Test Monitor NEC PA301W-BK
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Hardwarekalibration mit SpectraView II

Mit der aktuellen Version von SpectraView II kann auch der NEC PA301W hardwarekalibriert werden. NEC vertreibt die Software offiziell nicht in Europa, sondern sieht hier spezielle „SpectraView“-Geräte vor. Diese können dann mit der gebundelten Software „SpectraView Profiler“ hardwarekalibriert werden.

Bei SpectraView II handelt es sich um eine sehr schlanke und Übersichtliche Lösung zur Kalibration des Bildschirms. Sie konnte uns bereits im Zusammenspiel mit NEC PA241W und PA271W überzeugen. Der Ablauf ist Straight-Forward: Zunächst erstellt der Benutzer ein Kalibrierungstarget oder wählt ein Vorhandenes aus. Zwischen den kalibrierten Targets kann später „on the fly“ gewechselt werden. Dabei wird die Monitor-LUT aktualisiert und das Profil korrekt auf Betriebssystemebene eingebunden. Im Gegensatz zu SpectraView Profiler werden nur Matrix-ICC Profile erzeugt. Das ist bei Bildschirmen, insbesondere in dieser Leistungsklasse, aber unproblematisch. Sie verhalten sich linear genug, wie unsere Messungen und das UDACT ja bereits gezeigt haben.

Die Einstellmöglichkeiten für ein Target umfassen alle wichtigen Parameter (Weißpunkt, Helligkeit, Schwarzpegel und Gradation). In älteren Versionen haben wir noch eine vollständige Einbindung der Farbraumemulation nach dem Vorbild von Eizos Color Navigator vermisst. Ein unscheinbares „Color Gamut“-Klappfeld zeigt, dass NEC seine Hausaufgaben gemacht hat: Tatsächlich ist die Farbraumemulation nun vollständig eingebunden. Das vereinfacht den Workflow noch einmal deutlich: Der Benutzer legt für ungemanagte Anwendungen entsprechende Targets an, ohne über OSD oder MultiProfiler agieren zu müssen.

Nec Pa301w Bk Monitor Sv1
Nec Pa301w Bk Monitor Sv2
Nec Pa301w Bk Monitor Sv3
Hardwarekalibrierung per SpectraView II – links: Hauptfenster; Mitte: Einstellungen für ein Target; rechts: Farbraumemulation.

Für den Test der Farbraumemulation haben wir zunächst eine Kalibrierung und Profilierung mit dem EyeOne Pro durchgeführt und anschließend, unter Berücksichtigung des so erstellten Monitorprofils, mit AdobeRGB- und ECI-RGB 2.0 als Arbeitsfarbraum verglichen. In den Einstellungen hat der Benutzer die Wahl zwischen „Maximize Contrast Ratio“ und „Best greyscale color tracking“. Der Unterschied zwischen beiden Einstellungen ist im Hinblick auf die Neutralität der Grauachse sehr gering. Wir führen daher nur die Ergebnisse mit der Einstellung „Best greyscale color tracking“ auf. Der Weißpunkt wurde hier messtechnisch etwas genauer erreicht. ColorComp blieb mit maximaler Stufe (5) aktiviert.

Vergleich mit dem sRGB-Arbeitsfarbraum unter Berücksichtigung des Monitorprofils

HW-Kalibriert Ziel Erreicht
D65 (6502) 6488
96.04 100.00 108.88 95.27 100.00 109.06
0,40
– (0,08) 0,53
140,00 137
Nativ 0,26
Nativ 526
sRGB ~sRGB

* CCT-Bezug

Nec Pa301w Bk Monitor SRGB Hwkali Farbe
 
Nec Pa301w Bk Monitor SRGB Hwkali Grau
 
Nec Pa301w Bk Monitor SRGB Hwkali Gradation
 

Vergleich mit dem AdobeRGB-Arbeitsfarbraum unter Berücksichtigung des Monitorprofils

HW-Kalibriert Ziel Erreicht
D65 (6502) 6471
95.04 100.00 108.88 95.13 100.00 108.55
0,25
– (0,08) 0,23
140,00 136,9
Nativ 0,25
Nativ 547
Gamma 2.2 ~Gamma 2,23 (avg.)

