Ausmessung und Kalibration
Normalerweise verwenden wir die so genannten nativen Einstellungen, um den größtmöglichen Farbraum eines Monitors zu ermitteln. Da speziell beim Meditec SHB 22S6 TW der Farbraum nach der Kalibration aber größer ist als vorher und zudem vor der Kalibration Banding (Farbstufen) auftritt, gehen wir davon aus, dass die kalibrierte Einstellung näher an der nativen Einstellung des TFTs liegt, als die Standardwerte von 50 %.
Der für die meisten Nutzer wichtige sRGB-Farbraum, der z.B. für Internetseiten oder bei Digitalkameras Anwendung findet, wird – ebenso wie der Druckfarbraum Isocoated – insgesamt gut vom Meditec SHB 22S6 TW abgedeckt. Der TFT kann ein größeres Spektrum an Gelb- und Rottönen abdecken, deckt dafür aber nicht alle Grün- und Blautöne des sRGB-Farbraums ab.
Bei der Farbgenauigkeit des Meditec SHB 22S6 TW hapert es – zumindest in der werksseitigen Einstellung, die wir als erstes ausgemessen haben. Wie im oberen Abschnitt schon subjektiv festgestellt, wirken einige Graustufen farbstichig. Eine Abweichung von durchschnittlich 3,9 dE (deltaE) ist alles andere als gut und lässt gerade noch die Bearbeitung der Urlaubsfotos sinnvoll zu.
Vergleich der Werkseinstellung zum sRGB Standard
Werkseinstellung | Herstellerangeabe | Erreicht |
Weißpunkt / Kelvin | k.A. | 6500 |
Helligkeit / cd/m² | 300 | 282 |
Schwarzpunkt / cd/m² | k.A. | 0,36 |
Gamma / Durchschnitt | k.A. | 2,02 |
Kontrast / x:1 | 800 | 782 |
Die Abweichung der Farbwerte wird in deltaE 94 (dE) angegeben. Gemessen werden mehrere Grauabstufungen, die primären (RGB) und die sekundären (CMY) Grundfarben. Ein deltaE Wert von 1 entspricht dem kleinsten Farbunterschied, den das menschliche Auge wahrnehmen kann.
Bei den Farben erkennen die meisten Menschen ab einem Wert von 3 einen Unterschied. Unsere Augen sind allerdings für Grüntöne besonders empfindlich, so dass bei diesen bereits kleinere Unterschiede wahrgenommen werden. Die durchschnittliche Abweichung sollte unter 3 dE liegen, das Maximum unter 10 dE. Bis 10 dE haben zwei Farben noch genügend Ähnlichkeit zueinander.
Da der Meditec SHB 22S6 TW leider kein sRGB-Profil besitzt, bleibt dem Anwender für eine bessere Farbgenauigkeit und Darstellung von sRGB nur die Benutzereinstellung in Kombination mit einem Kalibrationsgerät. Um eine Helligkeit von 140 cd/m² zu erreichen, haben wir die Helligkeit auf 0 % und zusätzlich die RGB-Werte reduzieren müssen.
Unserer Kalibration liegen somit die folgenden Einstellungen zugrunde: Helligkeit 0 %, Kontrast 50 %, Rot = 44, Grün = 42, Blau = 39. Mit diesen Werten erreicht der Meditec SHB 22S6 TW eine sehr ordentliche Farbgenauigkeit, besonders die Graustufen werden besser dargestellt.
Vergleich des kalibrierten Profils mit SRGB
Kalibriert | Ziel | Erreicht |
Weißpunkt / Kelvin | 6500 | 6500 |
Helligkeit / cd/m² | 140 | 141 |
Schwarzpunkt / cd/m² | 0,00 | 0,18 |
Gamma / Durchschnitt | sRGB (~2,2) | 2,16 |
Kontrast / x:1 | Nativ | 782 |
Kalibriert | Ziel | Erreicht |
Weißpunkt / Kelvin | 6500 | 6500 |
Helligkeit / cd/m² | 140 | 145 |
Schwarzpunkt / cd/m² | 0,00 | 0,21 |
Gamma / Durchschnitt | sRGB (~2,2) | 2,12 |
Kontrast / x:1 | Nativ | 689 |
Die durchschnittliche Abweichung liegt bei nur noch 1,6 dE. Obwohl dieser Wert sogar besser ist als der des Eizo S2111W raten wir semiprofessionellen („sRGB-„) Bildbearbeitern eher vom Meditec SHB 22S6 TW ab, da – wie bei allen anderen 22 Zöllern mit TN-Panel auch – die Blickwinkel zu deutlichen Farbverfälschungen führen und der niedrige deltaE-Wert allein nicht ausreicht.
Darstellung der RGB-Korrekturkurve der Grafikkarte nach der Kalibrierung. Je näher die drei Farblinien an der 45°-Achse liegen, umso weniger Farben müssen zur korrekten Kalibrierung von der Grafikkarte verworfen werden, und umso lückenloser bleiben Farbverläufe (zur Vergrößerung die Grafik anklicken).
Für den „normalen“ Anwender liefert der TFT in der benutzerdefinierten Einstellung aber ein rundum gutes Bild mit gutem Kontrast und gutem Schwarzwert. Nach der Kalibration sehen lineare und radiale Verläufe schon sehr sauber aus, aufgrund der RGB-Korrekturen (siehe Bild oben) sind aber immer noch minimale Stufen sichtbar.
Für die Betrachtung und Bearbeitung von Urlaubsfotos im sRGB-Farbraum reicht der Meditec SHB 22S6 TW allemal aus und kann in dieser Hinsicht durchaus mit teureren Markengeräten mithalten. Schöner wäre es natürlich, wenn die Bedienung, Einstellung und Profilauswahl des Meditec SHB 22S6 TW auch ähnlich komfortabel wäre, wie z.B. beim Samsung 226BW. Besonders die völlig unzureichende Regulierung der Helligkeit nach unten hin stört doch sehr bei der präzisen Einstellung und Nachjustierung.
Fazit Bildqualität
Während die Standardeinstellung für die Darstellung des häufig verwendeten sRGB-Farbraums nicht optimal ist, liefert der Meditec SHB 22S6 TW mit ein wenig Fingerspitzengefühl und entsprechenden Einstellungen eine wirklich gute Farbdarstellung.
Auch das Kontrastverhältnis ist gut, wenn auch etwas niedriger als z.B. beim mit 982:1 gemessenen FSC H22-1W. Bei der Blickwinkelstabilität weist der TFT die von großformatigen TN-Panels hinlänglich bekannten Schwächen auf.
Gut ist die Ausleuchtung, die nur zum linken Rand hin deutliche messbare Abweichungen zeigt. Subjektiv braucht sich der Meditec SHB 22S6 TW in dieser Disziplin nicht vor den 100 Euro teureren 22 Zoll Modellen verstecken und schneidet im Gegenteil sogar teils besser ab.
Insgesamt bietet der Monitor in Sachen Bildqualität das, was man von einem 22 Zoll TFT mit TN-Panel erwartet und erwarten kann. Einziges echtes Manko ist die nicht ausreichend nach unten regulierbare Helligkeit.