Test BenQ SW272U: Bildbear­beitung mit hohem Farbumfang

Einleitung

Mit dem SW272U hat BenQ unlängst ein Nachfolgemodell für den SW271C lanciert. Dieser war bereits 2021 auf den Markt gekommen und hatte unseren Testparcours mit Erfolg absolviert. Wir sind daher sehr gespannt, ob auch der Neuzugang den Erwartungen, die ein Blick auf sein Datenblatt weckt, gerecht werden kann. Und tatsächlich wenden sich die Taiwaner mit Monitoren aus der PhotoVue-Reihe traditionell an Anwender mit hohen Ansprüchen an die Farbwiedergabe. Dieses Segment bedient auch Platzhirsch EIZO – die Konkurrenz ist also stark.

Die technische Basis des BenQ SW272U hat sich gegenüber der des Vorgängermodells nicht wesentlich verändert: Das Eingangssignal wird über eine Scaler-Pipeline mit einer programmierbaren 16-Bit-3D-LUT verarbeitet und dem Anwender auf einem 27 Zoll großen IPS-Panel präsentiert. 3840 x 2160 Pixel versprechen dabei nicht nur viel Platz auf dem Desktop, sondern auch eine optimale Text- und Grafikdarstellung. Die Pixeldichte liegt bei mehr als 160 ppi. Eine sorgfältige Werksabstimmung wird von der Hardware-Kalibration über das neue Palette Master Ultimate sinnvoll ergänzt. Überdies haben die taiwanischen Ingenieure den Bildschirm mit einer Ausgleichsfunktion zur Verbesserung der Flächenhomogenität versehen.

Dank einer speziellen LED-Hintergrundbeleuchtung können gängige Offset-Druckbedingungen ebenso wie RGB-Arbeitsfarbräume jenseits von sRGB präzise reproduziert werden. Hier macht sich der Generationswechsel erstmals richtig bemerkbar: Neben Adobe RGB soll nun auch DCI-P3 RGB nahezu vollständig abdeckt werden. Eine DisplayHDR-Spezifikation der VESA bleibt dem BenQ SW272U dagegen versagt – trotzdem werden HDR10 und HLG eingangsseitig unterstützt.

Die Konnektivität ist umfangreich: BenQ stattet den SW272U mit zahlreichen Signal- und USB-Anschlüssen sowie einem SD-Kartenleser aus. Via USB-C kann ein angeschlossenes Notebook Videosignale an den Monitor übertragen oder mit Daten von Tastatur und Maus sowie Strom versorgt werden. Eine zweite USB-Schnittstelle ermöglicht KVM-Funktionalität.

Detaillierte Informationen zu den Ausstattungsmerkmalen und den Spezifikationen finden Sie im Datenblatt des BenQ SW272U.

Testumgebung

Farbmessgeräte: X-Rite i1Pro 2, X-Rite i1Display Pro Plus
Grafikkarte: EVGA GeForce GTX 1080 Ti
Software: UDACT 2.4, CCalc 2.4, Palette Master Ultimate 1.0.1.2

Lieferumfang

Der Lieferumfang des BenQ SW272U fällt ausgesprochen umfangreich aus. Der Kabelsatz umfasst je ein DisplayPort-, HDMI- und USB-C-Kabel. Der interne USB-Hub kann optional über ein ebenfalls beigefügtes Typ-A-auf-Typ-B-Kabel mit dem Rechner verbunden werden. Auf ein Netzkabel wurde natürlich ebenfalls nicht verzichtet. Darüber hinaus stattet der Hersteller den Monitor mit einer durchdachten Lichtschutzblende aus: Dank zusätzlicher Teile ist eine Montage auch in Hochkant-Ausrichtung möglich.

Dem voluminösen Karton entnehmen wir außerdem den sogenannten Hotkey Puck. Es handelt sich um einen – erstmals kabellosen – Drehregler mit zusätzlichen Tasten, der bequem durch das OSD navigieren lässt. Neben einer Kurzanleitung wurde dem BenQ SW272U ein umfangreicher Kalibrationsreport beigelegt.

