Test Monitor NEC PA301W-BK
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UGRA-Test (UDACT)

Abschließend haben wir den NEC PA301W auf die Empfehlungen der UGRA kalibriert (5800K, Gamma 1,8 und Helligkeit, sofern mit Bordmitteln erreichbar: 140 cd/m²), um seine Tauglichkeit für die digitale Druckvorstufe/Softproof zu bestimmen. Die Zertifizierung kann aber natürlich auch mit anderen Parametern erreicht werden. Falls der Monitor keinen Gamma-Regler besitzt, wird durch die Kalibrierung der Tonwertumfang im Regelfall zu stark eingeschränkt, um den Test mit den vorgegebenen Parametern zu bestehen.

Nec Pa301w Bk Monitor Ugra
Der ausführliche UGRA UDACT Report für die Softwarekalibrierung kann als PDF Datei heruntergeladen werden.

Der NEC PA301W erfüllt die Kriterien des UDACT bereits nach Softwarekalibration und Profilierung.

Generische Korrektur für Colorimeter in iColor Display

Bei Einsatz eines Colorimeters ist zu beachten, dass diese Geräte zwangsläufig nur auf ein Spektrum trainiert sind. Ein Spektralfotometer, wie das von uns verwendete EyeOne Pro, unterliegt diesen Beschränkungen nicht. Hier kann allerdings die Abtastgenauigkeit bei schmalbandigen Spektren begrenzend wirken.

Mit dem X-Rite DTP94 als Colorimeter, und dem EyePro als Referenz, überprüfen wir, wie gut die generische Korrektur in Quato iColor Display greifen kann, und stellen dem die unkorrigierten Werte entgegen. Der Test erfolgt im Rahmen der Profivalidierung nach einer Kalibration auf D65 als Weißunkt.

EyeOne Pro DTP94 DTP94 (generic cor.)
6552 5864 6703
95.34 100.00 110.18 101.31 100.00 110.12 95.47 100.00 112.67
10,23 1,51

Ohne Korrektur liegt der erfasste Weißpunkt beim Einsatz des DTP94 deutlich vom tatsächlichen Wert entfernt. Der Abstand zur Blackbodykurve ist ebenfalls erheblich (hier nicht aufgeführt).

Mit der generischen „Wide-Gamut S-IPS“-Korrektur in iColor Display 3.6 kann unser Colorimeter ohne Einschränkungen verwendet werden. Die Messwerte nähern sich denen des EyeOne Pro (das zudem selbst keine ideale Referenz ist) deutlich an.

Die Farbraumemulation mit MultiProfiler

Obwohl die Farbraumemulation des NEC PA301W vollständig aus dem OSD heraus gesteuert werden kann, ist der Einsatz von MultiProfiler sinnvoll.

Der gewünschte Zielfarbraum wird über die Eingabe von Normfarbwertanteilen der Primärfarben emuliert. Es ist ebenfalls möglich, ein Matrix-ICC-Profil auszuwählen, aus dem dann automatisch die gewünschten Parameter „extrahiert“ werden. Software und Elektronik von Bildschirmen der PA-Reihe erlauben sogar die Simulation von LUT-Druckerprofilen. Ein entsprechender Versuch gelang uns leider auch beim NEC PA301W nur unzufriedenstellend. Matrix-Bildschirmprofile werden über die entsprechende Option aber problemlos verarbeitet.

Picture Mode
Color Gamut
White Point
Display Gamma

Im Rahmen der Farbraumemulation muss der Weißpunkt unbedingt beachtet werden. sRGB und AdobeRGB sind in den normativen Dokumenten beispielsweise relativ zu D65 definiert. Möchte man einen davon abweichenden Weißpunkt erreichen, gibt aber diese Zielwerte für die Primärfarben ein, kommt es zu teils erheblichen Abweichungen. Hier muss der der Nutzer selbst geeignet chromatisch adaptieren.

Da wohl die wenigsten Nutzer über ein Programm verfügen werden, das eine flexible chromatische Adaption erlaubt, haben wir für sRGB und AdobeRGB die nach Bradford adaptierten Normfarbwertanteile für einen Weißpunkt von D50 und 5800K, und zusätzlich auch die originären Werte relativ zu D65, angegeben. Gerade der Weißpunkt von 5800K liegt in einem Bereich, der für viele Benutzer sinnvoll ist.

sRGB D65 D50 (Bradford) 5800K (Bradford)
x: 0.313, y: 0.329 x: 0.346, y: 0.358 x: 0.326, y: 0.342
x: 0.640, y: 0.330 x: 0.648, y: 0.330 x: 0.644, y: 0.330
x: 0.300, y: 0.600 x: 0.321, y: 0.598 x: 0.308, y: 0.600
x: 0.150, y: 0.060 x: 0.156, y: 0.066 x: 0.152, y: 0.062
AdobeRGB D65 D50 (Bradford) 5800K (Bradford)
x: 0.313, y: 0.329 x: 0.346, y: 0.358 x: 0.326, y: 0.342
x: 0.640, y: 0.330 x: 0.648, y: 0.330 x: 0.644, y: 0.330
x: 0.210, y: 0.710 x: 0.230, y: 0.702 x: 0.218, y: 0.707
x: 0.150, y: 0.060 x: 0.156, y: 0.066 x: 0.152, y: 0.062

