Bildqualität und Signalverarbeitung
Allgemein
Der Lenovo LT3053p verbaut das LM300WQ6 von LG. Das 30-Zoll große AH-IPS Panel ist noch nicht lange auf dem Markt und wird bislang nur im DELL U3014 verbaut. Weitere Hersteller haben aber bereits Bildschirme auf Basis dieses Panels angekündigt, da ältere Varianten nicht mehr hergestellt werden. Seine Hintergrundbeleuchtung basiert auf seitlich verbauten LEDs. Grüne und blaue Dioden wurden mit einer speziellen roten Beschichtung versehen, um weißes Licht mit den gewünschten Spektraleigenschaften zu emittieren. Der Farbumfang konnte so gegenüber üblichen W-LED-Implementierungen – bestehend aus blauen LEDs mit gelber Beschichtung – deutlich erhöht werden.
Das Panel wird intern über LVDS-Schnittstellen mit 10bit pro Farbkanal angesteuert. Im Gegensatz zu den meisten anderen Implementierungen wurde auch der Paneltreiber mit entsprechender Präzision ausgeführt. Visuelle Vorteile sind nur aufgrund dieser Kombination allerdings nicht zu erwarten. Deutlich entscheidender ist da schon die Integration einer 14bit LUT, die akkurate und verlustfreie Transformationen des Eingangssignals verspricht.
Wir können in keinem Bildmodus störende Farbabrisse ausmachen. Das gilt auch nach beliebigen Anpassungen über das OSD. Leichte Einschränkungen werden erst nach der Softwarekalibration offenbar. Abhängig von den Zielparametern kommt es zu leichten bis mäßigen Tonwertverlusten, die Korrekturen über die LUT der Grafikkarte geschuldet sind. Eine bessere Werksabstimmung im Bildmodus Custom und eine Möglichkeit zur Anpassung der Tonwertkurve würden das solide Ergebnis noch etwas verbessern.
Über den DisplayPort-Eingang können Signale mit 10bit pro Farbkanal zugespielt werden. Dies erfordert eine Unterstützung durch Grafikkarte, Betriebssystem, Treiber und Anwendung und ist derzeit noch auf wenige Konstellationen beschränkt. Adobe Photoshop hat in aktueller Version mit einer entsprechenden Anzeige keine Probleme.
Die subjektive Bildqualität ist gut. Eine noch bessere Bewertung wird vor allem durch die sehr aggressive Overdrive-Abstimmung verfehlt. Der LT3053p geht hier deutlich zu forsch zu Werke. Die auftretenden Artefakte sind störender als leichte Schlieren durch höhere Schaltzeiten. Für Irritationen sorgt auch eine geringfügige Streifenbildung – hervorgerufen durch einzelne Zeilen mit höherer Helligkeit – in bestimmten Bereichen des Panels.
Dieser Effekt wurde bereits von vielen Benutzern des DELL U3014 bemängelt und sollte von LG schnellstmöglich behoben werden. Im Gegensatz zu diesem Modell verschiebt sich beim LT3053p der Weißpunkt in den verschiedenen Helligkeitseinstellungen nur marginal.
Die hohe Blickwinkelstabilität und die leichte Antireflexbeschichtung können uns voll überzeugen. Reflexionen werden auf ein erträgliches Maß reduziert, ohne die Darstellungsqualität durch Körnungs- und Glitzereffekte zu verschlechtern. In Sachen Kontrastumfang kann der LT3053p zwar nicht mit Bildschirmen mithalten, die ein aktuelles VA-Panel verbauen. Für ein IPS-Panel sind die Ergebnisse aber sehr ordentlich und sorgen für ein knackiges Bild.
Coating
Die Oberflächenbeschichtung des Panels (Coating) hat auf die visuelle Beurteilung von Bildschärfe, Kontrast und Fremdlichtempfindlichkeit einen großen Einfluss. Wir untersuchen das Coating mit dem Mikroskop und zeigen die Oberfläche des Panels (vorderste Folie) in extremer Vergrößerung.
Das Panel des LT3053p ist nur schwach mattiert, die Oberfläche glänzt seidig. Einfallendes Fremdlicht wird weniger stark gestreut als bei richtig matten Beschichtungen, die Entspiegelungswirkung ist zufriedenstellend.
Die einzelnen Subpixel sind in der Makroaufnahme gut erkennbar, erscheinen aber leicht verschwommen. Nachteile für die Schärfeleistung und den Kontrast bringt das nicht mit sich.
Interpolation
Inzwischen leisten sich nur noch wenige Bildschirme negative Ausrutscher bei der Skalierung von Eingangssignalen. Auch die Ergebnisse des im Lenovo LT3053p verbauten Scalers überzeugen und übertreffen eine Aufbereitung durch die Grafikkarte. Das Fehlen eines Schärfereglers ist zu verschmerzen. Dahinter verbirgt sich meist eine einfache Kantenschärfung, die unschöne Doppelkonturen verursacht.
Signale mit quadratischem Pixelseitenverhältnis werden mit der Skalierungseinstellung Original AR verzerrungsfrei dargestellt. Eine explizite 16:9 und 4:3 Einstellung fehlt. SD-Videosignale, die beispielsweise von einem Standalone-Player per HDMI zugespielt werden, können somit nicht korrekt dargestellt werden. Eine vorgeschaltete Skalierung (Ziel: 720p oder 1080p) ist notwendig.
Signal | Verzerrungsfreie, maximal flächenfüllende Wiedergabe | Unskalierte Wiedergabe |
SD (16:9 – anamorph) | Nein | Nicht sinnvoll |
SD (4:3) | Nein | Nicht sinnvoll |
HD (1080p) | Ja | Nein |
HD (720p) | Ja | Nein |
PC (5:4) | Ja | Nein |
PC (4:3) | Ja | Nein |
PC (16:10) | Ja | Nein |
PC (16:9) | Ja | Nein |
Die folgenden Bilder geben einen groben Eindruck über die Qualität der Skalierung wieder. Der Abstand der Kamera zum Bildschirm ist stets identisch und es wird immer seitengerecht auf Vollbild skaliert.
Um die Skalierung in Spielen zu verdeutlichen, haben wir identische Auflösungen in „Civilization IV – Beyond the Sword“ genutzt: