Test NEC PA271Q – Grafik-Monitor mit Vollausstattung
6/8

Farbmessungen

Für die nachfolgenden Messungen wurde das Gerät aus SpectraView II heraus kalibriert (Color-Gamut „native“, Gamma 2,2, Farbtemperatur 6500 K, Gleichförmigkeit „Stufe 5“) und profiliert.

Beides stellt keine allgemeingültige Empfehlung dar. Das gilt auch für die Wahl der Gradation, zumal die aktuelle Charakteristik im Rahmen des Farbmanagements ohnehin berücksichtigt wird.

Sie Software SpectraView erinnert optisch auch in der Version II doch stark an XP-Zeiten. Die Fenster sind teils winzig und lassen sich auch nicht größer ziehen. Hinsichtlich des Funktionsumfangs und der Bedienbarkeit gibt es aber nichts auszusetzen. Nach unserer Erfahrung läuft die Software schon seit Jahren sehr stabil.

SpectraView II: Einstieg (Screenshot aus der Software)
SpectraView II: Einstieg (Screenshot aus der Software)

Auf der Einstiegsseite kann man ein vordefiniertes Ziel auswählen. Die von NEC angebotenen Presets sind gewählt und auch so benannt, dass ein Neuling leicht zurechtkommt. Selbstverständlich kann man das Ziel auch anpassen bzw. eigene Presets anlegen.

SpectraView II: Kalibrierungsziel bearbeiten (Screenshot aus der Software)
SpectraView II: Kalibrierungsziel bearbeiten (Screenshot aus der Software)
SpectraView II: Start des Kalibrierungsvorgangs (Screenshot aus der Software)
SpectraView II: Start des Kalibrierungsvorgangs (Screenshot aus der Software)

Danach wird die Kalibrierung angestoßen. Der Ablauf ist selbsterklärend und dauerte im Test knapp sechs Minuten. Der kalibrierte Modus wird in einem eigenen Preset im Monitor-OSD abgelegt und das erzeugte ICC-Profil automatisch in der Farbverwaltung des OS registriert. Im OSD erkennt man das kalibrierte Preset an der Bezeichnung „SpectraView“.

Trotz der vielen Speicherplätze können im Monitor-OSD leider nicht mehrere kalibrierte Presets gleichzeitig abgelegt werden. Will man auf mehrere Ziele kalibrieren und zwischen diesen wechseln, ist das trotzdem möglich – allerdings nur über den Umweg der SpectraView-Software. Dort werden alle kalibrierten Ziele gespeichert und in der Gesamtliste der Kalibrierungsziele auch gut kenntlich gemacht.

Das Umschalten erfolgt aber nicht blitzschnell wie beispielsweise bei EIZO. Stattdessen sitzt man ziemlich genau 30 Sekunden vor einem teilweise flackernden Bildschirm, bis die geänderten Einstellungen übertragen sind. Immerhin wird so auch das Profil in der OS-Farbverwaltung automatisch ausgetauscht. Weniger gut ist allerdings, dass das Profil immer gleich benannt wird, anstatt die Zielparameter im Namen zu verwenden. Mit einem Blick in die Farbverwaltung lässt sich so nicht erkennen, ob tatsächlich das richtige Profil verwendet wird.

Relevant ist die etwas längere Wartezeit ansonsten nur, wenn man sehr häufig zum Beispiel zwischen nativem Farbraum, sRGB-Webdarstellung und Print-Softproofing wechseln will.

SpectraView II: Übersicht über frühere Kalibrierungen und Detail-Informationen (Screenshot aus der Software)
SpectraView II: Übersicht über frühere Kalibrierungen und Detail-Informationen (Screenshot aus der Software)
SpectraView II: Farbraumvergleich (Screenshot aus der Software)
SpectraView II: Farbraumvergleich (Screenshot aus der Software)

Zu den kalibrierten Zielen kann man eine schöne Übersicht aufrufen. Über die Unterreiter gelangt man zu nützlichen Detail-Informationen, darunter der Farbraumvergleich.

