Zum Schluss haben wir den BenQ gemäß den Kriterien der UGRA überprüft. Inzwischen fast nicht überraschend: „Trotz“ TN-Panel erhält der X2200W die UGRA-Zertifizierung und eignet sich damit prinzipiell für professionelle Bildbearbeitung.
Das Bild zeigt die Kurzfassung des UGRA-Zertifizierungsprotokolls. Der ausführliche UGRA-Report kann als PDF Datei heruntergeladen werden.
Da nur ein einziger Benutzermodus individuell angepasst werden kann und die Blickwinkel bei der Messung nicht berücksichtigt werden, sollten professionelle Anwender nach wie vor bei der VA- und IPS-Technologie bleiben. Im semiprofessionellen Bereich oder bei nicht ganz so hohen Ansprüchen an die Farbhomogenität kann man mit dem BenQ X2200W auch Grafikarbeiten durchführen.
Die Nachteile des erweiterten Farbraums zeigen sich bei der sRGB-Darstellung. Dafür werden „Grafiker-Farbräume“ wiederum gut bis sehr gut abgedeckt. Besonders positiv ist die Darstellung von Farbverläufen.
Reaktionsverhalten
Wie alle für Gamer entwickelten TFTs ist auch der BenQ X2200W mit einem reaktionsschnellen TN-Panel ausgestattet. Hinzu kommen die von BenQ bzw. dem Panelproduzenten AUO entwickelten Technologien Advanced Motion Accelerator (AMA) und Simulated Pulsed Driving (SPD), die im Zusammenspiel als PerfectMotion-Technologie bezeichnet werden.
Hinter AMA verbirgt sich nichts anderes als das bekannte und häufig verwendete Overdrive. Dabei werden die trägen Flüssigkristalle des Displays mit einem kurzen Stromstoß zu einer schnelleren Drehung veranlasst. Im Idealfall werden Schlieren und Nachzieheffekte eliminiert; im schlimmsten Fall entstehen Koronaeffekte, wenn die Stromstöße zu stark sind.
Die Simulated Pulsed Driving-Technik ist neu und greift das Prinzip eines Impulsbacklights wie beim Samsung 245T auf. Der dort verwendete Motion Picture Accelerator (MPA) basiert auf einem impulsgesteuerten Backlight, das wie ein Stroboskop mit 60Hz ein- und ausgeschaltet wird.
Dadurch soll die im menschlichen Auge entstehende Bewegungsunschärfe vermindert werden. Denn im Gegensatz zu einem CRT-Monitor leuchten die Pixel von TFTs ansonsten konstant. Das Auge speichert das helle Bild für einen Bruchteil einer Sekunde bis es verblasst, wodurch bei Bewegtbildern eine Unschärfe wahrgenommen wird.
Durch das kurzzeitige Schwarzbild hat das „alte“ Bild im Auge noch Zeit zu verblassen, bevor das neue Bild angezeigt wird. Beim Simulated Pulsed Driving wird im Gegensatz zur Motion Picture Accelerator-Technologie kein teures Impulsbacklight eingesetzt.
Anstelle dessen wird zwischen jedes angezeigte Bild ein Schwarzbild eingefügt. Dieser Vorgang wird als Black Frame Insertion bezeichnet. In der Theorie müssten beide Technologien ein ähnliches Resultat zeigen, es gibt aber einige gravierende Unterschiede. Zum Beispiel reduziert sich die „wahrgenommene“ Bildfrequenz beim BenQ X2200W praktisch auf 30Hz, da ja jedes zweite Bild ein Schwarzbild ist.
Schaltet man PerfectMotion beim BenQ X2200W ein, sieht es auf den ersten Blick aus wie das MPA von Samsung. Der Bildschirm flackert und ähnelt dem eines Röhrenbildschirms im 60Hz-Betrieb. Allerdings wird das Bild mit PerfectMotion deutlich dunkler und etwas blaustichiger als mit MPA.
Im Desktopbetrieb stört das Flackern und wer Büroarbeiten erledigt oder im Internet surft sollte PerfectMotion besser ausschalten. Im PixPerAn-Schlierentest und in der Praxis beim Spielen zeigt die Technik jedoch ihre Qualitäten: Die ohnehin geringen Schlieren an den Kanten der Rechtecke in PixPerAn verschwinden fast völlig und das gesamte Bild wirkt tatsächlich ein ganzes Stück schärfer als zuvor.
Wer eine Text- oder Internetseite in gleichmäßigem Tempo runter- oder hochscrollt, wird zudem feststellen, dass sich selbst bei geringer Scrollgeschwindigkeit die Texte nur schwer lesen lassen. Mit eingeschaltetem PerfectMotion ist die Lesbarkeit eindeutig besser.
Wer mit den vorhandenen Nachteilen der PerfectMotion-Technologie leben kann, wird eine Menge Spaß damit haben. Während dem Spielen fällt das Flackern so gut wie gar nicht mehr auf. Nach einigen Minuten hat man sich auch an den leichten Blaustich und das etwas dunklere Bild gewöhnt.
Nicht nur Ego-Shooter mit schnellen Bildwechseln lassen sich durch die sehr gute Schärfe besser spielen. Auch Strategiespieler werden beim Scrollen über die Karte deutlich mehr erkennen.
Wer sich mit PerfectMotion nicht anfreunden kann, wird auch mit dem „normalen Bild“ zufrieden sein. Denn mit eingeschaltetem Overdrive (AMA) hat der X2200W eine blitzschnelle Reaktionszeit von gerade einmal 2 ms (grey-to-grey). Schlieren oder andere Nachzieheffekte gibt es deshalb nicht.
Durch das Seitenverhältnis von 16:10 und den HDMI-Eingang bietet sich der TFT-Monitor natürlich auch als HD-Fernseher an. Konsolenspieler dürften an dem X2200W ihre Freude haben, auch weil hier die durch PerfectMotion de facto reduzierte Framerate weniger ins Gewicht fällt.
Das Input-Lag ist beim X2200W etwas paradox. Die meiste Zeit liefert der 22-Zöller ein verzögerungsfreies Bild ab, wie das eines CRT-Monitors. Alle paar Frames gibt es jedoch einen „Hänger“ und das Bild gelangt mit einer geringen Verzögerung von 12 bis 31 ms auf den Bildschirm. Das entspricht 0,75 bis knapp 2 Frames (1 Frame = 16 ms). Als Durchschnittswert bei 50 Bildwechseln haben wir einen Input-Lag von 7 ms ermittelt. Ob das Overdrive (AMA) eingeschaltet oder ausgeschaltet wird, spielt für die Latenz keine Rolle.