Test EIZO CG3100X: Referenz für Bildbearbeitung und HDR-Video
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Farbraum-Presets

Der EIZO CG3100X verfügt ab Werk über eine Vielzahl an Farbraum-Presets – darunter sRGB, Adobe RGB und DCI-P3 –, die bereits vollständig vorkalibriert sind. Wie bereits bei der OSD-Bedienung erläutert, übertreffen diese Presets ihre Pendants bei vielen anderen Grafikmonitoren deutlich: Es handelt sich im Grunde um echte Hardware-Kalibrierungen mit hinterlegten ICC-Profilen, die bei Bedarf jederzeit feinjustiert und nachkalibriert werden können.

Ziel dieser Presets ist es, den nativen, sehr großen Farbraum des Monitors präzise auf den jeweiligen Zielfarbraum einzugrenzen – und zwar so zuverlässig, dass auch ohne aktives Farbmanagement, etwa in nicht Farbmanagement-fähigen Anwendungen, konsistente Ergebnisse erzielt werden.

Wie die Farbraumgrafiken eindrucksvoll zeigen, gelingt dies dem EIZO CG3100X mit außergewöhnlicher Genauigkeit: Die Schnittmenge zwischen Monitorfarbraum und Zielprofil ist derart deckungsgleich, dass sich das schwarze Gitter des Soll-Farbraums und das weiße Gitter des Monitors kaum noch voneinander unterscheiden lassen.

Die nachfolgenden Grafiken zeigen die Farbraumabdeckung unkalibriert in den jeweiligen Werkspresets:

bdeckung des sRGB-Farbraums im sRGB-Preset, 3D-Schnitt 1
bdeckung des sRGB-Farbraums im sRGB-Preset, 3D-Schnitt 1
bdeckung des sRGB-Farbraums im sRGB-Preset, 3D-Schnitt 2
bdeckung des sRGB-Farbraums im sRGB-Preset, 3D-Schnitt 2
Abdeckung des Adobe-RGB-Farbraums im Adobe-RGB-Preset, 3D-Schnitt 1
Abdeckung des Adobe-RGB-Farbraums im Adobe-RGB-Preset, 3D-Schnitt 1
Abdeckung des Adobe-RGB-Farbraums im Adobe-RGB-Preset, 3D-Schnitt 2
Abdeckung des Adobe-RGB-Farbraums im Adobe-RGB-Preset, 3D-Schnitt 2
Abdeckung des DCI-P3-Farbraums im DCI-P3-Preset, 3D-Schnitt 1
Abdeckung des DCI-P3-Farbraums im DCI-P3-Preset, 3D-Schnitt 1
Abdeckung des DCI-P3-Farbraums im DCI-P3-Preset, 3D-Schnitt 2
Abdeckung des DCI-P3-Farbraums im DCI-P3-Preset, 3D-Schnitt 2

Lediglich der Adobe-RGB-Modus fällt etwas aus dem ansonsten sehr starken Gesamtbild heraus: Mit rund 94 % Abdeckung und einer leichten Überdeckung in Teilbereichen erreicht er nicht ganz die Werte des weiterhin erhältlichen Vorgängers EIZO CG319X, der hier etwas besser performte. Wie relevant diese Abweichung heute tatsächlich ist, klären wir weiter unten im Abschnitt zur detaillierten Farbraum- und Farbpräzisionsmessung.

Die folgende Tabelle fasst die Ergebnisse jeweils für das Werkspreset und nach Hardware-Kalibrierung mit ColorNavigator zusammen:

Farbraum Hersteller-Angabe Abdeckung im Werks-Preset Abdeckung nach Kalibrierung
sRGB 100 % 97 % 100 %
Adobe RGB 97 % 94 % 98 %
ECI-RGB v2 k. A. 91 %
DCI-P3 RGB 99 % 96 % 98 %
ISO Coated v2 (FOGRA39L) 99 % 99 %

Für die Farbraumabdeckung macht es dabei keinen Unterschied, welchen DUE-Modus man verwendet. Die Ergebnisse sind identisch.

Der EIZO CG3100X entspricht strengen Softproof-Vorgaben auf Grundlage des Normentwurfs ISO/CD 12646 und ist mit dem Fogra-Gütesiegel „FograCert Softproof Monitor“ ausgestattet.

