Test Monitor HP DreamColor Z27x
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XML-gesteuerte Kalibration (Nachtrag 24.10.2014)

Die Zielparameter für die monitorinterne Kalibration können über das OSD nur sehr eingeschränkt angepasst werden. Mit der Definition eines XML-Schemas gibt HP dem Benutzer allerdings ein sehr mächtiges Instrument zur individuellen Konfiguration an die Hand. Über die genaue Handhabung informiert das Handbuch für fortgeschrittene Benutzer, das inzwischen offiziell veröffentlich wurde. Fertige Beispieldateien sollen den Monitoren zukünftig beiliegen.

Programmierkenntnisse sind nicht erforderlich: XML ist eine Auszeichnungssprache zur Strukturierung von Daten. Die einzuhaltende Struktur wird über ein XML-Schema festgelegt, das nur geringe Komplexität bei dennoch voller Beschreibungsfähigkeit erreicht. Ein USB-Stick nimmt die am Rechner erstellte Datei auf und wird mit einem der beiden DreamColor-USB-Anschlüsse verbunden. Anschließend kann das so definierte Ziel für die monitorinterne Kalibration verwendet werden.

Separate XML-Tags dienen als Container für die verschiedenen Einstellungen. Weißpunkt und Farbumfang werden in Farbwertanteilen definiert. Neben Gamma-Tonwertkurven (1.0 – 3.0) stehen auch sRGB- und BT1886-Charakteristik zur Verfügung. Letztere basiert auf einer Gamma 2.4 Tonwertkurve und berücksichtigt den Schwarzwert des konkreten Wiedergabegerätes.

Die so definierte Kalibration wird einer von sieben Voreinstellungen zugeordnet und in einem Werks- oder Benutzerspeicher abgelegt. Der Werksspeicher überschreibt beim Rücksetzen in die Werkseinstellung die Daten des Benutzerspeichers – Änderungen hier sind also irreversibel.

Hp Dreamcolor Z27x Monitor Xml1
Beispiel Zieldefinition

Nicht unterstützte Messgeräte können in den Kalibrationsablauf über eine Vermessung von Primärfarben und Weißpunkt (Farbmodus Native) in beliebiger Fremdanbietersoftware eingebunden werden. Ein spezielles XML-Tag wird dann mit den so ermittelten farbmetrischen Daten gefüllt. Die in Übereinstimmung mit der Panelcharakteristik nach der Farbraumtransformation durchgeführte Gammakorrektur basiert bei diesem Ansatz auf den Daten einer bereits gespeicherten Kalibration.

Hp Dreamcolor Z27x Monitor Xml2
Beispiel Zieldefinition mit externer Basis-Charakterisierung (Primärfarben und Weißpunkt im nativen Modus)

Alternativ ist es möglich, die komplette Verarbeitungskette in Form zweier LUTs (zur Linearisierung bzw. Gammakorrektur) und einer linearen RGB-Transformationsmatrix auszulesen bzw. heraufzuladen. Dieser Prozess wird wiederum über eine XML-Datei gesteuert.

Reaktionsverhalten

Den HP Dreamcolor Z27x haben wir in der nativen Auflösung bei 60 Hz am DisplayPort-Anschluss untersucht. Der Monitor wurde für die Messung auf die Werkseinstellung zurückgesetzt.

Bildaufbauzeit und Beschleunigungsverhalten

Die Bildaufbauzeit ermitteln wir für den Schwarz-Weiß-Wechsel und den besten Grau-zu-Grau-Wechsel. Zusätzlich nennen wir den Durchschnittswert für unsere 15 Messpunkte.

Im Datenblatt wird die Reaktionszeit mit 7 Millisekunden (GtG) angeben. Die Overdrivefunktion kann beim HP DreamColor Z27x nur ein- und ausgeschaltet werden. In der Werkseinstellung ist die Option nicht aktiv.

Der Color-to-Color (CtC) Messwert geht über die herkömmlichen Messungen von reinen monochromatischen Helligkeitssprüngen hinaus, schließlich sieht man am Bildschirm auch in aller Regel ein farbiges Bild. Bei dieser Messung wird deshalb die längste Zeitspanne gemessen, die der Monitor benötigt, um von einer Mischfarbe auf die andere zu wechseln und seine Helligkeit zu stabilisieren.

Verwendet werden die Mischfarben Cyan, Magenta und Gelb – jeweils mit 50 % Signalhelligkeit. Beim CtC-Farbwechsel schalten also nicht alle drei Subpixel eines Bildpunkts gleich, sondern es werden unterschiedliche Anstiegs- und Ausschwingzeiten miteinander kombiniert.

