HDR
Der LG 27GR95QE verarbeitet HDR10-Daten. Das zu verarbeitende Signal weist im Kern folgende Eigenschaften auf:
- 10 Bit pro Kanal
- Absolute Tonwertkurve gemäß SMPTE ST 2084
- Farbumfang gemäß ITU-R BT. 2020
- Verarbeitung von statischen Metadaten, definiert in SMPTE ST2086
Die absolute Tonwertkurve lehnt sich dabei an ein Grundkonzept an, das man schon lange aus dem medizinischen Bereich (DICOM) kennt. Zielsetzung ist die maximale Kodierungseffizienz auch unter ungünstigen Bedingungen (ein stets Helligkeits-adaptiertes Auge zur Beurteilung einer minimalen Differenz). Dabei ist für die Maximalhelligkeit reichlich Spielraum nach oben vorhanden. Gleiches gilt für den Farbumfang, der sich nur mit monochromatischen Primärfarben erreichen ließe. Die VESA berücksichtigt dies und definiert als Referenzfarbraum DCI-P3 RGB.
Die Anzeigetechnik steht ein gutes Stück hinter diesem Übertragungsstandard zurück. Durch Metadaten, die sich auf das konkrete Mastering beziehen, wird das Material allerdings rudimentär charakterisiert. Der Scaler des Monitors kann dann eine Anpassung durchführen.
Das OSD offeriert leider keinen echten HDR-Modus. Dieser wird erst dann aktiv, sofern ein Signal mit entsprechenden Metadaten vorliegt. Wir haben diese für die nachfolgenden Tests in das Signal eingeschliffen und dabei Peak-Helligkeiten von 1000 cd/m², 4000 cd/m² und 10 000 cd/m² definiert. Die Messungen bleiben dabei allerdings stets identisch, sodass wir nachfolgend das Verhalten bei unterschiedlichem APL aufführen.
In den Grafiken ist die Sollcharakteristik als hellgraue Kurve hinterlegt. Sie basiert auf der gemessenen Maximalhelligkeit und folgt von dort der PQ-Transferfunktion (gemäß SMPTE ST 2084). Damit ergibt sich für alle realen Monitore ein mehr oder weniger großer Clipping-Bereich, da die maximalen 10 000 cd/m² nicht erreicht werden.
Der Scaler des LG 27GR95QE-B stellt die Differenzierung stets bis etwa 1000 cd/m² sicher. Damit leidet die Präzision, es kommt zu Abweichungen in Bezug auf die Soll-Transferfunktion mit Clipping bei maximaler Monitorhelligkeit. Gleichwohl wird der Proband seinen Einsatz wohl kaum im Bereich von Farbkorrekturen und -retuschen von HDR-Material finden. Viel eher geht es um die Wiedergabe von realem Material, das von dem erweiterten Reproduktionsbereich profitiert.
Interpolation
Für eine korrekte Anzeige interpolierter Auflösungen stellt der LG 27GR95QE die beiden Optionen „Vollbild“ und „Original“ zur Auswahl. Eigentlich sind es mit „Just Scan“ drei, diese Option war aber im PC- und Blu-ray-Player-Betrieb deaktiviert. Doch mit „Vollbild“ und „Original“ war es immer möglich, eine unverzerrte und auch pixelgenaue Darstellung zu erzielen.
Mit dem Schärferegler, der werkseitig auf 50 eingestellt und auch bei nativer Auflösung zur Verfügung steht, kann eine interpolierte Auflösung in der Schärfe nachgebessert werden. Die Einstellungsskala reicht in Zehnerschritten von 0 bis 100. Bis Stufe 80 treten nur geringe Überschärfungen auf, alles darüber kann Überschärfungsartefakte erzeugen. Bei nativer Auflösung ist eine Nachschärfung nicht notwendig, aber bis 60 möglich. Hier treten dann bereits ab Stufe 70 unschöne Überschärfungen auf.