Messungen vor Kalibrierung und Profilierung

Farbmodus: Custom (Werkseinstellung)

Die Erläuterungen zu den folgenden Charts haben wir für Sie zusammengefasst: Delta-E-Abweichung für Farbwerte und Weißpunkt, Delta-C-Abweichung für Grauwerte, und Gradation.

Diagramm: Graubalance in der Werkseinstellung, Bildmodus "User"
Graubalance in der Werkseinstellung, Bildmodus „User“

Ein Blick auf die Messgrafik der Graustufen bestätigt den bereits sehr positiven Ersteindruck: Die Graubalance des EIZO CG3100X erreicht im nativen Farbraum echtes Referenzniveau. Farbtemperatur (6464 K) und Gamma (2,21) liegen – innerhalb der üblichen Messungenauigkeit – exakt auf den Sollwerten. Die Gammakurve verläuft nahezu perfekt linear, und auch alle weiteren Parameter stimmen beeindruckend präzise mit den gewählten OSD-Einstellungen überein.

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Vergleich sRGB-Modus mit dem sRGB-Arbeitsfarbraum

Diagramm: Farbwiedergabe in der Werkseinstellung, Bildmodus „sRGB“
Farbwiedergabe in der Werkseinstellung, Bildmodus „sRGB“

Für Farbtemperatur und mittleres Gamma ermitteln wir praktisch identische Werte wie im nativen User-Modus. Der Gamma-Verlauf ist jedoch deutlich sauberer und nahezu mustergültig an die Normkurve angelehnt. Auch die Graubalance überzeugt sowohl im Durchschnitt als auch in der Spannweite mit hervorragenden Ergebnissen (Delta-C-Average: 0,15; Delta-C-Range: 0,44).

Die Farbwiedergabe zeigt sich ebenfalls auf sehr hohem Niveau: Der große native Farbraum wird äußerst präzise auf den Zielfarbraum eingepasst, wenngleich die Farbraumabdeckung dabei nicht ganz die 100 % erreicht. Mit einem durchschnittlichen Delta E 2000 von nur 0,44 liefert der Monitor jedoch eine exzellente Farbtreue – selbst der Maximalwert von 1,52 bleibt klar im unkritischen Bereich.

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Vergleich Adobe-RGB-Modus mit dem Adobe-RGB-Arbeitsfarbraum

Diagramm: Farbwiedergabe in der Werkseinstellung, Bildmodus "Adobe RGB"
Farbwiedergabe in der Werkseinstellung, Bildmodus „Adobe RGB“

Im Adobe-RGB-Modus zeigt der EIZO CG3100X bei der Graubalance sogar noch etwas bessere Ergebnisse: Der durchschnittliche Delta-C-Wert liegt bei hervorragenden 0,14, die maximale Abweichung bei lediglich 0,39. Auch das Gamma verläuft mit einem Mittelwert von exakt 2,20 und einer nahezu perfekten Linearität mustergültig.

Bei den Buntfarben erreicht der Monitor ebenfalls sehr gute, wenn auch nicht ganz EIZO-typisch perfekte Werte. Das durchschnittliche Delta E 2000 liegt bei 1,08, die maximale Abweichung bei 2,39 – ein Wert, der im direkten A/B-Vergleich bereits leicht sichtbar sein kann, in der Praxis jedoch meist unkritisch bleibt.

Man sollte dabei aber berücksichtigen, dass Adobe RGB im Jahr 2025 nur noch in wenigen Spezialfällen wirklich relevant ist: etwa beim Fine-Art-Druck, bei CMYK-Vorstufenarbeiten oder beim farbkritischen Softproofing. Für Web, Social Media, Office, Tablets, Smartphones oder P3-optimierte Produktionspipelines spielt Adobe RGB praktisch keine Rolle mehr.

Hinzu kommt: Wer mit Adobe RGB arbeitet, tut dies immer innerhalb Farbmanagement-fähiger Anwendungen. In der Praxis kalibriert man deshalb auf den nativen Farbraum des Monitors – wodurch beim EIZO CG3100X rund 98 % Adobe-RGB-Abdeckung mit maximaler Farbgenauigkeit erzielt werden. Das macht einen dedizierten Adobe-RGB-Bildmodus weitgehend überflüssig.

