Wiedergabe von Filmmaterial
Die Wiedergabe von Filmmaterial mit einer Bildwiederholfrequenz von 60Hz ist daher nicht so flüssig möglich wie bei 50Hz. Notwendig für eine flüssige Wiedergabe ist zum Einen korrektes Deinterlacing, das die ursprünglichen 24fps zurückgewinnt, und zum Anderen eine Bildwiederholfrequenz von 24Hz und Vielfachen davon, üblicherweise 48Hz oder 72Hz.
Dabei sind, vergleichbar mit 75Hz für PAL-Film, 72Hz für Besitzer von Desktop-TFTs sehr interessant. Auch hier gilt die Einschränkung, dass der Monitor das Bild intern nicht auf eine ungeeignete Frequenz umrechnen darf.
Es gibt noch weitere Fallstricke: Erfolgt das Deinterlacing nicht optimal, weil das Material nicht korrekt erkannt und wie Video behandelt wird, liegen abschließend 60fps vor. In diesem Fall ist das Kind in den Brunnen gefallen und eine perfekte Darstellung nicht mehr möglich.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass bei TV-Übertragungen mit 59,94Hz gearbeitet wird. Der Grund ist technischer Natur und an dieser Stelle nicht weiter wichtig. Filmmaterial wird daher minimal verlangsamt auf 23,976fps, bevor der 3:2-Pulldown erfolgt. Das ist meistens auch die Basis für NTSC-DVDs sowie die neuen HD-Medien.
Die Unterschiede sind so minimal, dass dies kein Problem darstellt. Daher werden wir weiter ganze Zahlen zur Beschreibung nutzen. Tiefergehende Informationen gibt es in derGoogle Group (englisch) zum Nachlesen.
PAL-DVD:
Wie man es nach Lektüre des Artikels wahrscheinlich bereits vermutet, liegt das Material auf einer PAL-DVD mit einer Frequenz von 50Hz vor. Gleichzeitig ist es immer interlaced, also in Form von Halbbildern, gespeichert. Das gilt selbst dann, wenn eine progressive Quelle vorlag. Ausgabeseitig wird entweder mit diesen 50 fields/s gearbeitet, oder bereits deinterlaced mit 50 fps. Entsprechend gelten die Ausführungen im Abschnitt PAL-Broadcast für die korrekte Bildwiederholfrequenz.
NTSC-DVD:
Auch hier liegt das Material wie beim Broadcasting immer interlaced vor, allerdings in unterschiedlicher Frequenz. Handelt es sich um Filmmaterial, ist die Speicherung üblicherweise mit 48 fields/s erfolgt. Steuerbefehle sorgen nun für die Ausgabe mit 60 fields/s. Damit wird de facto der bekannte 3:2-Pulldown durchgeführt.
Im Falle von Videomaterial ist dies nicht notwendig. Hier ist ja bereits in 60 fields/s aufgenommen und gespeichert worden. Die Ausgangssituation ist bei NTSC-DVDs also vergleichbar mit den entsprechenden Broadcasts. Kein aktueller DVD-Player kommt ohne Deinterlacer aus, d.h. wahlweise ist eine Ausgabe mit 60fps möglich – jedoch nie mit den bei der Filmquelle eigentlich vorliegenden 24fps. Diese Option steht ohne größeren Aufwand bzw. zusätzliche Investitionen erst mit den neuen HD-Medien zur Verfügung.
24p:
Eine Unterstützung von Signalen mit 24fps ist derzeit in aller Munde. Das kommt nicht von ungefähr, da auf Blu-ray und HD-DVD Filmmaterial in dieser Form vorliegt. Damit ist auch für Europa eine Situation geschaffen, wie sie in NTSC-Gebieten schon immer existierte. Der PAL-Speedup findet für diese Medien keine Anwendung.
Zur idealen Wiedergabe muss das Display also eine Bildwiederholfrequenz von 24Hz bzw. Vielfachen unterstützen. Das alleine garantiert freilich noch kein optimales Ergebnis, weil wir wiederum zwischen Signal und transportiertem Material unterscheiden müssen. Einfachste Möglichkeit ist eine „1080p24-Kette“:
Der Player gibt also (Voll-)bilder mit 24fps aus und das Display ist in der Lage, das Signal auch in dieser Form entgegenzunehmen. Im Zusammenspiel mit der korrekten Bildwiederholfrequenz kann man das Filmmaterial ohne zusätzliche Ruckler genießen.
Nicht alle Abspielgeräte unterstützen jedoch eine Ausgabe mit 24fps. Üblich sind in diesem Fall noch 60 fields/s bzw. 60fps. In ersterem Fall muss, wie beim Broadcastsignal, die Kadenz erkannt und das Signal entsprechend deinterlaced werden (Reverse Pulldown).