Optik und Mechanik

Der BenQ SW272U integriert sich unauffällig in die jeweilige Arbeitsumgebung. Dafür sorgt ein dunkles, schlichtes Kunststoffgehäuse. Es umfasst das Panel an drei Seiten mit einem nur dünnen Rand. Entsprechend erscheint der Bildschirm im ausgeschalteten Zustand fast rahmenlos. Der untere Bereich verbreitert sich dann allerdings auf gut 20 mm.

Auf der Rückseite erwarten uns ebenfalls keine Überraschungen. Auch hier dominieren einfache Formen und dunkler Kunststoff. Einen ungewöhnlichen Akzent setzt dagegen der mit Kunstleder bezogene Standfuß. Auf eine Aussparung für den Hotkey Puck wurde verzichtet.

Der BenQ SW272U mit Lichtschutzblende
Der BenQ SW272U mit Lichtschutzblende

Die vom Rahmen eingefasste, nicht aktive Panel-Fläche misst etwa 10 mm. Auf dem Schreibtisch beansprucht der BenQ SW272U rund 27 cm. Ohne Standfuß verbleiben gut 7 cm.

Standfuß des BenQ SW272U mit Kunstlederbezug
Standfuß mit Kunstlederbezug

Materialanmutung und Verarbeitungsqualität sind gut. Größere Spaltmaße können wir nicht ausmachen. Dank der hinreichend massiven Basisplatte wird der Monitor sicher auf dem Schreibtisch fixiert.

BenQ SW272U: Niedrigste Stellung von vorn
Niedrigste Stellung von vorn
BenQ SW272U: Niedrigste Stellung von hinten
Niedrigste Stellung von hinten
BenQ SW272U: Höchste Stellung von vorn
Höchste Stellung von vorn
BenQ SW272U: Höchste Stellung von hinten
Höchste Stellung von hinten

Der Regelungsbereich der Höhenverstellung umfasst 14 cm. In der niedrigsten Einstellung beträgt der Abstand von der Rahmenunterkante zur Tischoberfläche 8 cm. In der höchsten Position ermitteln wir 22 cm. Die maximale Neigung nach hinten wird bei 20 Grad erreicht. Eine Neigung in Gegenrichtung ist bis etwa 5 Grad möglich. Alternative Befestigungssysteme werden über die VESA-100-Verschraubung mit dem BenQ SW272U verbunden.

BenQ SW272U: Maximaler Neigungswinkel nach hinten
Maximaler Neigungswinkel nach hinten
BenQ SW272U: Maximaler Neigungswinkel nach vorn
Maximaler Neigungswinkel nach vorn

Der Standfuß erlaubt eine Drehung um 30 Grad beide Richtungen.

Seitliche Drehung des Displays nach rechts
Seitliche Drehung des Displays nach rechts
Seitliche Drehung des Dsiplays nach links
Seitliche Drehung des Dsiplays nach links

Die im Betrieb entstehende Abwärme wird passiv über das Gehäuse mit seinen nur wenigen Lüftungsschlitzen abgeführt. Abhängig von der Helligkeitseinstellung können wir minimale Störgeräusche ausmachen.

Rückseite des BenQ SW272U mit den Lüftungsschlitzen
Rückseite des BenQ SW272U mit den Lüftungsschlitzen

Die mehrteilige Lichtschutzblende kann, entgegen ersten Befürchtungen, schnell und unkompliziert mit dem Gehäuse verbunden werden. Sehr gut: Dank zusätzlicher Teile ist eine Montage auch in Hochkant-Ausrichtung möglich.

Stromverbrauch

Bei einer Leuchtdichte von 140 cd/m² ermitteln wir eine Effizienz von gut 1,3 cd/W. Das ist ein ordentlicher Wert, insbesondere unter Berücksichtigung von Farbumfang und Auflösung. Mit aktivierter Flächenhomogenitätsverbesserung (ohne Hardware-Kalibration obligatorisch) sinkt der Weißpegel. Um die angestrebte Leuchtdichte zu erreichen, muss nun eine höhere Helligkeit im OSD gewählt werden. Die Effizienz sinkt auf knapp 1,2 cd/W.

