Latenzzeit
Neben kurzen Schaltzeiten, die für den schnellen Bildaufbau notwendig sind, ist vor allem die Latenzzeit (Verzögerung) eines Monitors von Bedeutung für das Reaktionsempfinden. Dies gilt besonders für Spiele mit schnellen Bewegungen, wie sie bei Rennsimulationen oder Shootern vorkommen. Wenn zwischen der Eingabe und der Bildausgabe zu viel Zeit vergeht, wird die Steuerung zu indirekt und der Spielspaß wird beeinträchtigt. Dieser Effekt wird als Input Lag bezeichnet.
Eine Normvorgabe für die Bestimmung der Latenzzeit bei Monitoren gibt es nicht (siehe hierzu auch unser Special „Untersuchung des Input Lag Testverfahrens“). Wir messen zunächst die Verzögerungszeit bis zum eindeutigen Beginn des Aufleuchtens (10 Prozent der Endhelligkeit). Zu diesem Wert addieren wir noch die Hälfte der mittleren Bildaufbauzeit (hin und zurück).
Erläuterung der Darstellung: Die Verzögerungszeit des LCD ergibt sich als die Zeitdifferenz zwischen dem Steuersignal (rot) und dem Aufleuchten des Pixels (10%-Schwelle, grüne Kurve).
Beim SX2762W messen wir eine Verzögerungszeit von 8,5 Millisekunden. Hinzu kommt die halbe mittlere Bildaufbauzeit von 4,2 Millisekunden (Overdrive on), die mittlere Gesamtlatenz beträgt somit auch für Gamer akzeptable 12,7 Millisekunden. Es wird kein Frame zwischengespeichert.
Bei der Messung der Verzögerungszeit griff vermutlich der Digital Uniformity Enhancer (DUE) ein: das schmale Messfenster unseres Testbildes veranlasste den Monitor dazu, trotz voll aufgedrehtem Regler die Helligkeit abzuregeln. Erkennbar wird die Taktung des Backlights durch die „Zacken“ im Messschrieb.
Subjektive Bewertung
Die Bewegtbilddarstellung des Eizo SX2762W zeigt bei aktiviertem Overdrive leichte Corona- bzw. Ghosting-Effekte. Sie bleiben aber auf geringerem Niveau als beim DELL U2711 und fallen in den meisten Situationen nicht unangenehm auf. Deaktiviertes Overdrive lässt die Artefakte verschwinden, verschlechtert die Bewegtbilddarstellung aber sichtbar. Der Eizo SX2762W zieht hier insgesamt etwa mit dem NEC PA271W gleich.
Die Darstellungsqualität in Spielen ist einwandfrei. Mit dem fixen sRGB-Modus verschwinden auch die durch den erweiterten Farbraum hervorgerufenen Bonbonfarben. Die nun mögliche sRGB-Gradation verbessert zudem die Differenzierung in dunklen Tonwerten. Mit der überwiegend homogenen Ausleuchtung machen auch düstere Spiele Spaß, selbst wenn der Eizo SX2762W kein Kontrastwunder ist und sein will.
Nur die blickwinkelbedingte Aufhelleffekte des IPS-Panels stören den hervorragenden Eindruck etwas, sind aber bei allen aktuellen Geräten mit diesem Panel vorhanden.
DVD und Video
In diesem Abschnitt geht es allein um den Rechner als Zuspieler. Auf externe Videoquellen werden wir im folgenden Abschnitt noch ausführlich eingehen.
Der Eizo SX2762W unterstützt am DVI-Port Signale, die mit HDCP geschützt sind. Für den DisplayPort-Anschluss ist eine entsprechende Unterstützung obligatorisch. Blu-ray oder HD-DVD können also problemlos am Rechner wiedergegeben werden.
Die Wiedergabequalität selbst hängt nicht nur vom Bildschirm ab, sondern zu einem sehr großen Teil auch von der Verarbeitung der Signale. So ist es zum Beispiel von dem auf PAL-DVD vorliegenden „576i50“ bis zu einem progressiven Signal in Panelauflösung ein recht weiter Weg, der mit vielen Stolpersteinen gepflastert ist.
Entsprechend unterschiedlich kann das Ergebnis sein. Natürlich muss die durch den Bildschirm bereitgestellte „Basisqualität“ stimmen. Wenn große Lichthöfe, deutliche Schlieren oder ein schlechter Schwarzwert zu beklagen sind, kann auch die beste Konfiguration des Rechners bzw. der Software nichts mehr retten.
Der Eizo SX2762W liefert auch in diesem Bereich gute Qualität. Eine flexible Farbraumemulation wäre das i-Tüpfelchen, aber auch hier ermöglicht der fixe sRGB-Modus eine vernünftige Darstellung von Videomaterial (ITU-R BT.709, also HDTV, definiert zu sRGB identische Primärvalenzen).
Freilich kann SX2762W hinsichtlich des Kontrastverhältnisses nicht mit LCD-TVs oder Computerbildschirmen mit C-PVA Panel konkurrieren. Die Darstellung wirkt hier natürlich noch plastischer. Aus farbmetrischer Sicht ist die Präsentation aber im absolut grünen Bereich und reicht allemal für die Filmsession zwischendurch. Für den gemütlichen Filmabend sollte man schon wegen der Größe auf echte TV-Lösungen zurückgreifen.
Videosignalverarbeitung
In den abschließenden Tests haben wir die Elektronik des Eizo SX2762W noch einmal im Detail auf die Verarbeitung von Videosignalen hin getestet.
Unterstützte Refreshraten
Im Bereich der Computer-Displays ist eine ausschließliche Unterstützung von Signalen mit 60Hz noch weit verbreitet. Eizo verspricht dagegen die Darstellung von Videosignalen mit 23,75-63 Hz.
Um das tatsächliche Verhalten des Eizo SX2762W diesbezüglich zu testen, haben wir das Gerät an einen Videoprozessor angeschlossen. Der iScan VP50 bietet unter anderem variable Ausgabefrequenzen und ein Testmuster in Form eines durch das Bild laufenden Balkens an, mit dem ein einfacher Juddertest durchgeführt werden kann.
Das Ergebnis ist erfreulich: Alle zugespielten Frequenzen (24Hz, 48Hz, 50Hz und natürlich 60Hz) wurden judderfrei wiedergegeben. Damit ist eine (in den Grenzen der zeitlichen Auflösung des Materials) ruckelfreie Wiedergabe von faktisch allen Quellen möglich. Hier hat Eizo seine Hausaufgaben ganz klar gemacht.