Vergleich des kalibrierten Monitors mit dem sRGB-Arbeitsfarbraum
Durch die Kalibrierung und Profilierung wird eine möglichst hohe Neutralität und Linearität der Farbwiedergabe erreicht. Farbechtheit (im Rahmen der Monitorgrenzen) wird erst im Zusammenspiel mit farbmanagementfähiger Software erzielt.
Nach der Kalibrierung ist die Farbwiedergabe erheblich besser als im voreingestellten sRGB-Preset. Die Farbtemperatur und der Gammaverlauf stimmen jetzt erwartungsgemäß sehr gut mit der Norm überein. Die Farbabweichungen sind dagegen immer noch recht groß, die arg begrenzte Abdeckung des Farbraums bei Grün und Rot kann auch die Kalibrierung nicht ausgleichen.
Der Kontrast sinkt ein wenig von den nativen 3.200:1 auf (immer noch exorbitante) 2.765:1. Für die Wiedergabe von Fotos und Filmen im Hobbybereich ist der kalibrierte Monitor dennoch gut geeignet.
Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF Datei heruntergeladen werden.
Interpolation
Die Interpolation gelingt dem VP2765 nur bedingt gut. Gerade kleinere Auflösungen werden sichtbar unscharf dargestellt. Bei der Auflösung 720p beispielsweise zeigen sich deutlich fettere Konturen.
Das Bild mit der Auflösung 1.280 x 1.024 ist aufgrund des anderen Seitenverhältnisses deutlich verzerrt, subjektiv wirkt das Bild aber qualitativ besser als bei 720p. Die Darstellung der Auflösung 1.440 x 900 gelingt wiederum recht gut. Insgesamt zeigt das Display hier eine durchwachsene und teils sehr unterschiedliche Leistung.
Der Bildschärferegler wirkt auch an den digitalen Eingängen. Mit seiner Hilfe lässt sich auf die genannten Ergebnisse in einzelnen Fällen minimal Einfluss nehmen. Hier sollte jeder Anwender die für ihn geeignete Einstellung bezüglich einzelner Auflösungen selbst ausprobieren. Jedoch lohnt sich das manuelle Nachjustieren meistens kaum, da bei jeder Auflösungsänderung ein erneutes Nachjustieren nötig wäre.
Die Schärfe bei nativer Auflösung ist erwartungsgemäß sehr gut. Bei 1.280 x 720 sieht man, wie eingangs schon erwähnt, sichtbar fettere Konturen. Auch beim VP2765 kommt dies durch das zusätzliche Einfügen grauer Bildpunkte zustande.
Reaktionsverhalten
Den VP2765 haben wir in nativer Auflösung bei 60 Hz am DVI-Anschluss vermessen. Der Monitor wurde für die Messung auf die Werkseinstellung zurückgesetzt.
Bildaufbauzeit und Beschleunigungsverhalten
Die Bildaufbauzeit ermitteln wir für den Schwarz-Weiß-Wechsel und den besten Grau-zu-Grau-Wechsel. Zusätzlich nennen wir den Durchschnittswert für unsere 15 Messpunkte.
Das Datenblatt nennt eine Reaktionszeit von 25 Millisekunden (typisch). Bei unseren Messungen erhielten wir etwas schnellere Werte: 21,9 Millisekunden für den schnellsten Grauwechsel und 18,2 Millisekunden für Schwarz-Weiß.
Die über alles gemittelte Bildaufbauzeit (hin und zurück) für unsere 15 Messwerte ist mit 32,8 Millisekunden ziemlich lang.
Eine Overdrive-Option im OSD gibt es nicht. Die gemessenen Helligkeitsverläufe zeigen eine neutrale Beschleunigung, die Überschwinger an allen Messpunkten konsequent vermeidet. Dadurch sind die gemessenen Schaltzeiten zwar noch nicht gerade kurz, aber doch deutlich kürzer als bei vielen anderen AMVA-Panels. Der Bildwechsel ist meist schon nach einem Frame so gut wie abgeschlossen.
