Test Epson EH-LS650B: 4K-Beamer als TV-Alternative
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Auflösung

Der Epson EH-LS650B ist ein LCD-Projektor mit drei 0,62-Zoll-Chips. Die Auflösung beziffert der Hersteller mit 3840 x 2160 Pixeln, die mittels 4K-Enhancement erzielt werden soll. Hierbei handelt es sich um die bekannte e-Shift-Technologie. Die native Auflösung beträgt 1920 x 1080 Pixel, wie es bei allen aktuellen 4K-Ultrakurzdistanz-Projektoren in dieser Preisklasse üblich ist. Wer eine native UHD-Auflösung anstrebt, wird hier nicht fündig. Einzig Sony hatte 2017 mit dem VPL-VZ1000 einen Ultrakurzdistanz-Beamer mit nativer 4K-Auflösung für 25.000 Euro herausgebracht, der schon lange End-of-Life-Status hat und kaum noch als Neugerät erhältlich sein dürfte.

Alle eingehenden Bildsignale bis 2160p skaliert der Epson EH-LS650B auf seine native Auflösung. Das e-Shift-Element ist dabei nicht zu hören.

Bildschärfe und Konvergenz

Die 3LCD-Technologie von Epson baut auf drei Chips auf, welche die Farben Rot, Grün und Blau „erzeugen“. Damit Farbdarstellung und Schärfe optimal gelingen, müssen die Bildinhalte dieser drei Chips im Projektor noch perfekt „aufeinandergelegt“ werden. Gelingt das nicht, gibt es rote, grüne oder blaue Farbsäume.

Die Werkseinstellung ist bereits sehr gut, sodass von normalen Betrachtungsabständen keine Einbußen ersichtlich sind. Lediglich ganz nahe vor der Leinwand können wir zum Rand hin zunehmend minimale Farbsäume ausmachen, die maximal 1 Pixel betragen. Mit der „Panelkalibrierung“ von Epson lassen sie sich ganz leicht korrigieren. Mittels der 4-Ecken-Anpassung können die Farbsäume jeweils in einem Viertel des Bildes horizontal und vertikal korrigiert werden. Das gelingt in der Praxis so gut, dass wir nach der Anpassung keine farbigen Säume mehr ausmachen können.

Panelkalibrierung
Panelkalibrierung
Panelkalibrierung für Rot und Blau – Grün ist die Referenz
Panelkalibrierung für Rot und Blau – Grün ist die Referenz

Von der exzellenten Panelkalibrierung profitiert natürlich die Schärfe, weil es keine Überschwinger gibt oder farbige Säume an kontrastreichen Kanten zu sehen sind.

Original-Testbild
Original-Testbild

Der Beamer liefert in der Mitte ein knackscharfes Bild. Einzelne Zeilen werden sehr gut abgebildet und bieten dabei einen noch ansprechenden In-Bild-Kontrast. Selbst die ganz feinen Pixellinien kann der Epson EH-LS650 noch vollständig voneinander trennen.

Ausschnitt aus der Bildmitte: So sehen die Linien im Original aus
Ausschnitt aus der Bildmitte: So sehen die Linien im Original aus
100 %-Ausschnitt Mitte
100 %-Ausschnitt Mitte

Dieser Eindruck setzt sich über weite Strecken des Bildes fort. Oben links und rechts verzeichnen wir eine sehr gute Schärfe. Ganz leichte Verfärbungen sind mit bloßem Auge nicht zu sehen.

100 %-Ausschnitt oben links
100 %-Ausschnitt oben links
100 %-Ausschnitt oben rechts
100 %-Ausschnitt oben rechts

Während die Schärfe unten rechts ebenfalls tadellos ist, nimmt die Schärfe unten links ab, sodass dort keine Linien in UHD-Pixelauflösung mehr zu erkennen sind. Dieser Umstand ist der extremen Weitwinkeloptik geschuldet.

100 %-Ausschnitt unten links
100 %-Ausschnitt unten links
100 %-Ausschnitt unten rechts
100 %-Ausschnitt unten rechts

Farbwiedergabe

Der Epson EH-LS650B wird ab Werk im Farbmodus „Lebendig“ ausgeliefert. Das Farbspektrum ist so groß, dass Rot, Gelb und vor allem Grün über ihr jeweiliges Target im Rec.-709-Farbraum hinausgehen. Das Ergebnis ist eine recht satte Farbdarstellung mit einem zu kühlen Weißpunkt von 7776 K.

Da eine Kalibrierung im klassischen Sinn nicht möglich ist, weil die entsprechenden Regelungen fehlen, entscheiden wir uns für den Farbraum „Kino“. Hier erzielen wir die höchste Lichtausbeute mit mustergültigen 6502 K. Allerdings wird dieser Wert mit zu viel Rot, Blau und einem Gründefizit erreicht. Dadurch wird der D65-Punkt nicht ganz genau getroffen.

