Test BenQ SW271C: Grafik­moni­tor für Profis überzeugt
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Messungen nach Kalibration und Profilierung

Hardware-Kalibration

Im Gegensatz zu Standardmonitoren bieten professionelle Displays von BENQ die Möglichkeit zur Hardware-Kalibration.

Hier werden die Kalibrierungseinstellungen via USB-Verbindung direkt im Monitor vorgenommen. Daher enthält das anschließend vermessene Profil auch keine Kalibrierungsdaten mehr, die bei einer Software-Kalibration bei jedem Systemstart in die LUT der Grafikkarte geschrieben werden. Eine Hardware-Kalibration ist dagegen von Computer und Grafikkarte völlig unabhängig.

Das ermöglicht eine deutlich höhere Präzision bei der Kalibration und vermeidet gleichzeitig die unerwünschte Beschneidung von Farbabstufungen. Während bei einer Software-Kalibration die Anzahl möglicher Farbwerte durch die RGB-Anpassung über die RGB-Gain-Regler des OSDs beschnitten wird, bleiben bei einer Hardware-Kalibration die maximal möglichen 256 Farbstufen pro Farbkanal voll erhalten.

Neben den entsprechenden Hardware-Voraussetzungen im Monitor selbst ist dazu auch eine herstellerspezifische Software nötig. Die Software, die mit den Kolorimetern mitgeliefert wird, ist dazu in der Regel nicht in der Lage.

Beim SW271C gehört hier die Software Palette Master Element zum Lieferumfang, muss aber zunächst über die Herstellerseite gefunden und heruntergeladen werden. Sie lag uns in der Version 1.3.15 vor und unterstützt Windows und macOS.

Für die nachfolgenden Messungen wurde der BenQ SW271C aus Palette Master Element heraus kalibriert (Weißpunkt „D65“, RGB-Primärfarben „Panel Native“, Leuchtdichte 140 cd/m², Gamma 2,2, Schwarzpunkt „Absolut Null“) und profiliert.

Die Wahl für die angestrebte Helligkeit und den Weißpunkt entspricht den von uns und anderen Experten für die Fotobearbeitung empfohlenen Werten. In Stein gemeißelt sind diese Empfehlungen allerdings nicht. Das gilt auch für die Wahl der Gradation, zumal die aktuelle Charakteristik im Rahmen des Farbmanagements ohnehin berücksichtigt wird. Eine Option L* ist vorhanden.

Der Ablauf und die Screenshots der Software sind praktisch identisch zum Vorgänger BenQ SW270. Wer sich für eine ausführliche Schilderung des genauen Ablaufs interessiert, kann das im Test zum BenQ SW270 nachlesen.

Unter der Haube hat BenQ aber sicherlich einige Fehler ausgemerzt. Wir konnten diesmal problemlos alle drei Speicherplätze mit selbsterstellten Kalibrierungen bestücken. Auch an der Performance wurde geschraubt. Mit mittlerem Messfeld-Satz dauerte der ganze Vorgang nur noch knapp sieben Minuten.

Fehleranfällig ist und bleibt, dass man die Farbprofile beim Wechsel von Kalibrierungen bzw. Werks-Modi manuell in der Farbverwaltung austauschen muss. Auch wenn man für die typische Bildbearbeitung vieler Fotografen und die meisten Anwendungsszenarien mit einer Kalibrierung auf den nativen Farbraum auskommt, ändert sich das schnell, wenn man beim Shoppen im Browser einmal sicherstellen will, dass die Farben wirklich stimmen – also in den sRGB-Modus wechselt. Das Gleiche gilt, sobald das Thema Print ins Spiel kommt und man einen Softproof erstellen will.

Um die tatsächlichen Möglichkeiten eines Hardware-kalibrierbaren Monitors auch komfortabel und schnell nutzten zu können, steht beim BenQ SW271C das Handling noch etwas im Weg.

Profilvalidierung

Diagramm: Profilvalidierung
Profilvalidierung

Der BenQ SW271C zeigt keine auffälligen Drifts oder unschönen Nichtlinearitäten. Das Matrix-Profil beschreibt seinen Zustand sehr exakt. Eine Wiederholung der Profilvalidierung nach 24 Stunden ergab keine signifikant erhöhten Abweichungen. Alle Kalibrationsziele wurden erreicht. Die Graubalance und die Farbwerte sind sehr gut.

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Vergleich mit sRGB (farbtransformiert)

Diagramm: Vergleich mit sRGB (farbtransformiert)
Vergleich mit sRGB (farbtransformiert)

Unser CMM berücksichtigt Arbeitsfarbraum- und Bildschirmprofil und führt auf dieser Basis die notwendigen Farbraumtransformationen mit farbmetrischem Rendering-Intent durch.

Die Graubalance ist nach der Hardware-Kalibrierung zwar leider nicht mehr ganz so exzellent wie in den Werks-Presets, die Werte sind aber immer noch sehr gut. Weniger schön ist dagegen, dass die Anpassung des Gammaverlaufs praktisch in keinem Vergleich durchgängig gut gelingt.

Die Abweichungen bei den Buntfarben fallen im Vergleich zu sRGB nur sehr gering aus. Nennenswerte Ausreißer gibt es nicht.

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Vergleich mit Adobe RGB (farbtransformiert)

Vergleich mit Adobe RGB (farbtransformiert)
Vergleich mit Adobe RGB (farbtransformiert)

Ähnlich sieht es auch im Vergleich zum Adobe-RGB-Farbraum aus. Die etwas erhöhte Range lässt bei der Graubalance aber nur eine gute Wertung zu. Die Farbabweichungen sind dagegen wie gehabt ausgezeichnet und ohne nennenswerte Ausreißer.

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Vergleich mit DCI-P3 (farbtransformiert)

Diagramm: Vergleich mit DCI-P3 (farbtransformiert)
Vergleich mit DCI-P3 (farbtransformiert)

Im Vergleich mit DCI-P3 ist die Graubalance wieder knapp sehr gut. Die Farbabweichungen wie auch die Farbraumabdeckung sind gut. Den größten Ausreißer gibt es erwartungsgemäß an der Farbraumgrenze bei Rot mit einem Delta E94 von 5,82. Alles andere ist quasi noch im grünen Bereich.

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Vergleich mit ECI-RGB 2.0 (farbtransformiert)

Diagramm: Vergleich mit ECI-RGB 2.0 (farbtransformiert)
Vergleich mit ECI-RGB 2.0 (farbtransformiert)

Selbst die Abdeckung des sehr großen ECI-RGB-Farbraums gelingt dem BenQ SW271C noch erstaunlich gut. Ähnlich wie beim Vergleich mit DCI-P3 finden wir den größten Ausreißer erwartungsgemäß an der Farbraumgrenze bei Rot mit einem Delta E94 von 6,54.

Während in sRGB und Adobe RGB aufgrund des großen Farbumfangs beim BenQ SW271C faktisch keine Out-of-Gamut-Farben auftreten, können im Vergleich mit DCI-P3 und ECI-RGB einige gesättigte Tonwerte nur näherungsweise durch eine Abbildung auf die Farbraumgrenze dargestellt werden. Damit steigt auch die Gefahr von Tonwertabrissen in diesen Bereichen.

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Manuel Findeis

... beschäftigt sich beruflich wie privat seit über 20 Jahren intensiv mit den Themen und Entwicklungen in der IT-Branche. Als freiberuflicher Autor, Testredakteur und Fotograf, kennt er die Anforderungen an ein gutes Display. Für PRAD ist er seit 2013 tätig.

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