Schriftdarstellung
Die Anzahl von Pixeln pro Zoll beträgt 111 ppi, was für einen 27-Zoll-Monitor völlig in Ordnung geht. Allerdings ist die Schrift schon in der nativen Auflösung von 2560 x 1440 Bildpunkten (WQHD) nicht optimal. Der Grund dafür ist, dass das verbaute WOLED-Panel eine atypische Subpixelstruktur aufweist, mit der das Windows-Betriebssystem ein wenig zu kämpfen hat.
Die Anordnung der Subpixel ist RWBG (Rot-Weiß-Blau-Grün). Dies führt zu Farbsäumen um den Text herum, und obwohl es sicherlich nicht als extrem einzustufen ist, kann es für einzelne Anwender durchaus störend sein, wenn sie dichter vor dem Display sitzen. Die Optimierung von Windows ClearType kann die Textdarstellung verbessern, aber auch zu ausgeprägteren Farbsäumen führen. Hier muss jeder Nutzer seine persönliche ClearType-Einstellung finden.
Reaktionsverhalten
Der 27 Zoll große WQHD-Monitor (2560 x 1440 Pixel im 16:9-Format) LG 27GR95QE-B aus der UltraGear-Modellreihe besitzt ein flaches Display. Die Bildrate des fernbedienbaren Gaming-Monitors erreicht maximal 240 Hz. Wir haben den Probanden in WQHD bei 60 Hz und 240 Hz am DisplayPort untersucht. Das Gerät wurde für die Messung auf die Werkseinstellung zurückgesetzt.
Bildaufbauzeit und Beschleunigungsverhalten
Die Bildaufbauzeit ermitteln wir für den Schwarz-Weiß-Wechsel und den besten Grau-zu-Grau-Wechsel. Zusätzlich nennen wir den Durchschnittswert für unsere 15 Messpunkte.
Der Messwert Color to Color (CtC) geht über die herkömmlichen Messungen von reinen monochromatischen Helligkeitssprüngen hinaus, schließlich sieht man am Bildschirm in aller Regel ein farbiges Bild. Bei dieser Messung wird deshalb die längste Zeitspanne gemessen, die der Monitor benötigt, um von einer Mischfarbe auf die andere zu wechseln und seine Helligkeit zu stabilisieren. Verwendet werden die Mischfarben Cyan, Magenta und Gelb – jeweils mit 50 % Signalhelligkeit. Beim CtC-Farbwechsel schalten also nicht alle drei Subpixel eines Bildpunktes gleich, sondern es werden unterschiedliche Anstiegs- und Ausschwingzeiten miteinander kombiniert.
Im Datenblatt des LG 27GR95QE-B gibt der Hersteller eine Reaktionszeit von 0,03 ms (GtG) an. Eine Pixelbeschleunigung wird wegen des OLED-Displays obsolet.
60 Hz
Die Schaltzeiten des LG 27GR95QE-B sorgen bereits bei 60 Hz für eine regelrechte Schnappatmung bei Gamern und liegen durchgehend bei beeindruckenden 0,1 ms. Das sind Werte, die nicht einmal das schnellste TN-Panel je erreichen könnte. Obwohl ein extrem schneller Bildaufbau stattfindet, gibt es keinerlei Überschwinger im Helligkeitsverlauf, wie man sie von einer zu aggressiv implementierten Pixelbeschleunigung kennt.
240 Hz
Die Schaltzeiten von 0,1 ms messen wir auch bei 240 Hz. Hier sind ebenfalls keinerlei negative Auswirkungen auf die Bildqualität zu beobachten. Der Bildaufbau wird blitzschnell vollzogen, Überschwinger im Helligkeitsverlauf gibt es nicht.
Wenn ein Matrix Profil es nicht schafft die Farbwiedergabe abzubilden, wieso nimmt man dann nicht einfach ein LUT Profil? Die sollten doch von allen gängigen Kalibrierungstools erstellt werden können.