Im Energiesparmodus verringert sich die Leistungsaufnahme hinreichend. Nach Betätigung der Ein-/Austaste liegt die Messung nahe null.

Hersteller Gemessen
Betrieb maximal 200 W 29,3 W
140 cd/m² (Uniformity: Off) k. A. 21,2 W
140 cd/m² (Uniformity: On) k. A. 24,4 W
Betrieb minimal k. A. 14,8 W
Betrieb normal 34 W
Energiesparmodus 0,5 W 0,3 W
Ausgeschaltet 0 W 0 W

Anschlüsse

Der BenQ SW272U nimmt Videosignale über vier Anschlüsse entgegen. Dem Benutzer stehen dabei ein DisplayPort-Eingang nach Version 1.4, zwei HDMI-Eingänge nach Version 2.0 und ein USB-C-Eingang mit DisplayPort-Implementierung zur Verfügung.

Die Signaleingänge des BenQ SW272U
Die Signaleingänge des BenQ SW272U

Der integrierte USB-Hub stellt leider lediglich zwei Downstream-Ports (Typ A) nach Version 3.1 bereit. Sie wurden senkrecht links im unteren Rahmen eingelassen. Dort befinden sich auch ein SD-Kartenleser und ein Kopfhöreranschluss mit 3,5-mm-Klinkenbuchse.

USB-Anschlüsse und SD-Kartenleser im unteren Rahmen
USB-Anschlüsse und SD-Kartenleser im unteren Rahmen

Die Datenübertragung zum Rechner erfolgt über einen dedizierten Upstream-Anschluss (Typ B) oder den USB-C-Signaleingang. Dieser stellt auch Leistung bis 90 Watt für verbundene Geräte bereit. Zum vollständigen USB-C-Dock fehlt nur noch ein Netzwerkanschluss. Die KVM-Funktionalität wird etwas durch den Umstand geschmälert, dass der USB-C-Port nicht ausschließlich als Datenverbindung verwendet werden kann.

Bedienung

Die fünf Bedienelemente wurden auf der Unterseite eingelassen. Das ist nicht ideal, allerdings wird neben der beleuchteten Ein/Aus-Taste letztlich nur der Mini-Joystick benötigt. Er lässt den Benutzer durch das OSD navigieren. Mit dem Hotkey Puck kann die Bedienung weiter vereinfacht werden.

Die Tasten des BenQ SW272U zur Menüsteuerung (OSD)
Die Tasten zur Menüsteuerung (OSD)

Es handelt sich beim Hotkey Puck um einen externen OSD-Controller mit zentralem Wählrad und drei konfigurierbaren Tasten. Die Bedienung wird damit wesentlich vereinfacht. In älteren Revisionen wurde er über einen speziellen Anschluss mit dem Monitor verbunden. Für den SW272U nutzt BenQ dagegen eine drahtlose Variante, die bei Infrarot mit dem Display kommuniziert. Drei wählbare Kanäle sorgen dafür, dass mehr als ein Bildschirm angesteuert werden könnte.

Über das zentrale Wählrad kann in der Werkseinstellung die Helligkeit direkt verändert werden. Es fungiert aber auch als Taster, der das OSD aktiviert. Anschließend navigiert der Benutzer per Drehung durch das Menü und verändert Einstellwerte.

Die Hotkey-Puck-Steuerung
Die Hotkey-Puck-Steuerung

Die drei Tasten erlauben einen direkten Aufruf diverser OSD-Einstellungen. So können zum Beispiel drei Farbmodi zugewiesen werden. Allerdings ist man für alle drei Tasten jeweils auf eine Einstellungskategorie (in unserem Beispiel eben die zur Verfügung stehenden Bildmodi) festgelegt.

Denis Freund

... ist seit 2008 dabei und hat Medieninformatik sowie Druck-/ Medientechnik studiert. Es ist für die Bereiche Farbmesstechnik, -metrik und -management zuständig und entwickelte die PRAD-Test-Software. Nach wie vor verfasst er Testberichte über Grafik-Monitore.

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