Graustufen und Helligkeitsverteilung
Wir untersuchen die Helligkeitsverteilung und die farbliche Homogenität mit einem 100 %-Weißbild, das an neun Punkten vermessen wird. Daraus berechnen wir zunächst die Helligkeitsabweichungen von der Mitte. Die Wahrnehmungsschwelle für Helligkeitsunterschiede liegt bei etwa 10 %.
-4 % | 2 % | -4 % |
-1 % | 0 % | 0 % |
-4 % | -4 % | 0 % |
Ungewichtete mittlere Helligkeitsverteilung: 98 %
Die ungewichtete mittlere Helligkeit liegt bei 98 %. Die Abweichungen bleiben in Summe unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Über die gesamte Fläche sind weder ein Helligkeitsabfall noch Farbverschiebungen auszumachen. Das ist ein herausragendes Ergebnis für einen Projektor.
Alle 256 Graustufen eines JPG-Testbildes werden dargestellt. Der für HDTV-Filme relevante Wertebereich 16 (Schwarz) bis 235 (Weiß) wird von unserem Testgerät vollständig dargestellt. Es laufen keine Inhalte im Schwarz zu, und es überstrahlt nichts ins Weiß.
Empfohlene Bildeinstellungen
Für ein stimmiges Grund-Setup haben wir folgende Einstellungsempfehlungen für Sie. Diese sind eine gute Grundlage, um eine Kalibrierung darauf aufzubauen.
HDTV
Bildmodus | Filmmaker |
Kontrast | 50 |
Helligkeit | 50 |
Farbe | 55 |
Schärfe | 10 |
Gamma | 2,4 |
Pixelverstärker 4K | 2 |
Bewegungsverstärker | Gering |
Lokale Kontrastverbesserung | Aus |
Globale Kontrastverbesserung | Aus |
Lichtquellenmodus | Standard |
Noise-Reduction | Aus |
HDR
Bildmodus | HDR10/HDR10+ |
Kontrast | 52 |
Helligkeit | 50 |
Farbe | 58 |
Schärfe | 10 |
Großer Farbraum | Ein |
Pixelverstärker 4K | 4 |
Bewegungsverstärker | Gering |
Lokale Kontrastverbesserung | Hoch |
Globale Kontrastverbesserung | Hoch |
Lichtquellenmodus | Niedrig dynamisch |
Noise-Reduction | Aus |
Subjektive Beurteilung
Grauabstufungen und Blaufarbtöne sind absolut identisch zwischen dem Originalbild und dem Screenshot der Projektion.
Die Hautfarben der Frauen sehen natürlich aus und unterscheiden sich nicht vom Original. Die Windmühle und die Farben der Stifte sind ebenfalls nicht voneinander zu unterscheiden. Moiré-Effekte an feinen Linien treten nicht auf, gleichfalls sind Aliasing-Effekte nicht vorhanden.
Das Rapsfeld wird sehr gut reproduziert, das Grün unter den gelben Blüten entspricht ebenfalls der Vorlage. Die Schärfe ist auf den Screenshots identisch.
Die leichten Abweichungen der Stifte auf dem Screenshot sind der Fotoaufnahme zuzuschreiben und so in der Projektion nicht vorhanden.
Gaming
Der BenQ W2720i wird als echter Heimkino-Projektor beworben. Dennoch überraschen seine Spiele-Eigenschaften mit einem sehr kurzen Input-Lag. 17,9 ms beträgt er, wenn 4K60-Signale zugespielt werden. Damit liegt der Proband auf demselben Niveau wie der Gaming-Beamer X3100 von BenQ. Ebenso herausragend ist der Wert von 6,5 ms bei 1080p und 240 Hz. Hier unterscheiden sich der neue W2720i und der Gaming-Beamer nicht voneinander. Die Eingangsverzögerung ist so gut, dass FIFA 23 auf der großen Leinwand richtig viel Spaß macht.
Die Navigation der Spieler über das Spielfeld ist angenehm flüssig. Nichts ruckelt. Alles verläuft herrlich smooth. Befehle auf dem Controller werden ohne spürbare Verzögerung prompt auf der Leinwand umgesetzt. Der Ball rollt gut sichtbar über den satten grünen Rasen. Torschüsse und lange Pässe erscheinen realistisch. Beeindruckend ist die hohe Auflösung, die das Spiel erreicht. Die Gesichter der Spieler sind gut zu erkennen. Die Rückennummern werden tadellos dargestellt. Sogar die Zuschauer kann man zählen.
