Einleitung
Sind Full-HD-Projektoren schon für relativ kleines Geld zu haben, muss man für ein 4K-Modell normalerweise sehr viel tiefer in die Tasche greifen. Als derzeit einziger Hersteller rückt Sony den Traum eines ultrahochaufgelösten Heimkino-Erlebnisses auf Leinwand in greifbare Nähe. Möglich macht das der neue VPL-VW300ES.
Der Preis von rund 7.000 Euro klingt zunächst zwar nicht gerade günstig, verglichen mit seinen beiden großen Brüdern – dem Sony VPL-VW500ES für 9.900 Euro sowie dem knapp an der 20.000-Euro-Marke kratzenden VPL-VW1000ES beziehungsweise VW1100ES – ist der 4K-Einsteiger dennoch ein richtiges Schnäppchen; schließlich kosten Top-Projektoren mit Full-HD-Panel nur unwesentlich weniger. Im Vergleich zu UHD-Fernsehern löst der VPL-VW300ES horizontal übrigens 256 Bildpunkte mehr auf und beherrscht damit das echte 4K-Kinoformat (4.096 x 2.160 Pixel).
Ausstattung
Optisch sieht Sonys 4K-Spross genauso aus wie der übergeordnete VPL-VW500ES: Die zentrale Zoomoptik wird links und rechts von klaffenden Lüftungskiemen flankiert, was dem 14-Kilogramm-Boliden ein markantes Erscheinungsbild verleiht.
In Sachen Ausstattung muss man ´beim Sony VPL-VW300ES erwartungsgemäß ein paar Abstriche hinnehmen. So kommt im Inneren des mattschwarzen Kunststoffgehäuses zwar die gleiche SXRD-Technik mit drei 0,74 Zoll großen LCoS-Panels zum Einsatz, doch ist die UHP-Lampe mit 230 statt 265 Watt nominal schwächer. Außerdem fehlen praktische Werkzeuge wie die automatische Iris zur dynamischen Kontraststeigerung, eine Bildkalibrierung zur Kompensation der Lampenalterung sowie Bildpositionsspeicher („Picture Position Memory“) für das motorische Objektiv.
Nichtsdestotrotz gestatten der 2,1-fach-Zoom und die flexible Bildverschiebung von vertikal 85 beziehungsweise horizontal bis zu 35 Prozent eine flexible Aufstellung. An Bildverbesserungsschaltungen stehen die „Reality Creation“ und „Motionflow“ zur Auswahl – dazu später mehr.
Die Anschlüsse des Sony VPL-VW300ES wurden unauffällig auf der (von vorne betrachtet) rechten Geräteseite eingelassen. Dort finden sich unter anderem zwei HDMI-2.0-Schnittstellen, die 4K-Signale mit Bildwiederholraten zwischen 24 und 60 Hertz entgegennehmen. Wegen des breiteren 4K-Panels projiziert der VW300ES das Bild aber nicht im für Heimkinos üblichen 16:9-Seitenverhältnis, sondern in 17:9 (1,89:1 statt 1,79:1) – das entspricht dem DCI-Standard der Hollywood-Studios.
Technik
Drei-Chip-Projektoren wie der Sony VPL-VW300ES bringen Cineasten teilweise ganz schön ins Schwitzen: Da sich auf jedem Panel beziehungsweise pro Grundfarbe rund 8,8 Millionen Bildpunkte tummeln (folglich misst jeder Pixel winzige vier Mikrometer) und das optische System der SXRD-Einheit die roten, grünen und blauen Bildinhalte möglichst deckungsgleich zusammenführen muss, entstehen unweigerlich mehr oder weniger sichtbare Farbsäume.
Den sogenannten Konvergenzfehlern kann der ambitionierte Nutzer über das Menü „Panel-Shift-Abgleich“ entgegenwirken, indem er die roten sowie blauen Farbsäume entweder global oder selektiv mit 0,1 Pixel Genauigkeit gegenüber Grün nachregelt. Dazu blendet das Gerät ein Gittertestbild ein, das im Gegensatz zu herkömmlichen Filmszenen selbst kleinste Farbdeckungsfehler aufdeckt. Dennoch lassen sich die – je nach Schärfe und Rauschfilterung – leicht eingefärbten Muster nur entschärfen, allerdings nie ganz beseitigen.
Schließlich führen unter Umständen bereits kleinste Differenzen und Rundungsfehler zwischen den RGB-Kanälen zu Farbabweichungen, die man von UHD-Fernsehern nicht kennt. Gleiches gilt für Ein-Chip-Projektoren, die feine Details kontraststärker auflösen könnten. Aufgrund von Lizenzbeschränkungen bleiben entsprechende DLP-Modelle mit 4K-Auflösung derzeit leider professionellen Lichtspielhäusern respektive Kinos vorbehalten.
