Interpolation
Der NEC PA301W verfügt über eine ausgereifte Lösung zur Skalierung. Solche Implementierungen gehen qualitativ deutlich über einfaches Pointsampling hinaus, das immer noch von einigen Bildschirmen zur Skalierung, ungeachtet des Quellseitenverhältnisses, genutzt wird. Der Trend geht inzwischen aber klar zur Verwendung intelligenterer Lösungen. Bei Zuspielung durch den PC ist man also grundsätzlich nicht darauf angewiesen, die Skalierung von der Grafikkarte übernehmen zu lassen.
Die folgenden Bilder geben einen groben Eindruck über die Qualität der Skalierung wieder. Der Abstand der Kamera zum Bildschirm ist stets identisch und es wird immer seitengerecht auf Vollbild skaliert. Die Schärfereglung verbleibt in Neutralstellung.
Interpolation Spiele
Um die Skalierung in Spielen zu verdeutlichen, haben wir identische Auflösungen in „Civilization IV – Beyond the Sword“ genutzt:
Der Scaler des NEC PA301W arbeitet gut. Auch wenn wir keinen direkten Vergleich zu den kleineren Modellen der PA-Reihe haben, ordnen wir die Ergebnisse auf dem Niveau des 27-Zoll großen PA271W ein. Er lieferte hier etwas bessere Ergebnisse als der kleinere PA241W. Text- und Grafikdarstellung geben keinen Anlass zu größerer Kritik.
Alle unterstützten Auflösungen mit quadratischem Pixelseitenverhältnis werden auf Wunsch unverzerrt angezeigt. Eine individuelle Konfiguration der Skalierung ist natürlich auch beim NEC PA301W möglich.
Bildschärfe
Mit dem Schärferegler kann man die Skalierung und die Darstellung bei pixelgenauer Zuspielung beeinflussen. Der Variationsbereich reicht von -15 bis +15. Bis zu einer Einstellung von etwa +5 bleiben unschöne Schärfeartefakte aus. Höhere Stufen sollte man vermeiden, da sonst Doppelkonturen den Bildeindruck stören können.
Reaktionsverhalten
Das Reaktionsverhalten eines Monitors wird im wesentlichen von den Schaltzeiten, dem Overdrive-Verhalten und der Latenzzeit bestimmt. Diese Einflussgrößen ermitteln wir mit Fotosensoren und einem Oszilloskop. Den PA301W haben wir in nativer Auflösung bei 60 Hz am DVI-Anschluss vermessen. Der Monitor wurde zunächst auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt, dann wurde die Helligkeit auf 100 Prozent eingestellt.
Schaltzeiten
Nach der älteren Norm ISO 13406-2 wird der Monitor von Schwarz zu Weiß umgeschaltet und wieder zurück. Die gemessenen Schaltzeiten zwischen 10 und 90 Prozent Helligkeit hin und zurück (rise + fall) werden addiert und als Bildaufbauzeit bezeichnet. Die aktuelle Norm ISO 9241-305 beschreibt die Bildaufbauzeit als mittlere Übergangszeit zwischen fünf verschiedenen Grauwerten hin und zurück, hierbei darf der Hersteller die günstigsten Einzelwerte aus dem Messfeld heraussuchen. Die Bildaufbauzeit wird auch als Reaktionszeit oder Response Time bezeichnet.
Erläuterung der Darstellung: Die erste Messreihe enthält die Zeiten für einen Wechsel von Schwarz zu Grauwerten zwischen 30 % (RGB 77) und 100 % (RGB 255 = Weiß, entspricht ISO 13406-2). Diese Reihe beschreibt das Verhalten bei starken Kontrasten. Die zweite Messreihe enthält die Zeiten für einen Wechsel zwischen zwei Graustufen, deren RGB-Werte jeweils um 30 Prozent auseinander liegen. Diese Reihe beschreibt das Verhalten bei geringen Kontrasten.
Das Datenblatt des PA301W gibt detaillierte Reaktionszeiten an: Schwarz zu Weiß wird mit 6 + 6 = 12 Millisekunden beziffert, Grau zu Grau mit 6 Millisekunden. Bei unseren Messungen werden diese Angaben bestätigt, allerdings dauern die vollständigen Grauwechsel hin und zurück doch deutlich länger als angegeben. Die Option Response Improve (RI) hat einen sehr deutlichen Einfluss: mit deaktiviertem RI messen wir eine gemittelte Bildaufbauzeit (hin und zurück) von 11,4 Millisekunden, mit aktiviertem RI sinkt dieser Wert auf nur noch 8,4 Millisekunden.
