Einleitung
Jana und Michael, das sind unsere Namen. Er studiert Kommunikationsdesign, sie hat bereits ihren Abschluss und befindet sich zwischen Studium und einem festen Arbeitsplatz in Freiberuflichkeit. Unsere Arbeitsschwerpunkte ergänzen sich: Während Michael sich mit der Mode- und Beauty-Fotografie, Bildbearbeitung und „Art Direction“ befasst, befindet sich der Schwerpunkt von Jana in Corporate Identity, Illustration und 3D-Techniken. Unser Test nimmt Bezug auf all diese Punkte. Wie verhält sich die Farbverbindlichkeit mit Blick auf professionelle Druckergebnisse? Wie präzise kann ich die Farben für Web oder Social Media gestalten? Kann ich den Monitor durch seinen USB-C-Anschluss in einem Shooting praktikabel verwenden?
Wir beide haben Erfahrungen mit professionellen Monitoren. Während Jana mit dem Cintiq 27QHD ein für die Illustration gutes Gerät besitzt, hatte Michael einen EIZO CX271, der durch einen BenQ SW320 ersetzt wurde – letzterer wirbt mit zahlreichen Features für Profifotografen. Für diesen Test haben wir Drucke über WhiteWall bestellt, um mit ihnen die Farbverbindlichkeit zu überprüfen. Ein Shooting konnten wir trotz der aktuellen Situation zwar durchführen – jedoch etwas begrenzt.
Optik und Mechanik
Die Lieferung unseres neuen Werkzeuges erfolgte vormontiert. Auspacken, anschließen und los geht es mit der Arbeit. Die Kabel liegen griffbereit, und die Anleitung kann man beim Auspacken nicht übersehen. Das Design überzeugt, ist schlicht und elegant. Die drucksensiblen Schaltflächen reihen sich dezent im unteren rechten Bereich ein. Mit einem Knopf ist es möglich, den Monitor in einen besonders sparsamen Standby-Betrieb zu versetzen oder ihn völlig vom Strom zu trennen, ohne das Kabel zu ziehen. Für letztgenannte Funktion ist neben dem Netzkabel ein gut spürbarer Knopf angebracht. Der Standfuß ist schwer und stabil, den Bildschirm kann man mit angenehmem Druck neigen und drehen.
Lüftungsöffnungen sind rundherum angebracht und stören nicht die Betrachtung des Geräts von hinten, wodurch ein im Raum platzierter Monitor nicht das persönliche Feng-Shui ruiniert. Die Verarbeitungsqualität sucht ihresgleichen. Die Lackierung ist erstklassig, keine Fehler sind hier vorzufinden. Zwar ist der Rahmen mit 20 mm nicht so dünn wie bei der EV-Reihe von EIZO, dennoch gibt es bis dato keinen professionellen Bildschirm, der als „rahmenlos“ zu bezeichnen wäre. Die Kabel lassen sich über einen kleinen Ring gesammelt führen.
Bei den verschiedenen Einstellungen ist hier der Standfuß entscheidend. Mit diesem lässt sich der Monitor stark nach oben neigen, immerhin um 35°. Nur nach vorne dürfte es ruhig etwas mehr sein – mit 5° zwar merkbar, doch gerade so ausreichend. Nach oben und unten darf man ihn auch verstellen, 15,5 cm stehen hier immerhin zur Auswahl. Man kann ihn angenehm drehen, und der Standfuß steht so stabil, dass man ihn kaum nach hinten schieben kann. Durchgehend hat man das Gefühl, dass der Proband sicher am Schreibtisch steht.
Erwähnenswert ist noch die Mulde auf der Geräterückseite. Mit dieser ist es möglich, den Monitor sicher zu transportieren, ohne dass dies stört. Möchte man ihn an einem VESA-kompatiblen Standfuß installieren, ist ein angenehmer Knopfdruck ausreichend, um das Display vom Standfuß zu trennen.
Geräuschentwicklung
Durch die Lüftungsschlitze, die sich rund um den Monitor befinden, ist anscheinend eine passive Kühlung verbaut. Ein Lüfter ist nicht zu vernehmen. Spulenfiepen, wie es manche Transistoren aufweisen können, ist zu keinem Betriebszustand vorhanden.
Anschlüsse
Anschlüsse sind ausreichend vorhanden. An der unteren Seite finden sich zwei USB-2.0-Schnittstellen für Peripherie-Geräte, an der Seite zwei USB-3.0-Ports. Fürs Videosignal ist USB Typ C vorhanden, kompatibel mit „DisplayPort Alt Mode“ und HDCP 1.3. Sehr angenehm dabei ist: Schließt man den Monitor darüber an einen Desktop-Rechner an, entfällt die Notwendigkeit, ein weiteres USB-Kabel anzuschließen. HDMI ist kompatibel mit HDCP 1.4 und Deep Color (10 Bit). Die CEC-Funktion, also die Steuerung des Bildschirms über einen Receiver, ist nicht integriert. Jedoch ist dies auch kein Gerät, das zur Unterhaltung auf einen Fernsehtisch gestellt wird, um damit Filme zu betrachten. DVI ist ebenfalls kompatibel mit dem HDCP-1.4-Protokoll. Ein kleiner Wermutstropfen: Im Lieferumfang befinden sich lediglich Kabel für USB, HDMI sowie Typ C. Die Anwender, die gerne den DisplayPort befeuern möchten, müssen hier nachkaufen.
