Test Monitor NEC PA271W-BK
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Die Farbraumemulation mit MultiProfiler

Grundsätzlich kann die Farbraumemulation des NEC PA271W bereits aus dem OSD heraus zu großen Teilen werden. Das kostenlose Tool MultiProfiler bietet in erster Linie „Convenience“-Features, aber auch einige Funktionen, die nicht über das OSD zugänglich sind.

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Bildschirm- und Druckersimulation in Multiprofiler

Der gewünschte Zielfarbraum wird über die Eingabe von Normfarbwertanteilen der Primärfarben emuliert. Es ist ebenfalls möglich, ein Matrix-ICC-Profil vorzugeben, aus dem dann automatisch die gewünschten Parameter „extrahiert“ werden. Software und Elektronik den NEC PA271W erlauben sogar die Simulation von LUT-Druckerprofilen. Für die Umrechnung zwischen Bildschirm- und Simulationsfarbraum kann vom Benutzer dann noch der gewünschte Rendering-Intent vorgegeben werden. Während die Farbraumemulation für Matrixprofile sehr gut funktionierte (siehe auch den vermessenen „sRGB“- bzw. „AdobeRGB“-Modus), konnten wir im Rahmen der Simulation von LUT-Druckerprofilen die gewünschte Charakteristik leider nicht erreichen. Für die meisten Benutzer stellt das allerdings keine Einschränkung dar.

Im Rahmen der Farbraumemulation muss der Weißpunkt unbedingt beachtet werden. sRGB und AdobeRGB sind in den normativen Dokumenten beispielsweise relativ zu D65 definiert. Die beiden voreingestellten Bildmodi von NEC basieren auch auf dieser Vorgabe und können direkt verwendet werden. Möchte man einen davon abweichenden Weißpunkt erreichen, gibt aber diese Zielwerte für die Primärfarben ein, kommt es zu teils erheblichen Abweichungen. Hier muss der der Nutzer selbst geeignet chromatisch adaptieren

Da wohl die wenigsten Nutzer über ein Programm verfügen werden, das eine flexible chromatische Adaption erlaubt, haben wir für sRGB und AdobeRGB die nach Bradford adaptierten Normfarbwertanteile für einen Weißpunkt von D50 und 5800K, und zusätzlich auch die originären Werte relativ zu D65, angegeben. Gerade der Weißpunkt von 5800K liegt in einem Bereich, der für viele Benutzer sinnvoll ist.

sRGB D65 D50 (Bradford) 5800K (Bradford)
x: 0.313, y: 0.329 x: 0.346, y: 0.358 x: 0.326, y: 0.342
x: 0.640, y: 0.330 x: 0.648, y: 0.330 x: 0.644, y: 0.330
x: 0.300, y: 0.600 x: 0.321, y: 0.598 x: 0.308, y: 0.600
x: 0.150, y: 0.060 x: 0.156, y: 0.066 x: 0.152, y: 0.062
AdobeRGB D65 D50 (Bradford) 5800K (Bradford)
x: 0.313, y: 0.329 x: 0.346, y: 0.358 x: 0.326, y: 0.342
x: 0.640, y: 0.330 x: 0.648, y: 0.330 x: 0.644, y: 0.330
x: 0.210, y: 0.710 x: 0.230, y: 0.702 x: 0.218, y: 0.707
x: 0.150, y: 0.060 x: 0.156, y: 0.066 x: 0.152, y: 0.062

Ein nettes Feature der Farbraumemulation von NEC: Die Simulation eines Farbraums, der über Monitorfarbraum hinausgeht, führt zu einem relativ farbmetrischen Gamut-Mapping. Farben, die innerhalb des Monitorfarbraums liegen, werden damit korrekt dargestellt. Dafür besteht nun die Gefahr leichter Farbabrisse.

MultiProfiler bietet noch weitere Optionen, die teilweise an eine Screenmanager-Software erinnern. Neben den aus dem OSD bekannten Einstellungen für die Gradation (Gamma-Zahlwerte, sRGB und L*) kann sie hier auch völlig benutzerdefiniert festgelegt werden.

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Einige Funktionen von „MultiProfiler“.

Alle bisher getroffenen Einstellungen werden ohne Messungen durch ein Colorimeter durchgeführt. Die Farbraumemulation des NEC arbeitet mit statischen Voreinstellungen, d.h. stützt sich auf einen werksseitig erfassten Gerätezustand. Mit zunehmendem Alter ist allerdings mit farbmetrischen Drifts zu rechnen, die im Vergleich dann höhere Abweichungen bedingen. Wie stark sie ausfallen, können wir an dieser Stelle nicht prognostizieren. Zur Unbrauchbarkeit wird das sicherlich nicht führen, aber man sollte im Hinterkopf behalten, dass ein Arbeiten mit nativem Monitorfarbraum, kalibriertem und profiliertem Display und farbmanagementfähigen Anwendungen, dieser Einschränkung nicht unterliegt. Hier wird der Ist-Zustand berücksichtigt.

Eizo implementiert für die neueren Modelle der CG-Reihe (CG223W, CG243W, CG245W, CG303W) eine „Gamut-Update“ Funktion in Color Navigator. Bei Aktivierung schaltet sich das Gerät in einen neutralen Zustand und es werden die drei Primärfarben und Weißpunkt ausgemessen. Die farbmetrischen Daten werden in die Monitorelektronik übertragen und dienen als Basis für die Farbraumemulation. Diese Funktion wird in MultiProfiler und SpectraView II nicht angeboten.

Hardwarekalibration mit SpectraView II

Mit der aktuellen Version von SpectraView II können NEC PA241W und NEC PA271W hardwarekalibriert werden. NEC vertreibt die Software offiziell nicht in Europa, sondern sieht hier spezielle „SpectraView“-Geräte vor. Diese können dann mit der Software „SpectraView Profiler“ hardwarekalibriert werden.

Bei SpectraView II handelt es sich um eine sehr schlanke und übersichtliche Lösung zur Kalibration des Bildschirms. Zunächst erstellt der Benutzer ein Kalibrierungstarget oder wählt ein bereits vorhandenes aus. Zwischen den kalibrierten Targets kann später „on the fly“ gewechselt werden. Dabei wird die Monitor-LUT aktualisiert und das Profil korrekt auf Betriebssystemebene eingebunden.

Die Einstellmöglichkeiten für ein Target umfassen alle wichtigen Parameter (Weißpunkt, Helligkeit, Schwarzpegel und Gradation). Schmerzlich vermisst haben wir allerdings die vollständige Einbindung der Farbraumemulation. Im Gegensatz zu Eizos Workflow mit Color Navigator ist hier lediglich eine fixe „sRGB-Auswahl“ möglich, in der nur noch die Helligkeit verändert werden kann. NEC sollte hier dringend an einer vollständigen Einbettung der Farbraumemulation arbeiten.

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Hardwarekalibrierung per SpectraView II – links: Hauptfenster; rechts: Einstellungen für ein Target.

Denis Freund

... ist seit 2008 dabei und hat Medieninformatik sowie Druck-/ Medientechnik studiert. Es ist für die Bereiche Farbmesstechnik, -metrik und -management zuständig und entwickelte die PRAD-Test-Software. Nach wie vor verfasst er Testberichte über Grafik-Monitore.

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