Kalibrierung – Teil 2
Ein Bildschirm sollte bereits in der Werkseinstellung möglichst neutral sein. Im Maximum darf ein DeltaC von 4 und eine Range von 3 keinesfalls überschritten werden, weil es sonst zu deutlichen Farbstichen kommt. Die Wahrnehmungsschwelle liegt bei Unbunttönen mit einem DeltaC von etwa 0,5 erheblich niedriger. Für ein gutes Ergebnis kann man sich an den Vorgaben des UDACT (UGRA-Test) orientieren, das einen Durchschnittswert von maximal 1 und eine Range von maximal 2 fordert. Dieses Ergebnis sollte selbstverständlich auch und gerade im kalibrierten Zustand nicht signifikant überschritten werden. Bei ab Werk sehr neutralen Bildschirmen kann es nach der Kalibrierung auch zu einer leichten Verschlechterung kommen.
Darüber hinaus bereiten wir die Gradation des Testgerätes grafisch auf. Im unkalibrierten Zustand ist ein, über die gesamte Grauachse stabiles, Gamma von etwa 2.2, oder eine sRGB-Gradation, wünschenswert. Sie ist bei den entsprechenden Grafiken als Soll-Zustand hinterlegt. Damit erreicht man schon ohne Kalibration eine, in Bezug auf die Helligkeitsverteilung, korrekte Anzeige von sRGB-Inhalten. Gleichzeitig fallen die Korrekturen während der Kalibrierung (bei Zielwerten von sRGB oder 2.2) gering aus. Ein klarer Pluspunkt ist in diesem Zusammenhang eine Gamma-Einstellung am Gerät, insbesondere wenn neben Zahlwerten auch sRGB und L* auswählbar sind. Im kalibrierten Zustand sollte der Bildschirm die vor der Kalibrierung festgelegte Charakteristik erreichen (der Soll-Zustand ist auch hier hinterlegt).
Vergleich der Werkseinstellung mit dem sRGB-Arbeitsfarbraum
Werkseinstellung | Ziel | Erreicht (K71) | Erreicht (K80) |
Weißpunkt / CCT Kelvin | D65 (6502) | 7633 | 6609 |
Weißpunkt XYZ (normalisiert) |
95.04 100.00 108.88 | 92.10 100.00 120.46 | 94.10 100.00 108.86 |
DeltaE zum Zielweißpunkt | – | 8,07 | 1,66 |
DeltaE zur Blackbodykurve* |
– (0,08) | 4,55 | 1,66 |
Helligkeit / cd/m² | 140 | 283,7 | 363,7 |
Schwarzpunkt / cd/m² | Nativ | 0,42 | 0,43 |
Kontrast / x:1 | Nativ | 675 | 845 |
Gradation/Durchschnitt | sRGB (~ Gamma 2.2) | ~2,66 (avg.) | ~2,49 (avg.) |
* CCT-Bezug
Wir haben zwar auch beim „6500K“ Bildmodus einen Profiltest mit dem werkseitig eingestellten Kontrast von 80 durchgeführt, die ausführliche Ausmessung erfolgte aber mit dem von uns angepassten Kontrastwert von 71. Auch wenn der Weißpunkt mit dem werkseitig eingestellten Kontrast (80) näher an den Vorgaben liegt, hat es keinen Sinn mit einem derart falsch eingestellten Kontrast vernünftig arbeiten zu wollen. Für Monitore mit erweitertem Farbraum sind große DeltaE Abweichungen der Bunttöne auf die Vorgaben von sRGB nicht ungewöhnlich, beim HP 2710m kommt aber noch eine starke Abweichung der Grauachse hinzu. Auch die Gradation liegt durchschnittlich viel zu hoch und erreicht bei 80 Prozent Helligkeit sogar einen Spitzenwert von über 2,9.