Im Ergebnis entsteht dann wieder das Originalformat von 24fps und eine Ansteuerung des Displays mit 24Hz und Vielfachen führt zum gewünschten, ruckelfreien Ergebnis. Grundsätzlich kann aber auch aus einem Signal mit 60fps, also 60 Vollbildern die ursprüngliche Bildfolge rekonstruiert werden.
Eine Bildwiederholfrequenz des Displays von 60Hz führt jedoch in jedem Fall zu den bereits mehrfach beschriebenen Rucklern, weil die zugrunde liegende Vollbildfrequenz nicht „passgenau“ ist. Unterschiedliche Anzeigedauern einzelner Frames sind auch hier die Folge – Juddering entsteht.
Materialgerechte Zuspielung – also alles ganz einfach?
Leider kann diese Frage nicht eindeutig mit Ja beantwortet werden. Dies liegt an mehreren Faktoren. Wenn wir zunächst nur PAL-Material betrachten (das schließt übrigens auch HD-Übertragungen im Fernsehen ein), ist der Weg zum ruckelfreien Bild tatsächlich sehr simpel: 50Hz werden von jedem aktuellen LCD-TV unterstützt, zumindest über die Videoeingänge und bei Zuspielung in den üblichen Videoformaten.
Problematisch kann es bei pixelgenauer Ansteuerung werden, beispielsweise über den PC. In der Vergangenheit waren hier viele Geräte nur mit 60Hz per D-Sub VGA ansteuerbar. Das hat sich mit der neuesten FullHD-Gerätegeneration allerdings geändert. Eine pixelgenaue Darstellung via PC ist nun oftmals per HDMI auch mit 50Hz möglich.
Bei direkter Zuspielung vom Receiver oder DVD-Player muss man sich um nichts kümmern, das Signal kommt hier in jedem Fall in 50Hz an und wird auch korrekt verarbeitet. Bei Computerbildschirmen sind 50Hz hingegen nicht, oder nur sehr selten möglich. Einige Geräte erlauben immerhin 75Hz – gut für PAL-Film.
Allerdings wird das Signal intern oft wieder auf 60Hz gewandelt. Das sieht dann im Regelfall schlimmer aus, als bei direkter Wiedergabe mit 60Hz, weil hier noch „Abmilderungsmaßnahmen“ der eingesetzten Abspielsoftware greifen können, die die Verteilung der Frames möglichst intelligent vornehmen will.
Bei NTSC-Material, auch hier sind entsprechende Broadcasts eingeschlossen, und den neuen HD-Medien ist die Sache etwas komplizierter, sofern Filmmaterial vorliegt. Selbst wenn das Display 24Hz und/oder Vielfache unterstützt, führt das nicht zwangsweise zu einer ruckelfreien Wiedergabe.
Ein Grund hierfür wurde schon genannt: Die Frequenz des Übertragungssignals und des ursprünglichen Materials müssen nicht zwingend identisch bzw. kompatibel sein. Die Originalvollbildabfolge muss also zunächst hergestellt werden, was bei Interlacedsignalen einen vernünftigen Deinterlacer voraussetzt, der auch in der Lage ist, die vorliegende Kadenz zu erkennen.
Ein Beispiel für eine solche Verarbeitungskette:
i60 Signal (3:2 Kadenz) vom DVD Player => Deinterlacer => 24p Signal => Doppelte Ausgabe jedes Vollbildes => Ansteuerung des Displays mit 48Hz
Leider bietet kein uns bekannter LCD-TV eine so ausgereifte Vorgehensweise wie die im Beispiel dargestellte. Nun gibt es inzwischen, besonders im SD-Bereich (Small Definition, herkömmliches Bildmaterial), vermehrt Lösungen, die zumindest auf dem Papier korrektes Filmmode-Deinterlacing versprechen.
Allerdings hakt es spätestens beim letzten Schritt, also der korrekten Weitergabe der zurückgewonnenen Frames an das Panel, im obigen Beispiel mit 48Hz, also einem Vielfachen des 24p-Signals nach dem Deinterlacing. Hier ist eine Bildwiederholfrequenz von 60Hz üblich. Die Frames werden dann in einem 3:2 Rhythmus angezeigt. Das führt zu den schon mehrfach beschriebenen Rucklern.
Im Falle eines Bluray-Signals von 24p bei einem LCD-TV ist die optimale Bildfrequenz ein Vielfaches von 24. Ist jetzt 96 besser als 24? Da der LCD-TV ein Hold-Type-Gerät ist, sollte es doch keinen Unterschied geben, oder? Ergo kann ich mir ein LCD-TV kaufen mit 60Hz und nativer 24p Ausgabe und brauche nicht mehr Geld ausgeben für ein 100Hz TV, da ein 4:4 Pulldown keinerlei Vorteile bietet. (Außer Acht gelassen, dass der 100Hz TV an sich ein besseres Panel besitzt).