UGRA-Test (UDACT)
Abschließend haben wir den NEC SpectraView 231 auf die Empfehlungen der UGRA kalibriert (5800K, Gamma 1,8 und Helligkeit, sofern mit Bordmitteln erreichbar: 140 cd/m²), um seine Tauglichkeit für die digitale Druckvorstufe/Softproof zu bestimmen. Die Zertifizierung kann aber natürlich auch mit anderen Parametern erreicht werden. Falls der Monitor keinen Gamma-Regler besitzt, wird durch die Kalibrierung der Tonwertumfang im Regelfall zu stark eingeschränkt, um den Test mit den vorgegebenen Parametern zu bestehen.
Der NEC SpectraView 231 erreicht die Zertifizierung mit den Einschränkungen, die sich durch den sRGB-ähnlichen Farbraum ergeben.
Generische Korrektur für Colorimeter in Quato iColor Display
Bei Einsatz eines Colorimeters ist zu beachten, dass diese Geräte zwangsläufig nur auf bestimmte Spektren trainiert sind. Ein Spektralfotometer, wie das von uns verwendete EyeOne Pro, unterliegt diesen Beschränkungen nicht. Hier kann allerdings die Abtastgenauigkeit bei schmalbandigen Spektren begrenzend wirken.
Da der NEC SpectraView 231 über eine CCFL-Hintergrundbeleuchtung ohne erweiterten Farbraum (72% NTSC) verfügt, sind weitere Korrekturen nicht notwendig. Unser X-Rite DTP94 liefert konsistente und korrekte Ergebnisse und spielt im unteren Helligkeitsbereich seine Vorteile gegenüber dem EyeOne Pro aus.
Die Farbraumemulation mit MultiProfiler
Im Gegensatz zu den PA- und SpectraView-Modellen mit erweitertem Farbraum wird die Farbraumemulation beim NEC SpectraView 231 in den meisten Fällen nicht so extensiv genutzt werden. Trotzdem ist sie in vollem Umfang implementiert und über das kostenlose Tool MultiProfiler bequem zu steuern.
Der gewünschte Zielfarbraum wird über die Eingabe von Normfarbwertanteilen der Primärfarben emuliert. Es ist ebenfalls möglich, ein Matrix-ICC-Profil vorzugeben, aus dem dann automatisch die gewünschten Parameter „extrahiert“ werden. Software und Elektronik des NEC SpectraView 231 erlauben sogar die Simulation von LUT-Druckerprofilen. Das gelang uns, wie schon beim Test des NEC PA271, im Ergebnis allerdings nur unbefriedigend.
Im Rahmen der Farbraumemulation muss der Weißpunkt unbedingt beachtet werden. sRGB ist in den normativen Dokumenten beispielsweise relativ zu D65 definiert. Möchte man einen davon abweichenden Weißpunkt erreichen, gibt aber diese Zielwerte für die Primärfarben ein, kommt es zu teils erheblichen Abweichungen. Hier muss der Nutzer selbst geeignet chromatisch adaptieren
Da wohl die wenigsten Nutzer über ein Programm verfügen werden, das eine flexible chromatische Adaption erlaubt, haben wir für sRGB die nach Bradford adaptierten Normfarbwertanteile für einen Weißpunkt von D50 und 5800K und zusätzlich auch die originären Werte relativ zu D65 angegeben. Gerade der Weißpunkt von 5800K liegt in einem Bereich, der für viele Benutzer sinnvoll ist.
sRGB | D65 | D50 (Bradford) | 5800K (Bradford) |
Weiss | x: 0.313, y: 0.329 | x: 0.346, y: 0.358 | x: 0.326, y: 0.342 |
Rot | x: 0.640, y: 0.330 | x: 0.648, y: 0.330 | x: 0.644, y: 0.330 |
Grün | x: 0.300, y: 0.600 | x: 0.321, y: 0.598 | x: 0.308, y: 0.600 |
Blau | x: 0.150, y: 0.060 | x: 0.156, y: 0.066 | x: 0.152, y: 0.062 |
MultiProfiler generiert aus dem vorgegebenen Emulationsziel, d.h. ohne Profilierung durch eine Messsonde, ein ICC-Profil. Zwar wird man die Farbraumemulation i.d.R. außerhalb eines gemanagten Workflows verwenden, aber die Grundidee ist keinesfalls schlecht. Wie stark sich alterungsbedingte Drifts auf die Genauigkeit der Farbraumemulation auswirken, können wir an dieser Stelle nicht testen. In einem kalibrierten und profilierten Workflow auf Basis von ICC Profilen spielt dieser Umstand keine Rolle, weil hier ja der tatsächliche Monitorzustand vermessen wird.
