Farbwiedergabe
Als nächstes untersuchen wir die Farbdarstellung in den fünf Voreinstellungen. Auf den ersten Blick zeichnen sich alle Profile durch unterschiedliche Helligkeiten und Farbstimmungen aus.
Die Werkseinstellung „Präsentation“ liefert eine konstante Farbtemperatur von 7100K bei nur leicht schwankenden Farbanteilen, die aber recht blaubetont sind. Der hohe Grünanteil zeigt, dass hier auf Helligkeit geachtet wurde. Das Gamma liegt mit durchschnittlich 2,0 zu niedrig und fällt bei den helleren Grauwerten sehr stark ab. Die Farbabweichung zum Bezugsraum sRGB ist so hoch, dass sie komplett außerhalb des Chartbereichs liegt.
Im Bildmodus „Brillant“ liegt die Farbtemperatur recht konstant bei jetzt 6500K. Die Farbanteile sind wiederum sehr konstant, Blau und Rot sind nahezu gleichauf. Der extrem hohe Grünanteil verleiht dieser Einstellung ihre strahlende Helligkeit. Das Gamma liegt zu niedrig bei etwa 1,8.
Der Bildmodus „Film“ gibt uns Rätsel auf: blaubetont und rotschwach bei rund 7500K ist dieser Modus kaum geeignet für die farbtreue Wiedergabe von Fotos oder Filmen. Auch hier ist das DeltaE (Buntheitsdifferenz) so groß, dass es außerhalb des Chartbereichs liegt. Zudem ist dies auch noch der Bildmodus mit der weitaus geringsten Helligkeit.
Die Einstellung „sRGB“ liefert, was der Name verspricht. Farbtemperatur und Farbanteile liegen nahe bei den Normwerten, der etwas erhöhte Grünanteil sorgt für mehr Licht. Das DeltaE liegt im Mittel bei 5, leichte Farbabweichungen sind also zu erwarten. Das Gamma fällt bei den hellsten Graustufen leider deutlich ab.
Ohne gezielte Veränderung der RGB-Regler bringt der Benutzermodus (mit der Ergänzung Kontrast 30) ein sehr ähnliches Ergebnis wie der Präsentationsmodus. Besser sind allerdings die Farbanteile und der Gammaverlauf, daher kann man diese Einstellung bedenkenlos vorziehen.
Die Wahl einer geeigneten Einstellung fällt damit leicht: „Benutzer“ für Präsentationen, „sRGB“ bei höheren Ansprüchen an die Farbwiedergabe. Wenn es auf höchste Helligkeit ankommt, gibt es noch den Modus „Brillant“.
Reaktionsverhalten
Das Reaktionsverhalten eines Projektors wird wie beim Monitor durch die Schaltzeiten, das Beschleunigungsverhalten und die Latenzzeit bestimmt. Den 1610HD haben wir in nativer Auflösung bei 60 Hz am HDMI-Anschluss vermessen.
Schaltzeiten und Overdrive
Bei DLP-Projektoren reagieren die Mikrospiegel auf dem Chip in weniger als 100 Mikrosekunden auf das Steuersignal. Eine derart kurze Schaltzeit spielt für das menschliche Auge keine Rolle. Ein Overdrive, der die zögerlichen Helligkeitswechsel von LCD- und LCoS-Chips durch Überspannung beschleunigen könnte, erübrigt sich.
Latenzzeit
Während kurze Schaltzeiten für den schnellen Bildaufbau nötig sind, bestimmt die Latenzzeit (Verzögerung) das Reaktionsempfinden. Dies gilt besonders für Spiele mit schnellen Bewegungen, wie sie bei Rennsimulationen oder Shootern vorkommen. Wenn zwischen der Eingabe des Spielers und der Reaktion im Bild zu viel Zeit vergeht, wird die Steuerung zu indirekt und der Spielspaß wird beeinträchtigt. Dieser Effekt wird als Inputlag bezeichnet.
Eine Normvorgabe für die Bestimmung der Latenzzeit bei Monitoren gibt es nicht (siehe hierzu auch unser Special „Untersuchung des Input Lag Testverfahrens“). Wir messen zunächst die Verzögerungszeit bis zum eindeutigen Beginn des Aufleuchtens (10 Prozent der Endhelligkeit).
Bei den langsameren LCD- und LCoS-Projektoren addieren wir zu diesem Wert noch die Hälfte der mittleren Bildaufbauzeit (hin und zurück). Bei den schnellen DLP-Chips entfällt dieser Anteil.
Erläuterung der Darstellung: Die Verzögerungszeit des Projektors ergibt sich als die Zeitdifferenz zwischen dem Steuersignal (rot) und dem Aufleuchten des Pixels (grüne Kurve).
Als Home Entertainer wendet sich der MS612ST auch an die Zielgruppe der Computerspieler. Die Untersuchung zeigt eine Verzögerungszeit von 14,7 Millisekunden (~ 1 Frame). Für Hobbyspieler ist das noch unproblematisch.
DVD und Video
Der 1610HD kann über seinen HDMI-Eingang nicht nur mit dem PC verbunden werden, sondern auch mit digitalen Mediaplayern (DVD, BluRay, HDTV) oder mit Spielekonsolen wie Playstation 3 oder Xbox 360. Kopiergeschützte Inhalte kann der Projektor aufgrund der HDCP-Unterstützung problemlos wiedergeben.
Am PC sollte er nur in seiner nativen Auflösung betrieben werden. Aktuelle Videoprogramme können abweichende Bildformate automatisch skalieren und mit schwarzen Randstreifen auffüllen.
Auch wenn der 1610HD als Businessprojektor angeboten wird, so schließt dies die Eignung für die Wiedergabe von Videos nicht aus. Nach der Analyse im Kapitel „Farbwiedergabe“ haben wir die Einstellung „sRGB“ gewählt und dann einige DVDs und BDs betrachtet.
Auf nicht zu großen Leinwänden wirkt das sehr schön helle Bild scharf und plastisch. Der Kontrast ist etwas überhöht, die Durchzeichnung in den Tiefen ist gut, in den Lichtern nur befriedigend.
Die kräftigen Farben wirken recht natürlich, auch Hauttöne werden gut dargestellt. Schlieren oder Bewegungsunschärfen sind auch bei schnellen Kamerafahrten oder bewegten Objekten nicht zu beobachten.
FullHD-Formate muss der 1610HD aufgrund seiner geringeren Auflösung immer herunter rechnen, die Bildqualität ist dabei befriedigend. Sofern das HD-Material vom PC wiedergegeben wird, überlässt man die Skalierung auf die native Projektorauflösung mit sichtlich besserem Ergebnis dem PC.