Die zweite Messreihe beschreibt die Zeit für einen Grau-zu-Grau-Bildwechsel, bei dem das Bild zwischen zwei Grauwerten umschaltet. Die beiden Grauwerte liegen jeweils nur um 30 Prozent auseinander (100 %: RGB 178 zu 255, 90 %: RGB 153 zu 230, 80 %: RGB 128 zu 205, usw.). Diese Reihe trifft eher auf Bildmaterial mit durchschnittlichen Kontrasten zu. Die so ermittelten Werte berücksichtigen nicht nur die günstigsten Werte aus dem gesamten Messfeld und liegen deshalb oft erheblich über den Herstellerangaben.
Das Datenblatt des VX2739wm gibt als Reaktionszeit 1 Millisekunde (typisch) an, ohne dies näher zu spezifizieren. Bei unseren Messungen mit der Reaktionszeiteinstellung „Standard“ erreichen wir diesen Wert nicht: die über alles gemittelte Bildaufbauzeit (hin und zurück) beträgt 6,2 Millisekunden.
Die Untersuchung zeigt das Verhalten eines schnellen TN-Panels. Die Anstiegszeiten liegen bei etwa 4,5 Millisekunden, die Abfallzeiten bei rund 1 Millisekunde. Bei den Grau-zu-Grau-Wechseln verlängern sich die Abfallzeiten auf bis zu 6 Millisekunden bei 100 Prozent.
Im Modus „Erweitert“ verkürzen sich die gemessenen Bildaufbauzeiten deutlich, die mittlere Bildaufbauzeit beträgt nur noch 4,9 Millisekunden. Die Anstiegszeiten liegen bei nur noch 3 Millisekunden, die Abfallzeiten durchweg unter 1 Millisekunde. Bei den Grau-zu-Grau-Wechseln verlängern sich die Abfallzeiten nach wie vor auf bis zu 6 Millisekunden bei 100 Prozent.
Im Modus „Ultraschnell“ verkürzen sich die Zeiten nochmals auf durchschnittlich 3,2 Millisekunden. Damit erreicht dieses Panel die kürzesten Reaktionszeiten, die wir bislang gemessen haben. Leider aber zeigt sich in diesem Modus eine verminderte Bildqualität genau dort, wo man die schnellere Reaktionszeit vielleicht brauchen würde – nämlich bei bewegten Bildinhalten. Dieser Modus erwies sich daher schnell als eigentlich nutzlos.
Overdrive
Jeder Helligkeitsstufe eines Bildpunktes ist eine bestimmte Steuerspannung zugeordnet, mit der die Zielhelligkeit exakt erreicht wird. Die Umschaltgeschwindigkeit der Bildpunkte kann daher erhöht werden, indem man beim Bildwechsel zunächst eine höhere Spannungsdifferenz anlegt als es dem Helligkeitsunterschied eigentlich entsprechen würde. Bei den nachfolgenden Bildern wird die tatsächliche Helligkeit dann mehr oder weniger zügig auf den Zielwert korrigiert. Dieses Verfahren wird als Overdrive bezeichnet.
Die Einstellmöglichkeiten für die Reaktionszeit ändern das Overdrive-Verhalten sehr deutlich. Unsere Messungen mit einer Folge von je vier Weißbildern zeigen im Standard-Modus einen unauffälligen Overdrive, der im Erweitert-Modus etwas angehoben wird, aber noch recht neutral bleibt.
Im Ultraschnell-Modus dagegen sorgt der sehr stark angehobene Overdrive für starke Überschwinger, die selbst nach dem dritten Frame noch nicht ganz abgeklungen sind. Dies ist eindeutig des Guten zu viel.
Latenzzeit
Neben kurzen Schaltzeiten, die für den schnellen Bildaufbau notwendig sind, ist vor allem die Latenzzeit (Verzögerung) eines Monitors von Bedeutung für das Reaktionsempfinden. Dies gilt besonders für Spiele mit schnellen Bewegungen, wie sie bei Rennsimulationen oder Shootern vorkommen. Wenn zwischen der Eingabe und der Bildausgabe zu viel Zeit vergeht, wird die Steuerung zu indirekt und der Spielspaß wird beeinträchtigt. Dieser Effekt wird als Inputlag bezeichnet.
Eine Normvorgabe für die Bestimmung der Latenzzeit bei Monitoren gibt es nicht (siehe hierzu auch unser Special „Untersuchung des Input Lag Testverfahrens“). Wir ermitteln die Gesamtlatenz daher, indem wir zunächst die Verzögerungszeit bis zum eindeutigen Beginn des Aufleuchtens (10 Prozent der Endhelligkeit) messen. Da der Bildpunkt dann erst noch seine Endhelligkeit erreichen muss, addieren wir zu diesem Wert noch die Hälfte der mittleren Bildaufbauzeit (hin und zurück) hinzu.
Erläuterung der Darstellung: Die rote Kurve zeigt die Helligkeit eines LCD-Pixels über der Zeit, während der Bildschirm mit einer definierten Folge von Bildern mit abnehmender Helligkeit angesteuert wird. Die grüne Linie zeigt das dazugehörige Steuersignal, wie man es z.B. auf einem verzögerungsfreien Röhrenmonitor sehen würde. Die Verzögerungszeit des LCD ergibt sich, indem man die Zeitdifferenz zwischen dem Steuersignal und dem Aufleuchten des Pixels ausmisst. Verzögerungen von mehr als einem Frame werden durch die unterschiedlich hohen Signale erkennbar.
In dieser Untersuchung haben wir beim VX2739wm eine Verzögerungszeit von 1,4 Millisekunden gemessen. Hinzu kommt noch die halbe mittlere Bildaufbauzeit von 3,1 Millisekunden. Die mittlere Gesamtlatenz beträgt somit nur 4,5 Millisekunden – ein sehr geringer Wert, der den Monitor für alle Gamer interessant macht. Eine Auswirkung der Reaktionszeiteinstellung auf die Latenzzeit konnten wir nicht feststellen.