Test EIZO CG2700X: Grafik-Profi mit UHD-Auflösung
6/8

27 Zoll großer 4K-Grafikmonitor bietet eine exzellente Flächenhomogenität und einen sehr hohen Farbumfang für anspruchsvollste Bildretuschen und farbsichere Proof-Simulationen

Kolorimeter-Korrektur

Das einem Kolorimeter zugrunde liegende Messprinzip ist dem menschlichen Auge entlehnt. Dabei wird die spektrale Empfindlichkeit des CIE-Normalbeobachters über fotoelektrische Empfänger mit vorgeschalteten Filtern nachgestellt. Aufbau und Abstimmung der Filter (mindestens drei, oft aber auch mehr) sind von entscheidender Bedeutung für die erreichbare Messgenauigkeit. Aufgrund verbleibender Differenzen sind Korrekturmaßnahmen erforderlich, die sich jeweils auf bestimmte Referenzmonitore mit charakteristischen Emissionsspektren beziehen.

In den Einstellungen verbirgt sich unter dem Punkt „Measurement Device“ die von EIZO in ColorNavigator hinterlegte Korrektur für die unterstützten Kolorimeter.

Korrektur für Kolorimeter
Korrektur für Kolorimeter

Die Abweichungen zwischen dem von uns als Referenz eingesetzten i1Pro 2 und dem i1Display Pro Plus als Kolorimeter sind sowohl mit als auch ohne explizite(r) Kompensationseinstellung zu vernachlässigen. Im Maximum liegen sie bei einem Delta E (76) von 1,5. Dabei wird auch bei deaktivierter Kompensation nicht auf die generische Charakterisierung von X-Rite zurückgegriffen. Natürlich ist das i1Pro, gleich in welcher Version, keine ideale Referenz. Die Resultate zeigen aber, dass EIZO auch dieser Problematik Beachtung schenkt und keine Lösung von der Stange nutzt.

Eingebautes Messgerät

Das eingebaute Messgerät kann als separate Sonde in ColorNavigator ausgewählt werden. Es ermöglicht den vollständigen Verzicht auf eigenes Mess-Equipment und fährt nach Aktivierung automatisch im oberen mittleren Bereich aus.

Das eingebaute Messgerät in Aktion
Das eingebaute Messgerät in Aktion

Wir haben zu Testzwecken eine Kalibration und Profilierung mit dem eingebauten Messgerät durchgeführt und das Profil anschließend mit dem X-Rite i1Pro 2 validiert.

Profilvalidierung (eingebautes Messgerät unkorreliert => i1Pro 2)

Profilvalidierung (eingebautes Messgerät unkorreliert => i1Pro 2)
Profilvalidierung (eingebautes Messgerät unkorreliert => i1Pro 2)

Das Ergebnis kann abermals überzeugen. Alle Abweichungen rangieren auf geringem Niveau. Wer die Messungen auf eine vorhandene Sonde abstimmen möchte, kann dies unkompliziert über die Korrelierungsfunktion verwirklichen. Zu diesem Zweck wird die gleiche Messreihe (RGBW) von interner und externer Sonde durchlaufen. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für eine Korrektur, die automatisch in Form einer einfachen 3×3-Matrix angewendet wird.

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Profilvalidierung (eingebautes Messgerät korreliert => i1Pro 2)

Profilvalidierung (eingebautes Messgerät korreliert => i1Pro 2)
Profilvalidierung (eingebautes Messgerät korreliert => i1Pro 2)

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Mittels des eingebauten Messgerätes kann der EIZO CG2700X turnusgemäß nachkalibriert werden. Das erhöht die Präzision zwischen vollständigen Kalibrations- und Profilierungsdurchläufen über ColorNavigator, die so auch seltener durchgeführt werden müssen.

Die Konfiguration ist einfach. Hat man den Bildschirm bereits kalibriert, sind die notwendigen Parameter direkt vermerkt. Der Benutzer muss nur noch das gewünschte Zeitintervall festlegen.

Profilierung weiterer Anzeigegeräte (z. B. Tablets, Smartphones)

Eine weitere interessante Funktion ist die Profilierung externer Bildschirmgeräte wie beispielsweise Tablets oder Smartphones. Die Testfelder werden auf dem Zielgerät via Internetbrowser vollautomatisch angezeigt. Der notwendige Netzwerkport wird während der Konfiguration vom Benutzer spezifiziert. Die Ergebnisse können als Matrix- oder LUT-Profil gespeichert und natürlich auch für die Farbraum-Emulation verwendet werden.

Profilierung weiterer Anzeigegeräte
Profilierung weiterer Anzeigegeräte

HDR

EIZO hat den CG2700X nicht gemäß VESA DisplayHDR spezifizieren lassen. Trotzdem kann unser Testgerät auch im Bereich der HDR-Wiedergabe punkten. Technisch vergleichbare Konkurrenzmodelle mit DisplayHDR-400-Spezifikation werden sogar deutlich auf die Plätze verwiesen. Das reicht zwar noch nicht für einen Einsatz im Bereich professioneller HDR-Farbkorrekturen und -retuschen, EIZO nutzt das Panel aber voll aus und ermöglicht durchaus anspruchsvolle Abmusterungen von HDR-Material.

