Einleitung
Für 2022 hat LG zwei neue CineBeam-Projektoren im Programm, die für ein unvergleichliches Heimkino-Erlebnis sorgen sollen. Während der LG HU715QW als Ultrakurzdistanzprojektor bereits aus nur knapp 22 cm die Projektion einer 100-Zoll-Diagonalen ermöglicht, fühlt sich der LG HU710PW in den klassischen Projektionsdistanzen zu Hause. Dank 1,6-fachem Zoom und optischem Lens-Shift ist er dabei recht flexibel an die Umgebungsbedingungen anpassbar.
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Das Besondere am LG HU710PW ist aber die Lichtquelle. Hier kommt erstmals eine hybride Lichtquelle zum Einsatz, die LED- mit Lasertechnik kombiniert. Das soll für mehr Helligkeit und einen enorm großen Farbraum sorgen. Der DCI-P3-Farbraum wird laut Hersteller zu 94 % abgedeckt.
Dank Iris-Modus ist das Gerät sowohl für helle als auch für dunkle Umgebungen optimiert. Mittels adaptiver Anpassung der Laserleistung wird auch der Kontrast adaptiv an die Szene angepasst, um eine besonders hohe Bildtiefe und Bildplastizität zu erreichen. Die Herstellerangabe für das Kontrastverhältnis (dynamisch) liegt bei 2 000 000:1. Beim Thema HDR wird in Verbindung mit HDR10-Material sogar dynamisches Tonemapping unterstützt. Konsolenspieler kommen dank HGIG beim HDR-Spaß ebenfalls nicht zu kurz.
Doch auch die Auflösung scheint Träume wahr werden zu lassen. Dass der LG HU710PW als „Real 4K-UHD-Projektor“ beworben wird, hat noch nicht unbedingt viel zu heißen. Derartige Geräte anderer Hersteller haben sich im Test schon häufig als Mogelpackung bzw. Pixelshifter entpuppt. Der HU710PW soll laut LG die 4K-Auflösung aber tatsächlich nativ auf die Leinwand bringen – und das auf Diagonalen von bis zu 300 Zoll.
Während Projektoren früher reine Bildgeber waren, verfolgt LG schon seit Längerem den Ansatz, hier auch bei der Funktionsintegration mit Smart-TVs gleichzuziehen. Dank webOS 6.0 mit Unterstützung zahlreicher Streamingdienste dürfte der netzwerkfähige LG HU710PW in diesem Aspekt ebenfalls kaum noch von einem Smart-TV zu unterscheiden sein.
Im Vergleich zu den meist eher auf Mobilität getrimmten LED-Projektoren, die wir von LG bisher im Test hatten, spielt der LG HU710PW bei Gewicht und Abmessungen natürlich schon in einer anderen Liga. Das gilt auch für den Preis, der im Vergleich zum LG HU85LS aber für viele immer noch erschwinglich erscheint. Zum Zeitpunkt der Testerstellung war der LG HU710PW im Onlineversand für 2.499 Euro inklusive Versandkosten erhältlich.
Detaillierte Informationen zu den Ausstattungsmerkmalen und den Spezifikationen finden Sie im Datenblatt des LG HU710PW.
Lieferumfang
Der Lieferumfang beschränkt sich auf das Übliche: Projektor, Netzteil und Fernbedienung mit Batterien. Auf der Suche nach einem ausführlichen Handbuch wurden wir erst auf der US-Website von LG fündig.
Anschlüsse
Bildsignale nimmt der LG HU710PW über drei HDMI-Eingänge entgegen (1 x 2.1, 2 x 2.0). Tonsignale können über S/PDIF (optisch) oder HDMI (eARC) an die Heimkino-Anlage weitergegeben werden.
Der Anschluss HDMI 1 verfügt über die Spezifikation 2.1, die beiden anderen HDMI-Ports über Version 2.0. Der mittlere HDMI-Port ist wiederum mit „eARC/ARC“ gekennzeichnet.
Den Audio-Return-Channel (ARC) gibt es bereits seit HDMI 1.4. Im Vergleich zu Toslink (wie bei S/PDIF genutzt) stellt ARC aufgrund der höheren Bandbreite (1 Mbit/s statt 384 Kbit/s) eine erhebliche Verbesserung dar. Erst damit war es möglich, verbesserte Tonformate wie Dolby True HD zu übertragen.
Für eine unkomprimierte Mehrkanal-Übertragung, hochauflösende Tonspuren und objektbasierten Surround-Ton wie bei Dolby Atmos und DTS:X reicht aber auch das nicht aus. Das wird erst mit der verbesserten Version des Audiorückkanals möglich, der eine viel höhere Bandbreite als sein Vorgänger hat (37 Mbit/s). Der „Enhanced Audio Return Channel“ (eARC) ist aber wiederum in der HDMI-Spezifikation 2.1 bereits enthalten.
ARC müsste also per Definition an allen drei Anschlüssen zur Verfügung stehen, eARC wiederum beim HDMI-2.1-Port ganz links und zusätzlich bei der gekennzeichneten HDMI-2.0-Schnittstelle in der Mitte. Laut Handbuch müssen externe Audio-Geräte, die SIMPLINK und ARC unterstützen, aber generell mit dem mittleren, mit „eARC/ARC“ gekennzeichneten HDMI-Port 2 verbunden werden.