Diagramm: Farbraum Rec. 709 ab Werk
Farbraum Rec. 709 ab Werk
Diagramm: Farbraum Rec. 709 im Farbmodus „Kino“
Farbraum Rec. 709 im Farbmodus „Kino“

Der UHD-Farbraum DCI-P3 wird mit rund 85 % noch ordentlich abgedeckt. Grün, Cyan und Rot sind allerdings untersättigt. Magenta ist ab Werk zu blaustichig. Die Farbtemperatur fällt mit 7780 K zu kühl aus. Im Farbmodus „Kino“ wird der Weißpunkt 6500 K exakt getroffen. Während Grün und Cyan immer noch von ihren Zielkoordinaten entfernt sind, nähern sich Rot, Blau, Magenta und Cyan ihren Vorgaben an.

Diagramm: Farbraum DCI-P3 ab Werk
Farbraum DCI-P3 ab Werk
Diagramm: Farbraum DCI-P3 im Farbmodus „Kino“
Farbraum DCI-P3 im Farbmodus „Kino“

Im Graustufenverlauf driften Grün und Blau in der Werkseinstellung zunehmend Richtung Weiß auseinander. Das erklärt den sichtbaren Blau-Überschuss im Bild und die zu kühle Farbtemperatur. Im Farbmodus „Kino“ verläuft RGB etwas besser. Die Farbtemperatur von 6500 K wird nominell mit einem anderen Farbmischungsverhältnis erzielt als mit dreimal 100 % RGB. Das Ergebnis ist ein natürlicher Graustufenverlauf – trotz des geringeren Grünwertes. Schwarz-Weiß-Fotos und -Filme sind frei von unschönen Verfärbungen. Selbst unsere Testbilder weisen keine Qualitätseinbußen im Farbmodus „Kino“ mehr auf.

Diagramm: Graustufenverlauf ab Werk
Graustufenverlauf ab Werk
Diagramm: Graustufenverlauf im Farbmodus „Kino“
Graustufenverlauf im Farbmodus „Kino“

Die Delta-E-Werte gehen mit den vorherigen Messungen einher. Der Graustufenverlauf erreicht in der Werkseinstellung ein Delta E von 10,7 im Durchschnitt und einen Maximalwert von 14,5. Die Farbabweichungen sind so hoch, dass sie im realen Filmbild als blauer Farbstich auszumachen sind. Im Farbmodus „Kino“ verbessern sich die Delta-.E-Ergebnisse merklich auf durchschnittlich 7,5 und 11,6 im Maximum, was aber immer noch weit von dem angestrebten Ziel 3,0 entfernt ist.

Diagramm: Delta E 2000 der Graustufen ab Werk
Delta E 2000 der Graustufen ab Werk
Diagramm: DeltaE 2000 der Graustufen im Farbmodus „Kino“
DeltaE 2000 der Graustufen im Farbmodus „Kino“

Die Primär- und Sekundärfarben weisen ab Werk ein Delta E von durchschnittlich 9 und 14,7 in der Spitze aus. Allein diese Farbabweichungen sind so groß, dass wir sie in realen Bildern erkennen. Im Farbmodus „Kino“ verbessern sich die Werte geringfügig auf ein durchschnittliches Delta E von 7,4 und 11,5 in der Spitze. Zu unserer Überraschung sind trotzdem natürlich erscheinende Farben das Resultat.

Diagramm: Delta E 2000 der Primär- und Sekundärfarben ab Werk
Delta E 2000 der Primär- und Sekundärfarben ab Werk
Diagramm: Delta E 2000 der Primär- und Sekundärfarben im Farbmodus „Kino“
Delta E 2000 der Primär- und Sekundärfarben im Farbmodus „Kino“

Das Gamma sieht in der Werkseinstellung mit seiner Zickzack-Form abenteuerlich aus. Die Ursache dafür sind die diversen Kontrastregelungen, die im Farbmodus „Lebendig“ aktiv sind. Im „Kino“-Modus verläuft das Gamma sehr viel besser. Lediglich in Bereichen ab 60 IRE findet eine Aufhellung statt, die in der Praxis für mehr Plastizität im Bild sorgt.

Diagramm: Gamma 2,2 ab Werk
Gamma 2,2 ab Werk
Diagramm: Gamma 2,2 im Farbmodus „Kino“
Gamma 2,2 im Farbmodus „Kino“
Michael B. Rehders

… arbeitet seit 1996 als freiberuflicher Journalist, Fotograf und Autor mit Schwerpunkt Projektoren. Als Color-Management-Experte hält er Vorträge auf Hochschulen, Universitäten, Messen und schult Grafiker sowie Fotografen im Umgang mit Messequipment und Farbmanagement. Für PRAD ist er seit 2023 tätig.

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