Bildqualität und Signalverarbeitung
Allgemein
LG greift für den 27MB85Z auf ein 27 Zoll großes AH-IPS-Panel zurück. Das LM270WQ3 stammt natürlich aus eigener Produktion und wird bereits in vielen Konkurrenzprodukten eingesetzt. Seine Pixel werden von einer GB-r-LED-Hintergrundbeleuchtung durchleuchtet. Sie basiert auf grünen und blauen LEDs, die mit einer roten Beschichtung versehen wurden.
Das im Ergebnis nun weiße Licht hat eine recht schmalbandige Spektralverteilung und schafft damit die Voraussetzung für einen Farbumfang, der deutlich über den von einfachen W-LED-Implementierungen hinausgeht.
Kernelement der Signalverarbeitung ist eine programmierbare 14-bit-LUT. Sie stellt eine präzise und verlustfreie Farbreproduktion sicher – sowohl vor als auch nach der Hardware-Kalibration durch den Benutzer. Der LG 27MB85Z kann die gute Papierform auch in der Praxis bestätigen. Farbabrisse bleiben in allen Bildmodi aus, die Darstellung ist visuell und messtechnisch neutral.
Über die DisplayPort- und HDMI-Eingänge können Signale mit 10 bit pro Farbkanal zugespielt werden. Dies erfordert eine Unterstützung durch Grafikkarte, Betriebssystem, Treiber und Anwendung und ist derzeit noch auf wenige Konstellationen beschränkt. Adobe Photoshop hat in aktueller Version mit einer entsprechenden Anzeige keine Probleme.
Die subjektive Bildqualität ist sehr ordentlich. Der LG 27MB85Z schmeichelt auch den Augen anspruchsvoller Benutzer. Das ist vor allem auf seine neutrale Darstellung und die hohe Blickwinkelstabilität des verwendeten IPS-Panels zurückzuführen. Mit der parametrierbaren Overdrive-Funktion lassen sich unschöne Bewegungsartefakte vermeiden.
Coating
Die Oberflächenbeschichtung des Panels (Coating) hat auf die visuelle Beurteilung von Bildschärfe, Kontrast und Fremdlichtempfindlichkeit einen großen Einfluss. Wir untersuchen das Coating mit dem Mikroskop und zeigen die Oberfläche des Panels (vorderste Folie) in extremer Vergrößerung.
Der LG 27MB85Z besitzt eine stumpf-matte Oberfläche mit mikroskopisch sichtbaren Vertiefungen zur Diffusion. Die Darstellung ist damit nicht völlig ungetrübt, starke Körnungs- beziehungsweise Glitzereffekte bleiben aber aus.
Interpolation
Unsere Testsignale werden gut verarbeitet. Eine Skalierung durch die Grafikkarte verbessert die Darstellung nicht. Für Irritationen sorgt allerdings der elfstufige Schärferegler. In der standardmäßig vorausgewählten Stufe 5 – gleichzeitig die Neutralstellung – ist die Wiedergabe auch in nativer Auflösung leicht unscharf.
Eine Anhebung auf Stufe 6 löst dieses Problem, das so auch schon beim Vorgängermodell 27EA83 bestand. Immerhin ist der Regler nun aber in allen Bildmodi verfügbar und wirksam. Umständliche Behelfslösungen sind nicht mehr notwendig.
Signale mit quadratischem Pixelseitenverhältnis können verzerrungsfrei dargestellt werden. 4:3-SD-Videosignale, zugespielt beispielsweise über einen Standalone-Player per HDMI, fallen nicht in dieses Raster und werden leicht verzerrt.
Signal | Verzerrungsfreie, maximal flächenfüllende Wiedergabe | Unskalierte Wiedergabe |
SD (16:9 – anamorph) | Ja | Nicht sinnvoll |
SD (4:3) | Nein | Nicht sinnvoll |
HD (1080p) | Ja | Ja |
HD (720p) | Ja | Ja |
PC (5:4) | Ja | Ja |
PC (4:3) | Ja | Ja |
PC (16:10) | Ja | Ja |
PC (16:9) | Ja | Ja |
Die folgenden Bilder geben einen groben Eindruck über die Qualität der Skalierung wieder. Der Abstand der Kamera zum Bildschirm ist stets identisch und es wird immer seitengerecht auf Vollbild skaliert.
Die Wirkung des Schärfereglers:
Judder-Test
Um die vom LG 27MB85Z unterstützten Frequenzen und Wiedergabeeigenschaften zu testen, haben wir ihn an einen Videoprozessor angeschlossen. Der iScan VP50 bietet unter anderem variable Ausgabefrequenzen und ein Testmuster in Form eines durch das Bild laufenden Balkens an, mit dem ein einfacher Judder-Test durchgeführt werden kann. Die Auflösung beträgt 1.920 x 1.080 Pixel.
Unsere Testsignale mit 48 Hz bis 75 Hz werden durchgängig unterstützt. Die Darstellung ist jedoch nur in einem engen Bereich um 60 Hz frei von Mikrorucklern.
Deinterlacing
Da ein LC-Display immer vollbildbasiert (progressiv) arbeitet, muss ein eingebauter Deinterlacer aus eingehenden Halbbildern (interlact) eine Vollbildfolge erstellen.
Wir überprüfen das Deinterlacing mit Halbbildfolgen im 3:2- und 2:2-Rhythmus und spielen danach noch echtes Videomaterial mit nicht zusammenhängenden Halbbildern zu. Im Optimalfall kann der Deinterlacer in den beiden ersten Fällen die Originalvollbildfolge verlustfrei rekonstruieren.
Die Elektronik verweigert die Darstellung von halbbildbasierten SD-Signalen. 3:2- und vor allem 2:2-HD-Signale werden dagegen zuverlässig erkannt. Auflösungsverluste bleiben hier also aus.
Die Verarbeitung von HD-Videomaterial ist für einen Monitor durchaus ordentlich. Kammartefakte sind auch bei schlechtem Material mit wenig Im-Bild-Bewegung nicht erkennbar.
Signalpegel und Farbmodell
Der LG 27MB85Z verarbeitet digitale RGB- und YCbCr-Signale. Eine Anpassung des Dynamikbereichs ist während der Zuspielung via HDMI über die Einstellung Black Level (Low/High) möglich. Low erwartet dabei ein RGB-Signal ohne Blacker-than-black- aber mit Whiter-than-white-Anteil (Tonwertumfang bei 8 bit Präzision: 16-255). Das reduziert den Kontrastumfang oft unnötig. YCbCr-Signale werden dagegen korrekt unter Wegfall dieser Tonwertmargen reproduziert. Die Einstellung „High“ legt zu Recht ein RGB-Signal zugrunde, das den vollen Dynamikumfang ausnutzt (Tonwertumfang bei 8 bit Präzision: 0-255).