Die Untersuchung zeigt, dass das hier verbaute IPS-Panel sehr viel schneller schaltet als frühere IPS-Baureihen und auch als die meisten derzeit aktuellen IPS-Panels. Diese Zeiten würde man eher bei einem TN-Panel erwarten.
Overdrive
Jeder Helligkeitsstufe eines Bildpunktes ist eine bestimmte Steuerspannung zugeordnet, mit der die Zielhelligkeit exakt erreicht wird. Die Umschaltgeschwindigkeit bei einem Helligkeitswechsel kann erhöht werden, wenn man zunächst eine höhere Spannungsdifferenz anlegt als es dem Helligkeitsunterschied eigentlich entsprechen würde. Anschließend wird die Spannung korrigiert, um die Helligkeit auf den Zielwert zu bringen. Dieses Verfahren wird als Overdrive bezeichnet.
Das Overdrive-Verhalten wird beim PA301W von der RI-Option bestimmt. Die beiden Bilder zeigen eine Folge von je drei helleren und drei dunkleren Bildern mit 80 bzw. 50 Prozent Grauwert.
Ohne RI wirkt der Overdrive moderat, das Panel schaltet so schnell wie es ohne Helligkeitsüberschwinger gerade eben noch erreichbar ist. Mit aktiviertem RI treten dagegen bei allen Helligkeitswechseln deutliche Überschwinger auf. Nach zwei Frames hat sich das Panel dann auf die Zielhelligkeit eingependelt.
Latenzzeit
Neben kurzen Schaltzeiten, die für den schnellen Bildaufbau notwendig sind, ist vor allem die Latenzzeit (Verzögerung) eines Monitors von Bedeutung für das Reaktionsempfinden. Dies gilt besonders für Spiele mit schnellen Bewegungen, wie sie bei Rennsimulationen oder Shootern vorkommen. Wenn zwischen der Eingabe und der Bildausgabe zu viel Zeit vergeht, wird die Steuerung zu indirekt und der Spielspaß wird beeinträchtigt. Dieser Effekt wird als Input Lag bezeichnet.
Eine Normvorgabe für die Bestimmung der Latenzzeit bei Monitoren gibt es nicht (siehe hierzu auch unser Special „Untersuchung des Input Lag Testverfahrens“). Wir messen zunächst die Verzögerungszeit bis zum eindeutigen Beginn des Aufleuchtens (10 Prozent der Endhelligkeit). Zu diesem Wert addieren wir noch die Hälfte der mittleren Bildaufbauzeit (hin und zurück).
Erläuterung der Darstellung: Die Verzögerungszeit des LCD ergibt sich als die Zeitdifferenz zwischen dem Steuersignal (rot) und dem Aufleuchten des Pixels (10%-Schwelle, grüne Kurve).
Wir messen beim PA301W eine Verzögerungszeit von 18 Millisekunden, gleichermaßen für RI on oder off. Hinzu kommt noch die halbe mittlere Bildaufbauzeit von 4,2 Millisekunden (RI on). Die mittlere Gesamtlatenz beträgt somit recht lange 22,2 Millisekunden.
Subjektive Bewertung
Die Bewegtbilddarstellung des NEC PA301W überzeugt nicht nur aus messtechnischer Sicht. Auch subjektiv handelt es sich um den bisher schnellsten Vertreter der 30-Zoll IPS-Klasse. Die Unterschiede zum DELL U3011 fallen visuell allerdings etwas geringer aus, als es die ermittelten Werte suggerieren. Trotz des recht aggressiven Overdrive kommt es zu keinen Artefakten (Corona- bzw. Ghosting-Effekte). Mit dem EBV-Boliden sollten auch ambitioniertere Spieler keine Probleme haben, sofern sie mit die Latenzzeit von rund einem Frame akzeptieren.
Die Darstellungsqualität in Spielen ist einwandfrei. Wer eine zu bunte Darstellung vermeiden möchte, nutzt einfach die Farbraumemulation mit sRGB als Ziel. Durch die nun erreichte sRGB-Gradation verbessert sich auch die Detaildarstellung in dunklen Bereichen gegenüber einem Gamma von 2.2 leicht. Das im Vergleich zu LCD-TVs und aktuellen Bildschirmen mit C-PVA Panel deutlich geringere Kontrastverhältnis macht sich kaum negativ bemerkbar. Wer jedoch das Maximum aus dem PA301W herauskitzeln möchte, kann ColorComp für Spiele deaktivieren.
Die leichten Ausleuchtungsschwächen im oberen Bildbereich fallen ebenfalls nicht störend auf. Sie werden ohnehin von den blickwinkelbedingten Aufhellungen überlagert. Das kann in dunklen Spielen etwas stören, allerdings gewöhnt man sich schnell an diesen Effekt.