Lesertest EIZO EV2795: Daisy-Chaining und KVM-Switch überragend
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Der Monitor entpuppte sich im Lesertest als ein stiller Alleskönner für Büros und Office-Anwendungen, der unauffällig seine Arbeit verrichtet (Werbung)

Ethernet

Der EV2795 ist mit einer Ethernet-Schnittstelle ausgestattet, die über die Docking- und KVM-Funktionalität and die angeschlossenen Geräte weitergereicht wird. Im Handbuch ist erwähnt, dass bei Nutzung einer Daisy-Chain die Bandbreite der Ethernet- und USB-Datenübertragung reduziert wird. Um dies zu testen, habe ich mit iperf ein paar Tests gemacht. Diese werden über 30 Sekunden mittels TCP durchgeführt. Dabei wurde eine Verbindung vom Notebook über USB-C zum Monitor hergestellt, während der Desktop über die RJ-45-Buchse verbunden war – und umgekehrt mit Desktop über USB 3.1 Typ B und Notebook über RJ-45. Beide Varianten wurden jeweils mit und ohne aktiviertes Daisy-Chaining getestet. Sowohl Monitor als auch der jeweilige Rechner waren direkt über einen Gigabit-Switch verbunden. Notebook und Desktop befanden sich während des Tests, soweit möglich, im Leerlauf. Die Ergebnisse sind als Richtwerte zu verstehen, da in der Praxis viele Faktoren, wie zum Beispiel die verwendeten Endgeräte und Kabel, Einfluss auf die erzielbaren Datenraten nehmen können.

Verbindung Notebook – Desktop Ohne Daisy-Chain Mit Daisy-Chain
RJ-45 – RJ-45 (Referenz) 940 Mbit/s n/a
USB-C – RJ-45 949 Mbit/s 355 Mbit/s
RJ45 – USB 3.1 Gen 1 Typ B 942 Mbit/s 193 Mbit/s
RJ45 – USB 2.0 Typ B 161 Mbit/s 155 Mbit/s
Note 8 USB-C – RJ-45 222 Mbit/s n/a

Tabelle 1: Über Ethernet erreichte Datenraten mit und ohne aktiviertes Daisy-Chaining

Wie Tabelle 1 zeigt, nimmt die Datenrate bei aktiviertem Daisy-Chaining bedeutend ab. Laut Handbuch wird der USB-Hub des Monitors in den USB-2.0-Modus geschaltet, was dann auch die maximale Übertragungsrate für Ethernet-Verbindungen über USB auf 480 Mbit/s reduziert. In bestimmten Anwendungsszenarien, in denen beispielsweise eine mobile Workstation für CADAnwendungen große Modelle vom Netzlaufwerk ziehen muss, kann sich eine so deutlich reduzierte Datenrate merklich auswirken, wenn der EV2795 als alleinige Dockingstation in einem über Daisy-Chaining realisierten Multi-Monitor-Setup betrieben werden soll. In den meisten Büro-Anwendungen dürfte dies kaum relevant sein, da der Transfer größerer Datenmengen selten oder gar nicht stattfindet und selbst mit 300 Mbit/s noch ausreichend schnell ist. Wessen Internetverbindung nicht über Glasfaser angebunden ist, dürfte in der Realität kaum etwas von der reduzierten Datenrate merken. Und selbst wenn der EV2795 nur über USB 2.0 mit dem Rechner verbunden ist, werden noch Datenraten erreicht, die die meisten VDSL-Anschlüsse ausreizen. Positiv anzumerken ist, dass ohne aktiviertes Daisy-Chaining die erreichten Datenraten nahezu identisch zu den ermittelten Referenzwerten über RJ-45 sind.

Zwar findet dies im Handbuch Erwähnung, leider werden die maximal erzielbaren Datenraten zumindest bei der gemeinsamen Verwendung von Ethernet-Schnittstelle und Daisy-Chaining nicht konkret angegeben.
Wie sich die Datenraten verhalten, wenn weitere Monitore in der Daisy-Chain betrieben werden, konnte ich mangels eines weiteren DisplayPort-MST-Bildschirms nicht testen.