Die gesamte Industrie hat sich ohnehin zunehmend auf DCI-P3/Display-P3 ausgerichtet. Render-Ketten, Panels, Betriebssysteme und HDR-Workflows sind darauf optimiert. Betrachtet man zudem die technischen Eckdaten des CG3100X – insbesondere das echte DCI-4K-Panel im 17:9-Format –, liegt die Vermutung nahe, dass EIZO dieses Modell klar nach einem DCI-First-Ansatz entwickelt hat.

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Vergleich DCI-P3-Modus mit dem DCI-P3-Arbeitsfarbraum

Diagramm: Farbwiedergabe in der Werkseinstellung, Bildmodus "DCI-P3"
Farbwiedergabe in der Werkseinstellung, Bildmodus „DCI-P3“

Bei Zielfarbräumen wie sRGB, Rec. 709 oder DCI-P3 ist es – insbesondere im Video- und Grading-Workflow – entscheidend, dass ein Monitor auch außerhalb Farbmanagement-fähiger Anwendungen präzise und vorhersagbar arbeitet. Genau hier spielt der EIZO CG3100X seine Stärken aus: Im DCI-P3-Modus liefert er eine absolut verlässliche, Broadcast-taugliche Farbdarstellung.

Die anspruchsvolle Gamma-Vorgabe von 2.6, die im Kino- und Mastering-Umfeld Standard ist, wird über den gesamten Helligkeitsbereich exakt eingehalten. Die Graubalance bewegt sich – wie von der CG-Serie gewohnt – auf exzellentem Niveau (Delta-C-Average: 0,24, Delta-C-Range: 0,67). Auch die Farbgenauigkeit überzeugt absolut: Mit einem durchschnittlichen Delta E 2000 von nur 0,49 und einem Maximum von 1,40 bleibt die Darstellung in allen relevanten Bereichen stabil, neutral und reproduzierbar.

Damit eignet sich der DCI-P3-Modus des EIZO CG3100X ideal für Kino-Mastering, HDR-Previews, Rec.-709-Konvertierungen und alle professionellen Video-Workflows, in denen farbverbindliche Ausgaben ohne ICC-Farbmanagement zwingend erforderlich sind.

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Messungen nach Kalibrierung und Profilierung

Hardware-Kalibrierung

Professionelle EIZO-Displays wie der CG3100X bieten – anders als herkömmliche Monitore – eine echte Hardware-Kalibrierung. Die dafür notwendige Software trägt bei EIZO den Namen ColorNavigator und gehört selbstverständlich zum Lieferumfang.

Der ColorNavigator ist eines der wichtigsten Argumente für einen ColorEdge-Monitor: ein leistungsfähiges, gleichzeitig sehr anwenderfreundliches Kalibrierwerkzeug, das viele Lösungen anderer Hersteller sowohl in Präzision als auch Bedienkomfort deutlich übertrifft.

Bei der Hardwarekalibrierung werden sämtliche Anpassungen direkt im Monitor vorgenommen. Das resultierende ICC-Profil enthält daher keine Korrekturtabellen, die – wie bei reiner Softwarekalibrierung – bei jedem Systemstart in die LUT der Grafikkarte geladen werden müssten. Dadurch bleiben Kalibrierung und Profil vollständig unabhängig von Betriebssystem, Grafikkarte und Farbtiefe.

Ein weiterer Vorteil: Die maximale Anzahl von 256 Helligkeitsstufen pro Farbkanal bleibt vollständig erhalten. Bei Softwarekalibrierungen führt das manuelle Anpassen der RGB-Gains im OSD dagegen schnell zu einer unerwünschten Reduktion der verfügbaren Abstufungen.

Integrierte Kalibrierungssonde
Integrierte Kalibrierungssonde

Da der Monitor für eine echte Hardware-Kalibrierung spezielle interne LUTs und Sensorsteuerungen benötigt, ist hierfür auch eine herstellerspezifische Software notwendig. Universelle Tools, die externen Kolorimeter beiliegen, unterstützen diesen Prozess in der Regel nicht.

Mit dem ColorNavigator 7 erhält der Anwender ein professionelles und dennoch leicht verständliches Kalibrierwerkzeug, das optimal auf die ColorEdge-Serie abgestimmt ist. Das ausführliche, gut strukturierte Handbuch unterstreicht den professionellen Anspruch. Gerade bei farbkritischen Anwendungen ist das perfekte Zusammenspiel aus Hard- und Software ein zentrales Qualitätsmerkmal – und genau hier setzt EIZO seit vielen Jahren Maßstäbe.

