Kolorimeter-Korrektur
Das einem Kolorimeter zugrundeliegende Messprinzip ist dem menschlichen Auge entlehnt. Dabei wird die spektrale Empfindlichkeit des CIE-Normalbeobachters über fotoelektrische Empfänger mit vorgeschalteten Filtern nachgestellt. Aufbau und Abstimmung der Filter (mindestens drei, oft aber auch mehr) sind von entscheidender Bedeutung für die erreichbare Messgenauigkeit. Aufgrund verbleibender Differenzen sind Korrekturmaßnahmen erforderlich, die sich jeweils auf bestimmte Referenzmonitore mit charakteristischen Emissionsspektren beziehen.
Für i1Display Pro und i1Display Pro Plus greift LG weder auf spezielle, von X-Rite zur Verfügung gestellte Charakterisierungsdaten noch auf eine eigene Korrektur zurück. Damit verschenkt man etwas Potenzial. Eine genaue Quantifizierung ist allerdings schwierig: Denn das von uns genutzte i1Pro ist, gleich in welcher Version, keine ideale Referenz. Andere Einflussfaktoren und Einschränkungen von Farbmesstechnik und -metrik wiegen zudem noch deutlich schwerer.
Mitgeliefertes Messgerät
LG stattet den 32BP95E mit einem eigenen Messgerät aus. Es wird auf dem oberen Rahmen befestigt und via USB mit dem Monitor verbunden. Das ist nicht ganz so elegant wie die vollintegrierten Lösungen von EIZO. Seinen Zweck erfüllt es aber ganz und gar. Nach dem Start des Kalibrationsprozesses fährt es automatisch aus. Die Farbfelder werden nun statt mittig natürlich ebenfalls im oberen Bereich angezeigt.
Wir haben zu Testzwecken eine Kalibration und Profilierung mit dem eingebauten Messgerät durchgeführt und das Profil anschließend mit dem X-Rite i1Pro 2 validiert.
Profilvalidierung (eingebautes Messgerät => i1Pro 2)

Das Ergebnis überzeugt. Von der etwas erhöhten Weißpunkt-Abweichung sollte man sich nicht ins Bockshorn jagen lassen. Trotzdem wäre es gut, wenn man die Messungen auf eine vorhandene Sonde abstimmen könnte. EIZO bietet dieses Feature seit Langem in ColorNavigator.
Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.
HDR
Der LG 32BP95E ist aufgrund seiner begrenzten Maximalhelligkeit nicht originär für die Wiedergabe von HDR-Material konzipiert. Aufgrund seines hohen Kontrastumfangs wird aber die Einhaltung von VESA DisplayHDR 400 True Black garantiert.
Die VESA-Spezifikationen sehen das HDR10-Format als Übertragungsstandard vor. Das zu verarbeitende Signal weist im Kern folgende Eigenschaften auf:
- 10 Bit pro Kanal
- Absolute Tonwertkurve gemäß SMPTE ST 2084
- Farbumfang gemäß ITU-R BT. 2020
- Verarbeitung von statischen Metadaten, definiert in SMPTE ST2086
Die absolute Tonwertkurve lehnt sich dabei an ein Grundkonzept an, das man schon lange aus dem medizinischen Bereich (DICOM) kennt. Zielsetzung ist die maximale Kodierungseffizienz auch unter ungünstigen Bedingungen (ein stets helligkeitsadaptiertes Auge zur Beurteilung einer minimalen Differenz). Dabei ist für die Maximalhelligkeit reichlich Spielraum nach oben vorhanden. Gleiches gilt für den Farbumfang, der sich nur mit monochromatischen Primärfarben erreichen ließe. Die VESA berücksichtigt dies und definiert als Referenzfarbraum DCI-P3 RGB.
Die Anzeigetechnik steht ein gutes Stück hinter diesem Übertragungsstandard zurück. Durch Metadaten, die sich auf das konkrete Mastering beziehen, wird das Material allerdings rudimentär charakterisiert. Der Scaler des Monitors kann dann eine Anpassung durchführen.
OSD und auch Calibration Studio offerieren zwei HDR-Bildmodi. Beide nutzen die PQ-Transferfunktion, unterscheiden sich aber im Ziel der Farbraum-Emulation. Der Benutzer wählt hier zwischen DCI-P3 RGB und ITU-R BT. 2020. Spezifikationsgemäß liefert die zweite Option korrekte Ergebnisse. Da der Farbumfang des Materials in der Regel nicht über DCI-P3 RGB hinausreicht, sind trotz des umfangreichen Gamut-Clippings keine zusätzlichen Tonwertabrisse zu erwarten. Entsprechende Out-of-Gamut-Farben sind schlicht nicht enthalten.
Die PQ-Transferfunktion kann über einen weiteren Menüpunkt („PQ Clip Point“) angepasst werden. Die Einstellungen umfassen:
- Panel Peak
- 1000
- 2000
- 4000
- 10 000
- Auto
Mit der Einstellung „Panel Peak“ verspricht LG eine akkurate Reproduktion bis zur maximalen Helligkeit des Monitors. Darüber hinaus ist natürlich keine Differenzierung mehr möglich. Die Zahlwerte differenzieren bis zum entsprechenden Schwellenwert, indem die Lichter entsprechend komprimiert werden. Etwaige Metadaten des Signals werden in der Auto-Einstellung genutzt, um den Clip-Point bestmöglich festzulegen.
Die maximale Helligkeit wird über einen weiteren Schalter im OSD bestimmt. „Peak Brightness“ unterscheidet zwischen „High“ und „Normal“. Im Modus „Normal“ erreicht der LG 32BP95E etwa 400 cd/m². Der ABL setzt hier erst bei einem APL („Average Picture Level“ – der gemittelte Helligkeitspegel eines Vollbildes) von 75 % ein. Die maximalen rund 590 cd/m² (Werksangabe 540 cd/m²) bedingen ein Einsetzen des ABLs ab einem APL von 50 %.
Die nachfolgenden Messungen wurden mit der Einstellung „Peak Brightness“ auf „High“ und voller Helligkeitseinstellung im OSD durchgeführt. Der APL lag aufgrund der gewählten Messfeldgröße dabei stets unter 50 %.

In den Grafiken ist die Soll-Charakteristik als hellgraue Kurve hinterlegt. Sie basiert auf der gemessenen Maximalhelligkeit und folgt von dort der PQ-Transferfunktion (gemäß SMPTE ST 2084). Damit ergibt sich für alle realen Monitore ein mehr oder weniger großer Clipping-Bereich, da die maximalen 10 000 cd/m² nicht erreicht werden.
Alle Einstellungen werden ihrem Namen gerecht. Gut zu erkennen ist die zunehmende Kompression in den Lichtern, die sich mit der Verschiebung des maximal noch zu differenzierenden Tonwertes ergibt. Die hohe Präzision zeigt sich insbesondere in der Einstellung „Panel Peak“. Bis zur Maximalhelligkeit wird die PQ-Transferfunktion sehr exakt reproduziert.
Der Helligkeitsregler bleibt im OSD verfügbar, sollte aber keinesfalls unter 100 % abgesenkt werden. Dies konterkariert die gesamte Konzeption. Wenn überhaupt, dann ist der Schalter „Peak Brightness“ zu verwenden. Die so abgesenkte Maximalhelligkeit wird dann korrekt berücksichtigt.