Test EIZO CG3100X: Referenz für Bildbearbeitung und HDR-Video
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HDR-Wiedergabe und professionelle Farbverarbeitung

Der EIZO CG3100X trägt keine VESA-DisplayHDR-Zertifizierung – was zunächst verwundern mag. Diese Zertifizierungen sind jedoch primär auf den Consumer-Markt ausgerichtet und bewerten HDR-Fähigkeiten vor allem nach Spitzenhelligkeit und lokalem Dimming. Gemessen an diesen Kriterien bewegt sich der CG3100X leistungsmäßig zwischen DisplayHDR 400 und DisplayHDR 600 – ein Bereich, der bei typischen Consumer-Monitoren selten für einen echten HDR-Wow-Effekt sorgt.

Umso bemerkenswerter ist, wie überzeugend sich der EIZO CG3100X auch bei der Wiedergabe von HDR-Testvideos schlägt. In der Praxis zeigt sich: Hier zählt nicht ein einzelner Maximalwert, sondern das Zusammenspiel aus Farbtreue, Kontrast, Panel-Qualität und spektraler Leistungsfähigkeit. Der CG3100X bestätigt eindrucksvoll, dass HDR-Wiedergabe weit mehr ist als nur „hohe nits“.

Die gemessenen HDR-Spitzenhelligkeiten im Sync-Signal-Modus entsprechen exakt den Werten aus der Kontrastmessung – und zwar auch bei vollflächiger Weißdarstellung. Mit nativer Farbtemperatur lässt sich sogar noch ein geringfügig höherer Maximalwert erzielen. Das unterstreicht die Ausrichtung des Monitors: EIZO optimiert nicht auf maximale Leuchtdichte um jeden Preis, sondern auf eine farbpräzise HDR-Darstellung bei stabiler Tonwert- und Farbcharakteristik.

Trotz fehlender lokaler Dimming-Zonen (FALD) wirkt die HDR-Wiedergabe erstaunlich kraftvoll und erzeugt einen sichtbaren „HDR-Punch“. Verantwortlich dafür sind vor allem zwei Faktoren: zum einen das außergewöhnlich hohe native Kontrastverhältnis des Panels, zum anderen der sehr große, gesättigte Farbraum. Gerade bei HDR-Inhalten entsteht der visuelle „Punch“ nicht allein durch Helligkeit, sondern durch die Intensität und Leuchtkraft der Farben – ein Bereich, in dem der EIZO CG3100X klar punktet.

Besonders bemerkenswert ist zudem die Abstimmung auf D65: Der Monitor erreicht seine höchste Helligkeit sehr nahe am Referenzweißpunkt. Gemessen wurden 6544 K bei D65 und 6581 K im nativen Modus – außergewöhnlich nahe beieinander. Das ist keineswegs selbstverständlich, denn eine Farbtemperatur von 6500 K allein definiert noch keinen echten D65-Weißpunkt. Entscheidend sind die exakten chromatischen Koordinaten und die spektrale Leistungsverteilung – und genau hier spielt der EIZO CG3100X in der Referenzklasse.

Obwohl keine DisplayHDR-Zertifizierung vorliegt, übertrifft der EIZO CG3100X viele nominell zertifizierte Monitore im praktischen HDR-Einsatz deutlich. Vor allem technisch ähnliche Modelle mit DisplayHDR-400-Siegel lässt er sichtbar hinter sich. Die entschiedene Stärke des Probanden liegt dabei weniger im spektakulären HDR-Effekt, sondern in einer außergewöhnlich präzisen, stabilen und farbverbindlichen Darstellung – exakt das, was professionelle Anwender von einem Referenzmonitor erwarten.

Diese Ausrichtung setzt sich im Workflow konsequent fort: Der EIZO CG3100X bietet ab Werk spezialisierte HDR-Presets für HLG und PQ, inklusive Clipping-Warnung bei PQ-Signalen. Damit ist er nicht nur ein HDR-fähiger Monitor, sondern ein echtes Werkzeug für eine farbkritische HDR-Produktion in den Bereichen Schnitt, Grading, Broadcast und Postproduktion.