Die Ethernet-Schnittstelle des EV2795 ist für die Docking-Funktion des Monitors ein nützliches Feature. Einen Switch oder mehrere Ethernet-Kabel am Schreibtisch kann man sich möglicherweise dennoch nicht sparen, da der Proband beim Wechsel des Eingangssignals die Ethernet-Verbindung des abgehenden Rechners trennt. Da es Anwendungsszenarien gibt, an denen unabhängig vom gewählten Eingang am Monitor beide angeschlossenen Geräte ihre Netzwerkverbindung behalten sollen, ist in diesen eine separate Ethernet-Verbindung für die betroffenen Geräte unerlässlich.

USB-Hub

Der Hub hat insgesamt vier Downstream-Ports, drei USB-3.1-Gen-1-Typ-A-Buchsen und eine Typ-CBuchse, von denen der USB-C-Port bei Verwendung von Daisy-Chaining über DisplayPort-Alt-Mode als Videoausgang genutzt wird. USB 3.1 Gen 1 bedeutet eine Übertragungsgeschwindigkeit von maximal 5 Gbit/s. Dies entspricht nicht dem neuesten USB-Standard, sollte aber für die meisten Büro-Anwendungen ausreichend sein.

Im Test funktionierten alle Ports des EV2795 als auch der daran angeschlossene Hub stets einwandfrei und werden beim Wechsel des Videoeingangs auch zügig im neuen System angemeldet. Beim Einsatz externer Speichermedien am EV2795 sollte man aufpassen, denn diese werden beim Wechsel nicht sauber ausgehängt. Dies kann gegebenenfalls zu Datenverlust führen. Dies ist im Handbuch des EV2795 vermerkt und stellt für mich daher keinen Kritikpunkt dar.

Wird Daisy-Chaining verwendet, schaltet der USB-Hub laut Handbuch in den USB-2.0-Modus und reduziert die somit mögliche Datenrate des Hubs auf nur noch 480 Mbit/s. Schnellere externe Speichermedien oder USBGeräte werden dadurch gegebenenfalls ausgebremst. Im Büro haben wir beispielsweise Oszilloskope oder Logikanalysatoren, deren nutzbare Abtastrate bei verringerter USB-Datenrate deutlich sinkt. Soll in einer solchen Umgebung Daisy-Chain mit dem EV2795 zum Einsatz kommen, sollte man dies unbedingt beachten.

Audio

Die Audiosignale des EV2795 werden über die Videoeingänge des Monitors gespeist. Sowohl die Lautstärke für Kopfhörer als auch Lautsprecher sind in einem Bereich von 0–30 einstellbar. Ist ein Kopfhörer verbunden, sind die Lautsprecher stumm. Die Lautstärke kann getrennt eingestellt werden, aber nur jeweils für das aktive Gerät.

Unterhalb des Panels im Rahmen befinden sich zwei kleine Lautsprecher, die allerdings wirklich nur für Systemgeräusche zu nutzen sind, denn sie klingen sehr blechern. Auch Konferenzen machen mit diesen nur bedingt Spaß, da einfach jeglicher Bass fehlt und Stimmen nicht gut klingen.

Ein 3,5-mm-Klinke-Kopfhörerausgang befindet sich auf der linken Seite des Monitors. In meinem Fall habe ich ein 2.1-System mit dem Kopfhörerausgang verbunden und dabei auch ein paar Überraschungen festgestellt. Drei Klinke-Klinke-Kabel wollten einfach nicht in der Buchse einrasten, sodass der Ton nur sehr dünn und leise war. Nachdem ich das Audiosegment des EV2795 eigentlich schon abgeschrieben hatte, wollte ich noch ein Paar Kopfhörer testen und siehe da: Sämtliche Klinkenkabel der getesteten Kopfhörer waren kein Problem, sodass ich die Verbindung zum Lautsprechersystem noch mal mit einem Klinke-Cinch-Kabel in den AUX-Eingang des Lautsprechersystems probierte und letztlich auch daran der Ton gut war. Warum die drei Klinke-Klinke-Kabel nicht passen, bleibt mir ein Rätsel.