Vergleich des sRGB Bildmodus mit dem sRGB-Arbeitsfarbraum
sRGB Bildmodus | Ziel | Erreicht |
Weißpunkt / CCT Kelvin | D65 (6502) | 6146 |
Weißpunkt XYZ (normalisiert) | 95.04 100.00 108.88 | 98.99 100.00 110.40 |
DeltaE zum Zielweißpunkt | – | 6,88 |
DeltaE zur Blackbodykurve* | – (0,08) | 8,03 |
Helligkeit / cd/m² | 140 | 160,2 |
Schwarzpunkt / cd/m² | Nativ | 0,37 |
Kontrast / x:1 | Nativ | 432 |
Gradation / Durchschnitt | sRGB (~ Gamma 2.2) | ~2,55 (avg.) |
* CCT-Bezug
Den „sRGB“ Bildmodus vermessen wir ohne Kontraständerung da diese Option in diesem Bildmodus nicht zur Verfügung steht. Leider verdient dieser Bildmodus seinen Namen nicht. Nur einige wenige Farbtöne zeigen eine minimal kleinere Abweichung. Ebenso verhält es sich mit der Grauachse und Gradation. Wir messen nur eine minimale Verbesserung, keinesfalls jedoch kann dieser Bildmodus für die EBV verwendet werden.
Im kalibrierten Zustand überprüfen wir zunächst die Profilgenauigkeit. Geringe Abweichungen lassen, sofern das Messgerät exakt arbeitet, darauf schließen, dass die Monitorcharakteristik korrekt erfasst wurde und stabil bleibt. Das CMM (ColorManagementModule) farbmanagementfähiger Software kann damit möglichst (die Grenze setzt spätestens der Monitorfarbraum) ideal in Monitor-RGB transformieren. Steigen die Abweichungen zu einem späteren Zeitpunkt spürbar an, ist es Zeit für eine neue Kalibrierung und anschließende Profilierung.
Von den während der Kalibrierung durchgeführten Änderungen an Bildschirmeinstellungen und Grafikkarten-LUT (bei einem hardwarekalibrierbaren Bildschirm wird die Monitor-LUT modifziert), die zu einer neutralen Grauachse, gewünschter Gradation und Weißpunkt führen sollen, profitiert man auch in ungemanagten Umgebungen.
Wir beschränken uns nachfolgend auf das Monitorprofil, das im Rahmen der Kalibrierung auf die Empfehlungen für sRGB erstellt wurde. Nach Kalibrierung und Profilierung wurde aus der verwendeten Software heraus ein Profiltest durchgeführt, der den Ist-Zustand des Monitors mit den Transformationen vergleicht, die sich aus dem Monitorprofil ergeben.
Die Referenzwerte ergeben sich entsprechend aus dem Monitorprofil:
Profilgenauigkeit | Ziel | Erreicht |
Weißpunkt / CCT Kelvin | 6429 | 6496 |
Weißpunkt XYZ (normalisiert) | 95.38 100.00 108.33 | 95.29 100.00 108.32 |
DeltaE zum Zielweißpunkt | – | 0,15 |
DeltaE zur Blackbodykurve* | 0,05 | 0,55 |
Helligkeit / cd/m² | 138,6 | 138,3 |
Schwarzpunkt / cd/m² | – | – |
Kontrast / x:1 | – | – |
Gradation / Durchschnitt | sRGB (~ Gamma 2.2) | ~2,18 (avg.) |
* CCT-Bezug
Der iColor Profiltest zeigt, dass die Abweichungen zu den im ICC Profil verankerten Werten, beim HP 2710m recht gering ausfallen und damit die Monitorcharakteristik korrekt erfasst wurde.
Die Softwarekalibrierung und anschließende Profilierung basierte auf den weiter unten aufgeführten Parametern (Helligkeit: Sofern mit Bordmitteln erreichbar). Die Anführungszeichen sollten deutlich machen, dass es im Rahmen der Kalibrierung keinesfalls zu einer zielgerichteten Farbraumemulation kommt, sondern lediglich die in Klammern aufgeführten Vorgaben und eine möglichst hohe Neutralität bzw. Linearität sichergestellt werden. Die „Farbechtheit“ wird erst im Zusammenspiel mit farbmanagementfähiger Software und der im Profil erfassten Monitorcharakteristik erreicht.