 

MultiProfiler generiert aus dem vorgegebenen Emulationsziel, d.h. ohne Profilierung durch eine Messonde, ein ICC-Profil. Zwar wird man die Farbraumemulation i.d.R. außerhalb eines gemanagten Workflows verwenden, aber die Grundidee ist keinesfalls schlecht. Wie stark sich alterungsbedingte Drifts auf die Genauigkeit der Farbraumemulation auswirken, können wir an dieser Stelle nicht testen. In einem kalibrierten und profilierten Workflow auf Basis von ICC Profilen spielt dieser Umstand keine Rolle, weil hier ja der tatsächliche Monitorzustand vermessen wird.

„METAMERISM“-Option

Aufgrund einiger Nachfragen beleuchten wir an dieser Stelle kurz die Auswirkungen der Option „METAMERISM“ im erweiterten OSD.

Nec Pa301w Bk Monitor Metamerism
 

Selbst wenn das Messgerät die geforderte Charakteristik (2 Grad Normbeobachter der CIE) zur Auswertung des Farbreizes erreicht, zeigen sich u.a. in einem Setup mit mehreren Bildschirmen schnell gewisse Grenzen der Farbmetrik. Aufgrund der Beobachtermetamerie (d.h. Abweichungen zwischen normiertem Beobachter und den persönlichen Empfindlichkeitskurven) können Bildschirme, die ein unterschiedliches Spektrum emittieren, trotz gleicher Messwerte deutliche visuelle Abweichungen aufweisen. Die Spektren von Bildschirmen sind generell in Bezug auf die Beobachtermetamerie eher unvorteilhaft. Um unschöne Irritationen zu vermeiden, muss gerade in einem Parallelbetrieb von Bildschirmen mit und ohne erweiterten Farbraum auf einen messtechnisch unterschiedlichen Weißpunkt auf Basis der visuellen Übereinstimmung kalibriert werden.

Natürlich unterliegt auch die Werkskalibration von NEC dieser Problematik. Selbst wenn wir messtechnische Schwankungen und Drifts der Bildschirme außer Acht lassen: In einem beispielhaft unterstellten Zweischirmbetrieb von NEC PA231W und PA301W wird ein identisch über das OSD eingestellter Weißpunkt kein visuell übereinstimmendes Ergebnis liefern. Hier greift die „METAMERISM“ Option. Sie verschiebt den Weißpunkt in eine Richtung, mit der ein besseres Matching zu erwarten ist. Wir haben nachfolgend die Auswirkungen der Option bei der Einstellung von 6500K vermessen:

METAMERISM AUS METAMERISM EIN
6500K 6500K
6383K 6077K
95.32 100.00 107.49 97.70 100.00 106.85
4,15

Laut Handbuch ist ein Bildschirm ohne erweiterten Farbraum (CCFL Hintergrundbeleuchtung, 72% NTSC) das Optimierungsziel für die Funktion. Wir hatten zum Testzeitpunkt leider keinen entsprechenden Bildschirm zur Verfügung. Aufgrund individueller Empfindlichkeitskurven ist das Ergebnis ohnehin abhängig vom konkreten Betrachter. In einem entsprechenden Mehrbildschirmsetup hilft also an dieser Stelle nur Ausprobieren weiter. Ansonsten bleibt der manuelle, visuelle Abgleich.

„METAMERISM“ sollte man während einer Kalibrierung mit Messonde in jedem Fall deaktivieren, da man hier sowieso wieder in die beschriebene Problematik gerät.

Eizo hat bei Bildschirmen der CG-Reihe ebenfalls auf mögliche Probleme mit der Beobachtermetamerie reagiert. In Color Navigator wird optional („Multiple Monitor Matching“) auf den 10 Grad Normbeobachter der CIE im Rahmen der Kalibration zurückgegriffen. Die Profilierung wird dann, gemäß dem ICC Workflow, wieder mit dem 2 Grad Beobachter durchgeführt. Man verspricht eine deutlich verbesserte visuelle Übereinstimmung im beschriebenen Szenario.

Denis Freund

... ist seit 2008 dabei und hat Medieninformatik sowie Druck-/ Medientechnik studiert. Es ist für die Bereiche Farbmesstechnik, -metrik und -management zuständig und entwickelte die PRAD-Test-Software. Nach wie vor verfasst er Testberichte über Grafik-Monitore.

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