Auflösung und Schärfe
Bei Büro-Arbeiten aus normalem Schreibtisch-Abstand fällt beim BenQ EW277HDR schon auf, dass die Full-HD-Auflösung für eine 27-Zoll-Diagonale etwas unterdimensioniert ist. Das Pixelraster ist mit freiem Auge sichtbar, und gerade bei Texten führen die Treppen-Artefakte zu einer „unrunden“ Darstellung. Schriften wirken einfach nicht so richtig „smooth“.
Für die Steuererklärung und gelegentliche Schriftwechsel reicht der BenQ EW277HDR dennoch vollkommen. Wer aber den Arbeitstag größtenteils vor dem Monitor verbringt, wird sich wahrscheinlich bald eine höhere Auflösung wünschen. Dann muss es allerdings nicht gleich 4K sein, WQHD (2560 x 1440) reicht bei 27 Zoll vollkommen.
Bei der Videowiedergabe sieht die Sache aber anders aus. Da man hier nicht mit der Nase vor dem Bildschirm klebt, sondern sich auch am Schreibtisch zumindest bequem zurücklehnt, verschwindet der 4K-Vorteil doch sehr schnell.
Für diesen Test haben wir außerdem beide Geräte auf den gleichen Nenner – also die Full-HD-Auflösung mit DCI-P3-Farbraum – gebracht. Das entspricht einer externen Zuspielung mit einem Standard-BD-Player. Am Desktop wirkt das Schriftbild des 4K-ViewSonic jetzt immer noch „runder“, aber auch deutlich softer bzw. unschärfer.
Spätestens bei der Videowiedergabe von Full-HD-Material ist der BenQ dann klar sichtbar im Vorteil. Full-HD-Material kann das Gerät 1:1 darstellen, während der 4K-Monitor durch das Herunterskalieren ein merklich softeres Bild produziert. Das wird insbesondere in feinen Details wie Haaren mehr als deutlich. Da wirkt der Nur-Full-HD-BenQ knackscharf, dem 4K-ViewSonic fehlt es sichtbar an Details. Ob man 1 Meter weg- oder sehr nahe an das Bild herangeht, spielt dabei keine Rolle. Der wahrgenommenen Schärfe kommen aber auch der sehr hohe Kontrast und die exzellente Detaildifferenzierung des BenQ zugute.
Schwarzwert, Kontrast und Detailzeichnung
Der ViewSonic VP2785-4K hat uns im Einzeltest bei der Videowiedergabe durchaus überzeugen können. Im direkten Vergleich zum BenQ EW277HDR hat der 1.000-EUR-Monitor zumindest in diesem Bereich aber nicht den Hauch einer Chance – in keiner Szene, nirgends, gar nicht!
Wo der ViewSonic VP2785-4K bei Abblendungen auf Schwarz richtig hellgrau aussieht, liefert der BenQ EW277HDR – trotz der maximalen Helligkeitseinstellung beider Geräte – immer noch ein ordentliches Schwarz. Das schafft er auch jederzeit mit einem herausragenden Kontrast im Bild, sodass eine enorme Tiefenwirkung entsteht. Das für sich genommen durchaus gute IPS-Panel des ViewSonic wirkt im direkten Vergleich geradezu flau-mau. Gleichzeitig wirken helle Bildbereiche beim EW277HDR noch deutlich heller und strahlender als beim ViewSonicVP2785-4K.
Besonders eindrucksvoll ist das in der Einstiegsszene von Pacific Rim zu sehen (schwarzes All mit funkelnden Sternen, blaue Elektroblitze etc.). Beim EW277HDR hat man das Gefühl, als wären plötzlich doppelt so viele Sterne im All, das seinerseits auch wirklich tiefschwarz bleibt. Insbesondere bei hellen Szenen mit natürlichem Licht entsteht am BenQ der Eindruck, als würde man aus einem Fenster auf eine reale Szene schauen. Ob HDR-Emulation oder Standardmodus mit voller Helligkeit, spielt dabei keine so große Rolle. Die HDR-Simulation sorgt primär dafür, dass helle Bereiche nicht überstrahlen und die Detailzeichnung in dunklen Bereichen nochmals verbessert wird.
Auch die Blickwinkelneutralität des von BenQ verbauten VA-Panels ist für den Entertainment-Bereich nicht nur ausreichend, sondern sogar gut gewählt. Bei stärker seitlichen Blickwinkeln hellen sich dunkle Bereiche zwar auf, verlieren aber nicht an sichtbarer Detailzeichnung. Den besten Bildeindruck bekommen natürlich 1 bis 2 Personen, die einigermaßen in der Mitte vor dem Bildschirm sitzen.
Falls benötigt, findet man im OSD des EW277HDR auch Schalter für Overscan und zur Anpassung des RGB-Levels.
Wer den BenQ zum Spielen nutzen möchte, sollte sich vom gemessenen Input-Lag nicht abschrecken lassen. Das Gerät ist für Entertainment gemacht und wird in vielen Spielen aus den gleichen Gründen wie bei der Videowiedergabe begeistern können.