Andererseits hat die Drei-Chip-Technik ihre Vorteile. Im Gegensatz zu Ein-Chippern kommt der Sony nämlich ohne Farbrad aus, so dass die gefürchteten Regenbogen-Blitzer kein Thema sind. Das wirkt sich letztendlich positiv auf die Darstellung flotter Motive aus. Am besten kommt die Projektion auf einer drei Meter breiten Leinwand zur Geltung, da das Auge auf dieser trotz nachlassenden Detailkontrasts mühelos feinste Strukturen erkennt – ein DLP-Heimkino-Beamer kann hier nicht mithalten.
Bedienung
Die strukturierte, blau beleuchtete Fernbedienung wartet mit praktischen Direkttasten für alle wichtigen Bildfunktionen auf. Sie greifen zum Beispiel auf ein umfangreiches Farbmanagement, die Spezialmenüs zum Farbraum sowie die Motionflow-Schaltung zu. Letztere stellt allerdings nur bei Full-HD-Signalen fünf unterschiedliche Modi zur Verfügung; bei einer 4K-Kinozuspielung mit 24 Hertz kann der Zuschauer einzig das recht dunkle Preset „Impuls“ wählen.
Filme von Blu-ray im klassischen Cinemascope-Format skaliert Sonys 4K-Einsteiger per Knopfdruck auf ein größeres und breiteres 21:9-Bild. Die Frage nach der richtigen Leinwand ist allerdings nicht ganz so einfach zu beantworten. Ideal wäre eine im Seitenverhältnis 17:9, die man mithilfe flexibler Maskierungen auf die gängigen Bildformate einstellen kann – über die RS-232- und RJ-45-Schnittstellen auf der Rückseite sogar automatisch. Nichtsdestotrotz hätten hier Positionsspeicher sicherlich gute Dienste geleistet.
Immerhin lassen sich Fokus, Zoom und Bildlage bequem per Signalgeber anpassen, wenn auch Schärfefanatiker die letzten beiden Hilfsmittel zugunsten einer möglichst hohen Abbildungsleistung sparsam einsetzen dürften. So gelangt beispielsweise im Weitwinkel (aufgrund der größeren Blendenöffnung) rund 1,35-mal mehr Licht durch das Objektiv; abgesehen davon nimmt in Telestellung der Kontrast feinster Linienpaare sichtbar ab.
Dem 25 Dezibel leisen und mit 270 Watt relativ sparsamen Eco-Modus bescheinigt Sony eine Lampenlebensdauer von maximal 4.000 Stunden. Im Normalbetrieb (35 Dezibel, 308 Watt) ist nach 3.000 Stunden ein Wechsel fällig.
Bildqualität
Trotz der schwächeren Lampe gegenüber dem VPL-VW500ES mangelt es dem 4K-Spross keineswegs an Leuchtkraft: Durchweg alle Bildmodi besitzen ausreichende Helligkeitsreserven, wobei das Preset „Kinofilm 1“ mit gemessenen 1.320 Lumen der Herstellerangabe von 1.500 Lumen am nächsten kommt.
Der von uns empfohlene, weil farblich perfekt abgestimmte Modus „Referenz“ schafft maximal 1.230 Lumen (Eco: 980 Lumen) und leuchtet damit eine bis dreieinhalb Meter breite Leinwand aus.
Das Hauptlob gebührt ihm aber dank der extrem geringen Delta-E-Abweichungen von 1,1 (Farben) respektive 1,2 (Grautöne). Auch die auf 6.500 Kelvin abgestimmte Farbtemperatur lässt keine Wünsche offen. Im „TV“-Preset wechselt der Projektor auf einen leicht erweiterten Farbraum, der in Einstellung „TV hell“ nochmals deutlich intensiviert wird – dazwischen liegen die Modi „Kinofilm 1“, „Kino hell“ und „Spiel“.
Wer es generell bunt mag oder zumindest Animationsstreifen in knalligen Bonbon-Farben ansehen möchte, kann im Zusammenspiel mit kompatiblen Blu-ray-Playern aus gleichem Hause die Triluminos-Technologie zuschalten.
Dass der VPL-VW300ES bestens ohne Sonys „Advanced Iris 3“-Technik auskommt, beweist er mit seinem satten (nativen) On-Off-Kontrast von 10.000:1. So werden die dunklen Äste oder Büsche neben den Bahngleisen in der Montenegro-Szene aus „Casino Royale“ sauber differenziert und keineswegs ausgewaschen; die Letterbox-Balken erscheinen dabei tiefschwarz.