Test Monitor LaCie 324i + Blende + Colorimeter (131083)
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Overdrive

Jeder Helligkeitsstufe eines Bildpunktes ist eine ganz bestimmte Steuerspannung zugeordnet. Leider folgen die Pixel den Spannungsänderungen bei Helligkeitswechseln nur zögerlich, was bei schnell bewegten Bildern zu sichtbaren Qualitätseinbußen führen kann. Zur Beschleunigung der Wechsel kann man nun zunächst eine höhere Spannungsdifferenz anlegen als es dem Helligkeitsunterschied eigentlich entsprechen würde. Anschließend wird die Spannung korrigiert, um die Helligkeit auf den korrekten Zielwert zu bringen. Dieses Verfahren wird als Overdrive bezeichnet.

Lacie 324i Blende Colorimeter 131083 Monitor Over 50 20
Lacie 324i Blende Colorimeter 131083 Monitor Over 80 50
Beschleunigungsverhalten beim Grauwechsel, links: 50-20; rechts: 80-50.

Wir untersuchen das Beschleunigungsverhalten mit einer Folge von je vier Frames, die zwischen 50 und 20 sowie zwischen 80 und 50 Prozent Grauwert wechseln. Die beiden Charts zeigen den gemessenen (grün) und den idealen (grau) Helligkeitsverlauf.

Das Beschleunigungsverhalten kann beim 324i nicht beeinflusst werden. Das Chart zeigt den Grund für die kurzen Reaktionszeiten schon auf den ersten Blick: hier ist ein sehr aktiver Overdrive mit teils extremen Überschwingern zu sehen. Bei den dunkleren Bildwechseln weisen die Überschwinger zur hellen Seite, bei den hellen Bildwechseln ist es umgekehrt, wenn auch nicht ganz so drastisch. Stets lässt sich das Panel zwei Frames Zeit, um einen Helligkeitswechsel abzuschließen.

Latenzzeit

Neben kurzen Schaltzeiten, die für den schnellen Bildaufbau notwendig sind, ist vor allem die Latenzzeit (Verzögerung) eines Monitors von Bedeutung für das Reaktionsempfinden. Dies gilt besonders für Spiele mit schnellen Bewegungen, wie sie bei Rennsimulationen oder Shootern vorkommen. Wenn zwischen der Eingabe und der Bildausgabe zu viel Zeit vergeht, wird die Steuerung zu indirekt und der Spielspaß wird beeinträchtigt. Dieser Effekt wird als Input Lag bezeichnet.

Eine Normvorgabe für die Bestimmung der Latenzzeit bei Monitoren gibt es nicht (siehe hierzu auch unser Special „Untersuchung des Input Lag Testverfahrens“). Wir messen zunächst die Verzögerungszeit bis zum eindeutigen Beginn des Aufleuchtens (10 Prozent der Endhelligkeit). Zu diesem Wert addieren wir noch die Hälfte der mittleren Bildaufbauzeit (hin und zurück).

Erläuterung der Darstellung: Die Verzögerungszeit des LCD ergibt sich als die Zeitdifferenz zwischen dem Steuersignal (rot) und dem Aufleuchten des Pixels (10%-Schwelle, grüne Kurve).

Lacie 324i Blende Colorimeter 131083 Monitor Latenz
Der 324i verzögert um 1 Frame.

Wir messen beim 324i eine Verzögerungszeit von 17,6 Millisekunden. Hinzu kommt noch die halbe mittlere Bildaufbauzeit von 5,0 Millisekunden, die mittlere Gesamtlatenz beträgt somit recht lange 22,6 Millisekunden. Scheinbar wird immer ein Frame zwischengespeichert.

Subjektive Bewertung

Der LaCie 324i ist nicht nur messtechnisch ein schneller Bildschirm. Auch die subjektive Bewegtbilddarstellung kann uns überzeugen und liegt insgesamt im oberen Bereich der bislang getesteten Bildschirme mit IPS-Panel. Trotz des sehr aggressiven Overdrive stechen unschöne Artefakte (Corona- bzw. Ghosting-Effekte) nicht übermäßig stark ins Auge.

Lacie 324i Blende Colorimeter 131083 Monitor Game1
Bild aus dem Spiel „Counter Strike Source“ mit Auflösung 1.920 x 1.200.