HDR-Erkennung und Signalumschaltung

Unter Windows 10 und Windows 11 funktionierte die automatische HDR-Erkennung im Test des EIZO CG3100X ebenso zuverlässig wie beim kleineren CG2400S. Anders als typische Consumer-Displays schaltet auch der CG3100X nicht selbstständig in einen HDR-Modus um, sondern verbleibt zunächst in der gewählten, farbkalibrierten Einstellung. Erkennt ColorNavigator jedoch ein eingehendes HDR-Signal, weist die Software darauf hin, dass das aktive ICC-Profil nicht mehr zur Signalcharakteristik passt – ein Hinweis, der in professionellen Workflows absolut üblich und gewünscht ist.

Für deutlich mehr Komfort – insbesondere bei häufig wechselnden Inhalten oder hybriden SDR/HDR-Workflows – bietet der EIZO CG3100X den modernen Bildmodus „Sync Signal“. Ist er aktiviert, erkennt der Monitor automatisch, ob ein SDR- oder HDR-Signal (PQ oder HLG) anliegt, und passt daraufhin selbstständig:

  • den Farbraum (z. B. Rec. 709, DCI-P3, BT. 2020),
  • die Gamma-Kennlinie (BT. 1886/PQ/HLG),
  • die Zielhelligkeit,
  • und das zugehörige ICC-Profil

an – vollautomatisch und ohne manuelles Eingreifen.

Damit bleibt der EIZO CG3100X stets in einem korrekt kalibrierten Zustand, selbst wenn unterschiedliche Quellen oder Programme genutzt werden – etwa HDMI/DisplayPort-Wechsel, Windows/macOS-Setups oder Projekte, die zwischen SDR- und HDR-Timelines springen.

ColorNavigator: Sync Signal
ColorNavigator: Sync Signal

Was zunächst wie eine einfache Komfortfunktion für HDR-Streaming wirkt, entfaltet sein volles Potenzial erst im professionellen Umfeld – insbesondere in Videoschnitt- und Grading-Programmen wie DaVinci Resolve, Adobe Premiere Pro oder Final Cut Pro.

Praxisbeispiel

Ein SDR-Projekt in DaVinci Resolve, das über ein angeschlossenes Blackmagic-Ausgabegerät ein korrekt getaggtes Rec.-709-Signal sendet, wird vom EIZO CG3100X sofort eindeutig erkannt. Der Monitor schaltet daraufhin automatisch in den intern kalibrierten BT.-709-Modus – einschließlich des korrekten Gammas nach BT. 1886, der passenden Helligkeit und der exakt definierten Farbraum-Emulation.

Wechselt man anschließend in ein HDR10-Projekt (z. B. für YouTube), liefert das Ausgabegerät ein PQ-kodiertes Signal (ST 2084). Auch dies erkennt der EIZO CG3100X zuverlässig und stellt unmittelbar auf den passenden HDR-Modus um. Für eine präzise Beurteilung des Materials lässt sich zusätzlich eine PQ-Clipping-Warnung aktivieren, die Bildbereiche markiert, deren Helligkeit über 1000 cd/m² hinausgeht.

Flexible PQ-Konfiguration im ColorNavigator

Der EIZO CG3100X bietet im HDR-Betrieb eine flexibel anpassbare PQ-Transferfunktion, die sowohl im OSD als auch über den ColorNavigator konfiguriert werden kann. Damit lässt sich das HDR-Verhalten präzise an die jeweiligen Zielplattformen oder Mastering-Vorgaben anpassen. Zur Auswahl stehen folgende Presets:

  • Clipping bei 300 cd/m²
  • 500-cd/m²-Emulation
  • 1000-cd/m²-Emulation
  • 4000-cd/m²-Emulation
  • 10 000-cd/m²-Emulation

Diese Optionen ermöglichen eine gezielte Abstimmung der PQ-Kurve – etwa um Mastering-Grades für Streaming-Plattformen, Broadcast-Normen oder HDR-Endgeräte realistisch zu beurteilen.

Eine weiterführende Analyse dieser HDR-Funktionen findet sich im ausführlichen Testbericht zum EIZO CG2700X von Denis Freund, dessen Erkenntnisse sich in großen Teilen direkt auf den HDR-Workflow des CG3100X übertragen lassen.

