Helligkeitsverteilung und Homogenität
Wir untersuchen die Helligkeitsverteilung und die farbliche Homogenität mit einem weißen Testbild, das an 9 Punkten vermessen wird. Daraus berechnen wir zunächst die Helligkeitsabweichungen von der Bildmitte. Die Wahrnehmungsschwelle für Helligkeitsunterschiede liegt bei etwa 20 Prozent.
Hier zeigt der W1080ST+ deutlich wahrnehmbare Schwächen. Die ungewichtete mittlere Helligkeit liegt bei mäßigen 82 Prozent. Nennenswerte Abweichungen sind außer in der Mitte unten praktisch überall an den Rändern zu messen.
Auch mit bloßem Auge wirkt das Weißbild nicht völlig gleichmäßig. Insbesondere links unten ist der Helligkeitsabfall nicht zu übersehen. Auch farblich scheint das Weiß mal mehr ins Rötliche, mal mehr ins Grünliche zu driften. Im Filmbetrieb, also bei bewegten Bildern, mag das nicht so auffallen, bei Fotovorführungen aber unter Umständen schon. Außerdem kommen hier noch weitere Schwächen addierend hinzu, wie wir gleich sehen werden.
Bereits bei der Aufstellung ist uns aufgefallen, dass der W1080ST+ recht „offenherzig“ mit seiner Lichtleistung umgeht und das Licht nicht nur durch die Projektionslinse, sondern praktisch durch alle Öffnungen und in alle Richtungen abstrahlt. Sicher nicht so schlimm wie beim InFocus IN8606HD, aber selbst das vordere Standbein wird nach unten beleuchtet.
Im Heimkino ist jedoch jegliches Streulicht – insbesondere in der Nähe der Projektionsfläche – unerwünscht, da es den Raum zusätzlich aufhellt und Kontrast und Bildqualität kostet. Beim W1080ST+ wird Licht sogar nach vorne abgestrahlt und nur durch die Lüftungsgitter etwas zur Seite von der Projektionsfläche weggelenkt.
Gerade in kleineren Räumen werden dadurch die Wände seitlich erhellt und durch die Reflektion zurück auf die Leinwand der Kontrast geschmälert. Die Messungen finden aber unter Optimalbedingungen statt, das heißt, es wird nur das direkt auf die Leinwand auftreffende Licht gemessen. Das erklärt unter anderem, warum der subjektive Bildeindruck mit den Messwerten bei Weitem nicht mithalten kann. Ein weiteres Problem wird bei Betrachtung des schwarzen Testbildes sichtbar.
Links ist das schwarze Testbild zu sehen, wie man es auch mit freiem Auge sieht. Das Foto rechts zeigt das Schwarzbild mit verlängerter Belichtung, um die Problembereiche stärker sichtbar zu machen.
Nicht nur mit verlängerter Belichtung, sondern auch mit freiem Auge sieht man beim W1080ST+ deutlich eine generelle Aufhellung in der Bildmitte und überall (gehäuft in der rechten Bildhälfte) kreisrunde Lichtflecken, die an Lens Flare erinnern und vermutlich auch genau diese Ursache haben. Das heißt, konstruktionsbedingt entstehen im Inneren des W1080ST+ Reflexionen im Linsensystem, die dann diese Lichtflecken erzeugen.
Graustufen und Farbverläufe
Der Grauverlauf ist recht gleichmäßig. Farbschimmer sind nicht auszumachen. Die Differenzierung gelingt dem BenQ W1080ST+ allerdings bei den hellsten Tonwerten deutlich besser als bei den dunkelsten.
Die hellsten Stufen sind vollständig unterscheidbar, bei den dunkelsten Tonwerten ist ab dem Wert 8 ein Unterschied zu Schwarz nicht mehr auszumachen. In düsteren Szenen gehen Details verloren, woran die oben geschilderten Probleme ebenfalls ihren Anteil haben dürften.
Bei sehr feinen Grauabstufungen wird leichtes Banding sichtbar und der Verlauf wirkt farblich nicht völlig neutral, sichtbar wird das aber nur aus nächster Nähe. Aus normalem Betrachtungsabstand ist es nicht mehr auszumachen. Farbverläufe der Primär- und Sekundärfarben werden dagegen durchwegs sehr gut und gleichmäßig wiedergegeben.
Farbwiedergabe
Der in unserer Testumgebung gemessene Farbraum schaut schon mal gar nicht schlecht aus. Rot und Blau gehen etwas über die HDTV-Norm hinaus, gesättigte Grüntöne können dagegen nicht vollständig dargestellt werden.
Der Anstieg der Helligkeit ist perfekt mit nahezu deckungsgleichen Primärfarben. Der Gammaverlauf liegt ebenfalls nahezu konstant beim Soll von 2,2.
Auch die Farbtemperatur verläuft sehr gleichmäßig, liegt allerdings mit 7306K schon merklich oberhalb der Kinonorm von 6500K. Letztlich ist die Farbtemperatur aber auch ein wenig Geschmackssache, die leicht kühlere Abstimmung dürfte vielen sogar gefallen.
Beim RGB-Niveau zeigt sich das Optimierungspotenzial für eine Kalibrierung. Die Kurven verlaufen noch nicht deckungsgleich, aber weitgehend linear. Für eine Kalibrierung bietet der W1080ST+ zahlreiche Einstellmöglichkeiten. Der Anspruch auf absolute Farbgenauigkeit und die Erfordernis einer Kalibrierung dürften aber bei der Zielgruppe des W1080ST+ wohl eher selten bestehen.
Farbabweichungen in der Übersicht:
Modus | Durchschnittl. Gamma | Durchschnittl. deltaE bei den Graustufen | Höchste Abweichung bei den Graustufen | Durchschnittl. Abweichung Primär- und Sekundärfarben | Höchste Abweichung Primär- und Sekundärfarben |
Standard Normal | 2,23 | 0,37 | 1,0 (bei 100 %) | 6,80 | 9,2 (bei Magenta) |
Cinema Normal | 2,22 | 0,40 | 0,9 (bei 70 %) | 6,24 | 8,6 (bei Magenta) |
Standard Eco | 2,24 | 0,36 | 1,0 (bei 80 %) | 9,31 | 12,8 (bei Magenta) |
Cinema Eco | 2,22 | 0,35 | 0,8 (bei 80 %) | 7,73 | 10,4 (bei Magenta) |
Insgesamt kommt der W1080ST+ – wie auch schon andere BenQ-Geräte vor ihm – mit äußerst gelungenen Presets bereits ab Werk. Das ist gerade in der 1.000-Euro-Klasse keine Selbstverständlichkeit.