Einleitung
LGs UltraFine-Produktlinie umfasst zahlreiche hochauflösende Grafikmonitore. Das ist sicher kein Alleinstellungsmerkmal. Inzwischen bedienen einige Hersteller dieses Segment. Im Unterschied zur Konkurrenz setzen die Südkoreaner aber bereits seit letztem Jahr vermehrt auf OLED-Technik. Wir konnten mit dem LG 32BP95E das derzeitige Topmodell unter die Lupe nehmen.
Sein 31,5 Zoll großes RGB-OLED-Panel verspricht Spitzenleistungen in nahezu allen Bereichen. 3840 x 2160 Pixel werden nicht, wie bei der LCD-Technik, von einer Hintergrundbeleuchtung durchschienen, sondern sind selbstleuchtend. Das maximiert den Kontrastumfang – ganz ohne Kunstgriffe wie lokales Dimming. Ein ausgesprochen hohes Niveau sollten überdies Blickwinkelstabilität und Farbumfang erreichen. Gleiches gilt für die Bewegtbilddarstellung, wenngleich Bildwiederholfrequenzen über 60 Hz nicht unterstützt werden.
Für den Einsatz in farbkritischen Umgebungen kann ein gutes Panel natürlich nur notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung sein. Entscheidend ist, wie präzise und verlustfrei eingehende Bildsignale von der Elektronik verarbeitet werden. Standesgemäß verfügt der LG 32BP95E über eine programmierbare 3D-LUT, die über LGs Calibration-Studio-Software optimiert werden kann. Ein geeignetes – und am Monitor zu befestigendes – Messgerät wird gleich mitgeliefert. Nicht im Lastenheft stand dagegen eine Ausgleichsfunktion zur Verbesserung der Flächenhomogenität. Wir sind gespannt, wie sich das OLED-Panel in diesem Bereich schlagen wird.
VESA DisplayHDR 400 True Black bescheinigt dem LG 32BP95E eine zumindest eingeschränkte HDR-Tauglichkeit. Dank parametrierbarer PQ-Transferfunktion und umfangreicher Farbraum-Emulation sollten sich ansprechende Ergebnisse erzielen lassen. Für professionelle Farbkorrekturen und -retuschen von HDR-Material reicht selbst eine Spitzenhelligkeit von 540 cd/m² indes nicht aus.
Via USB-C kann ein angeschlossenes Notebook Videosignale an den Monitor übertragen sowie mit Daten von Tastatur und Maus bzw. mit Strom versorgt werden. Eine zweite USB-Schnittstelle ermöglicht KVM-Funktionalität. Für zwei angeschlossene Systeme ist nur ein Satz Eingabegeräte nötig.
Detaillierte Informationen zu den Ausstattungsmerkmalen und den Spezifikationen finden Sie im Datenblatt des LG 32BP95E.
Testumgebung
Farbmessgeräte: X-Rite i1Pro 2, X-Rite i1Display Pro Plus
Grafikkarte: EVGA GeForce GTX1080 Ti
Software: UDACT 2.4, CCalc 2.4, LG Calibration Studio 6.4.9
Lieferumfang
LG lässt sich nicht lumpen: Der Lieferumfang des 32BP95E ist äußerst umfangreich. Der Kabelsatz umfasst je ein DisplayPort-, HDMI- und USB-C-Kabel. Ein weiteres USB-Kabel (Typ A auf Typ B) und ein USB-Adapter (Typ C auf Typ A) liegen ebenfalls bei. Das externe Netzteil wird sogar mit einer Kabelverlängerung ergänzt. Darüber hinaus legt der Hersteller eine Lichtschutzblende und ein Messgerät (Color-Calibration-Sensor) bei.
Ein Report belegt die Werkskalibration. Das vollständige Benutzerhandbuch und die Software Calibration Studio zur Hardware-Kalibration können über die LG-Homepage heruntergeladen werden. Leider enthielt die Support-Seite zum Zeitpunkt der Test-Erstellung keine entsprechende Verknüpfung, und auch die Unterlagen schweigen sich zur Software beharrlich aus. Abhilfe schafft hier die Suche über ein anderes unterstütztes Modell.
Optik und Mechanik
Der LG 32BP95E präsentiert sich äußerst zurückhaltend. Das Gehäuse besteht aus dunklem, mattem Kunststoff, der in schnörkellose Formen gegossen wurde. Der Verzicht auf ein integriertes Netzteil und die aufgrund der OLED-Technologie nicht notwendige Hintergrundbeleuchtung machen es äußerst flach und leicht (4 kg ohne Standbein). Trotzdem ist das Design nicht rahmenlos. Die leicht gewölbte Rückseite präsentiert sich ähnlich reduziert. Einen Akzent setzen hier allenfalls das eingeprägte, hochglänzende LG-Logo im oberen Bereich und die silberne Einfassung der Aufhängung.
Die Rahmenbreite beträgt zu den Seiten etwa 1 cm. Unterer und oberer Rahmen messen knapp bzw. gut 2 cm. Auf dem Schreibtisch beansprucht der LG 32BP95E ca. 24 cm. Ohne Standfuß verbleiben lediglich 2,5 cm.
