Farbmanagement
Kameras, Scanner, Monitore und Projektoren erzeugen Farbe aus den drei Grundfarben Rot, Grün und Blau. Das prozentuale Verhältnis, mit dem zum Beispiel ein bestimmtes Orange erzeugt wird, ist aber bei jedem Gerät individuell. CMYK-Druckprozesse mischen die Farben aus Cyan, Magenta, Yellow und Schwarz. Auch hier ist das prozentuale Mischverhältnis je nach Druckprozess individuell. RGB und CMYK sind daher grundsätzlich geräteabhängig.
Auch die RGB-Zahlenkolonnen in einer Bilddatei bedeuten zunächst mal nur ein bestimmtes Mischungsverhältnis der drei Primärfarben Rot, Grün und Blau. Das Mischungsverhältnis ist zwar exakt definiert, je nachdem, was man unter Rot, Grün und Blau versteht, kommt dabei aber immer eine andere Farbe heraus.
Auf Datei-Ebene kann man natürlich in den Metadaten ein Farbprofil zuordnen. Dann sind Farbe und Helligkeit für jedes Pixel exakt definiert. Auch die Berechnungen der EBV-Software sind dann per Definition immer „richtig“. Ob die Farben bei der Aufnahme richtig erfasst wurden, wissen wir aber nicht. Außerdem können wir mit den Zahlenkolonnen nichts anfangen und brauchen zunächst einen Monitor, um die Zahlen als Bild darzustellen und die gewünschten Anpassungen im von uns gewählten Arbeitsfarbraum vornehmen zu können.
Ausgabegeräte wie Monitor/Projektor (RGB) bzw. Drucker (CMYK) erhalten am Ende aber wieder nur einen RGB- bzw. CMYK-Zahlenwert. Mit Farbprofilen können sie nichts anfangen. Der RGB-Wert (255/0/0) bedeutet im sRGB-Farbraum auch eine ganz andere Farbe als zum Beispiel im Adobe-RGB-Farbraum. Eine direkte Weitergabe der Werte aus der Datei kann also per se nicht funktionieren. Sie müssen vorher für das jeweilige Gerät passend umgerechnet werden.
Dazu benötigt man für jedes Gerät eine Übersetzungstabelle. Im ICC-Workflow sind das die ICC-Profile. In letzteren werden den geräteabhängigen Farbinformationen (RGB oder CMYK) jeweils geräteunabhängige Farbinformationen im LAB- oder XYZ-Farbraum zugeordnet. Die Umrechnung erfolgt unbemerkt im Hintergrund.
Für das Betriebssystem bzw. das EBV-Programm stellen Monitor und Drucker jedoch zunächst eine Blackbox dar. Das Programm weiß von allein nicht, welche Fähigkeiten das Ausgabegerät hat, welchen Farbraum es abdeckt und mit welchem Mischungsverhältnis es eine bestimmte Farbe erzeugt. Ohne Zutun des Nutzers wird der Betriebssystem-Standard – also in der Regel sRGB – unterstellt. Die Anzeige von sRGB-Dateien ist dann auf einem Monitor mit erweitertem Farbraum viel zu bunt.
Hier kommt häufig der Einwand, Bildbearbeitung sei doch eh etwas Künstlerisch-Kreatives – Hauptsache, es gefällt. Farbmanagement brauche man nur in der Produktfotografie. Nun ja, man ist halt im Blindflug unterwegs. Solange man die Bilder nur für sich allein auf dem eigenen Bildschirm anschaut, mag das funktionieren. Doch spätestens, wenn der Monitor ersetzt werden muss, kommt das böse Erwachen. Plötzlich stimmt nichts mehr. Nicht nur die Farben, auch die Bilder erscheinen viel zu dunkel, in den Tiefen ist die Zeichnung verschwunden, und die Lichter sind ausgefressen. Wer hat Lust, dann alle RAW-Dateien neu zu entwickeln?
Wenn man seinen Monitor dagegen kalibriert und profiliert, weiß das EBV-Programm anhand des erstellten Geräteprofils genau, was das Gerät kann. Die Bilddaten können aus dem Arbeitsfarbraum passend zu den Anzeigefähigkeiten des Monitors umgerechnet werden, sodass unser Bildeindruck bestmöglich den Daten in der Bilddatei entspricht. Das Ergebnis ist jederzeit auch auf anderen – kalibrierten – Monitoren reproduzierbar.
Zugegeben: Wer seine Bilder überwiegend als Download an Privatkunden verkauft, trifft auf der Gegenseite doch höchst selten auf jemanden, der seinen Monitor kalibriert hat. Wir wissen also nicht, wie viel von unseren Bildern auf dem Bildschirm des Kunden noch übrig bleibt. Dennoch ist es auch hier einfacher, dem Kunden im Falle einer Beschwerde zu helfen und zum Beispiel seine überzogenen Sättigungsregler oder die Helligkeit anzupassen. Das sichere Gefühl, an einem kalibrierten Gerät gearbeitet zu haben, ist doch deutlich angenehmer, als selbst komplett im Dunkeln zu tappen.
Dazu reicht bereits ein einfaches Kolorimeter wie das i1Display Pro. Anders sieht es beim Druck aus. Auch im Digitalzeitalter hat das Zu-Papier-Bringen unserer Bilder nichts von seinem Charme verloren. Ganz im Gegenteil: Letztlich ist es sogar die einzige Möglichkeit, mit der wir hundertprozentig sicherstellen können, dass der Kunde die Bilder genau so bekommt und sieht, wie von uns intendiert.
Druck bedeutet aber einen Wechsel von selbstleuchtendem Monitor hin zu Licht-reflektierendem Papier. Der Bildschirm mischt die Farben additiv nach dem RGB-Farbmodell. Weiß entsteht durch den Maximalwert aller drei Farbkanäle. Im Druck wird mit dem subtraktiven CMYK-Farbmodell gearbeitet. Weiß entsteht durch Weglassen sämtlicher Farbkanäle. Der Grundfarbton der gewählten Papiersorte hat damit ebenfalls einen entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis.
Hier kommt das i1Photo Pro 2 ins Spiel. Als Spektralfotometer mit eingebauter eigener Lichtquelle kann es auch Papier-Ausdrucke messen und daraus ein Druckerprofil erstellen. Das neue Lichtdesign der zweiten Gerätegeneration macht das mit seinen zwei Lichtquellen und optionaler OBC-Kompensation noch mal erheblich einfacher und vorhersagbarer.
Dank des i1Photo Pro 2 können also beim Softproof am Bildschirm sowohl die Farbfähigkeiten des Druckers als auch die Eigenschaften der verwendeten Papiersorte berücksichtigt werden.