Test Epson EH-LS650B: 4K-Beamer als TV-Alternative
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SDR

Mit einem Input-Lag von 27 ms ist der Epson EH-LS650B für Gelegenheitsspieler noch geeignet, um Formel 1 oder FIFA zu zocken. Schnelle Ego-Shooter benötigen jedoch eine deutlich kürzere Reaktionszeit. Professionelle Zocker dürften mit dem Beamer kaum klarkommen, weil es hier schon ein Input-Lag von maximal 1 ms sein sollte, um keine Nachteile gegenüber den Mitspielern zu haben. Aufgrund von HDMI 2.0 gibt es für 4K keine 120 Hz, stattdessen sind UHD-Bildsignale auf 60 Hz limitiert.

Dozenten können sich frei vor dem Ultrakurzdistanz-Projektor bewegen, ohne dass sie Gefahr laufen, einen Schatten auf die Leinwand zu werfen, wie es bei anderen Beamern vorkommt, die zwischen, über oder hinter den Zuschauern installiert sind. Texte sind sehr gut zu lesen, Tabellen und Videos von ansprechender Qualität. Überdies muss der Vortragsraum nicht vollständig abgedunkelt werden, weil die Lichtausbeute des Epson EH-LS650B eine gedimmte Raumbeleuchtung gestattet, damit sich Zuschauer Notizen machen können.

Filmfreunde und Fotografen profitieren von der natürlichen Farbdarstellung. Bildwerke in sRGB und Rec. 709 werden realistisch reproduziert. Schwarz-Weiß-Filme und -Fotos beeindrucken mit ihrer Neutralität, weil alle Bereiche vollkommen farbneutral erscheinen. Messbare Abweichungen zu den Rändern sind in der Praxis nicht relevant, weil schlicht und ergreifend nicht sichtbar. Selbst helle Schneelandschaften und Wüstenszenen bilden diesbezüglich keine Ausnahme.

Der Farbmodus „Lebendig“ erzeugt in der Werkseinstellung zu kühle Farben. Auf den ersten Blick mag das vielleicht dem einen oder anderen gefallen, weil Weiß noch „weißer“ erscheint, aber Gesichter werden etwas unnatürlich auf der Leinwand abgebildet. Wir empfehlen daher „Kino“ als Farbmodus, weil diese Defizite damit nicht auftreten.

Screenshot: Farbmodus „Lebendig“
Screenshot: Farbmodus „Lebendig“
Screenshot: Farbmodus „Kino“
Screenshot: Farbmodus „Kino“

Die 3LCD-Technologie von Epson erzeugt aus technischen Gründen keinen RBE (Regenbogen-Effekt). Wer sich bei DLP-Projektoren an Farbblitzen stört, kann beim EH-LS650B bedenkenlos zugreifen. Darüber hinaus lohnt sich die Mühe der Anpassung der Konvergenz, weil korrekt eingestellt weder Shading noch Farbsäume im Bild auszumachen sind.

Die Laserlichtquelle sorgt für jahrelangen Filmspaß, ohne dass man sich viele Gedanken über eine nachlassende Helligkeit machen muss. Nicht nur aus diesem Grund ist der Epson EH-LS650B für den Dauereinsatz als TV-Alternative geeignet, sondern weil er darüber hinaus eine sehr hohe Lichtausbeute besitzt, die auf Leinwänden bis 120 Zoll vielen OLED-TV-Geräten nicht nachsteht. Mit dem Schwarz der Fernseher kann der Proband aber natürlich nicht mithalten.

Für Zimmer mit Tageslichteinfall ist der Epson EH-LS650B ebenso geeignet, weil er unter diesen Bedingungen die benötigte Maximalhelligkeit besitzt. Mithilfe einer CLR-Leinwand, die der Hersteller optional gegen Aufpreis anbietet, kann der Kontrasteindruck auf der Couch davor gut aufrechterhalten werden. Sogar Schwarz wirkt damit glaubwürdig.

