stabil.
Selbst aus einem Betrachtungswinkel von 60 Grad verändern sich die erstklassigen Kontrastverhältnisse von 1.103:1 (EBU-Im-Bild) und 942:1 (Hellraum) nur minimal. Im Zusammenspiel mit den phänomenalen Schwarzwerten stechen helle Objekte vor dunklem Hintergrund regelrecht ins Auge und vermitteln so einen realitätsnahen Tiefeneindruck.
Davon profitieren auch generell düstere Szenen, wobei sich der LG-OLED hier einen seltsamen Fehler leistet: Er schattet die seitlichen Bildränder ab und zeigt Artefakte, die an eine ungleichmäßige Kontrastspreizung erinnern. Der Effekt wird sogar verstärkt, wenn man die etwas zu niedrig voreingestellte Helligkeit nach oben korrigiert oder den Menüpunkt „Schwarzwert“ auf „Hoch“ festlegt. Lösen konnten wir dieses Problem trotz zahlreicher Versuche leider nicht.
Die Signalverarbeitung bereitet dem 65EG9609 zum Glück keine Schwierigkeiten: Das De-Interlacing gelingt auf Anhieb perfekt und die „Tru Ultra HD Engine“ erledigt den Feinschliff. Schade nur, dass der Overscan im Tuner-Betrieb ausschließlich bei HDTV-Sendern abschaltbar ist – SDTV-Inhalte büßen in Detailbereichen etwas an Feinzeichnung ein.
Darüber tröstet die saubere Bewegungsdarstellung hinweg; egal, ob bei Sportübertragungen, Laufschriften oder Actionfilmen von Blu-ray. Einzig die rasante Hetzjagd über die Baustelle zu Beginn von „Casino Royale“ lässt das letzte Quäntchen Schärfe vermissen. Zur korrekten 24p-Wiedergabe müssen allerdings ein paar Anpassungen an der TruMotion-Schaltung vorgenommen werden, indem man im benutzerdefinierten Modus „Entruckeln“ auf „1“ und „Schärfen“ auf „10“ stellt.
Im 3D-Betrieb schränkt die passive Polfilter-Technik das Auflösungsvermögen ein. Dem dreidimensionalen Filmvergnügen tut das aus normaler Sitzentfernung jedoch keinen Abbruch. Der Fernseher besticht dabei durch eine erstklassige Raumwirkung, brillante Farben (Farbumfang „Breit“) sowie ausreichende Helligkeitsreserven; zumal die zwei mitgelieferten Brillen nur wenig Licht schlucken. Ebenso gefällt der hohe Tragekomfort.