SDR
Da der BenQ W2720i vor Auslieferung kalibriert wird, profitieren Fotografen und Filmliebhaber gleichermaßen von den natürlichen Farben. Fotos und Spielfilme in Schwarz-Weiß beeindrucken, weil es keine Verfärbungen gibt. Über die gesamte Fläche stellt sich eine nur selten gesehene Farbneutralität ein. Darüber hinaus sind die projizierten Bilder extrem fein aufgelöst. Bis in die Ecken ist alles gestochen scharf. Abschattungen existieren nicht. Selbst auf Testbildern können wir keine negativen Attribute ausfindig machen. Der sogenannte Regenbogen-Effekt (RBE) fällt ausgesprochen gering aus. Allenfalls im Abspann oder an kontrastreichen Nachtaufnahmen können wir ihn provozieren. Während des Filmgeschehens halten wir ihn für unbedenklich. Empfindliche Gemüter dürfen gern einen Blick riskieren.
Der Autor dieser Zeilen hat die Panorama-Aufnahme von Hamburg aus der 21. Etage des Hanseatic Trade Centers geschossen. Es fallen uns mehrere Dinge positiv auf. Die rote Farbe des Doppeldeckers wird originalgetreu reproduziert. Der gelbe Schriftzug „Stadtrundfahrt“ hebt sich deutlich davon ab. Weiterhin sind alle Buchstaben vollständig abgebildet. Sogar die kleinen Logos unterhalb der Fenster werden realistisch reproduziert. Die vertikalen Streben auf dem Geländer sind allesamt vorhanden. Die quadratischen Felder auf den Absperrgittern sind bestens abgegrenzt. Weiß und Rot laufen nicht ineinander. Die Treppenstufen können wir klar und deutlich ausmachen. Ebenso sind wir imstande, die einzelnen Mauersteine zu zählen.
Bildsignale von 24, 50 und 60 Hz werden mustergültig reproduziert. Im erweiterten Menü gibt es einen Reiter namens „CinemaMaster“. Dieser enthält neben einer Zwischenbildberechnung, die BenQ „Bewegungsverstärker 4K“ nennt, einen Pixelverstärker sowie eine globale und lokale Kontrastverbesserung, um das gute Bild noch weiter zu trimmen. HDTV-Inhalte sehen bereits ohne diese Helferlein natürlich aus. Deshalb aktivieren wir lediglich die FI auf „Gering“.
Sportübertragungen, TV-Serien und Blockbuster in Full-HD-Auflösung beeindrucken bereits auf unserer 3,20 m breiten Leinwand. Im Zusammenspiel mit der Zwischenbildberechnung treten auf „Gering“ kaum Fehler auf. Erst auf „Hoch“ nehmen sie zu, und zwar in Form von Grießeln und ausreißenden Details in feinen Strukturen. Dazu gehören Haare und Wälder. Auf „Gering“ eingestellt, passiert das nicht. Stattdessen nimmt die Bewegungsschärfe sichtbar zu gegenüber der nativen 24p-Wiedergabe.
Während der Alsterdampfer Richtung Bootsanleger fährt, ist der Name „Atlantic“ auf dem Schild ganz links zu lesen. Wird der Schärferegler auf 10 belassen, stellen sich noch keine Doppelkonturen ein, gleichzeitig werden Feindetails ordentlich aus dem Panorama herausgeschält. Im Hintergrund ist das Hotel zu sehen. Auch hier ist der Schriftzug „Atlantic“ bestens erkennbar. Ebenso sind Schattenbereiche unter den Bäumen davor sehr gut durchgezeichnet. Einzelne Personen können wir darin ausmachen.
Den Spielfilm Avatar: The Way of Water spielen wir von einer Blu-ray zu. Die Weltraumaufnahme weist zahlreiche Sterne auf. Das Raumschiff mit seiner roten Beleuchtung schöpft das Spektrum des Rec.-709-Farbraums aus. Einzelne Wolkenstrukturen und das blaue Wasser auf dem Planeten erzeugen eine tolle Plastizität.
