Subjektive Beurteilung
Jedes unserer Testgeräte durchläuft einen umfangreichen Test mit hochsensiblen Messgeräten. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass einige Geräte Bewegungsartefakte ohne messbaren Overdrive erzeugen, aber dem aufmerksamen Blick nicht entgehen. Außerdem wird beschrieben, wie sich die gemessenen Werte aus dem Teil „Reaktionsverhalten“ auf das Gameplay auswirken.
Hierfür haben wir uns einige Zeit hingesetzt und mit dem Monitor Filme geschaut, gespielt und einige kleinere Tests durchgeführt. Zur Beurteilung kommt zum größten Teil das Spiel „Project CARS“ in der Cockpit-Ansicht zum Einsatz. Diese vereint sowohl schnell als auch langsam bewegte Bildanteile. Zudem produziert es extremes Tearing und verfügt über harte Kontraste, die eine mögliche Koronabildung sofort erkennen lassen.
Der BenQ XL27355 bringt ein paar Besonderheiten mit, die einer kurzen Erklärung bedürfen:
Dem BenQ wurde weder AMDs FreeSync noch NVIDIAs G-Sync spendiert, so dass es nicht möglich ist, die fps der Grafikkarte mit der Bildwiederholungsrate des Monitors zu synchronisieren. Somit haben „Stuttering“ und „Tearing“ freie Bahn, um sich voll entfalten zu können. Laut einem Artikel habe BenQ bewusst darauf verzichtet, da Tearing in hohen Framerate-Bereichen sowieso keine große Rolle mehr spielen würde. Wir sind uns allerdings sicher, dass es sich um ein Kompatibilitätsproblem handelt, da FreeSync und G-Sync sich nicht mit BenQs neuer Technologie „Dynamic Accuracy“ oder kurz „DyAc“ verträgt. „DyAc“ funktioniert über „Black Frame Insertion“ oder kurz „BFI“, kommt bereits unter dem Namen „ULMB“ bei anderen Gaming-Displays zum Einsatz und vermindert den Unschärfeeindruck in beeindruckender Weise.
In der Regel muss ein solches Feature erst aktiviert werden, was beim XL2735 allerdings mit der Wahl einer höheren Aktualisierungsrate ab 120 Hz automatisch zugeschaltet wird. Darin liegt auch die Problematik, da „BFI“ eine statische Aktualisierungsrate und FreeSync oder G-Sync eine variable Aktualisierungsrate benötigt. In einem Interview mit dem General Manager von BenQ, Thomas Müller, wurde diese Theorie untermauert. Weiter heißt es, dass BenQ in der Zukunft Pläne habe, zumindest G-Sync in die Z-Serie einfließen zu lassen, was aber noch etwas dauern werde, da die technischen Herausforderungen aufwendiger und komplexer seien. Wir sind gespannt, wie diese gegensätzlichen Technologien unter einen Hut gebracht werden sollen.
Eindrücke bei 60 Hz
Schaut man sich die Messergebnisse bei 60 Hz an, wird sofort klar, dass dies nicht der Anspruch eines Gaming-Displays sein kann. Visuell wird dann auch bestätigt, was bereits die Schaltzeitgrafiken aussagen. Bei deaktiviertem Overdrive gehen bei schnell bewegten Bildern sämtliche Details verloren und erleiden eine heftige Unschärfe. Zusätzlich zeigt das Bild selbst bei so langsamen Schaltzeiten eine unübersehbare Korona an schnell bewegten kontrastreichen Objektkanten.
Die Einstellung „Hoch“ zeigt zwar auch kein astreines Bild, da auch hier eine Korona produziert wird, aber immerhin bleiben Details im Bild erhalten. Die höchste Einstellung „Premium“ ist, wie bereits der Grafik des Helligkeitsverlaufs zu entnehmen ist, einfach zu viel des Guten. Selbst bei Kameraschwenks in Filmen glühen Objekte geradezu auf, werden von einer dicken Korona ummantelt und zeigen sich stark überschärft. Hinzu kommt die fehlende Synchronisation zwischen Grafikkarte und Display, die Stuttering und Tearing frei gewähren lässt und bei 60 Hz enorm auffällt. Dieses Gesamtpaket macht den XL2735 für Spielekonsolen, an denen keine höhere Aktualisierungsrate als 60 Hz eingestellt werden kann, nicht zur ersten Wahl.
