Dynamischer Kontrast
Der Monitor besitzt eine nicht deaktivierbare dynamische Kontrastschaltung. Hier folgt LG leider einem Marketingtrend, der nur in die Irre führt. Die utopische Kontrastangabe von 1:5.000.000 (die sich der Hersteller prinzipiell beliebig aussuchen könnte) kommt folgendermaßen zustande: Bei komplett schwarzem Bildschirm schaltet der IPS231P sein Backlight kurzerhand vollständig ab. Dadurch liegt der Schwarzpunkt tatsächlich auch bei 0,0 cd/m², da ja vom Monitor keinerlei Licht mehr ausgesendet wird.
Da sich das (dynamische) Kontrastverhältnis aus dem Quotienten aus den Helligkeiten bei komplett weißem und komplett schwarzem Bildschirm ergibt, ist der resultierende Wert also prinzipiell unendlich hoch. Nur kommt ein komplett schwarzer Bildschirm im Alltagsbetrieb ausgesprochen selten bis nie vor. In der Praxis bleibt es also bei dem von uns ermittelten statischen Kontrastverhältnis von ca. 1:850.
Interpolation
Wenn einem TFT-Monitor ein Bildsignal in einer Auflösung zugespielt wird, die von seiner Nativen abweicht, besitzt der Monitor mehrere Möglichkeiten, von denen je nach Fall die eine oder die andere vorzuziehen ist. Bei kleineren Auflösungen wäre sicherlich die naheliegendste und einfachste Lösung, das Bild nur auf einem Teil der Pixel anzuzeigen. Dies hat den Vorteil, dass das Bild perfekt scharf bleibt, da keine Interpolation stattfindet, jedoch auch den Nachteil, dass ein Teil der Bildschirmfläche ungenutzt bleibt. Eine solche 1:1-Darstellung ist leider bei aktuellen Displays wenig gebräuchlich; auch der IPS231P ist hier keine Ausnahme. Eine Interpolation findet also bei der Zuspielung nicht nativer Auflösungen zwangsläufig statt.
Bei der Umsetzung einer Interpolation gibt es wiederum zwei Möglichkeiten, zwischen denen man im Idealfall wählen kann: Entweder wird das Bild in jedem Fall auf der gesamten Bildschirmfläche angezeigt und dabei nötigenfalls gestaucht; oder aber das originale Seitenverhältnis bleibt erhalten und das Bild füllt unter Umständen nicht die gesamte Bildschirmfläche aus. Beim IPS231P kann man zwischen diesen beiden Darstellungsmodi über den OSD-Punkt „Original Ratio“ wählen: In der Einstellung „Breitbild“ wird das Eingangssignal bildschirmfüllend angezeigt, bei „Original“ im Originalseitenverhältnis belassen.
Interpolation Text
Bei der Qualität der Interpolation weisen aktuelle Monitore zumeist keine dramatischen Unterschiede zueinander auf. Die Zwischenpixelberechnung ist ausgereift und entsprechende Chips als Massenware erhältlich, so dass sie über alle Preisklassen hinweg eingesetzt werden. Jedoch kann auch der beste Interpolationsalgorithmus einen Schärfeverlust nicht vermeiden, der technologiebedingt durch das feste Pixelraster zustande kommt. Um einen Eindruck von dem Schärfeverlust bei verschiedenen Auflösungen zu vermitteln, wurde ein kurzes Textstück in Schriftgröße 12 auf dem Monitor angezeigt und mittels Makroobjektiv im Detail fotografiert:
Auffällig ist, dass die Interpolation bei Auflösungen, die nahe an der nativen liegen, am schlechtesten gelingt. Bei der 720p-Auflösung hingegen erscheint die Schrift bereits wieder relativ sauber.
Im Bürobetrieb (wo eine Interpolation auch am störendsten auffällt) gibt es jedoch ohnehin kaum einen triftigen Grund, eine andere als die native Auflösung zu wählen.
Interpolation Spiele
Interessanter ist eine Interpolation durch den Monitor jedoch bei Spielen: Um auch mit älteren Grafikkarten spielbare Bildraten bei aktuellen Spielen zu erreichen, ist es oft notwendig, die Ausgabeauflösung zu reduzieren. Dann muss der Monitor das Beste aus dem zugespieltem Material machen. Bei Spielen fällt ihm das aber wesentlich leichter als bei Text, da hier keine derart filigranen Strukturen auftreten und es auf einzelne Objektkanten nicht so ankommt. Freilich lässt sich aber ein Schärfe- und Detailverlust in keinem Fall vermeiden.
Reaktionsverhalten
Das Reaktionsverhalten eines Monitors wird im Wesentlichen von den Schaltzeiten, dem Beschleunigungsverhalten und der Latenzzeit bestimmt. Diese Einflussgrößen ermitteln wir mit Fotosensoren und einem Oszilloskop. Den IPS231P haben wir in nativer Auflösung bei 60 Hz am DVI-Anschluss vermessen.
Schaltzeiten
Nach der älteren Norm ISO 13406-2 wird der Monitor von Schwarz zu Weiß umgeschaltet und wieder zurück. Die gemessenen Schaltzeiten zwischen 10 und 90 Prozent Helligkeit (rise + fall) werden addiert und als Bildaufbauzeit bezeichnet. Die aktuelle Norm ISO 9241-305 beschreibt die Bildaufbauzeit dagegen als mittlere Übergangszeit zwischen fünf verschiedenen Grauwerten hin und zurück. Vielfach wird die Bildaufbauzeit auch als Reaktionszeit oder Response Time bezeichnet.
Erläuterung der Darstellung: Die erste Messreihe enthält die Zeiten für einen Wechsel von Schwarz zu Grauwerten zwischen 30 % (RGB 77) und 100 % (RGB 255 = Weiß, entspricht ISO 13406-2). Diese Reihe beschreibt das Verhalten bei starken Kontrasten. Die zweite Messreihe enthält die Zeiten für einen Wechsel zwischen zwei Graustufen, deren RGB-Werte jeweils um 30 Prozent auseinander liegen. Diese Reihe beschreibt das Verhalten bei geringen Kontrasten.
Im Datenblatt des IPS231P wird die Reaktionszeit mit 8 Millisekunden angegeben. Unsere Messungen ergeben dagegen eine über alles gemittelte Bildaufbauzeit (hin und zurück) von 28,6 Millisekunden. Eine Overdrive-Option gibt es nicht. Dieses IPS-Panel zählt somit zu den langsameren Vertretern dieser Bauart.