Reaktionsverhalten
Bildaufbauzeit und Beschleunigungsverhalten
Die Bildaufbauzeit ermitteln wir für den Schwarz-Weiß-Wechsel und den besten Grau-zu-Grau-Wechsel. Zusätzlich nennen wir den Durchschnittswert für unsere 15 Messpunkte.
Der Messwert CtC (Color to Color) geht über die herkömmlichen Messungen von reinen Helligkeitssprüngen hinaus – schließlich sieht man am Bildschirm auch in aller Regel ein farbiges Bild. Bei dieser Messung wird deshalb die längste Zeitspanne gemessen, die der Monitor benötigt, um von einer Mischfarbe auf die andere zu wechseln und seine Helligkeit zu stabilisieren. Verwendet werden die Mischfarben Cyan, Magenta und Gelb – jeweils mit 50 % Signalhelligkeit. Beim CtC-Farbwechsel schalten also nicht alle drei Subpixel eines Bildpunktes gleich, sondern es werden unterschiedliche Anstiegs- und Ausschwingzeiten miteinander kombiniert.
Im Datenblatt wird eine Reaktionszeit von 3 ms (GtG) genannt. Eine Beschleunigungsoption (Overdrive) ist vorhanden und unter „Bildeinstellungen -> Overdrive“ zu finden. Hier gibt es die Stellungen „Aus“, „-2“, „-1“, „0“, „+1“ und „+2“. Als Standardwert ist „Aus“ voreingestellt.
60 Hz, Overdrive „Aus“
Der Iiyama ProLite X3272UHS-B1 erreicht bei abgeschaltetem Overdrive im Vergleich zu anderen bisher getesteten Monitoren durchschnittliche Schaltzeiten. Es sollte aber dazugesagt werden, dass sich ein CtC-Wert von 16,2 ms nicht für bewegte Bilder eignet.
Der Helligkeitsverlauf zeigt sich dementsprechend auch unauffällig.
60 Hz, Overdrive „0“
Bei mittlerem Overdrive zeigt sich der Iiyama für ein UHD-Panel durchaus ambitioniert. Hier werden die Schaltzeiten bis auf den Schwarz-Weiß-Wechsel, der mit 19,4 ms nahezu unverändert bleibt, effektiv verkürzt. Der schnellste Grauwechsel liegt mit 4,6 ms auf einem guten Niveau. Auch der Durchschnittswert an 15 Messpunkten zeigt mit 11,8 ms ein ordentliches Ergebnis. Der wichtigste Messwert, der die Farbübergänge beschreibt, ist mit 9,4 ms ebenfalls im Soll.
Der Helligkeitsverlauf zeigt bei diesem Overdrive einen leichten Ausschlag, aber wird sich visuell noch nicht so stark in den Vordergrund drängen, dass er negativ auffällt.
60 Hz, Overdrive „+2“
Wird der Iiyama ProLite X3272UHS-B1 bei höchstem Overdrive betrieben, verringern sich die Schaltzeiten zwar erneut, allerdings steigen auch die Überschwinger in dem Maße, dass unsere Helligkeitsverlaufs-Grafik gesprengt wird. Der minimale Geschwindigkeitsschub rechtfertigt solche Bildfehler letztendlich auch nicht mehr. Hier wollten die Ingenieure einfach zu viel aus dem Panel herausholen.
Das beste Verhältnis zwischen Reaktionszeit und akzeptablen Bildfehlern liegt demnach bei Overdrive-Stufe „0“, die folglich unsere Empfehlung darstellt, falls das Display einen Spieleinsatz haben sollte. Für ein UHD-Gerät liegen die dort gemessenen Werte in einem guten bis sehr guten Bereich. Wer allerdings einen Spielemonitor sucht, sollte sich woanders umschauen, da bewegte Farbkanten immer geringfügig weichgezeichnet werden.
Netzdiagramme

Latenzzeit
Die Latenz ist ein wichtiger Wert für Spieler, wir ermitteln sie als Summe der Signalverzögerungszeit und der halben mittleren Bildwechselzeit. Letztere liegt mit 5,3 ms zwar noch gut im Rennen, wird aber von einer langen Signalverzögerung von 18,6 ms ausgebremst. 23,9 ms machen den Iiyama ProLite X3272UHS-B1 damit zu einem Büromonitor mit Spieleoption. Die alternative Messung mit der Leo-Bodnar-Methode zeigt hier eine sehr viel geringere Latenz von etwa 11,5 ms, die für ein UHD-Gerät mehr als ordentlich ist.
Alternative Messung der Latenz
Zur Messung der Bildverzögerung (Input-Lag) von Monitoren gibt es verschiedene Ansätze, weshalb sich nicht nur Testergebnisse und Herstellerangaben unterscheiden, sondern auch die Werte bei verschiedenen Publikationen. Zudem nennen Hersteller selten einen Wert für die Signalverzögerungszeit, und wenn doch, ist in der Regel nicht erkennbar, wie diese Messungen durchgeführt wurden.
PRAD verfolgt nach dem jüngsten Update der Testmethoden derzeit zwei verschiedene Ansätze. Zum einen setzen wir das nur etwas mehr als 100 Euro teure Messgerät von Leo Bodnar ein. Hierbei handelt es sich um ein vollintegriertes Messgerät mit Signalgenerator und Sensor, bei dem der Wert schnell vom Bildschirm abgelesen werden kann. Da die Lag-Zeit von der Messposition auf dem Bildschirm abhängig ist, können Sie alle drei Werte (oben, Mitte, unten) dem Diagramm entnehmen. Als Richtwert für die Latenz sollte der mittlere Wert herangezogen werden.
Für den Anwender sind diese Werte aber mitunter nicht aussagekräftig, da sich in Kombination mit Grafikkarten, Treibern, Chromasubsampling sowie der verwendeten Auflösung und Framerate unterschiedliche Lag-Zeiten zugunsten oder zuungunsten des Monitors ergeben können. Zudem können die Messungen mit dem „Leo Bodnar LAG Tester“ nur am HDMI-Eingang bei 1080p@60Hz durchgeführt werden.
Die von uns angewendete Methode verfolgt daher einen anderen Ansatz. Dort messen wir die Verzögerung zwischen Bild und Ton (Audio-Ausgang der Soundkarte im Vergleich zum Signal des Lichtsensors am Monitor). Dies geschieht in der Regel am DisplayPort unter Einstellung der nativen Auflösung und bei höchster Bildfrequenz in der Bildschirmmitte.
Die real erlebte Bildverzögerung ist deshalb von oben erwähnten Faktoren (und weiteren wie DirectX) abhängig und sollte im Wertebereich zwischen Leo Bodnar und der PRAD-Messmethode liegen.
Backlight
Das Hintergrundlicht des Monitors wird nicht durch Pulsbreitenmodulation (PWM) reduziert, deshalb entstehen auch keine Unterbrechungen im Lichtstrom (Flackern). Somit ist der Monitor auch bei reduzierter Helligkeit für längere Sessions geeignet.