Latenzzeit
Die Latenz ermitteln wir als Summe der Signalverzögerungszeit und der halben mittleren Bildwechselzeit. Der VP2765 liefert eine kurze Signalverzögerung von 3,0 Millisekunden. Bis zur Soll-Helligkeit vergehen im Durchschnitt jedoch weitere 16,1 Millisekunden, die mittlere Gesamtlatenz fällt daher mit insgesamt 19,1 Millisekunden schon etwas länger aus.
Backlight
Die LED-Hintergrundbeleuchtung des VP2765 ist PWM-gesteuert, bei Helligkeiten unterhalb von 100 Prozent werden kurze Dunkelzeiten eingelegt. Bei 140 cd/m² am Arbeitsplatz ermitteln wir eine Umschaltfrequenz von 220 Hz. Weil die Helligkeit sehr stark zurückgenommen werden muss (Reglerstellung 26 %), sinkt das Tastverhältnis auf sehr niedrige 40 Prozent.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sehr empfindliche Menschen bei diesen Werten ein störendes Backlight-Flimmern wahrnehmen könnten, ist schon recht hoch.
Subjektive Beurteilung
Der subjektive Eindruck von bewegten Bildern ist beim VP2765 alles andere als gut. Es zeigt sich eine sehr deutlich sichtbare Schlierenbildung. Zudem bemerkt man in vielen Fällen eine gut sichtbare Verfälschung von Konturen. Man sieht zusätzlich zu den Schlieren ein leichtes Ruckeln der Szene.
Eins ist uns besonders ins Auge gestochen: bewegt man ein Fenster mit der Maus über den Desktop, werden je nach Geschwindigkeit bis zu 20 Prozent des Fensters durchsichtig (man möchte sagen „aufgefressen“). Das tritt schon bei mittleren Geschwindigkeiten auf. Leider gelang es nicht diesen Effekt auf ein Foto zu bannen.
Auch gescrollte Texte sind von den genannten Effekten betroffen. Es stellt sich Kontrastverlust ein und die Farben verfälschen. Ab einem gewissen Tempo wird der Text unlesbar.
Mit der Zeit mag man sich bezüglich Office-Anwendungen an die Effekte gewöhnen, in Filmen lässt sich das aber nicht mehr ignorieren. Ganz besonders betroffen sind hier Spieler. Selbst Gelegenheitsspieler werden sich an den Effekten auf Dauer stören.
Sound
Der ViewSonic VP2765 verfügt weder über Lautsprecher, noch über die Möglichkeit Audio-Signale zuzuspielen.
DVD und Video
Der ViewSonic VP2765 bietet mit seinen 27 Zoll Bildschirmdiagonale genug Größe für den einen oder anderen Filmliebhaber. Leider fehlt ein nativer HDMI-Eingang. Zumindest mittels HDMI-DVI-Adapter ist eine Zuspielung von modernen HD-Geräten möglich. Extras wie Bild-in-Bild bietet der Monitor nicht.
Das OSD des VP2765 bietet keine Bildschirmprofile, somit steht auch kein spezieller Filmmodus zur Verfügung. Ab Werk ist das Bild zu kalt, eine Nachjustierung ist hier also angebracht. Die Helligkeit ist ab Werk viel zu hell eingestellt, auch hier muss zunächst nachgeregelt werden.
Der Schwarzwert ist sehr gut und führt zu einem hohen Kontrast. Farbdarstellung und Bildschärfe sind ebenfalls gut, zumindest, solange sich das Bild nicht bewegt.
Gerade die Bildschärfe und der gesamte Filmeindruck leiden dann stark unter den schon genannten Auswirkungen der Schlierenbildung. Trotz des wirklich guten Schwarzwertes kommt kein rechter Filmgenuss auf.
Zuletzt ist auch die Blickwinkelabhängigkeit ein Kriterium. Zwar bleiben die Farben lange stabil und der Kontrast trotz Verlust hoch genug, aber die Einstrahlungen des MVA-Panels können speziell in den Ecken und in dunklen Szenen einen weiteren Negativfaktor darstellen.