ColorNavigator 7: Kalibrierung mit System: Ein kompakter Überblick für Einsteiger

Gerade für Neueinsteiger, die zwischen einem EIZO-Monitor und vermeintlich günstigeren, hardwarekalibrierbaren Alternativen anderer Hersteller schwanken, lohnt sich ein genauer Blick auf den ColorNavigator. Das Tool ist ein zentraler Bestandteil des EIZO-Workflows und einer der Gründe, warum die ColorEdge-Serie in der Praxis so zuverlässig arbeitet. Eine vollständige Darstellung aller Funktionen würde jedoch den Rahmen dieses Testberichts sprengen. Deshalb konzentrieren wir uns im Folgenden auf den praktischen Ablauf einer Kalibrierung mit individuell definiertem Ziel.

Flexible Farbmodi und komfortables Umschalten

Mit dem EIZO CG279X wurde 2018 die aktuelle Hauptversion 7 des ColorNavigator eingeführt. Eine wesentliche Neuerung ist die klare Trennung zwischen Standardkalibrierung und erweiterter Kalibrierung (Advanced). Während der Advanced-Modus praktisch keine Wünsche offenlässt, liefert bereits die Standardkalibrierung ein Qualitätsniveau, das viele andere Hersteller nicht erreichen.

Ein großer Vorteil der Standardziele: Mit nur einem einzigen Kalibrierungslauf werden sämtliche Zielvorgaben gleichzeitig umgesetzt – ein echter Zeitgewinn. Anders als im Advanced-Modus erfolgt jedoch keine vollständige Neuvermessung des Displays. Stattdessen nutzt der ColorNavigator die präzise werkseitige Factory-Kalibrierung und nimmt auf der Basis eine fein abgestimmte Korrektur für Weißpunkt und Leuchtdichte vor – nicht für die gesamte Graubalance.

Im Advanced-Modus wird hingegen eine vollständige Monitor-Charakterisierung durchgeführt. Auf Basis aktueller Messwerte erzeugt das System eine komplett neue 3D-LUT, die direkt im Monitor gespeichert wird. Jedes Kalibrierungsziel – Rec. 709, Softproof-Ziel, individuelle Gamma-Kurve, D65 vs. D50 usw. – wird separat vollständig neu vermessen. Dieser Prozess ist bei EIZO noch immer deutlich schneller als bei vielen Mitbewerbern, dauert aber naturgemäß länger, je mehr Advanced-Ziele eingerichtet werden.

Ab Werk sind alle Farbmodi (mit Ausnahme des „Cal“-Modus) mit Standardzielen versehen. Der Modus-Typ kann jederzeit gewechselt werden.
Standardziele eignen sich ideal für regelmäßige Routinekalibrierungen, während der Advanced-Modus für höchste Ansprüche gedacht ist – z. B. bei Monitoralterung, speziellen D50-Workflows oder streng definierten Proof-Szenarien.

Alle Farbmodi lassen sich beliebig umbenennen und sowohl mit Standard- als auch mit Advanced-Zielen verknüpfen. Unabhängig davon, ob der Modus über das OSD oder über das Taskleisten-Icon gewählt wird: Solange ColorNavigator aktiv ist, wird automatisch das passende ICC-Profil im Betriebssystem gesetzt. Die individuell vergebenen Namen erscheinen sowohl in ColorNavigator als auch im OSD korrekt.

Für den schnellen Wechsel zwischen unterschiedlichen Kalibrierungen stehen – wie bei allen aktuellen ColorEdge-Modellen – zehn Speicherplätze bereit.

Soll ein Modus nachträglich mit einem anderen Ziel verknüpft werden, ist das jederzeit möglich, jedoch nur in der Hauptanwendung des ColorNavigator. Der Wechsel ist etwas zeitintensiver und daher weniger empfehlenswert für Profile, zwischen denen man sehr häufig umschaltet.

Manuel Findeis

... beschäftigt sich beruflich wie privat seit über 20 Jahren intensiv mit den Themen und Entwicklungen in der IT-Branche. Als freiberuflicher Autor, Testredakteur und Fotograf, kennt er die Anforderungen an ein gutes Display. Für PRAD ist er seit 2013 tätig.

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