Bewertung
Gehäuseverarbeitung und Mechanik: | |
Ergonomie: | |
Bedienung/OSD/Hardware-Kalibrierung: | |
Energieverbrauch: | |
Geräuschentwicklung: | |
Subjektiver Bildeindruck: | |
Blickwinkelabhängigkeit: | |
Kontrast: | |
Ausleuchtung (Schwarzbild): | |
Bildhomogenität (Helligkeitsverteilung): | |
Bildhomogenität (Farbreinheit): | |
Farbraumvolumen (sRGB): | |
Vor der Kalibration (Graust. Werksmodus): | |
Vor der Kalibration (sRGB): | |
Nach der Kalibration (sRGB): | |
Nach der Kalibration (Profilvalidierung): | |
Interpoliertes Bild: | |
Geeignet für Gelegenheitsspieler: | |
Geeignet für Hardcorespieler: | |
Geeignet für DVD/Video (PC): | |
Geeignet für DVD/Video (externe Zuspielung) | |
Preis-Leistungs-Verhältnis: | |
Preis (incl. MwSt. in Euro): | |
Gesamtwertung: |
4.2 (GUT) |
Fazit
Angesichts des Preises hatten wir vom BenQ EW277HDR offen gestanden nicht allzu viel erwartet und wurden dann in jeder Hinsicht umso mehr positiv überrascht. Zunächst kann der Monitor mit einer überdurchschnittlich guten Verarbeitungsqualität überzeugen. Billig wirkt er ganz sicher nicht. Auf Ergonomiefunktionen muss man allerdings – abgesehen von einer mageren Neigungsverstellung – verzichten.
Bemerkenswert gut schneidet das Gerät dann in allen Aspekten ab, die die Bildqualität betreffen. Während wir in letzter Zeit doch oft eine recht große Diskrepanz zwischen beworbenen Merkmalen und der Realität erleben, könnte man beim EW277HDR sagen: BenQ hat zwar keine Werkskalibrierung versprochen, aber dafür eingehalten.
Auch bei der Blickwinkelneutralität zeigt der EW277HDR mit dem verbauten VA-Panel, dass es nicht unbedingt immer IPS sein muss. Das Gerät kann man in Summe auch bedenkenlos zur Bearbeitung der persönlichen Urlaubs- und Familienbilder einsetzen.
BenQ positioniert den EW277HDR ansonsten vorrangig als Video-Enjoyment-Monitor, der auch Büro kann. Meistens ist es ja eher andersherum. Diese Positionierung trifft es aber auch exakt. Neben der Ergonomie ist es im Büro vor allem die Auflösung, bei der Wünsche offenbleiben.
Sofern man aber auf Ergonomiefunktionen verzichten und mit der – in Verbindung mit der Display-Größe – etwas mageren Auflösung leben kann, ist der BenQ EW277HDR angesichts seines auch noch extrem guten Preis-Leistungs-Verhältnisses ein echter Knüller.
Auf jeden Fall ist uns das Gerät eine PRAD-Budget-Empfehlung wert.
gefällt es
Ich habe zwei der Monitore seit ca. einem Jahr. Ich betreibe die Monitore bei 70% Helligkeit, Office, Low Blue Light, Premium AMA.
Bildqualität war wie von euch beschrieben sehr gut, vor allem der Kontrast macht ein angenehmes Bild. Sowohl beim Spielen als auch beim Arbeiten habe ich nichts zu bemängeln, im Gegenteil ich bin sehr positiv überrascht. Preis-Leistungsempfehlung. Vielen Dank für den Tipp.
Die bemängelte Auflösung finde ich absolut nicht nachteilig. Im Gegenteil. Bei höhren Auflösungen wird die Schrift sonst zu klein.
Ich habe mit diesem monitor problem mit LED licht – es ist unangenehm blau, farbtemperatur is zu kalt, gesichte sind mit grun/blau farbstich oder zu rot, ideale haufarbe ist unmoeglich zu schaffen. Farbtemperatur geht nicht irgendwie korigieren (normal/blau/rot is keine richtige korektion). Bei meinem BenQ BL2700HT im buro ich habe dieses problem nicht.
Welches monitor hat warme LED Hinterbeleuchtung ? Vieleicht EIZO ?
Der BenQ EW277HDR hat bei mir meinen alten Dell 2209WA abgelöst und ich bin angenehm überrascht.
Der BenQ ist ein echter Allrounder (Media & Game) und muss sich auch bei der Bildbarbeitung nicht verstecken. (mit meinem Spyder5 Pro komme ich auf 100% sRGB und 87% AdobeRGB)
Nur die FullHD-Auflösung bei 27″ merkt man etwas, aber das finde ich persönlich jetzt nicht so schlimm.
Für den Preis (Stand 09.03.18: rund 210 Euro) braucht sich der Monitor echt nicht verstecken.