Eindrücke bei 100 Hz
Eine Aktualisierungsrate von 100 Hz ist irgendwie immer „kein Fleisch und kein Fisch“. Zwar zeigt sich das Bild etwas klarer und ruhiger als bei 60 Hz, doch ist immer noch ein unterschwelliges Zittern zu spüren, wie bei nahezu jedem Monitor, der eine Aktualisierungsrate von 100 Hz bietet.
Die Overdrive-Einstellungen zeigen auch hier kaum Veränderungen. Bei deaktivierter Beschleunigung gehen nach wie vor die Details im bewegten Bild verloren, was die mittlere Stellung dann aber etwas besser macht. Die höchste Beschleunigung schneidet bei 100 Hz minimal besser ab, als bei 60 Hz, aber zeigt auch hier zu starke Bildfehler.
Eindrücke bei 144 Hz
Da sich „DyAc“ nicht deaktivieren lässt und es ab 120 Hz automatisch aktiviert wird, waren die Messungen für das Reaktionsverhalten bei 144 Hz nicht auswertbar. Grund dafür sind die schwarzen Frames, die zu große Unterbrechungen des Signals hervorrufen. Aufgrund dessen erklären wir hier unsere Beobachtungen etwas ausführlicher.
Auch wenn man es nicht will, geht man bei aller Objektivität etwas voreingenommen in die Beobachtungen bei 144 Hz, da der BenQ seine Aufgabe bei 60 Hz und 100 Hz nicht sehr gut gemacht hat. Hier zeigt sich das Gaming-Display sehr viel besser und legt auf den Vorteil des naturgemäß sehr viel klareren und flüssigeren Bildes einer hohen Aktualisierungsrate von 144 Hz noch eine Schippe drauf.
Das Zuschalten des neuen Features „DyAc“ eliminiert eine große Menge Bewegungsunschärfe. Selbst Rennsimulationen profitieren davon und fühlen sich ein ganzes Stück realer an. Der größte Vorteil zeigt sich aber bei Shooter-Spielen, da sich das Verfolgen von Zielen für das Auge angenehmer darstellt. Die Stärke des Effekts ist nahezu perfekt angepasst und bereitet keine Probleme bzgl. der Helligkeit des Bildes. Das ist ein großer Gewinn gegenüber der zuschaltbaren Funktion „ULMB“ bei einigen anderen Displays, die das Bild stark abdunkelt und so hingenommen werden muss, da die Helligkeitseinstellungen keine Auswirkungen haben.
Auch der Overdrive, der sich bei BenQ „AMA“ nennt, zeigt sich hier in einem ganz anderen Licht. Vorweg muss allerdings gesagt werden, dass der XL2735 in jeder Stufe zur Koronabildung neigt, aber in sehr viel schwächerem Maß, als es bei 60 oder 100 Hz der Fall ist und nur wenig stört. Eine Deaktivierung des Overdrives ist nach wie vor eine schlechte Idee und zeigt verwischte Details. Der Unterschied zwischen mittlerer und höchster Overdrive-Stufe ist mit dem bloßen Auge nicht mehr zu erkennen und zeigt in beiden Fällen ein scharfes und detailreiches bewegtes Bild mit minimaler Korona.
Tearing-technisch verhält sich das Display bei 144 Hz optisch natürlich besser und zeigt Zeilenversätze durch die schnellere Aktualisierung sehr viel kürzer an, so dass sie nicht mehr so stark auffallen. Man muss aber bedenken, dass diese hohen Aktualisierungsraten bei grafisch anspruchsvollen Spielen nur mit einem sehr starken System möglich sind, da der XL2735 über ein QHD-Panel mit 2560 x 1440 Bildpunkten verfügt.
Unser Testsystem ist folgendermaßen zusammengestellt:
BS: Windows 10 64 Bit
CPU: Intel Core i7-3820 @ 3,60 GHz
RAM: 16 GB
Festplatte: Samsung-SSD 850 EVO 500 GB
Grafikkarte: Palit GeForce GTX 1070 GameRock-Edition
Obwohl das System schon etwas mehr darstellt, als dem gewöhnlichen Nutzer zur Verfügung steht, mussten die Grafik-Settings schon sehr beschnitten werden, um rund 140 fps beim Spiel „Project CARS“ auf den Monitor zu bringen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Stärke des Systems und die Grafikkarte darüber entscheiden, ob man mit dem XL2735 richtig Spaß haben kann, denn nur in den hohen Aktualisierungsraten fühlt sich das Display wohl und kann sein ganzes Potenzial abrufen.
Sound
Das Testgerät verfügt über keine Lautsprecher.