Mischlichtszenen begeistern. Nimmt die Helligkeit ab und überwiegen dunkle Inhalte, liegt ein leichter Grauschleier auf dem Bild. Sobald helle Elemente hinzukommen, lichtet sich der Schleier, und die Plastizität nimmt schlagartig zu.
Und hier noch der Vergleich im verdunkelten Wohnzimmer mit weißen Wänden.
Links das mattweiße Studiotek 100, rechts die Phantom-Kontrastleinwand.
https://rehders.de/wp-content/uploads/2018/11/15-Stewart-Studiotek-100-Phantom-Screenshot-Schanzenviertel-Wohnzimmer-ohne-Tageslicht-Foto-Michael-B.-Rehders.jpg
Vielen Dank für den detailreichen und sehr informativen Test.
Ich überlege, den W2720i mit einer Kontrastleinwand zu kombinieren (eine Deluxx Darkvision mit Gain 0,8). Ist das bei diesem Projektor sinnvoll, oder ist auch bei „normal-“ weißen Leinwänden mit einem ausreichend hohen Kotrast zu rechnen? Da der W2720i kalibriert „nur“ auf ca. 1500 Ansi Lumen kommt, bin ich nicht sicher, ob ein 0,8er Tuch ausreichend hell ist.
Aber ein guter Schwarzwert ist mir schon wichtig (geschaut wird im sehr gut abgedunkelten Wohnzimmer mit weißen Wänden/ Decke).
In einem abgedunkelten Wohnzimmer mit weißen Wänden bietet eine Kontrast-Leinwand grundsätzlich Vorteile, weil das Streulicht im Raum weniger Einfluss auf das Schwarz im Bild nimmt. Der Kontrast wird dadurch weniger reduziert als mit einer mattweißen Leinwand.
Zur Deluxx Darkvision mit Gain 0,8 kann ich nichts sagen, da ich dieses Modell nicht getestet habe. Grundsätzlich neigen aber alle Kontrastleinwände mit grauer Grundfläche und aufgetragenen lichtverstärkenden Partikeln zum Glitzern – und zu einem Hotspot-Effekt, ob der Lichtbündelung.
Alternativ funktioniert auch eine Gain 2,8-Leinwand in mattweiß, weil diese die Lichtausbeute um 280 % erhöht. Die Nebeneffekte (Glitzern) sind aber auch hier vorhanden, weil die „Lichterhöhung“ durch Lichtbündelung und durch „Silberpartikel“ erfolgt.
Ich kenne aber auch Heimkinonutzer, die sich ob der Verringerung der Lichtausbeute und der Nebenwirkungen einer Kontrastleinwand nachträglich für eine mattweiße Gain 1,0 – 1,3 Leinwand entschieden haben.
Meine Empfehlung ist: Sich eine Kontrast-Leinwand vorab im Fachhandel anzuschauen und zu prüfen, inwiefern das Glitzern als Störend empfunden wird – oder eine mattweiße Leinwand sogar „besser“ geeignet ist.
Hier mal ein Vergleichsfoto meines TEST einer Stewart-Leinwand – Studiotek 100 vs. Phantom bei kontrolliertem Tageslichteinfall:
https://rehders.de/wp-content/uploads/2018/11/14-Stewart-Studiotek-100-Phantom-Screenshot-Schanzenviertel-Wohnzimmer-mit-Tageslicht-Foto-Michael-B.-Rehders.jpg
Ich hoffe, dass meine Ausführungen hilfreich sind.
Viele Grüße
Michael B. Rehders
Vielen Dank für die ausführliche Einschätzung!
Meines Wissens nach hat die Deluxx Darkvision keine lichtverstärkenden Partikel auf der Oberfläche, was einerseits gut wegen möglichen Glitzereffekten wäre, andererseits dann eben etwas (zu) dunkel sein könnte.
Deluxx gibt ja auch eine Empfehlung für Leinwandgrößen und entsprechend nötige Lichtstärken, da sind die kalibrierten 1500 Ansi Lumen des w2720i gerade noch am unteren Ende für eine 110 Zoll Leinwand angegeben…
Nochmals Danke auch für die Vergleichsbilder. Im abgedunkelten Raum kommt mir der Unterschied in den Schatten gar nicht sooo groß vor. In den Mitten und Lichtern ist die weiße Leinwand schon strahlender mit mehr Zeichnung.
Ich fürchte tatsächlich, dass ich um den Test in einem Laden fast nicht herum komme 🙂