Bedienung & OSD
Für die Bedienung befinden sich im unteren rechten Rand sechs berührungsempfindliche Flächen, daneben ein etwas eingefasster Standby-Knopf. Dahinter, am Anschluss des Netzkabels, ist ein Kippschalter vorhanden, der den Strom vom Monitor trennt. Im Standby-Betrieb sind die USB-Anschlüsse weiterhin aktiv. Die Knopfbetätigungen werden von einem abschaltbaren Piepton begleitet. Etwas missverständlich ist jedoch, dass es noch ein verstecktes Administrationsmenü gibt. Im normalen Menü kann man Eingang, Sprache, Signalinformationen und übliche Einstellungen vornehmen. Außerdem ist es möglich, die Helligkeit sowie den ausgewählten Modus zu verändern. Sehr angenehm ist die Möglichkeit, die Helligkeit der Schaltflächen einzustellen oder sie gar ganz abzuschalten. Wenn die Beleuchtung der Schaltflächen deaktiviert ist und der Monitor in den Standby-Modus wechselt, leuchtet dennoch die LED orange, um den Betriebs-Modus anzuzeigen. Das ist sehr praktisch, da in der Vergangenheit bei deaktivierter Beleuchtung auch die LED abgeschaltet wurde.
Im Administrationsmodus befinden sich noch mehr Einstellungsmöglichkeiten. Etwas unverständlich für uns war, dass die automatische Signalerkennung hier versteckt ist. Der Monitor schaltet nicht automatisch auf den verwendeten Anschluss um, vielmehr muss man im regulären Menü den verwendeten Anschluss auswählen. Möchte man aber, dass das Display automatisch erkennt, an welchem Anschluss gerade eine Bildübertragung stattfindet, muss man dies im versteckten Menü freischalten. Für unbedarfte Anwender, die den Bildschirm anschließen und sich wundern, warum kein Bild erscheint, ist dies möglicherweise etwas frustrierend. Wir wollen jedoch betonen, dass dies ein sehr kleiner Kritikpunkt an der Bedienung ist. Wirklich herausragend wird sie, wenn man sie mit ColorNavigator 7 von EIZO verwendet. Dabei handelt es sich um eine Software, auf die wir im späteren Teil des Tests noch etwas näher eingehen werden. Hier sei nur so viel schon gesagt, dass man all seine Betriebsmodi benennen und auswählen kann.
Hardware-Kalibrierung
Jana hatte bisher keine Erfahrung mit ColorNavigator 7. Als völliger Neuling gestaltete sich eigentlich nur eines kompliziert: Der Verweis, dass diese Kalibrierung nur mit der Software möglich ist. Tatsächlich ist diese Bemerkung etwas versteckt; sobald man aber die Software heruntergeladen hat, ist es ein Leichtes, den Monitor so zu kalibrieren, wie man ihn benötigt. An der linken Seite befinden sich die vorinstallierten sowie weitere Profile, die aktiviert und umbenannt werden können. Selbst die vorinstallierten Profile sind benennbar oder veränderbar. In der Kalibrierzielverwaltung findet man alle vorinstallierten Profile oder kann selbst ein Ziel hinzufügen. In diesem Menüpunkt lassen sich die Helligkeit, der Schwarzwert, der Weißpunkt, das Gamma, der darstellbare Farbraum und die Priorität einstellen. Auch andere LUTs können hier eingebunden werden, was besonders Videografen entgegenkommen dürfte.
In der anschließenden Validierung, in der das benötigte Farbprofil für das Betriebssystem generiert wird, lassen sich weitere Verfahren auswählen. Vermisst man eine Funktion, lohnt der Blick in die Einstellungen, in denen man bequem auswählen kann, welche Verfahren zusätzlich angewendet werden sollen. Etwas missverständlich: Es lassen sich auch Zusatzfunktionen aktivieren, die mit diesem Monitor nicht genutzt werden können. Zwar ist es möglich, die CMYK-Validierung zu aktivieren, jedoch wird sie nicht angezeigt. Ein Blick in die Hilfe verrät: Diese Funktion ist mit einem CS-Gerät nicht möglich.
Warum sie dennoch in der Auswahl zur Verfügung steht, wissen wohl nur die Entwickler. Ein Kritikpunkt, der sehr schmerzt, wenn man sieht, was alles möglich wäre. Das Feature wurde künstlich deaktiviert, um dem Profisegment mehr Funktionen zu bieten. Glücklicherweise gilt das nicht für die DUE-Steuerung. Das Akronym steht für „Digital Uniformity Equalizer“. Aktiviert man selbige, sorgt das für ein gleichmäßigeres Bild. Damit soll es keine Helligkeitsunterschiede über das gesamte Bild geben. Auch Tonwertabrisse in Farbverläufen dürften nicht erkennbar sein. Allerdings geht mit dieser Funktion der Nachteil eines sinkenden Kontrastverhältnisses Hand in Hand.