Bewertung

4.6

(SEHR GUT)

Fazit

Was sich beim Test des CG2400S bereits abgezeichnet hat, setzt der EIZO CG3100X als 30,5-Zoll-Topmodell der Reihe konsequent fort: Im Vergleich zum noch parallel erhältlichen CG319X bietet der CG3100X eine deutlich gesteigerte Maximalhelligkeit und ein höheres Kontrastverhältnis, das im Test teils sogar über der Herstellerangabe von 1800:1 lag. Zusammen mit dem neuen Modus „Sync Signal“ wird der Monitor damit spürbar HDR-tauglicher als sein Vorgänger.

Bemerkenswert ist dabei, dass der EIZO CG3100X selbst im Modus DUE „Brightness“ seine exzellente Bildhomogenität weitgehend beibehält – ein Punkt, der auch für die CG-Serie nicht selbstverständlich ist. Hier zeigt sich, wie ausgereift die Panel-Ansteuerung inzwischen ist.

Der eigentliche Mehrwert des Upgrades liegt damit weniger in Details wie USB-C-Stromversorgung, LAN-Port oder Kopfhörerausgang – so sinnvoll sue im Alltag auch sind –, sondern klar in der HDR-Film- und Videoproduktion. Der EIZO CG3100X unterstützt beide relevanten HDR-Transferfunktionen (HLG und PQ) und erreicht mit bis zu rund 475 cd/m² eine Helligkeit, die eine seriöse Beurteilung von HDR-Inhalten erlaubt. Damit lässt sich ein Großteil der Grading-Arbeit bereits auf dem CG3100X realistisch beurteilen – ein dedizierter HDR-Referenzmonitor wird in vielen Workflows erst im finalen Abnahmeprozess erforderlich.

Dass die Bildqualität insgesamt auf Referenzniveau liegt – von der Farbraumabdeckung über die Graubalance bis hin zur exakten Tonwertwiedergabe –, versteht sich bei der CG-Serie inzwischen fast von selbst. Der EIZO CG3100X bestätigt diesen Anspruch in allen Messdisziplinen eindrucksvoll.

Auch ergonomisch erfüllt der EIZO CG3100X die Erwartungen an ein Gerät dieser Klasse vollständig: Der Standfuß ist stabil, der Verstellbereich großzügig, die Touchbedienung zuverlässig und das OSD klar strukturiert. Der Betrieb erfolgt auch beim Topmodell komplett lüfterlos und damit geräuschfrei.

Weniger konsequent wirken einzig die Rückgestaltung mit der perforierten Lochblende und die neue Lichtschutzblende: Letztere ist leichter und einfacher zu handhaben, vermittelt aber nicht mehr ganz die Wertigkeit und Passgenauigkeit früherer Generationen. Positiv: Durch die farbliche Akzentuierung der Lochblende und weiterer Details wirkt der EIZO CG3100X optisch dennoch am stimmigsten innerhalb der aktuellen CG-Serie.

Wer hauptsächlich fotografiert oder im klassischen Print-Workflow arbeitet, benötigt den EIZO CG3100X nicht zwingend – der CG319X ist weiterhin eine exzellente Alternative. Wer jedoch ernsthaft im Bereich HDR-Video, Grading oder moderner Postproduktion arbeitet, erhält mit dem CG3100X ein Upgrade, das sich schnell bezahlt macht, weil sich das finale Bild bereits im Produktionsprozess deutlich verlässlicher beurteilen lässt.

Mit einem UVP von rund 5.300 Euro ist der EIZO CG3100X jedoch kein Schnäppchen – sondern ein klar positioniertes Werkzeug für professionelle Anwender, die wissen, warum sie diese Klasse von Monitor benötigen.

Testlogo EIZO CG3100X

Hinweis in eigener Sache: PRAD erhielt den CG3100X leihweise von EIZO zu Testzwecken. Herstellerseitig gab es weder eine Einflussnahme auf den Testbericht noch eine Verpflichtung zur Veröffentlichung oder eine Verschwiegenheitsvereinbarung.

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Manuel Findeis

... beschäftigt sich beruflich wie privat seit über 20 Jahren intensiv mit den Themen und Entwicklungen in der IT-Branche. Als freiberuflicher Autor, Testredakteur und Fotograf, kennt er die Anforderungen an ein gutes Display. Für PRAD ist er seit 2013 tätig.

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