Die VESA-Spezifikationen sehen das HDR10-Format als Übertragungsstandard vor. Das zu verarbeitende Signal weist im Kern folgende Eigenschaften auf:

  • 10 Bit pro Kanal
  • Absolute Tonwertkurve gemäß SMPTE ST 2084
  • Farbumfang gemäß ITU-R BT. 2020
  • Verarbeitung von statischen Metadaten, definiert in SMPTE ST2086

Die absolute Tonwertkurve lehnt sich dabei an ein Grundkonzept an, das man schon lange aus dem medizinischen Bereich (DICOM) kennt. Zielsetzung ist die maximale Kodierungseffizienz auch unter ungünstigen Bedingungen (ein stets Helligkeits-adaptiertes Auge zur Beurteilung einer minimalen Differenz). Dabei ist für die Maximalhelligkeit reichlich Spielraum nach oben vorhanden. Gleiches gilt für den Farbumfang, der sich nur mit monochromatischen Primärfarben erreichen ließe. Die VESA berücksichtigt dies und definiert als Referenzfarbraum DCI-P3 RGB.

Die Anzeigetechnik steht ein gutes Stück hinter diesem Übertragungsstandard zurück. Durch Metadaten, die sich auf das konkrete Mastering beziehen, wird das Material allerdings rudimentär charakterisiert. Der Scaler des Monitors kann dann eine Anpassung durchführen. Wir konzentrieren uns nachfolgend vornehmlich auf die HDR10-Wiedergabe.

OSD und ColorNavigator machen die PQ-Transferfunktion verfügbar. Die Einstellungen umfassen:

  • 300-cd/m²-Clipping
  • 500-cd/m²-Emulation
  • 1000-cd/m²-Emulation
  • 4000-cd/m²-Emulation
  • 10 000-cd/m²-Emulation
Denis Freund

... ist seit 2008 dabei und hat Medieninformatik sowie Druck-/ Medientechnik studiert. Es ist für die Bereiche Farbmesstechnik, -metrik und -management zuständig und entwickelte die PRAD-Test-Software. Nach wie vor verfasst er Testberichte über Grafik-Monitore.

Interessante Themen

6 Gedanken zu „Test EIZO CG2700X: Grafik-Profi mit UHD-Auflösung“

  1. Ich muss der Bewertung dieses Modells leider widersprechen. Ich bin beruflich seit 2006 im Grafikdesign und in der Fotografie tätig und hatte seit 2010 mehrere Top-Geräte von Eizo mit denen ich sehr zufrieden war. Voller Vorfreude habe ich den 2700X bestellt und war schon anfänglich irritiert von der schlechten Verarbeitung der Sichtschutzhaube (CG279x war wesentlich besser verarbeitet). Auf einer Seite schließt sie nicht ordentlich ab was zu kleinen Lichtschlitzen führt.

    Halb so wild – Eizo hätte sie sicherlich getauscht.

    Nun, Monitor aufgestellt, eingestellt und profiliert. Anhand des Eizo Monitortests auf deren Webseite erkannte ich bei allen hellen Flächen einen verlaufenden Schleier/Vignettierung zu den Rändern hin (unabhängig ob der Betrachtungswinkel mittig oder leicht seitlich war) und dachte mir zunächst dass die Beschichtung defekt ist. Nachdem ich dieses Phänomen auch bei anderen Exemplaren dieses Modells in Fachgeschäften erkennen konnte und mir der Eizo-Support widerwillig die technische Unversehrtheit nach Übermittlung von Videoaufnahmen bestätigte, lässt mich der Umstand ratlos zurück. Ein Vergleich mit dem 2700S (unmittelbar nebeneinander gestellt) zeigte auch dem Verkäufer, dass der Blickwinkel beim S-Modell um ein vielfaches besser ist. So wie ich es vom CG279x kenne.

    Es ist wirklich unzumutbar von Eizo ein 3000-Euro-Gerät mit dieser Eigenheit zu verkaufen. Vielleicht ist deren neue Zielgruppe ältere sehschwache Hobbyfotografen aber definitiv keine berufstätigen Designer/Fotografen.

    Das Testergebnis kann ich daher so nicht nachvollziehen.

    Zusatz: Erst nach telefonischer Kontaktaufnahme mit dem Support konnte ich in Erfahrung bringen, dass Supportanfragen über die Webseite mit Dateianhängen nicht übermittelt werden obwohl man nach Klick auf den Sendebutton zur Bestätigungsseite kam. Nachdem auch keine Bestätigungsmail ankam und dieses Verhalten bei wiederholter Supportanfrage tagelang ohne Rückmeldung blieb, fragte ich telefonisch nach. Laut Support funktioniert der Upload nicht – trotz bestätigter Übermittlung. Man machte aber auch keinen Anschein den Fehler zukünftig beheben zu wollen da dies nicht möglich ist.

    Antworten
  2. Beim Backlight ist fast die gleiche Grafik wie beim CG2700S eingebunden, einmal ohne und einmal mit der Verwendung von PWM deklariert?

    Wie wäre es mit einem kleinen Zusatzabschnitt für wenn sich jetzt der CG2700x oder eher der cg2700s eignet?

    Antworten
    • Danke für den Hinweis. Der Text zum Backlight beim CG2700S ist falsch. Ich habe den Text korrigiert. Natürlich nutzt auch der CG2700S kein PWM. Die CG-Serie ist für anspruchsvollste Bildretuschen und farbsichere Proof-Simulationen nutzbar. Welches Modell man letztendlich wählt, ist egal. Die Frage ist, ob man eine 4K-UHD-Auflösung benötigt oder eben nicht. Wenn ja, muss man den CG2700X kaufen.

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

* Sie müssen das Kästchen aktivieren, ansonsten können Sie keinen Kommentar erstellen. Sollten Sie dennoch versuchen Ihren Kommentar zu posten, ohne akzeptiert zu haben, wird eine neue Seite geöffnet und Sie erhalten einen Hinweis. Alle eingetragenen Daten, inklusive des Kommentars, gehen dabei verloren!