Interpolation
Unter dem Menüpunkt „Erweiterte Skalierung“ („ViewScale“, wenn Englisch als Sprache eingestellt ist) bietet der ViewSonic XG272-2K-OLED ein regelrechtes Arsenal an Skalierungsoptionen: von Vollbild über verschiedene Bildformate bis hin zur 1:1-Darstellung. Somit ist der Monitor in der Lage, jede Auflösung unverzerrt und wenn gewünscht auch pixelgenau darzustellen. Dieser Menüpunkt steht aber nur zur Verfügung, wenn VRR deaktiviert ist.
Zudem ist ein Schärferegler vorhanden. Von 0 bis 100 lässt sich die Schärfe in 25er-Schritten einstellen. Werkseitig ist 75 eingestellt. Bei nativer Auflösung ist zu empfehlen, die Schärfe nicht zu erhöhen, da ansonsten in manchen Situationen Überschärfungen auftreten können. Bei einer skalierten Auflösung kann der Schärferegler auf 100 erhöht werden, der Benefit ist aber gering. Bei einer pixelgenauen Darstellung einer Auflösung, die kleiner als die native Auflösung ist, sind uns Überschärfungen in manchen Situationen, insbesondere bei der Darstellung von Schrift, aufgefallen. Hier empfiehlt es sich, den Schärferegler auf 25 zu reduzieren.
Reaktionsverhalten
Der 26,5 Zoll große WQHD-Monitor (2560 x 1440 Pixel im 16:9-Format) verfügt über ein flaches Display. Die Bildrate des OLED-Monitors erreicht an den DisplayPorts und am USB-C-Anschluss maximal 240 Hz. Über die HDMI-2.1-Eingänge sind maximal 144 Hz möglich.
Bildaufbauzeit und Beschleunigungsverhalten
Die Bildaufbauzeit ermitteln wir für den Schwarz-Weiß-Wechsel und den besten Grau-zu-Grau-Wechsel. Zusätzlich nennen wir den Durchschnittswert für unsere 15 Messpunkte.
Der Messwert Color to Color (CtC) geht über die herkömmlichen Messungen von reinen monochromatischen Helligkeitssprüngen hinaus, schließlich sieht man am Bildschirm in aller Regel ein farbiges Bild. Bei dieser Messung wird deshalb die längste Zeitspanne gemessen, die der Monitor benötigt, um von einer Mischfarbe auf die andere zu wechseln und seine Helligkeit zu stabilisieren. Verwendet werden die Mischfarben Cyan, Magenta und Gelb – jeweils mit 50 % Signalhelligkeit. Beim CtC-Farbwechsel schalten also nicht alle drei Subpixel eines Bildpunktes gleich, sondern es werden unterschiedliche Anstiegs- und Ausschwingzeiten miteinander kombiniert.
Im Datenblatt des XG272-2K-OLED gibt ViewSonic eine Reaktionszeit von 0,02 ms (GtG) an. Eine Pixelbeschleunigung wird wegen des OLED-Displays obsolet.
60 Hz
Mit Schaltzeiten von 0,1 ms bei allen Messungen stellt der ViewSonic XG272-2K-OLED eindrucksvoll die Geschwindigkeit der OLED-Technologie im Bildaufbau unter Beweis. An diese Performance reicht keine andere Panel-Technologie heran. Trotz der extrem kurzen Schaltzeiten gibt es keine Überschwinger im Helligkeitsverlauf.
240 Hz
Bei 240 Hz ändern sich die extrem kurzen Schaltzeiten nicht und bleiben durchgängig bei 0,1 ms. Und auch bei 240 Hz gibt es keine Überschwinger im Helligkeitsverlauf.
Netzdiagramme
In den folgenden Netzdiagrammen sehen Sie alle Messwerte zu den unterschiedlichen Helligkeitssprüngen unserer Messungen im Überblick. Im Idealfall befinden sich die grünen und roten Linien eng am Zentrum. Jede Achse repräsentiert einen im Pegel und in der Dynamik definierten Helligkeitssprung des Monitors, gemessen über Lichtsensor und Oszilloskop.
Latenzzeit
Die Latenz ist ein wichtiger Wert für Spieler, wir ermitteln sie als Summe der Signalverzögerungszeit und der halben mittleren Bildwechselzeit.
Mit 60 Hz messen wir beim ViewSonic XG272-2K-OLED eine Latenzzeit von 13,9 ms. Für Gamer ist dieser Wert noch nicht zufriedenstellend. Wird jedoch die Bildwiederholfrequenz auf 240 Hz erhöht, verkürzt sich die Latenzzeit auf 1 ms. Damit sind dann selbst anspruchsvolle Spieler vollends zufriedengestellt.
Hintergrundbeleuchtung
Die OLED-Ansteuerung zeigt Nadelimpulse, die aber aufgrund der extrem schmalen Lücken im Bereich von rund 0,1 ms für das Auge nicht als Unterbrechung oder als Flackern wahrnehmbar sind. Somit ist der Monitor selbst bei reduzierter Helligkeit für längere Sessions davor geeignet. Die maximale Helligkeit liegt bei einem vollflächig weißen Testbild im Standard-Bildmodus bei 228 cd/m². Kleinräumige Spitzlichter können OLED-typisch heller ausfallen. Nach einigen Minuten mit statischem Bildinhalt schaltet sich das OLED-Display des ViewSonic XG272-2K-OLED zwar etwas dunkler, jedoch nicht ganz auf Schwarz.
Subjektive Beurteilung
Mit dem ViewSonic XG272-2K-OLED kann man fehlendes Aiming zweifellos nicht auf fehlende Performance des Monitors schieben. Der Bildaufbau erfolgt blitzschnell, die Bewegungsunschärfe ist äußerst gering. Negative Auswirkungen auf die Bildqualität gibt es nicht. Auch wenn man BFI statt VRR nutzen möchte, ist die Bildqualität tadellos. Man muss lediglich auf etwas Helligkeit verzichten, was sich in einem geringeren Kontrastverhältnis niederschlägt. Die satte Farbwiedergabe der OLED-Technologie ist aber in beiden Modi gegeben, und der Proband schafft es, sowohl Performance als auch Bildqualität unter einen Hut zu bringen.
Ich finde es eine Unart, dass viele Monitorhersteller offenbar glauben, sie könnten bei OLED-Funktionen schamlos rumnerven. Dabei fallen die Beschwerden offenbar nicht bei allen Monitoren so deutlich aus. Man sollte hier einfach nicht auf den Allgemeinverstand verzichten, ein bisschen Flexibilität und Schonung des Nutzers sollten selbstverständlich sein. Schließlich ist die Monitorfunktion absolut essentiell und nichts Nebensächliches.
Und das vielleicht nur, damit man zu einem doppelt so teuren Modell greift: das in den meisten Fällen ja nicht mal aus dem eigenen Haus stammt.