Hardwarekalibration mit SpectraView Profiler
NEC lizensiert für die europäischen Modelle der SpectraView-Reihe eine Softwarelösung von BasICColor und legt sie als „SpectraView Profiler“ bei. Die Software kann in aktueller Version bei NEC heruntergeladen werden. Sie unterstützt eine Hardwarekalibrierung aber nur in Verbindung mit einem SpectraView-Bildschirm. Dieser Umstand sorgt immer wieder für Missverständnisse, daher halten wir die aktuelle Situation noch einmal eindeutig fest:
NEC 90er-/ PA-Reihe: Hardwarekalibrierung über SpectraView II aus den USA
NEC SpectraView-Reihe: Hardwarekalibrierung über SpectraView II aus den USA und SpectraView Profiler
Die Kalibrierung und Profilierung mit SpectraView Profiler geht leicht von der Hand. Die Software gefällt uns in der Umsetzung noch besser als SpectraView II. Der Benutzer erstellt zunächst das gewünschte Kalibrierungstarget. In einem ersten Schritt wird der Zielweißpunkt ausgewählt, bevor mit Gradation (u.a. Gamma-Zahlwerte, sRGB und L*) und Leuchtdichte fortgefahren wird. Am Ende kann er noch Einfluss auf die Art des Profils nehmen (Matrix oder LUT) und die Methode für die chromatische Adaption (nach D50 für den ICC-Workflow) wählen.
Im direkten Vergleich zu Color Navigator von Eizo vermissen wir die Einbindung der Farbraumemulation. Das hatten wir schon bei SpectraView II kritisiert, das nur eine sehr rudimentäre, fixe sRGB-Einstellung bot.
SpectraView II implementiert bislang keine Korrekturen für die unterstützten Colorimeter. Für Bildschirme mit WCG-CCFL Hintergrundbeleuchtung ist daher in Kombination mit dieser Software ein von NEC angepasstes EyeOne Display2 oder gleich ein Spektralfotometer notwendig. Auch in SpectraView Profiler können wir diesbezüglich keine Optionen finden. Sofern keine Identifizierung des Bildschirms per EDID greift, wird die Situation hier ähnlich gelagert sein. Ob das angesprochene, modifizierte EyeOne Display2 in dieser Kombination brauchbare Ergebnisse liefert, können wir nicht verifizieren. Für unseren NEC SpectraView 231 mit CCFL-Hintergrundbeleuchtung sind aber ohnehin keine weiteren Korrekturen auf Softwareseite notwendig.
Für den Test der Hardwarekalibrierung haben wir ein Target angelegt (Weißpunkt:D65, Gradation: sRGB, Helligkeit: 140 cd/m²) und anschließend unter Berücksichtigung von Arbeitsfarbraum- und Monitorprofil vermessen:
Vergleich mit dem sRGB-Arbeitsfarbraum unter Berücksichtigung des Monitorprofils
Kalibriert (Hardware) | Ziel | Erreicht |
Weißpunkt / CCT Kelvin | D65 (6502) | 6498 |
Weißpunkt XYZ (normalisiert) | 95.04 100.00 108.88 | 94.96 100.00 108.66 |
DeltaE zum Zielweißpunkt | – | 0,21 |
DeltaE zur Blackbodykurve* | – (0,08) | 0,12 |
Helligkeit / cd/m² | 140,0 | 137,5 |
Schwarzpunkt / cd/m² | – | 0,27 |
Kontrast / x:1 | – | 509 |
Gradation / Durchschnitt | sRGB | ~sRGB |
* CCT-Bezug
Auch dieses Ergebnis kann überzeugen. Sichtbare Steigerungen gegenüber der Softwarekalibrierung waren aufgrund der Elektronik und umfangreichen Bordmittel des Bildschirms nicht zu erwarten. Das Kontrastverhältnis zeigt, dass ColorComp in maximaler Stufe aktiv ist. Aus SpectraView Profiler hat man auf diese Einstellung keinen Einfluss, und das OSD bietet nach der Hardwarekalibrierung keinen Zugriff auf die entsprechende Option. Über MultiProfiler kann man die Stärke der Kompensation dennoch problemlos einstellen. Das sollte man aber vor Kalibrierung und Profilierung tun.
Leider konnten wir das UDACT wegen technischer Probleme nicht ausführen. Das Ergebnis wäre aber zweifelsfrei mit dem bereits durchgeführten Test nach der Softwarekalibrierung vergleichbar.
Vielen Dank für den Rat! werde ihn (den 232) also bestellen
Wohl wahr 😉 Habs editiert, sollte SpectraView heißen.
bitte löschen
Der wohl größte Unterschied ist die Hintergrundbeleuchtung. Der SpectraView 231 nutzt nach meiner Kenntnis CCFL und der SpectraView 232 LED. Ich würde deshalb zum SpectraView 232 raten.
Guten Abend!
Nachdem ich den Eizo SX2262WH punktgenau verpasst habe, ich wollte ihn heute erwerben, er ist aber aktuell nicht mehr lieferbar, habe ich mich – auch und insbesondere nach Durchsicht dieser Seite (inkl. Kaufberatung)- für diesen NEC-Monitor entschieden, nun gibt es aber auch diesen kaum noch im Angebot, also wäre es der der Nachfolger NEC Spectraview 232 – und ich möchte nun fragen, ob es denn da überhaupt einen nennenswerten Unterschied zwischen 231 und 232 gibt, mir als Laien scheinen 231 und 232 eigentlich nahezu ident zu sein
Danke für eine Info!
P.S.: auf der Kaufberatungsseite (S. 6) fehlt übrigens bei diesem Monitor der Link zum Test