Der Epson EH-LS650B nutzt die e-Shift-Technologie, um Bildsignale sequenziell mit „Ultra High Definition“ (UHD) darzustellen. Bei genauer Betrachtung werden nicht alle Inhalte reproduziert. Die sichtbare Darstellung liegt irgendwo zwischen Full HD und UHD. Auf der Hamburg-Panorama-Aufnahme ist in der Ausschnittsvergrößerung gut ersichtlich, dass die vertikalen Streben am Brückengeländer nicht vollzählig projiziert werden. Ebenso lässt das Hamburg-Wappen auf dem roten Doppeldecker vorhandene Details vermissen. Das sind aber alles Dinge, die aus normalen Betrachtungsabständen kaum auffallen. Um diese Unterschiede auszumachen, muss der Sichtabstand schon 1:1 zur Bildbreite betragen.

Hamburg-Panorama: Aus der 20. Etage des Hanseatic Trade Center aufgenommen
Hamburg-Panorama: Aus der 20. Etage des Hanseatic Trade Center aufgenommen
Ausschnittsvergrößerung: Es sind fehlende Streben am Brückengeländer offensichtlich
Ausschnittsvergrößerung: Es sind fehlende Streben am Brückengeländer offensichtlich

Kinofilme, Serien und Sportübertragungen mit 24, 50 und 60 Hz werden originalgetreu projiziert. Die Bewegungsschärfe kann mit der dreistufigen Zwischenbildberechnung (Frame-Interpolation) noch verbessert werden. Auf „Niedrig“ arbeitet das Feature praktisch fehlerfrei. In den beiden höheren Modi „Mittel“ und „Hoch“ sind zunehmend Artefakte in Form von Grießeln um feine Strukturen auszumachen. Außerdem nimmt der Seifenoper-Effekt sichtbar zu, sodass wir den niedrigen Modus empfehlen.

Der Schwarzwert ist verbesserungswürdig und in dunklen Szenen allgegenwärtig. Es liegt quasi ein Grauschleier auf Nachtaufnahmen, der sich erst mit zunehmenden hellen Inhalten lichtet. Im Wohnzimmer bei kontrolliertem Umgebungslicht stört uns dieser Umstand weniger, weil ein dunkleres Schwarz am Nachmittag ohnehin nicht möglich ist – oder wenn abends eine Lampe im Raum eingeschaltet ist.

Dank der hohen Lichtausbeute sind auch dunkle Inhalte gut durchgezeichnet
Dank der hohen Lichtausbeute sind auch dunkle Inhalte gut durchgezeichnet
Rot erscheint natürlich, und Full-HD-Inhalte sind vollständig erkennbar
Rot erscheint natürlich, und Full-HD-Inhalte sind vollständig erkennbar

Die Comic-Verfilmung The Flash wird mit realistischen Farben reproduziert. Dank des etwas größeren Spektrums und der hohen Lichtausbeute kann sich der Epson EH-LS650B exzellent gegen Streulicht im Raum behaupten, ohne dass die Farben verwaschen erscheinen. Als The Flash vor dem Krankenhaus steht und die Straße unter seinen Füßen wegbricht, sind Schattenbereiche bestens durchgezeichnet. Sein roter Anzug leuchtet fantastisch und hebt sich kontrastreich vom Hintergrund ab. Mit unseren Einstellungsempfehlungen wird der In-Bild-Kontrast verbessert, sodass dieser in Kombination mit der hohen Lichtausbeute viel Plastizität im Bild erzeugt.

Michael B. Rehders

… arbeitet seit 1996 als freiberuflicher Journalist, Fotograf und Autor mit Schwerpunkt Projektoren. Als Color-Management-Experte hält er Vorträge auf Hochschulen, Universitäten, Messen und schult Grafiker sowie Fotografen im Umgang mit Messequipment und Farbmanagement. Für PRAD ist er seit 2023 tätig.

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