SpectraView II: Kurvendarstellung (Screenshot aus der Software)
SpectraView II: Kurvendarstellung (Screenshot aus der Software)
SpectraView II: Farb-Tracking (Screenshot aus der Software)
SpectraView II: Farb-Tracking (Screenshot aus der Software)

Insgesamt hinterlässt NECs Lösung zur Hardware-Kalibrierung zwar keinen hübschen, dafür aber einen sehr professionellen und stabilen Eindruck. Vergleicht man mit anderen Herstellern, liegt EIZO mit dem ColorNavigator schon klar an der Spitze. Im Gegensatz zu den Lösungen von BenQ, ViewSonic, LG und ASUS ist SpectraView II für den ernsthaften professionellen Einsatz aber uneingeschränkt tauglich und zu empfehlen.

Profilvalidierung

Diagramm: Profilvalidierung
Profilvalidierung

Der NEC PA271Q zeigt keine auffälligen Drifts oder unschönen Nichtlinearitäten. Das Matrix-Profil beschreibt seinen Zustand ausreichend exakt. Eine Wiederholung der Profilvalidierung nach 24 Stunden ergab keine signifikant erhöhten Abweichungen. Alle Kalibrationsziele wurden erreicht. Die Graubalance ist gut, die Farbwerte ebenfalls.

Perfektion bei einem Grafikmonitor sieht allerdings anders aus. Die Graubalance ist nicht optimal.

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Vergleich mit sRGB (farbtransformiert)

Diagramm: Vergleich mit sRGB (farbtransformiert)
Vergleich mit sRGB (farbtransformiert)

Unser CMM berücksichtigt Arbeitsfarbraum- und Bildschirmprofil und führt auf dieser Basis die notwendigen Farbraumtransformationen mit farbmetrischem Rendering-Intent durch.

Im Vergleich zum Werks-Preset kann durch die Kalibrierung auf den nativen Farbraum die Farbraumabdeckung zwar von 95 auf 99 % verbessert werden, und auch die Farbgenauigkeit ist sehr gut. Die Graubalance erreicht dabei aber nur noch ein zufriedenstellendes Ergebnis. Diesmal nicht wegen der Range, sondern aufgrund des durchschnittlichen Delta-C-Werts von 1,22 %.

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Vergleich mit Adobe RGB (farbtransformiert)

Diagramm: Vergleich mit Adobe RGB (farbtransformiert)
Vergleich mit Adobe RGB (farbtransformiert)

Ähnlich sieht es beim Vergleich mit dem Adobe-RGB-Farbraum aus. Die Graubalance kann man hier zwar noch mit einem „Gut“ durchgehen lassen, und die Farbraumabdeckung hat sich von 95 auf sehr gute 98 % nochmals verbessert. Doch die Farbabweichungen fallen hier etwas höher aus und ermöglichen in Summe nur ein gutes Gesamtergebnis.

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Vergleich DCI-P3 (farbtransformiert)

Diagramm: Vergleich mit DCI-P3 (farbtransformiert)
Vergleich mit DCI-P3 (farbtransformiert)

Auch im Vergleich mit dem DCI-P3-Farbraum finden wir ein ähnliches Bild. Man muss bei der Graubalance schon ordentlich ein Auge zudrücken, um noch eine gute Gesamtwertung zu geben. Die Range bei der Graubalance ist eigentlich durchweg eher zufriedenstellend als gut.

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Vergleich mit ECI-RGB 2.0 (farbtransformiert)

Diagramm: Vergleich mit ECI-RGB 2.0 (farbtransformiert)
Vergleich mit ECI-RGB 2.0 (farbtransformiert)

In sRGB und Adobe RGB treten aufgrund des großen Farbumfangs beim NEC PA271Q faktisch keine Out-of-Gamut-Farben auf. Einige gesättigte Tonwerte in ECI-RGB v2 können dagegen nur näherungsweise durch eine Abbildung auf die Farbraumgrenze dargestellt werden. Damit steigt auch die Gefahr von Tonwertabrissen in diesen Bereichen. Immerhin wird der ECI-RGB-v2-Farbraum zu 90 % abgedeckt. Die Graubalance lässt wie gehabt Wünsche offen.

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Manuel Findeis

... beschäftigt sich beruflich wie privat seit über 20 Jahren intensiv mit den Themen und Entwicklungen in der IT-Branche. Als freiberuflicher Autor, Testredakteur und Fotograf, kennt er die Anforderungen an ein gutes Display. Für PRAD ist er seit 2013 tätig.