Overdrive aus

Wir ermitteln den Schwarz-Weiß-Wechsel mit 16,4 Millisekunden und den schnellsten Grauwechsel mit 15,2 Millisekunden. Der Durchschnittswert für alle unsere 15 Messpunkte beträgt 24,1 Millisekunden. Der CtC Wert ist mit 9,8 Millisekunden dagegen erfreulich schnell. Der Helligkeitsverlauf (GtG 80-50%) ist völlig neutral, eine Beschleunigung findet nicht statt.

Hp Dreamcolor Z27x Monitor Schaltzeiten Aus
Hp Dreamcolor Z27x Monitor Gtg Aus
Gemächliche Schaltzeiten und eine völlig neutrale Abstimmung.

Overdrive an

Mit dem Anschalten der Pixelbeschleunigung nimmt der HP Dreamcolor Z27x merklich Fahrt auf. Der Schwarz-Weiß-Wechsel ist mit 14,4 Millisekunden allerdings nur minimal schneller. Der schnellste Grauwechsel reduziert sich auf 9,8 Millisekunden und der Durchschnittswert für alle unsere 15 Messpunkte reduziert sich ebenfalls deutlich auf 14,3 Millisekunden. Der CtC Wert sinkt auf 8,2 Millisekunden. Die Schaltzeiten verkürzen sich merklich, auch wenn diese noch nicht richtig schnell sind.

Für die Einsatzgebiete eines DreamColor Monitors sind die Bildaufbauzeiten ausreichend schnell und die Neutralität beim Helligkeitsverlauf bleibt trotzdem gewahrt. Die reinen Schaltzeiten sind auch zum Spielen geeignet. Zwar hätte man mit einer schärferen Einstellung die Reaktionszeit noch weiter drücken können, jedoch steht die DreamColor-Serie für Bildqualität und nicht für Reaktionszeit.

Hp Dreamcolor Z27x Monitor Schaltzeiten Ein
Hp Dreamcolor Z27x Monitor Gtg Ein
Schnellere Schaltzeiten bei einer weiterhin neutralen Abstimmung.

Netzdiagramme

In den folgenden Netzdiagrammen sehen Sie alle Messwerte zu den unterschiedlichen Helligkeitssprüngen unserer Messungen im Überblick. Im Idealfall würden sich die grünen und die roten Linien eng am Zentrum befinden. Jede Achse repräsentiert einen im Pegel und der Dynamik definierten Helligkeitssprung des Monitors, gemessen über Lichtsensor und Oszilloskop.

Hp Dreamcolor Z27x Monitor Netz Aus
Hp Dreamcolor Z27x Monitor Netz Ein
Reaktionszeiten Overdrive „aus“ (links) und „an“ (rechts).

Latenzzeit

Die Latenz ist ein wichtiger Wert für Spieler, wir ermitteln sie als Summe der Signalverzögerungszeit und der halben mittleren Bildwechselzeit. Beim HP Dreamcolor Z27x messen wir mit 13 Millisekunden bei 60 Hz eine moderate Signalverzögerung. Die halbe mittlere Bildwechselzeit ist mit 7,2 Millisekunden ebenfalls moderat. Insgesamt beträgt Gesamtwert für die mittlere Gesamtlatenz 20,2 Millisekunden.

Backlight

Die Hintergrundbeleuchtung des HP Dreamcolor Z27x arbeitet mit LEDs. Die Helligkeit wird mit dem verbreiteten PWM-Verfahren (Pulsweitenmodulation) gesteuert. Nur bei 100 % Helligkeit leuchtet die Hintergrundbeleuchtung kontinuierlich.

Bei 140 cd/m² Helligkeit beträgt die Frequenz hohe 20 kHz. Durch diese hohe Frequenz sollte trotz Pulsmodulation ein ermüdungsfreies Arbeiten dennoch möglich sein.

Hp Dreamcolor Z27x Monitor Backlight
LED-Backlight mit PWM Helligkeitsregelung.

Subjektive Bewertung

Der HP Dreamcolor Z27x kann durch solide Bildaufbauzeiten und eine vertretbare Latenz auch anspruchsvollere Spieler überzeugen. Ein gewichtiges Pfund ist auch die ansprechende Bildqualität. Wir empfehlen für die Wiedergabe von Spielen die Verwendung des sRGB-Modus. Das vermeidet nicht nur Bonbonfarben, sondern sorgt auch für eine einwandfreie Zeichnung in den Tiefen.

Im PixPerAn-Lesbarkeitstest erreichen wir Stufe 9. Störende Artefakte der Overdrive-Funktion sind nicht auszumachen.

Denis Freund

... ist seit 2008 dabei und hat Medieninformatik sowie Druck-/ Medientechnik studiert. Es ist für die Bereiche Farbmesstechnik, -metrik und -management zuständig und entwickelte die PRAD-Test-Software. Nach wie vor verfasst er Testberichte über Grafik-Monitore.

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