* CCT-Bezug

Nec Pa301w Bk Monitor ARGB Hwkali Farbe
 
Nec Pa301w Bk Monitor ARGB Hwkali Grau
 
Nec Pa301w Bk Monitor ARGB Hwkali Gradation
 

Vergleich mit dem ECI-RGB 2.0-Arbeitsfarbraum unter Berücksichtigung des Monitorprofils

HW-Kalibriert Ziel Erreicht
D50 (5002) 5060
96.42 100.00 82.51 96.74 100.00 81.70
0,86
– (0,07) 0,56
140 140,2
Nativ 0,22
Nativ 637
L* L*

* CCT-Bezug

Nec Pa301w Bk Monitor EciRGB Hwkali Farbe
 
Nec Pa301w Bk Monitor EciRGB Hwkali Grau
 
Nec Pa301w Bk Monitor EciRGB Hwkali Gradation
 

Im Abschnitt über die sehr guten Ergebnisse der Softwarekalibrierung hatten wir bereits angemerkt, dass mit der Hardwarekalibrierung keine wesentliche Verbesserung zu erwarten ist. Die aufgeführten farbmetrischen Werte belegen diese Einschätzung. Für den Einsatz von SpectraView II spricht vor allem der einfache und schnelle Workflow, besonders unter wechselnder Verwendung der Farbraumemulation. Eine Hardwarekalibrierung bietet zudem den Vorteil, dass alle im Rahmen der Kalibrierung vorgenommen Änderungen bzw. Optimierungen auch in Spielen persistent in der Monitor-LUT bleiben. Änderungen der Grafikkarten-LUT würden dagegen bei Spielstart ohne weitere Maßnahmen verworfen. Allerdings fallen diese Eingriffe beim NEC PA301W nur sehr gering aus.

Verwendung eines Colorimeters mit SpectraView II

NEC bietet in den USA mit dem „SpectraViewII Kit“ ein Bundle aus EyeOne Display2 und SpectraView II an, das speziell für Geräte mit erweitertem Farbraum beworben wird. Zu diesem Zweck wird vermutlich intern eine weitere Korrekturmatrix für Bildschirme mit WCG-CCFL Hintergrundbeleuchtung implementiert worden sein, die bei Anschluss eines entsprechenden Bildschirms von NEC aktiv wird.

Der Einsatz eines anderen Colorimeters führt dagegen zu einem teils erheblichen, absoluten Messfehler (siehe „Generische Korrektur für Colorimeter in Quato iColor Display“), da NEC in SpectraView II keine Korrekturen für die unterstützten Colorimeter zur Verfügung stellt.

Die Option „Factory Measurement“ in den Einstellungen ist dabei keine Lösung. SpectraView II greift damit nur auf die werksseitig vermessenen Primärfarben zurück (unter Berücksichtigung des Weißpunktes). Der Weißpunkt wird gemäß den aktuellen Messungen eingestellt und weicht damit, je nach Colorimeter, entsprechend stark ab. Aus farbmetrischer Sicht ist das Vorgehen nicht zielführend bzw. schnell kontraproduktiv.

Nec Pa301w Bk Monitor Sv4
Einstellungen in SpectraView IInn

Die nachfolgende Tabelle belegt, dass in SpectraView II keine Korrekturen für die unterstützten Colorimeter umgesetzt wurden:

Kalibrationsziel DTP94 (sensor measurement)* DTP94 (factory measurement)*
D65 (~6502K) 7083 7036
95.04 100.00 108.88 89.65 100.00 108.25 89.87 100.00 108.93
9,66 9,25
0,08 10,77 10,30

* Messung mit EyeOne Pro / ** CCT Bezug

Dem Anwender bleiben also weiterhin drei Alternativen: Der Einsatz eines Spektralfotometers (gut geeignet ist das EyeOne Pro von X-Rite), das bereits angesprochene Bundle von NEC mit dem korrigierten EyeOne Display2, oder die Verwendung des Silver Haze Pro Bundle von Quato (iColor Display + X-Rite DTP94). Im letzten Fall ist natürlich keine Hardwarekalibrierung mehr möglich. Angesichts der exzellenten Ergebnisse im Rahmen der Softwarekalibrierung ist das aber meist verschmerzbar.

Denis Freund

... ist seit 2008 dabei und hat Medieninformatik sowie Druck-/ Medientechnik studiert. Es ist für die Bereiche Farbmesstechnik, -metrik und -management zuständig und entwickelte die PRAD-Test-Software. Nach wie vor verfasst er Testberichte über Grafik-Monitore.

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