Interessante Themen

4 Gedanken zu „Test NEC PA271Q – Grafik-Monitor mit Vollausstattung“

  1. Whilst the PA271Q is advertised with a 60hz refresh rate, I note from NEC’s website that the monitor’s synchronisation rate is Horizontal Frequency [kHz] 15 – 92, Vertical Frequency [Hz] 23 – 86. Is it safe to assume that this monitor can be run at 85hz by setting a customised resolution/rate?

    Antworten
  2. Aber da reden wir von den deutlich teureren Eizo-Modellen aus der CS- und CG-Serie, oder? Ich habe wirklich lange und intensiv nach einem Monitor ohne Glow gesucht. Hätte Eizo das z. B. beim EV2785 oder EV3285 geliefert, wäre es einer davon geworden.

    Antworten
  3. Bei der Verarbeitung muss ich leider zustimmen, da hätte sich NEC ruhig ein wenig mehr Mühe geben können. Doch anbetracht der Bildqualität halte ich zumindest für meinen Anwendungsbereich (Büro, surfen, Videos, Spiele) ein „sehr gut“ für mehr als angebracht. Dass das Gerät keinen sichtbaren Glow aufweist, ist für mich ein Alleinstellungsmerkmal, das ruhig explizit hätte erwähnt werden können. Blickwinkelneutralität auf / über dem Niveau älterer CCFL-Bildschirme bzw. S-PVA gibt es für den Preis derzeit leider nirgendwo anders, nicht einmal bei Eizo. Und dabei bin ich immer absoluter Eizo-Fan gewesen. In diesem Punkt sollte der PA271Q Vorbildcharakter für alle Hersteller haben.

    Eine Sache ist mir leider nicht ganz klar. Im Test ist von einem nicht umschaltbaren Overdrive die Rede, dennoch wurden Messungen ohne Overdrive durchgeführt. Ist der Overdrive im normalen Betrieb immer aktiv oder nur bei bestimmten Bildmodi? Im Menü meines Gerätes wird unter „Info / Monitor information“ immer eine „Video latency“ von 4 ms angezeigt. Was hat es denn damit auf sich? Und gibt es einen bestimmten Modus, in dem der Monitor besonders schnelle Reaktionszeiten liefert? Ich nutze den Monitor unter Windows 10 mit jeweils zwei unterschiedlichen hellen Varianten des sRGB-Modus, außerdem finde ich „Low Blue“ abends oder bei wenig Licht manchmal recht angenehm.

    Antworten
    • Gemäß dem Helligkeitsverlauf scheint hier eine Beschleunigung (Overdrive) zu bestehen. Diese ist aber fest implementiert und kann nicht abgeschaltete werden. Wenn es Modi gibt die andere Ergebnisse liefern sollten, ist das im Messlabor nicht aufgefallen. Der NEC ist in den von Dir angesprochenen Einsatzgebieten natürlich ein sehr guter Monitor. Etwas besseres wirst Du kaum finden. Dennoch sehen wir den NEC eher als Grafikmonitor und so muss er sich mit den Modellen von EIZO messen. Der NEC ist ein guter bis sehr guter Grafik-Monitor, liegt aber in diesem Anwendungsgebiet knapp hinter den Eizos.

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

* Sie müssen das Kästchen aktivieren, ansonsten können Sie keinen Kommentar erstellen. Sollten Sie dennoch versuchen Ihren Kommentar zu posten, ohne akzeptiert zu haben, wird eine neue Seite geöffnet und Sie erhalten einen Hinweis. Alle eingetragenen Daten, inklusive des Kommentars, gehen dabei verloren!

Nichts verpassen mit unserem Newsletter
Noch mehr Informationen über Display-Technologien in deine Mailbox!
  • Die Top-Artikel der Woche als kompakte Zusammenfassung (wöchentlich)
  • Sonderaktionen wie Lesertests, Spezial-Angebote oder PRAD-Gewinnspiele
(unregelmäßig)
Nichts verpassen mit unserem Newsletter
Noch mehr Informationen über Display-Technologien in deine Mailbox!
Sonderaktionen wie Lesertest, Spezial-Angebote oder PRAD-Gewinnspiele (unregelmäßig)
Die Top-Artikel der Woche als kompakte Zusammenfassung (wöchentlich)