Lesertest i1Display Pro: Kompatibilität zu Argyll CMS/DisplayCAL

Im Lesertest von Frank Entz zum i1Display Pro geht es unter anderem um die Kompatibilität zu Argyll CMS/DisplayCAL sowie die Qualitäts- und Gleichförmigkeitsmessung (Werbung)

Einleitung

Eine zuverlässige Farbdarstellung ist für jeden wichtig, der am Bildschirm regelmäßig Bilder bearbeitet, die auch auf anderen Geräten ausgegeben werden sollen. Kolorimeter springen genau da in die Bresche: Sie messen die Farben, und die zugehörige Software errechnet anhand der Messungen die Abweichung zum Sollwert und speichert diese als Farbprofil. Letzteres wiederum wird vom Grafiktreiber geladen bzw. von der Software im Falle eines Hardware-kalibrierbaren Displays direkt im Monitor gespeichert.

Arbeitsplatz mit den beiden Monitoren
Arbeitsplatz mit den beiden Monitoren

Als Hobbyfotograf habe ich gern eine verlässliche Basis, aufgrund derer ich meine Bilder bearbeite, weshalb ich mir vor einiger Zeit eine Spyder 4 Express von Datacolor gekauft hatte, um meine beiden Monitore (einen ViewSonic VP2468 und einen LG 24EA53), die beide an einem Windows-10-Rechner angeschlossen sind, zu kalibrieren. Wunder darf man von diesen beiden kostengünstigen Bildschirmen sicher nicht erwarten, allerdings ließ sich mit dem Spyder eine recht gute Farbübereinstimmung erreichen. Gleiches erwarte ich natürlich auch vom i1Display Pro.

Besonders interessiert mich, ob die Hardware-Kalibrierung des VP2468 sichtbare Einflüsse auf die Bildqualität hat.

Herzlich bedanken möchte ich mich bei PRAD.de und X-Rite, die mir das i1Display Pro für diesen Test überlassen haben.

Lieferumfang

In der Verpackung befinden sich neben dem Kolorimeter in einer Plastikhülle die Software-CD und eine Kurzanleitung. Das Messgerät besitzt ein ca. 180 cm langes USB-Kabel, an dem ein in der Position verstellbares Gegengewicht angebracht ist, mit dem es einfach über den Monitor gehängt werden kann. Über das an der unteren Seite in das Plastik des Kolorimeters eingelassene 1/4-Zoll-Metallgewinde kann das i1Display Pro zur Kalibrierung eines Beamers auf ein Stativ montiert werden.

Verpackung des i1Display Pro
Verpackung des i1Display Pro

Auf der anderen Seite des Kolorimeters befindet sich die Diffusorkappe zur Umgebungslichtmessung, die die Linse verdeckt und in gewissem Umfang schützt. Die Linsenseite ist durch eine Art Filz gepolstert und schützt somit das Display bei der Messung. Insgesamt macht das Messgerät einen wertigen und ausreichend stabilen Eindruck.

Lieferumfang des i1Display Pro
Lieferumfang des i1Display Pro

Auf der enthaltenen CD befinden sich die i1Profiler-Software in der Version 1.7.1 und die dazugehörigen Release-Notes. Über die Website von X-Rite kann man mittlerweile die Version 1.8.3 beziehen, die ich für diesen Test verwendet habe.

Frontansicht des i1Display Pro
Frontansicht des i1Display Pro
Frontansicht mit hochgeklappter Abdeckung
Frontansicht mit hochgeklappter Abdeckung

Software und Kalibrierung

Die Installation der Software lief problemlos, allerdings gab es nach dem Anschließen des i1Display Pro erst mal eine kleine Überraschung: Das Messgerät wurde von der Software nicht erkannt. Die Ursache konnte aber dank der FAQ auf der Website von X-Rite schnell gefunden und behoben werden. Schuld hatte die bereits installierte Argyll-CMS-Software, die einen eigenen Messgerätetreiber mitbringt. Nachdem der Treiber gelöscht und die Software wie auf der X-Rite-Seite beschrieben deinstalliert war, wurde das Gerät anstandslos erkannt.

Die i1Profiler-Software startet im Basic-Mode und bietet darin Optionen zum Profilieren von Monitor, Projektor, Drucker und Scanner. Die beiden letztgenannten Geräte können mit dem i1Display Pro natürlich nicht profiliert werden, dementsprechend sind beide Optionen nur als Demo verfügbar. Im erweiterten Modus gibt es zusätzlich die Möglichkeit, die Qualität des verwendeten Profils messen zu lassen, und für Monitore eine Gleichförmigkeitsmessung.

i1Profiler im erweiterten Modus
i1Profiler im erweiterten Modus

Das Erste, was man mit einem Kolorimeter machen möchte, sind natürlich die Kalibrierung und Profilierung des Monitors. Nach einem Druck auf „Profilieren“ kommt man zu den Display-Einstellungen. Die angebotenen Optionen zur Kalibrierung sind vielfältig und lassen keine Wünsche offen. Weißpunkt, Leuchtdichte, Gamma und sogar das Kontrastverhältnis lassen sich bestimmen.

