OSD
Das OSD gliedert sich in sechs Hauptmenüpunkte. Sie ermöglichen eine umfangreiche Abstimmung der Darstellung auch abseits einer Hardware-Kalibration über Palette Master Ultimate.
Über einen Helligkeitsregler wird die Intensität der Hintergrundbeleuchtung verändert. Der gewünschte Weißpunkt kann über Voreinstellungen in Kelvin oder über drei RGB-Gain-Regler verändert werden. Eine Anpassung der Tonwertkurve ist über den Gamma-Regler möglich. Abseits fixer Werte (1.8–2.6) kann auch die sRGB-Charakteristik ausgewählt werden.
Diverse Farbmodi referenzieren Voreinstellungen, die dem BenQ SW272U mit auf den Weg gegeben wurden. Sie können zumeist nur sehr eingeschränkt weiter angepasst werden. Eine Ausnahme bildet der benutzerdefinierte Modus (Color Mode: „User“). Er gibt den Zugriff auf alle Parameter frei. Leider kann der native Farbumfang des BenQ SW272U über das OSD generell nicht genutzt werden. Das ist erst im Rahmen der Hardware-Kalibration möglich – eine unnötige Einschränkung für Anwender, die den Monitor in einer Farbmanagement-fähigen Umgebung nach einer Software-Kalibration verwenden wollen.
Drei Skalierungseinstellungen erlauben die seitengerechte, flächenfüllende und unskalierte Anzeige eingehender Signale. Ein mehrstufiger Schärfefilter hebt auf Wunsch Objektkanten hervor. Zudem kann der Dynamikbereich in Bezug auf das Eingangssignal angepasst werden.
Weitere Optionen umfassen die Auswahl der Menüsprache und die Zuschaltung der Pixelbeschleunigung AMA (Overdrive). Die Ausgleichsfunktion zur Verbesserung der Flächenhomogenität ist leider weiterhin zwangsaktiv. Sie kann inzwischen aber immerhin während der Zieldefinition für die Hardware-Kalibration deaktiviert werden.
Bildqualität/Signalverarbeitung
Allgemein
BenQ greift für den SW272U auf ein 27 Zoll großes IPS-Panel mit LED-Hintergrundbeleuchtung zurück. Weitere Informationen sind dem Datenblatt nicht zu entnehmen. Die spektrale Strahlungsverteilung zeigt aber deutlich, dass hier optimierte Leuchtstoffe zum Einsatz kommen. Ein im Vergleich zu einfachen W-LED-Implementierungen deutlich schmalbandigeres Emissionsspektrum vergrößert den Farbumfang.
Die programmierbare 3D-LUT mit 16 Bit verspricht eine präzise und verlustfreie Farbreproduktion über alle OSD-Bildmodi hinweg. Das gilt natürlich und gerade auch für die Hardware-Kalibration über Palette Master Ultimate. Unsere Tests weisen dann auch entsprechend gute Resultate aus. Farbabrisse bleiben stets aus, die Darstellung ist visuell und messtechnisch neutral.
Insgesamt kann der BenQ SW272U in Sachen Bildqualität also überzeugen. Die hohe Blickwinkelstabilität des IPS-Panels trägt ihren Teil dazu bei, obschon die für diese Technologie typischen Kontrasteinbußen auch hier auszumachen sind. Das ist, gemessen an der Positionierung des Monitors, nicht ganz ideal. Auf dem Panel-Markt gibt es IPS-Varianten, die mittels spezieller Filterfolien diesen Effekt deutlich abmildern.
Coating
Die Oberflächenbeschichtung des Panels (Coating) hat auf die visuelle Beurteilung von Bildschärfe, Kontrast und Fremdlichtempfindlichkeit einen großen Einfluss. Wir untersuchen das Coating mit dem Mikroskop und zeigen die Oberfläche des Panels (vorderste Folie) in extremer Vergrößerung.
Ein mikroskopischer Blick auf die Subpixel, mit Fokus auf die Bildschirmoberfläche: Der BenQ SW272U besitzt eine deutlich matte Oberfläche mit mikroskopisch sichtbaren Vertiefungen zur Diffusion. Körnungs- beziehungsweise Glitzereffekte bleiben aus.
Interpolation
Unsere Testsignale werden gut verarbeitet. Der Schärferegler sollte möglichst in der Neutralstellung belassen werden. Höhere Werte führen zu unschönen Doppelkonturen.
Inhalte mit quadratischem Pixelseitenverhältnis werden stets korrekt dargestellt. Bei 4:3-SD-Videosignalen, die diese Eigenschaft grundsätzlich nicht aufweisen, kommt es zu Verzerrungen. Anamorphe Quellen sind aufgrund des Panel-Seitenverhältnisses von 16:9 kein Problem.
Die folgenden Bilder geben einen groben Eindruck über die Qualität der Skalierung wieder. Der Abstand der Kamera zum Bildschirm ist stets identisch, und es wird immer seitengerecht auf Vollbild skaliert.



Juddertest
Um die vom BenQ SW272U unterstützten Frequenzen und Wiedergabe-Eigenschaften zu testen, haben wir verschiedene Signale zugespielt und das Ergebnis bewertet.
Unsere von 24 bis 75 Hz reichenden Testsignale (bei 1080p) werden durchgängig unterstützt. Die Darstellung ist dabei frei von Mikrorucklern.
Deinterlacing
Da ein LC-Display immer vollbildbasiert (progressiv) arbeitet, muss ein eingebauter Deinterlacer aus eingehenden Halbbildern (interlaced) eine Vollbildfolge erstellen.
Wir überprüfen das Deinterlacing mit Halbbildfolgen im 3:2- und 2:2-Rhythmus und spielen danach noch echtes Videomaterial mit nicht zusammenhängenden Halbbildern zu. Im Optimalfall kann der Deinterlacer in den beiden ersten Fällen die Originalvollbildfolge verlustfrei rekonstruieren.
Der Scaler des BenQ SW272U hat erhebliche Probleme mit PAL-Interlaced-Signalen (576i). Es kommt zu unschönen Artefakten und Bildflimmern. Wir verzichten daher auf weitere Tests. Im Alltagsbetrieb dürften die Schwächen in diesem Bereich aber keine echte Einschränkung darstellen.
Signalpegel und Farbmodell
Der BenQ SW272U verarbeitet digitale RGB- und YCbCr-Signale. Eine Anpassung des Dynamikbereichs ist über den Schalter HDMI RGB PC Range möglich. Die Einstellung Full (0~255) wird für Quellen verwendet, die den vollen Dynamikbereich nutzen (PC-Level, Tonwertumfang bei 8 Bit Präzision: 0–255). Eine nach der Auswahl von Limited (16~235) durchgeführte Tonwertspreizung sorgt für die korrekte Darstellung von Signalen mit eingeschränktem Dynamikbereich (Videolevel, Tonwertumfang bei 8 Bit Präzision: 16–235).