Die beiden USB-2.0-Ports dienen nicht nur der Stromversorgung externer Geräte wie bei manch anderem Projektor. Über einen im OS integrierten Mediaplayer können Multimedia-Dateien wie Fotos, Videos und Musik direkt vom USB-Stick oder von einer externen Festplatte wiedergegeben werden. Die gleichzeitige Stromversorgung ist mit den üblichen 500 mA bei 5 V (2,5 Watt) möglich.
Bei Heimkino-Projektoren sind meist auch bereits in deutlich günstigeren Vertretern ein 12 V starker Gleichspannungs-Ausgangs- und ein RS232-Steueranschluss zu finden. Beides dient dazu, beispielsweise eine Motorleinwand automatisch zusammen mit dem Projektorstart herunterzufahren. Darauf muss man beim LG HU710PW allerdings verzichten.
Die Verbindung zum Heimnetzwerk und zum Internet kann der LG HU710PW sowohl drahtlos über WLAN als auch mittels Ethernet-Kabel herstellen. Nach hergestellter Verbindung werden dann alle im Heimnetzwerk vorhandenen Mediaserver auf Anhieb erkannt und auch bei der Auswahl der Eingangsquelle als Option angezeigt.
Im Internet wird kolportiert, dass es sich beim LAN nur um eine Fast-Ethernet-Variante handle, also maximal 100 Mbit/s möglich seien. Das können wir so nicht bestätigen. Unser Testgerät meldete sich am Router problemlos als Gigabit-LAN-Gerät an. Alles andere wäre heute auch nicht mehr zeitgemäß. Beim WLAN bleibt der Hersteller allerdings ebenfalls entsprechende technische Angaben schuldig. Zumindest werden auch 5-GHz-Netzwerke erkannt.
Sobald der Projektor mit dem Heimnetzwerk verbunden ist, können Smartphone-Inhalte auch drahtlos auf die Leinwand gespiegelt bzw. abgespielt werden. Bei Apple-Geräten werden dazu AirPlay 2 und HomeKit unterstützt. Das Smartphone muss lediglich mit demselben WLAN verbunden sein. Der Projektor kann natürlich auch per Gigabit-LAN angeschlossen sein – vorausgesetzt LAN und WLAN verwenden dasselbe IP-Netz.
Neben WLAN versteht sich der LG HU710PW auch noch auf Bluetooth, um beispielsweise drahtlose Lautsprecher mit dem Projektor zu koppeln.
Optik und Gestaltung
Das Design des LG HU710PW ist einfach zu beschreiben. Im Prinzip handelt es sich um einen rechteckigen Kasten mit harten Kanten. Im Vergleich zu anderen Projektoren fällt lediglich auf, dass das Objektiv an der kurzen Seite untergebracht ist und der Beamer dadurch recht länglich wirkt.
Das Objektiv sitzt dabei nicht mittig, sondern wurde leicht nach links versetzt. Sofern man den horizontalen Lens-Shift in der Neutralstellung belässt, befindet sich daher auch der Projektor nicht genau mittig zur Projektionsfläche.
Die Schieberegler für Zoom und Fokussierung befinden sich an der Oberseite direkt über dem Objektiv. Normalerweise sind sie allerdings unter einer Abdeckung verborgen, die sich über einen Schiebemechanismus nach oben klappen lässt. In Verbindung mit dem glatten Material des Gehäuses ist das Gerät daher insgesamt recht pflegeleicht.
Staubablagerungen haben kaum Anhaftungsmöglichkeiten und können bei Bedarf mit einem weichen Tuch schnell entfernt werden.
Alle Anschlüsse sind wie üblich auf der Rückseite untergebracht. Auch die universelle Joystick-Taste finden wir hier statt auf der Oberseite. Der Mechanismus für den Lens-Shift befindet sich auf der linken Seite. Dabei handelt es sich um zwei ineinander verschachtelte Drehräder, mit denen die Projektion horizontal und vertikal verschoben werden kann.
Mit seinen Abmessungen von 295 x 390 x 123 (B x H x T in mm) und einem Gewicht von 6,5 kg ist der LG HU710PW klar auf eine dauerhafte Aufstellung/Fest-Installation ausgerichtet. Zur Gerätesicherung befindet sich auf der Rückseite die Öffnung für ein Kensington-Kabelschloss. Bohrungen an der Unterseite ermöglichen eine Deckenmontage.
Im puncto Verarbeitung und Haptik macht der LG HU710PW insgesamt einen sehr soliden, aber nicht unbedingt hochwertigen Eindruck. Im Vergleich zu deutlich günstigeren Geräten kann sich der Proband hier jedenfalls nicht so richtig absetzen. Das merkt man spätestens bei der Mechanik (Abdeckklappe sowie Regler für Zoom, Focus und Lens-Shift). Eine Motorisierung dieser Funktionen ist in dieser Preisklasse durchaus schon häufig zu finden.