Die voreingestellten Werte entsprechen den allgemeinen Empfehlungen für Computermonitore: Ein Weißpunkt von 6500 K bei einem Gammawert von 2.2 und nativem Kontrastverhältnis. Wer oft Bilder für die Druckausgabe bearbeitet, wird vielleicht eher einen Weißpunkt von 5000 bis 5500 K einstellen. Dazu gibt es noch Optionen zum Korrigieren von Reflexionen auf der Monitoroberfläche und die Möglichkeit, das Profil für Umgebungslicht zu korrigieren.

Monitoroptionen im i1Profiler
Monitoroptionen

Auf der nächsten Seite des Dialogs können die Profiloptionen eingestellt werden. Insbesondere Windows-Nutzer sollten hier die ICC-Version 2 einstellen, da es unter Windows noch einige Programme gibt, die mit Version 4 nicht umgehen können. Des Weiteren lassen sich die Berechnungsmethode der chromatischen Adaption sowie der Profiltyp zwischen einem Matrix-Profil mit geringem Platzbedarf und einem genaueren, aber größeren LUT-Profil umstellen.

Profiloptionen im i1Profiler
Profiloptionen

Der folgende Dialog bietet noch die Möglichkeit, Helligkeit, Weißpunkt und Kontrast am Monitor direkt von der Software einstellen zu lassen. Die ADC genannte Funktion funktionierte bei mir im Test mit dem LG-Monitor sehr gut. Als Alternative können diese Einstellungen während der Messung über das OSD des Displays vorgenommen werden.

Durch einen Klick auf „Messung starten“ geht es dann los. Die Software begleitet das Platzieren des Messgerätes und die Messung Schritt für Schritt. Als Erstes, nachdem man den Sensor mittig auf dem Monitor platziert hat, kommt die Kalibrierung des Displays an die vorher bestimmten Parameter. Sofern man im vorhergehenden Dialog nicht „Automatische Monitorkontrolle“ gewählt hat, muss man nun die Einstellungen für Helligkeit und Weißpunkt über die Bedienelemente des Bildschirms vornehmen. Dabei zeigt eine Grafik am linken Bildschirmrand an, wie weit man noch von den Kalibrierungszielen entfernt bzw. ob eine ausreichende Übereinstimmung erreicht ist.

Einstellen des Monitors über das OSD
Einstellen des Monitors über das OSD

Ist man mit diesen Schritten durch, beginnt die eigentliche und mit dem großen Messfeldsatz ca. 6 1/2 Minuten dauernde Profilierung, während der die Farben gemessen werden. Der Monitor ist während dieser Zeit natürlich nicht benutzbar, und sogar der Cursor wird von dem Farbfeld verdeckt. Was gut ist, da ich bei einem anderen Programm schon mal aus Versehen den Cursor während der Messung unter das Kolorimeter geschoben hatte. Das Profil war anschließend natürlich nicht zu gebrauchen. Der Profilierungsvorgang lässt sich aber jederzeit über einen Button am unteren Bildschirmrand abbrechen.

Mess-Setup
Mess-Setup
Das Kolorimeter bei der Arbeit
Das Kolorimeter bei der Arbeit

Sobald die Profilierung beendet ist, kann man auf der nachfolgenden Seite eine Erinnerungsfunktion und die Überwachung des Umgebungslichts einschalten und das Profil speichern. Anschließend gibt es einen Vorher-nachher-Vergleich und die Möglichkeit, das Profil mit anderen Profilen zu vergleichen. Was ich allerdings vermisst habe, war eine Prozentangabe, wie hoch die Farbraumabdeckung des Monitors im Vergleich zu sRGB bzw. Adobe RGB ausfällt. Das ist natürlich nur eine Kleinigkeit, die mich eher gewundert als verärgert hat, da andere Software, die ich kenne, diese Information liefert.

Einen Vergleich zu anderer, mir bekannter Software möchte ich nicht ziehen. Der Spyder 4 Express liegt in einer anderen Preiskategorie, und die Software ist dementsprechend stark eingeschränkt. Auch ein Vergleich mit der quelloffenen Alternative Argyll CMS/DisplayCAL kommt mir nicht fair vor. Allerdings möchte ich sagen, dass die i1Profiler-Software für mich die beste Kombination aus einfacher Bedienung und flexiblen Einstellmöglichkeiten ist. Insbesondere die integrierte Hilfe verdient ein Lob. Jede Option, die man anwählt, wird ausführlich erklärt, was es auch Nutzern, die nicht jeden Tag mit der Computerdarstellung von Farben zu tun haben, einfach macht, die Software zu benutzen.

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