Bildqualität
Der KDL-55W955B macht es dem Zuschauer nicht gerade leicht, zwischen Standard und High Definition zu unterscheiden – im positiven Sinn. Schließlich zeichnet er bei abgeschaltetem Bildbeschnitt (Anzeigebereich auf „+1“ beziehungsweise „Vollpixel“) selbst SDTV-Sender nahezu perfekt durch, wenn auch HD-Inhalte im Direktvergleich eine Spur knackiger wirken.
Jedoch zeigt der De-Interlacer im TV-Betrieb vereinzelt Flimmereffekte und Abstufungen an feinen Kanten; die Flugzeuglandung zu Beginn oder der Kameraschwenk über den Strand im fünften Kapitel der DVD „Sechs Tage, sieben Nächte“ bereiten dem Fernseher keine Probleme. Trotz der relativ niedrigen Motionflow-Rate von 400 Hertz erscheinen bewegte Motive angenehm scharf, was auch Börsentickern und Sportübertragungen zugutekommt.
Tagsüber oder bei starkem Umgebungslicht büßt das Bild allerdings an Brillanz ein, da einerseits das Edge-LED-Backlight mit maximal 227 Candela pro Quadratmeter (cd/m²) leuchtet und andererseits der Hellraumkontrast nicht über 640:1 hinausgeht. Im dunklen Heimkino gibt es wenig auszusetzen.
Die neutralsten Farben liefert der Bildmodus „Kino 1“: Weder im Messlabor noch in unserem praktischen Sehtest sind nennenswerte Abweichungen feststellbar, wobei der für Blu-ray Discs maßgebliche Standard sauber abgedeckt wird. Mithilfe des Farbbrillanz-Reglers lässt sich bei Bedarf mehr Sättigung herausholen, was insbesondere Animationsfilme deutlich kräftiger wirken lässt. Im James-Bond-Streifen „Casino Royale“ zum Beispiel sieht das türkise Meer infolgedessen jedoch schnell synthetisch aus.
Der satte Im-Bild-Kontrast von 828:1 und die dynamische LED-Backlight-Steuerung bringen schummrige Szenen überzeugend zur Geltung, wenn auch tiefschwarze Bereiche ein wenig Zeichnung vermissen lassen. Aus schrägem Betrachtungswinkel bleibt der Kontrast erfreulicherweise sehr stabil, während die ohnehin schon geringe Helligkeit um etwa 32 Prozent abnimmt. Dafür besticht der KDL-55W955B durch eine erstklassige Detailtreue sowie durch eine perfekte 24p-Wiedergabe.
Anders als bei seinen 4K-Spitzenreitern setzt Sony beim Full-HD-Flaggschiff auf das passive 3D-Verfahren.
Zwar kommt so ein flickerfreies Bild mit guter Tiefenwirkung zustande, doch macht sich der vertikale Auflösungsverlust in Form von Zeilenrastern bemerkbar, die aus geringer Sitzentfernung stören. Ferner wirken detailreiche Motive wie die Gesichter in „Der große Gatsby“ weniger knackig als auf vergleichbaren Konkurrenzmodellen mit aktiver Shutter-Technik.
Wenn ein Kontrastverhältnis von 828:1 schon als „satt“ bezeichnet wird, möchte ich nicht wissen wie VA/PVA-Panels, Plasma- oder OLED-Fernsher beschrieben werden. In allen anderen Tests im Netz wird das IPS-Panel mit dem geringen Kontrast als großer Nachteil gewertet, hier nicht. Erstaunlich.
Auch eine Erwähnung des Input-Lags wäre in Zukunft schön, ein entsprechendes MEssgerät kostet keine 100 Euro.