Kopfhörerbuchse an ungünstiger Stelle über den USB-Buchsen
Kopfhörerbuchse an ungünstiger Stelle über den USB-Buchsen

Der Ton über Kopfhörer ist gut und durchaus laut. DT 770 PRO in der 250-Ohm-Variante können ausreichend laut bespielt werden. Auf Stufe 30 waren sie mir sogar zu laut.

Vielleicht kann man das Kopfhörerkabel durch Ziehen noch etwas verlängern
Vielleicht kann man das Kopfhörerkabel durch Ziehen noch etwas verlängern

In Zeiten vieler Videokonferenzen wäre es vielleicht interessant, wenn EIZO eine Möglichkeit schaffen würde, ein gewöhnliches Headset mit vierpoligem Klinkenkabel wie vom Smartphone bekannt an den Monitor anschließen zu können, denn so könnte man dessen Mikrofon nutzen. Dies geht aktuell nicht. Der Ton wird über die Videosignale übertragen, und dies erlaubt keine Rückübertragung aufgenommener Tonsignale.
Kurze Kopfhörerkabel können zu Problemen führen, denn die Breite des Monitors und der weite Sitzabstand sorgen dafür, dass die Länge des Kopfhörerkabels durchaus einmal knapp werden kann.

Bedienung & OSD

Das Gerät verfügt über sieben elektrostatische Tasten, mit denen der Monitor über das On-Screen-Display (OSD) gesteuert wird. Die Tasten sind unterhalb des Panels im Rahmen auf der rechten Seite untergebracht. Zusätzlich gibt es noch eine Status-LED, die im OSD ausgeschaltet werden kann. Das Menü ist intuitiv navigierbar und bereitete keine Probleme.

Das OSD und die Bedeutung der Tasten werden bei Berührung direkt darüber über Symbole im Display eingeblendet. Die tiefer liegenden Menüpunkte sind textbasiert. Die Symbole sind groß, sodass sie uns häufiger dazu verleiteten, instinktiv auf das Display und nicht auf die Tasten drücken zu wollen. Außerdem sind die Tasten durch den schmalen Rahmen des Bildschirms wirklich sehr klein und damit nicht immer ganz einfach zu treffen. Da die Tasten kein haptisches Feedback geben, ist die Bedienung manchmal etwas irritierend.

Wer Daisy-Chaining benutzen möchte, wird den regelmäßigen Besuch des OSDs nicht vermeiden können, da das Aktivieren von Daisy-Chaining die Routine zur automatisierten Quellenauswahl deaktiviert. Warum das so ist, geht aus dem Handbuch nicht hervor. Hier fände ich es schön, wenn EIZO das OSD zukünftig dahingehend überarbeitet, dass die unbenutzten Tasten bei fehlendem Videoeingang direkt die Eingänge durchschalten würden und man nicht immer erst ins Menü müsste, um dort den richtigen Eingang zu wählen. Anstatt keiner Funktion wären die Tasten dann im Fall des EV2795 mit USB-C, DisplayPort oder HDMI belegt und würden eine schnellere Auswahl des Videoeingangs ermöglichen.

Unbenutzte Tasten könnten mit den Eingangsquellen belegt werden, um die Bedienung zu vereinfachen
Unbenutzte Tasten könnten mit den Eingangsquellen belegt werden, um die Bedienung zu vereinfachen

Es gibt ein verstecktes Administratormenü, das über eine im Handbuch beschriebene Tastenkombination erreichbar ist. Warum EIZO das Menü hinter einer Tastenkombination versteckt, ist mir rätselhaft, da die dort befindlichen Funktionen zwar selten benötigt werden dürften, aber durchaus das reguläre Verhalten des Monitors betreffen. Hier können beispielsweise einzelne Funktionen des Dockings deaktiviert oder eine Tastensperre eingeschaltet werden. Der genaue Nutzen des Kompatibilitätsmodus ist mir unklar. Im Handbuch ist nur vermerkt, wann man ihn einschalten soll. Ansonsten beschreibt das Handbuch die Einstellungsmöglichkeiten gut.

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