Auch wenn der LaCie 324i nicht als Bildschirm für die Spielwiedergabe konzipiert wurde, schlägt er sich hier insgesamt gut. Das gilt besonders für den Zustand nach der Hardwarekalibrierung, denn vernünftige Gradations- und Neutralitätseigenschaften wirken sich auch direkt auf die Darstellungsqualität in Spielen aus. Eine Softwarekalibrierung birgt hier das Problem, dass die Grafikkarten-LUT normalerweise bei Spielstart zurückgesetzt wird.

Da der sRGB-Modus bei unserem Testgerät nicht vernünftig funktioniert, kommt es unweigerlich zu einer sehr bunten Darstellung. Das kann, teils abhängig vom Spiel, störend sein. Mit der Möglichkeit, die sRGB-Gradation zu erreichen, würde darüber hinaus die Differenzierung in dunklen Tonwerten verbessert. Auch das ist leider nicht möglich.

Gegenüber LCD-TVs oder Computerbildschirmen mit C-PVA Panel wirkt das Kontrastverhältnis nicht besonders beeindruckend. Das ist aber kein spezielles Problem des LaCie 324i. Die Darstellung bietet trotzdem genügend „Punch“.

Lacie 324i Blende Colorimeter 131083 Monitor Game2
Bild aus dem Spiel „Battlefield 2“ mit Auflösung 1.920 x 1.200.

DVD und Video

In diesem Abschnitt geht es allein um den Rechner als Zuspieler. Auf externe Videoquellen werden wir im folgenden Abschnitt noch ausführlich eingehen.

Der LaCie 324i unterstützt am DVI-Port Signale, die mit HDCP geschützt sind. Für DisplayPort- und HDMI-Anschluss ist eine entsprechende Unterstützung obligatorisch. Blu-ray oder HD-DVD können also problemlos am Rechner wiedergegeben werden.

Die Wiedergabequalität selbst hängt nicht nur vom Bildschirm ab, sondern zu einem sehr großen Teil auch von der Verarbeitung der Signale. So ist es zum Beispiel von dem auf PAL-DVD vorliegenden „576i50“ bis zu einem progressiven Signal in Panelauflösung ein recht weiter Weg, der mit vielen Stolpersteinen gepflastert ist.

Lacie 324i Blende Colorimeter 131083 Monitor Dvd
DVD Film „Elizabeth Das goldene Königreich“, Zuspielung über PC.

Entsprechend unterschiedlich kann das Ergebnis sein. Natürlich muss die durch den Bildschirm bereitgestellte „Basisqualität“ stimmen. Wenn große Lichthöfe, deutliche Schlieren oder ein schlechter Schwarzwert zu beklagen sind, kann auch die beste Konfiguration des Rechners bzw. der Software nichts mehr retten.

Lacie 324i Blende Colorimeter 131083 Monitor Dvb
DVB-Aufnahme „Die Frau nebenan“, Zuspielung über PC.

Grundsätzlich ist auch hier die Qualität nach der Hardwarekalibrierung gut. Allerdings muss man auf eine farbmetrisch korrekte Wiedergabe in den meisten Fällen verzichten. Eine Ausnahme wäre ein Videoplayer, der das Monitorprofil auswertet (ITU-R BT.709, also HDTV, definiert zu sRGB identische Primärvalenzen). Das in speziellen Verlaufspattern sichtbare Banding wirkt sich nicht direkt negativ aus.

Das moderate Kontrastverhältnis sorgt auch hier für eine etwas „mattere“ Darstellung als bei LCD-TVs oder Computerbildschirmen mit modernem VA-Panel. Der LaCie 324i steht aber auch überhaupt nicht in Konkurrenz zu solchen Geräten.

Lacie 324i Blende Colorimeter 131083 Monitor Bluray
Blu-ray: „Wallstreet“.

Videosignalverarbeitung

In den abschließenden Tests haben wir die Elektronik des Lacie 324i noch einmal im Detail auf die Verarbeitung von Videosignalen hin getestet.

Unterstützte Refreshraten

Im Bereich der Computer-Displays ist eine ausschließliche Unterstützung von Signalen mit 60Hz noch weit verbreitet. Aufgrund der Videoeingänge erhoffen wir uns eine sehr flexible Unterstützung.

Denis Freund

... ist seit 2008 dabei und hat Medieninformatik sowie Druck-/ Medientechnik studiert. Es ist für die Bereiche Farbmesstechnik, -metrik und -management zuständig und entwickelte die PRAD-Test-Software. Nach wie vor verfasst er Testberichte über Grafik-Monitore.

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