Materialanmutung und Verarbeitungsqualität liegen auf üblichem Niveau. Der LG 32BP95E kann sich hier nicht von deutlich günstigeren, konventionellen Monitoren des Herstellers absetzen. Standbein und -fuß hätten zudem etwas gewichtiger ausfallen dürfen. Letzterer auch etwas breiter.
Der Regelungsbereich der Höhenverstellung beträgt 11 cm. In der niedrigsten Einstellung beträgt der Abstand von der Rahmenunterkante zur Tischoberfläche 7 cm. Das ist nicht mehr als gering anzusehen. In der höchsten Position ermitteln wir 18 cm. Die maximale Neigung nach hinten wird bei 20 Grad erreicht. Eine Neigung in Gegenrichtung ist bis etwa 5 Grad möglich. Alternative Befestigungssysteme werden über die VESA-100-Verschraubung mit dem Monitor verbunden.
Eine Drehfunktion wurde leider nicht integriert. Aufgrund des geringen Gewichts kann der LG 32BP95E aber problemlos ausgerichtet werden.
Ein Betrieb in Hochkant-Ausrichtung (Pivot) ist wiederum möglich. Alle Verstell-Optionen sind etwas schwergängig geraten.
Die im Betrieb entstehende Abwärme wird passiv über das Gehäuse mit seinen wenigen eingelassenen Lüftungsschlitzen abgeführt. Helligkeits- oder Kontrast-abhängige Störgeräusche bleiben völlig aus.
Die Lichtschutzblende ist schnell montiert und hält sicher am Monitor. Sie liegt in einem Stück vor und kann zusammen mit dem Messgerät verwendet werden. Ihre Innenseite ist allerdings zu hell geraten. Verarbeitungsqualität und Haptik können ebenfalls nicht vollständig überzeugen – und es gibt keine Möglichkeit, die Blende im Hochkantbetrieb einzusetzen. Alle Kritikpunkte treffen aber derzeit auch auf die meisten Lösungen der Konkurrenz zu.
Stromverbrauch
Bei einer Leuchtdichte von 140 cd/m² ermitteln wir eine Effizienz von knapp 0,8 cd/W. Das ist ein eher mäßiger Wert – verglichen mit modernen LC-Panels. Damit wird man dem LG 32BP95E aber keinesfalls gerecht. Denn die selbstleuchtende Pixelmatrix macht die Leistungsaufnahme extrem vom Bildinhalt abhängig. Unsere Messwerte wurden mit vollflächigem Weißbild ermittelt. Ein Worst-Case-Szenario, das den Alltagsbetrieb nicht hinreichend widerspiegelt. Mit flächiger Darstellung eines 50-Prozent-Grautons (bei Gamma 2.2) ermitteln wir nur noch 24 Watt. Ein vollständig schwarzes Bild repräsentiert mit nun 15 Watt faktisch nur noch den Leistungsbedarf der Elektronik.
Im Energiesparmodus sinkt die Leistungsaufnahme hinreichend.
Hersteller | Gemessen | |
Betrieb maximal | 210 W | 79,3 W |
Betrieb typisch | 72 W | – |
140 cd/m² | k. A. | 50,5 W |
Betrieb minimal | k. A. | 21,6 W |
Energiesparmodus (Standby) | < 0,5 W | 0,5 W |
Ausgeschaltet | < 0,3 W | 0,2 W |
Anschlüsse
Der LG 32BP95E nimmt Videosignale über vier Anschlüsse entgegen. Dem Benutzer stehen dabei zwei DisplayPort-Eingänge nach Version 1.4, ein HDMI-Eingang nach Version 2.0 und ein USB-C-Eingang mit DisplayPort-Implementierung zur Verfügung.
Der integrierte USB-Hub offeriert drei Downstream-Anschlüsse nach Version 3.0. Ein USB-B-Upstream-Port ermöglicht die Verbindung mit einem weiteren Rechner. Das ist im Ergebnis ein einfacher KVM-Switch: Via OSD kann jedem Signaleingang entweder dieser Anschluss oder die USB-C-Schnittstelle zugeordnet werden. Letztere stellt auch Leistung bis 90 Watt für verbundene Geräte bereit. Zum vollständigen USB-C-Dock fehlte nur noch ein Netzwerkanschluss.
Die horizontale Anordnung aller Anschlüsse erleichtert die Verkabelung. Wandhalterungen mit geringem Wandabstand können so allerdings nicht verwendet werden.
Bedienung
Die Bedienung des LG 32BP95E ist simpel: Auf der Rahmenunterseite wurde ein Mini-Joystick eingelassen. Alle Funktionen des OSDs werden hiermit bequem und intuitiv angesteuert. Eine Schnellauswahl nach erstem Tastendruck macht den Nachteil wett, dass für häufig genutzte Aktionen (z. B. ein Wechsel des Bildmodus oder Signaleingangs) keine dedizierten Tasten vorhanden sind.